einteiliges oder zweiteiliges schallstück?

Hier können Fragen an Instrumentenbauer gestellt werden.

Moderator: Die Instrumentenbauer

Antworten
Benutzeravatar
nic
ExtremPoster
Beiträge: 397
Registriert: Freitag 7. Januar 2005, 13:04

einteiliges oder zweiteiliges schallstück?

Beitrag von nic »

eine frage von sicherlich allgemeinem interesse:
welche eigenschaften haben einteilige oder zweiteilige schallstück?
gibt es da unterschiede z.b. zu posaunen?
Dr.Messing
Instrumentenbauer
Beiträge: 51
Registriert: Samstag 26. November 2005, 09:33
Wohnort: Wangen- Primisweiler (Allgäu)
Kontaktdaten:

Man muss es im Zusammenhang betrachten

Beitrag von Dr.Messing »

Hallo Nic,
der Klang, Stimmung und Ansprache eines Instruments muss im Zusammenhang gesehen werden.
Der Unterschied zwischen onepiece und twopiece bells liegt nicht nur in der Fertigungsmethode. Bei einteiligen Schallstücken ist in der Regel die Blechstärke im Schallstückverlauf gleichmäßiger. Beim zweiteiligen Schallstück variiert die Blechstärke vor allem im Bereich der Becherschweifung. Je nach Stärke des Ausgangsmaterials und der Position des Ansatzes wird die Blechstärke unterschiedlich stark abweichen. Der Klang eines Instruments hängt aber nicht nur von diesem einen Faktor ab.
Durch die verschiedenen Möglichkeiten den Klang und die Stimmung zu beeinflussen hat der Instrumentenmacher eine Vielzahl von Möglichkeiten um auf verschiedene Eigenschaften Einfluss zu nehmen.
Rein physikalisch wird sich ein Posaunenschallstück nicht viel anders verhalten wie ein Trompetenschallstück. Was der Bläser bzw. der Zuhörer dabei spürt steht auf einem anderen Blatt.
Klangtechnisch wird ein Posaunenschallstück anders reagieren müssen, da ja die Reflexionsbereiche der Posaunenschallstücke größer sind als die der Trompetenschallbecher.

mfG
Dr.Messing
Benutzeravatar
Puukka
Besonders Verdient gemacht
Beiträge: 4645
Registriert: Dienstag 11. Januar 2005, 23:55
Meine Instrumente ..: K&H Topline
Wohnort: Krems an der Donau

Beitrag von Puukka »

Ich bin zwar kein Instrumentenmacher aber ich habe erfahren, daß man einen zweiteiligen Schallbecher selber gleichmässiger fertigen kann. Deshalb soll z.B Monette diesen Becher bevorzugen.
Bei meiner VBS 1 kann ich keinen Nachteil zum Strad Becher entdecken.
Die von fast allen Stars in den 40ern und 50ern gespielte Martin Commitee hatte auch einen zweigeteilten Becher.
LG Herbert
Bach 7C
K&H Topline
Benutzeravatar
nic
ExtremPoster
Beiträge: 397
Registriert: Freitag 7. Januar 2005, 13:04

Beitrag von nic »

hallo herbert,
das gleiche sagen auch posaunisten: bei einteiligen schallstücken gerät der äußere bereich des bechers schnell mal zu dünn, das mögen die wohl nicht.
Benutzeravatar
Puukka
Besonders Verdient gemacht
Beiträge: 4645
Registriert: Dienstag 11. Januar 2005, 23:55
Meine Instrumente ..: K&H Topline
Wohnort: Krems an der Donau

Beitrag von Puukka »

Die Diskussion im trumpetherald ging schon einmal so weit, daß im Endeffekt nicht mal klar war, ob die Lötnaht, die beim einteiligen Becher von vorne bis hinten durchgeht vielleicht sogar mehr stört als die Naht beim zweigeteilten, wobei ja der Endteil des Bechers gerade bei Dem aus einem einteiligen Stück ist.
LG Herbert
Bach 7C
K&H Topline
Dr.Messing
Instrumentenbauer
Beiträge: 51
Registriert: Samstag 26. November 2005, 09:33
Wohnort: Wangen- Primisweiler (Allgäu)
Kontaktdaten:

Achtung!!!

Beitrag von Dr.Messing »

Hallo Nic, Hallo Puukka,

wir müssen aufpassen dass wir nicht gleichzeitig über Äpfel und Birnen diskutieren. Ich gehe grundsätzlich davon aus, dass die Zuschnitte exakt auf die jeweilige Becherform abgestimmt sind. Ist dies nicht der Fall, passiert genau das, was die Posaunisten nicht mögen: der Becher wird zu dünn. Dies ist aber im Regelfall dann die Schuld des Schallstückmachers der nicht exakt gearbeitet hat. Zudem werden Schallbecher, um die Drückrillen zu beseitigen, überdreht und anschliessend poliert. Allein bei diesem Arbeitsgang kann man "Das Kind schon mehrmals ersäufen".
Heutzutage werden in großen Serien die Becher oft geschweißt.
Aus vielen Gesprächen mit Musikern kann man allerdings heraushören, dass der Klang der modern gefertigten Instrumente einfach anders ist als der Klang der alten, in traditioneller Weise gefertigten Instrumente.
Es ist meiner Meinung nach bis zum heutigen Zeitpunkt nicht möglich klare, objektive Aussagen über diese komplexen Zusammenhänge zu machen.
Zum nächsten Punkt:
Wer legt eigentlich fest ob eine Lötnaht stört oder nicht? Ich jedenfalls maße mir nicht an hierüber zu urteilen.
Der Arbeitsaufwand um ein zweiteiliges Schallstück herzustellen ist übrigens nicht viel geringer als bei einem einteiligen Schallstück. Lediglich der Abspannvorgang fällt fast weg. Einem geübten Schallstückmacher ist es übrigens "völlig Wurscht" wie sich ein Schallbecher zusammensetzt. Dafür gibts einen einfachen Grund: Er beherrscht sein Handwerk.

MfG
Dr.Messing
Benutzeravatar
nic
ExtremPoster
Beiträge: 397
Registriert: Freitag 7. Januar 2005, 13:04

Beitrag von nic »

hallo dr. messing,
schlampereien habe ich natürlich nicht einkalkuliert, da hast du vollkommen recht. ich hatte die vorstellung, daß durch die starke steigung im randbereich eines posaunenbechers das pressen eines "napfes" leichter zu bewerkstelligen ist als letztlich eine "manschette" abzuflachen. aber so etwas kann natürlich nur jemand beantworten, der auch schallstücke machen kann. vielen dank für deine antwort!
Benutzeravatar
Puukka
Besonders Verdient gemacht
Beiträge: 4645
Registriert: Dienstag 11. Januar 2005, 23:55
Meine Instrumente ..: K&H Topline
Wohnort: Krems an der Donau

Beitrag von Puukka »

Danke Dr. Messing! Prima kompetente und gleichzeitig objektive Beiträge!
Bach 7C
K&H Topline
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 33 Gäste