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Wo misst man die Bohrung tatsächlich?

Verfasst: Freitag 15. Januar 2010, 09:15
von Puukka
Hallo Kollegen
Die in der Überschrift genannte Frage ist ja schon öfters gestellt worden.
Sie ist aber für mich neu aufgekommen, da es offenbar die unterschiedlichsten Variationen der mechanischen Auslegung einer Bohrung gibt.

Nachdem ich herausgefunden habe, dass bei den Benge, Burbank, Kanstul Chicago Trompeten die Züge der ML und MLP austauschbar sind, habe ich die Frage der Bohrung ins trumpetherald gestellt.

Heraus kam folgendes, teils Widersprüchliches:
1.) Laut "Trptbenge" ist der einzige Unterschied bei den oben genannten Trompeten zwischen dem Ende des Stimmzuges und dem dritten Ventil.
2.) Laut "Rogersbrass", offenbar ein Instrumentenbauer, variiert die Wandstärke (somit der Innendurchmesser) der Züge je nach Bohrung.
Bei Bach sind die Züge der ML und L auch austauschbar, weil angeblich eben die Materialstärke varriert.
der Züge.
3.) Ausserdem haben die large Bore Schilkes einen kleineren Innendurchmesser bei den Zügen als .460 (ML)

Meine Frage an unsere Instrumentenbauer: Ist das tatsächlich so?
Also eine ML Bach hätte z.B. 0,5mm Materialstärke, eine L bore z.B. 0,45 ?

Herbert

Re: Wo misst man die Bohrung tatsächlich?

Verfasst: Freitag 15. Januar 2010, 09:45
von haynrych
rechnerisch ginge es sich bei bach sehr exakt aus: (0.464 - 0.460) * 25,4mm = 0,1016mm

differenz der wandstärke: 0,1016mm / 2 = 0,0508mm

Re: Wo misst man die Bohrung tatsächlich?

Verfasst: Freitag 15. Januar 2010, 10:21
von Wolfram
Hallo Herbert!
Dafür gibt es keine genormten Standards und die Angaben werden von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich ausfallen!
Oftmals variiert es sogar innerhalb eines Herstellers von Serie zu Serie...

Tut mir Leid, aber eine zufriedenstellende Antwort wirst du dazu wohl nicht erhalten können!
LG Wolfram

Re: Wo misst man die Bohrung tatsächlich?

Verfasst: Freitag 15. Januar 2010, 10:26
von Puukka
Danke Wolfram, komplexer als ich dachte.
Aber ich muss auch nicht immer alles wissen. :wink: :
Jedenfalls weiss ich jetzt mehr als früher, als ich dachte, es verändert sich immer der Durchmesser der Ventilbohrungen und somit auch der Züge.
Herbert

Re: Wo misst man die Bohrung tatsächlich?

Verfasst: Freitag 15. Januar 2010, 10:35
von Butenostfrees
Moin allerseits,

habe ich das oben richtig verstanden?

Sind also die Züge sämtlicher Bachtrompeten (gemeint natürlich Stradivarius) untereinander austauschbar?

Gruß vom Butenostfrees

Re: Wo misst man die Bohrung tatsächlich?

Verfasst: Freitag 15. Januar 2010, 10:42
von Puukka
Zumindest scheint es für ML und L zu gelten.
Herbert

Re: Wo misst man die Bohrung tatsächlich?

Verfasst: Freitag 15. Januar 2010, 10:48
von haynrych
haynrych hat geschrieben:rechnerisch ginge es sich bei bach sehr exakt aus: (0.464 - 0.460) * 25,4mm = 0,1016mm

differenz der wandstärke: 0,1016mm / 2 = 0,0508mm
war jetzt im keller und habe zweite züge nachgemessen (aussendurchmesser minus doppelter wandstärke):

bei bach 180SL25: 13mm - 1,3mm = 11,7mm

bei jupiter (ML): selbe wandstärke aber aussendurchmesser um wenige hundertstel kleiner

bei meiner kanstul (L): 12,5mm - 0,6mm = 11,9mm

total überrascht war ich von den sehr unterschiedlichen wandstärken (kanstul = 0,3mm)!

Re: Wo misst man die Bohrung tatsächlich?

Verfasst: Freitag 15. Januar 2010, 13:52
von schattie280
Puukka hat geschrieben:Danke Wolfram, komplexer als ich dachte.
Aber ich muss auch nicht immer alles wissen. :wink: :
Jedenfalls weiss ich jetzt mehr als früher, als ich dachte, es verändert sich immer der Durchmesser der Ventilbohrungen und somit auch der Züge.
Herbert
Moin,

genau, die (Ventil-)Züge und die Bohrung (gemessen am 1. Ventileinlass der Maschine) können differieren. Ich habe z.B. gerade eine Glasmaschine für ein Kuhlohorn bestellt mit 11er Bohrung, aber die Züge in 11,20mm.

Gruß,
Schattie

Re: Wo misst man die Bohrung tatsächlich?

Verfasst: Freitag 15. Januar 2010, 15:34
von Wolfram
Herbert,
bedenke bitte dass die Bohrung des Instrumentes nicht identisch sein muß mit dem Innendurchmesser der Ventilzüge.
Die "Bohrung" eines Instrumentes ist der Innendurchmesser der Rohr-Verbindungen zwischen den Ventilbüchsen!
Zumindest haben wir es so auf der Berufsschule gelernt!

Es ist durchaus denkbar, dass der Innendurchmesser der Ventilzüge größer oder kleiner als die Instrumentenbohrung ist, um die Intonation des Instrumentes zu verbessern. Dies kann heute am Computer genau berechnet werden. Allein schon deshalb ist es möglich, dass jedes Modell und jeder Hersteller Unterschiede hat!
LG Wolfram

Re: Wo misst man die Bohrung tatsächlich?

Verfasst: Freitag 15. Januar 2010, 16:08
von Puukka
Wolfram hat geschrieben:Die "Bohrung" eines Instrumentes ist der Innendurchmesser der Rohr-Verbindungen zwischen den Ventilbüchsen!
Wird schon so sein, hatte nur von Anfang an einen falschen Eindruck davon.
Ich weiss jetzt auch wieso, denn meine alte CONN 22B mit ihrer kleinen Bohrung hatte tastächlich auch engere Züge (wie die Conny).
Damals bin ich zum ersten Mal mit unterschiedlichen Bohrungen konfrontiert worden.

Also könnte man im Regelfall den Maschinenstock austauschen und man hätte eine andere Bohrung.
Kommt natürlich viel billiger als alle Züge in unterschiedlichen Dimensionen herzustellen.

Interessant, dass die zwei Verbindungen dann so viel ausmachen.
Wobei ich gemerkt habe, dass unterschiedliche Becherweiten eigentlich den viel grösseren Unterschied ausmachen.
Klar, da ist viel mehr Raumunterschied.
Herbert

Re: Wo misst man die Bohrung tatsächlich?

Verfasst: Montag 18. Januar 2010, 10:56
von Wolfram
Puukka hat geschrieben:
Wolfram hat geschrieben:... Interessant, dass die zwei Verbindungen dann so viel ausmachen.
...
Herbert
Hallo Herbert!
Die zwei Rohrverbindungen sind nicht allein entscheidend für die Bohrungs-Verlauf des Instrumentes und seine Intonation oder Klangfarbe!
Da gehört natürlich viel mehr dazu!

Aber man benötigt als Hersteller einen bestimmten internationalen Standard wo man denn nun die Bohrung festlegt - und die wird (m.W.) von allen Herstellern im Ventilstock und seinen Rohrverbindungen festgelegt.
LG Wolfram