Ablagerungen im Instrument

Hier können Fragen an Instrumentenbauer gestellt werden.

Moderator: Die Instrumentenbauer

Antworten
Benutzeravatar
Troubadix
ExtremPoster
Beiträge: 332
Registriert: Samstag 6. August 2005, 11:09
Meine Instrumente ..: Dowids JBS Monke Galileo Egger
Wohnort: in Ulm und um Ulm herrum
Kontaktdaten:

Ablagerungen im Instrument

Beitrag von Troubadix »

Hallo liebes Forum,

ich habe folgende Beobachtung gemacht:
Ich habe Trompeten in denen sich schneller Ablagerungen im innern bilden als bei anderen.
Es hängt nicht mit der Häufigkeit des gebrauches zusammen.
Meine Jedentag Trompete ist seit Jahren fast Rückstands frei. Auch habe ich das Gefühl es nicht mit der Marterial Goldmessing / Messing zusammen.

Wer kann mir das erklären ?

Gruss T.
Benutzeravatar
Wolfram
Instrumentenbauer
Beiträge: 2782
Registriert: Donnerstag 12. April 2007, 18:08
Meine Instrumente ..: B-Konzerttrompete (Eigenbau)
B-Kornett "A.K.Wunderlich"
B-Trompete LEVANTE LV-TR5205
Wohnort: fast i.Zentr. d.Deutschen Musikinstr.-baus

Re: Ablagerungen im Instrument

Beitrag von Wolfram »

Hallo Troubadix!
An welchen Teilen beobachtest du unterschiedliche Ablagerungs-Mengen und aus welches Material sind diese?
LG, Wolfram
B-Konzerttrompete "Marke: Eigenbau"
B-Trompete LEVANTE LV-TR5205
Mundstück "Stomvi 3"
Benutzeravatar
Troubadix
ExtremPoster
Beiträge: 332
Registriert: Samstag 6. August 2005, 11:09
Meine Instrumente ..: Dowids JBS Monke Galileo Egger
Wohnort: in Ulm und um Ulm herrum
Kontaktdaten:

Re: Ablagerungen im Instrument

Beitrag von Troubadix »

Hallo lieber Wolfram

Alle Instrumente sind Meisterinstrumente.

Ich habe 2 Instrumente Messing versilbert, da viel es mir auf.
Beide Instrumente spiele ich nicht viel. In diesen Instrumenten sammeln
sich die Ablagerungen innen relativ stark an. (Mundrohr, Bögen, Ventildurchgänge)
Ich habe ein Instrument Messing lakiert,
ebenfalls nicht oft gespielt aber ungefähr gleich viel wie die versilberten minimalste Ablagerungen.
Das jedentag-Instrument Goldmessing, vergoldet, minimalste Ablagerungen.

Alle Instrumente werden unter gleichen gelagert und gewartet.

Gruss Troubadix
buddy
Unverzichtbar
Beiträge: 6944
Registriert: Samstag 7. April 2007, 16:50
Meine Instrumente ..: Yamaha, Kanstul, Bach

Re: Ablagerungen im Instrument

Beitrag von buddy »

Troubadix hat geschrieben:... Beide Instrumente spiele ich nicht viel. In diesen Instrumenten sammeln sich die Ablagerungen innen relativ stark an. (Mundrohr, Bögen, Ventildurchgänge
Könnte es sein, dass der Speichel nach dem Spielen in diesen Instrumenten zurückbleibt, eben weil Du sie nur gelegentlich spielst? Dann tippe ich auf die übliche Plaque, die irgendwann antrocknet.
Benutzeravatar
Wolfram
Instrumentenbauer
Beiträge: 2782
Registriert: Donnerstag 12. April 2007, 18:08
Meine Instrumente ..: B-Konzerttrompete (Eigenbau)
B-Kornett "A.K.Wunderlich"
B-Trompete LEVANTE LV-TR5205
Wohnort: fast i.Zentr. d.Deutschen Musikinstr.-baus

Re: Ablagerungen im Instrument

Beitrag von Wolfram »

Hallo Troubadix!
Für mich sieht es so aus, dass das unterschiedliche Material die Ursache ist.
Dir ist sicherlich bekannt, dass Goldmessing eine höhere Lebenserwartung als Messing hat?
Das liegt natürlich am höheren Kupfer-Gehalt des Materials...

