Schallstück für G-Trompete

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Moderator: Die Instrumentenbauer

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schattie280
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Re: Schallstück für G-Trompete

Beitrag von schattie280 »

Moin,

ich mag das alles gerne glauben, was mit Messtechnik ermittelt wird. Da steckt mit Sicherheit viel Arbeit und Gehirnschmalz drin. Und in einem Akustiklabor lassen sich unzweifelhaft noch bessere Messungen durchführen.
Wenn ich Ausführungen des Instituts im Internet richtig gelesen habe, wird dem instrument ein "Mundstück" aufgesetzt und dann wird die ganze Sache in "Wallung" versetzt, also Töne durchgeschickt und das Ergebnis gemessen.
Meine Überlegung ist nun: die ganze Sache findet unter optimalen Bedingen statt. Haben Ansatz, Mundstück, das Anfassen des Instrumentes nicht größere Auswirkungen auf das Schwingsverhalten als z.B. eine etwas verschoben angelötete Stütze?
Ich weiß selber, dass mir als Bläser bestimmte Kombinationen aus Mundstück, Mundrohr und Schallbecher (beim Tenorhorn kleines Mundstück, enges Mundrohr, weites Schallstück) am besten liegen - also verschiedene Parameter bestimmte Auswirkungen haben. Ließen sich solche persönlichen Vorlieben ebenfalls mit dem BIAS nachvollziehen oder gar ermitteln?

Gruß,
Schattie
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Wolfram
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Re: Schallstück für G-Trompete

Beitrag von Wolfram »

@Schattie!
Du hast vollkommen Recht. Natürlich kann ich mit der Mundstück-Auswahl mit versetzen von Stützen oder erschwerten Ventildeckeln Veränderungen vornehmen. Aber darum geht es hier doch gar nicht.

Die Messungen zeigen auf, dass 3 vollkommen identische Instrumente mit unterschiedlichem Material seine jeweilige Eigenresonanz und Klangbilder haben.

Offensichtlich wird, dass zwischen versilbert und unversilbertem Schall der Unterschied kaum erkennbar ist.
Wohl aber der Unterschied zwischen Neusilber-Schallstück und Goldmessingschallstück!
Und diese Charakteristik sollte bei der Vorstellung, welchen Klang will ich mit meinem Instrument haben schon beachtet werden!
Ich bezweifle auch, dass man allein mit Mundstück-Veränderung diese Unterschiede kompensieren kann. Eher schon mit Veränderung der Mundhöhle und Lippen-Position...
Aber warum soll man bei der Erzeugung sich unnötig anstrengen (um Klang-Veränderungen zu erreichen), wenn ich dies auch mit Material-Auswahl und/oder Konstruktions-Veränderungen erreiche oder unterstützen kann?
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schattie280
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Re: Schallstück für G-Trompete

Beitrag von schattie280 »

Moin Wolfram,

vollkommen richtig. Wenn es geht, soll man es sich so einfach wie möglich machen! :mrgreen:
Ich frage mich halt nur, wenn ich unter Idealbedingungen messe - und dann danach ein Instrument baue - habe ich dann hinterher das gewünschte Ergebnis, nämlich den Bläser zu unterstützen und es ihm einfacher zu machen, oder ist die ganze Mühe für die Katz, weil der Bläser vielleicht mit dicken Pranken den Schallbecher anfaßt und somit kontraproduktiv wirkt.
Kann man eine Differenz zwischen Theorie und Praxis ausschließen?

Interessant erscheint mir, dass es scheinbar egal ist, ob versilbert oder nicht. Versilbern wäre dann nur was für die Optik.

wo geht der Trend bei der Entwicklung hin? Stünde gar am Ende wie z.B. im Fahrzeugbau eine Simulation im PC, wo sich mit der Maus meinetwegen der Becher weiten läßt und man das Ergebnis irgendwie erkennen kann?

Gruß,
Schattie
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Fama
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Re: Schallstück für G-Trompete

Beitrag von Fama »

schattie280 hat geschrieben: ...
Interessant erscheint mir, dass es scheinbar egal ist, ob versilbert oder nicht. Versilbern wäre dann nur was für die Optik.
...
Gruß,
Schattie
Sehe ich nicht so. Obwohl Silber mit der Zeit (auch abhängig von der Aufbewahrung des Instruments und von der Aggressivität des Handschweiß des Instrumentalisten) im Gegensatz zu Gold anläuft, schützt es das darunterliegende Material zuverlässig vor Oxidation/Korrosion und stellt damit einen wichtigen Beitrag zum Werterhalt dar.
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Wolfram
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Re: Schallstück für G-Trompete

Beitrag von Wolfram »

Die dargestellten Grafiken sind nur ein "grober" Einblick in das Klangspektrum. Natürlich gibt es auch Unterschiede zwischen versilbert und nicht versilbert. Aber die wird man in einer solchen Grafik kaum darstellen können. Die Nuancen werden aber in der Tat so gering ausfallen, dass man mit einem anderen Mundstück, oder dem Festhalten des Schalls mit der Hand hier wieder einiges aufheben kann...
wo geht der Trend bei der Entwicklung hin? Stünde gar am Ende wie z.B. im Fahrzeugbau eine Simulation im PC, wo sich mit der Maus meinetwegen der Becher weiten läßt und man das Ergebnis irgendwie erkennen kann?
Das wird heute schon teilweise so praktiziert. Relativ sicher sind bisher die Intonations-Unterschiede. Dazu werden komplette Instrumente am PC berechnet.

Die Software für Klang-Messungen haben wir ja nun erst bekommen. Die Tests und Auswertungen stehen erst am Anfang...
Es gibt aber heute schon Kollegen, die sich mit dieser Software die beste Position der Schallstück-Stützen aufzeigen lässt.
LG, Wolfram
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