Kupfer neigt dazu eine Schutz-Patina zu erzeugen (hellgrün). Zinkfraß tritt hier in der Regel nicht auf!
(Gelb-) Messing dagegen hat weniger Kupfer in der Legierung und reagiert deshalb schneller auf Ablagerungen, die durch die Feuchtigkeit des Spielens oder auch durch längere Standzeit im Instrument entstehen.

Wenn ein Material chemisch schneller reagiert, sind natürlich auch die sichtbaren Ablagerungen deutlicher als bei einem Material (Goldmessing) das langsamer oder gar nicht reagiert! Deshalb siehst du unterschiedliche Mengen an Ablagerungen.

-----------
Für den Unterschied zwischen lackierten und versilberten Instrumenten kann ich nur eine Hypothese aufstellen, die sehr wage ist:
Es hat mal jemand gesagt, das "Instrument atmet!"
Dieser Unterschied zwischen den versilberten und der lackierten Trompete kann damit zusammenhängen, dass der Lack weder Feuchtigkeit in die Oberfläche herein- noch herauslässt. In jedem Raum gibt es aber nun eine gewisse Luftfeuchtigkeit. Diese kommt aber nicht durch die Lackschicht.
Anders ist es mit Silber und Gold. Es sind Metalle mit einer Struktur die chemisch reagieren und je nach Gegebenheit die Feuchtigkeit ( wenn auch sehr langsam) in das Instrument weitergeben können. Diese Feuchtigkeit aus dem Inneren der Metall-Struktur reagiert natürlich auch noch.
Das lackierte Instrument hat dagegen nur mit der Feuchtigkeit die nach der Reinigung im Instrument verblieben ist zu verarbeiten. Meines Erachtens also weniger Feuchtigkeit.
Das könnte die Ursache sein, dass die versilberten Instrumente mehr sichtbare Ablagerungen haben als das lackierte Instrument.

Das deine vergoldete Trompete nicht so viele Ablagerungen hat, liegt (w.o.b.) an dem höheren Kupfergehalt des Goldmessings.

--------------------

Ich persönlich bin davon überzeugt, dass alle Alterungserscheinungen an Blechblasinstrumenten maßgeblich mit der Luftfeuchtigkeit und der Restfeuchtigkeit im Inneren der Instrumente zusammenhängt!
Gerne lasse ich mich eines Anderen belehren, aber die Erfahrung zeigt, dass Instrumente im tropischen Klima eine deutlich kürzere Lebenszeit haben als bei gleicher Pflege im (z.Bsp.) gemäßigtem Klima.

Wichtig ist deshalb, dass du deine Instrumente besonders vor längeren Standzeiten gesäubert hast und trocken lagerst.
Kellerräume und untemperierte Dachkammern sind "Gift" für Blechblasinstrumente!
LG, Wolfram
B-Konzerttrompete "Marke: Eigenbau"
B-Trompete LEVANTE LV-TR5205
Mundstück "Stomvi 3"
buddy
Unverzichtbar
Beiträge: 6944
Registriert: Samstag 7. April 2007, 16:50
Meine Instrumente ..: Yamaha, Kanstul, Bach

Re: Ablagerungen im Instrument

Beitrag von buddy »

Wolfram hat geschrieben:...bin davon überzeugt, dass alle Alterungserscheinungen an Blechblasinstrumenten maßgeblich mit der Luftfeuchtigkeit und der Restfeuchtigkeit im Inneren der Instrumente zusammenhängt!...
Den sehr schädlichen Einfluss verbleibender Feuchtigkeit im Instrument nehme ich auch an, "atmendes Blech" will mir aber nicht so recht einleuchten. Eine Diffussion von Wasser(dampf) durch Blech wäre mir völlig neu. Dass es Kondensationseffekte geben kann und bei Behinderung des Trocknens von Feuchtigkeitsrückständen in Mundrohr und Zügen eine korrosionsfördernde Umgebung entsteht, dürfte jedem klar sein.
Wolfram hat geschrieben:...Wichtig ist deshalb, dass du deine Instrumente besonders vor längeren Standzeiten gesäubert hast und trocken lagerst. ...

Bei meinem "eingemotteten" Blech habe ich für alle Fälle ein paar Tütchen Silikatgel mit im Koffer. Gibt es in kleinen Mengen in Foto- und Schuhgeschäften oder im Handel unter "Trockenmittel". Eine ganz informative Broschüre zum Thema hat dieser Anbieter:
http://katalog.wlw.de/DE/0001718114_0000236677/
http://www.trockenmittel-shop.de/
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 35 Gäste