Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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HAB
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Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von HAB »

Hi, ich bin Armin und habe vor im Frühling 2009 mein Leistungsabzeichen in Silber absolviert.
Doch ca. 1Woche vor der Prüfung hat es begonnen! :( Mein Ansatz wurde weniger mein Ton wurde
weniger schön. Dank einem meiner damals 2 Musiklehreren konnte ich die Prüfung ausgezeichnet
ablegen doch seither verschlechterteich mich von Tag zu Tag. Anfangs ging ich davon aus das es nur
kurzfristig sei doch als es nicht besser wurde begann ich Lippenstellung zu verändern, mehr zu stützen,
mehr zu üben doch alles half nichts. Jetzt bin ich davon überzeugt das ich mir zuviel Druck mache, den
ich nicht loswerde und in den Ferien (ich bin erst 14) habe ich auch keinen Zugang zu einem Musiklehrer.

Info zum Ansatz:

Frühling: Ich spielte bis zum d³ ohne große Schwierigkeiten
nach Pfüfung: Ansatz wird weniger zwischendurch nur bis g² oder tiefer möglich!
Zwischendurch: c³ wieder einigermaßen spielbar
jetzt: Komplette mentale Blockade mach mir enorm viel Druck Ton ist dumpf und
meiner Meinung wirklich zum Kotzen. :down: Presse auch ziemlich das Mundstück(3C)
gegen die Lippen.

Ich bin echt Verzweifelt, bitte helft mir! :cry: :roll:
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Bixel
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Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von Bixel »

Hallo, Armin,

du hast die Zusammenhänge m.E. richtig erkannt - soweit man dies von Ferne überhaupt beurteilen kann.

Häufig gilt: "Gefahr erkannt -> Gefahr gebannt!"
Schwankungen der bläserischen "Leistungsfähigkeit" kennt vermutlich jeder - ich auch.
Ich kenne aus früheren Zeiten die Panik, die durch soetwas ausgelöst werden kann - einschließlich der Abwärtsspirale, die du beschrieben hast.

Die Ursachen (wie auch die Ursachen des wieder Verschwindens) solcher Phasen bleiben meist im Dunkeln.
Da hilft nur: möglichst locker bleiben und Besserung abwarten.

Manchmal sind auch Schicksalsschläge in völlig anderen Lebensbereichen daran beteiligt, dass etwas nicht mehr funktioniert, was zuvor lange Zeit problemlos funktioniert hat.

Wie du in dem "Überflieger"-Thread m.E. richtig schriebest, spielt die Psyche beim Trompeten eine wichtige Rolle.
Man muss aber als Trompeter sich nicht "für den Größten aller Zeiten" halten, um gut Trompete spielen zu können.
Es reicht m.E. vielmehr, wenn die eigenen Ansprüche (an sich selbst) nicht unerfüllbar hoch sind.
Es gilt, eine (innere wie äußere) Balance zu finden.

Es kann u.U. durchaus heilsam sein, die Trompete ein Weilchen zur Seite zu legen, sich völlig anderen Dingen zu widmen, und sich dann (mit "neuer innerer Ordnung") wieder darauf einzulassen.
Ich würde keine Pflicht aus der Beschäftigung mit der Trompete machen wollen, sondern abwarten, bis es wieder Spaß macht.

Das kommt wieder!

:D :gut:
.
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
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Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von wernertrp »

Vielleicht lag alles nur an der komischen Prüfung.
Ich prüfe nur dort wo ich mich binden will
und erkläre hiermit das Trompetenforum zur
prüfungsfreien Zone.
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haynrych
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Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von haynrych »

“krise kann ein produktiver zustand sein. man muss ihr nur den beigeschmack der katastrophe nehmen.”

[max frisch] gefunden auf: http://www.zitate-online.de/
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Deakt_20120717
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Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von Deakt_20120717 »

@ HAB

Deine Probleme haben wir hier schon öfter disskutiert!
Such mal unter "fokaler Dystonie" und lies Dir das durch!
Ich denke, so wie Du das schreibst, läuft das am ehesten auf sowas raus!
Aber Ferndiagnosen sind natürlich immer gefährlich!
HAB
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Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von HAB »

Danke für eure Antworten!
@Bixel: Ich muss dir schon recht geben, doch einfach für eine Zeit meine Trompete zur Seite zu legen,
kann ich einfach nicht. Es ist mir schon klar das es gut für mich wäre, doch dies zu tun fällt mir zu
schwer. :argh:
Ich denke es fällt mir so schwer weil ich mir denke dass wenn ich für eine Zeit aufhöre regelmäsig zu üben
mein Ansatz noch schlechter werden kann.
Trotzdem werde ich mich zusammenreißen und es versuchen. :roll:
THX an alle :D
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Miss Trumpet
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Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von Miss Trumpet »

@ HAB:
Das von dir geschilderte Problem kann sehr viele Ursachen haben, die sich häufig auch noch gegenseitig bedingen und zu einer regelrechten Abwärtsspirale führen können:

1. Überlastung der Muskulatur, insbesondere wenn dies regelmäßig geschieht („spielen bis nichts mehr geht“, zu wenige Regenerationspausen).
2. Exzessiver Mundstückdruck, insbesondere wenn dies regelmäßig geschieht.
3. Fehler in der Ansatztechnik, die sich unbemerkt eingeschlichen haben und sich immer weiter verstärken.
4. Fehler in der Mundstückposition, die sich unbemerkt eingeschlichen haben und sich bis zum Einsetzen ins Lippenrot gesteigert haben.
5. Ein missglückter Mundstückwechsel
6. Fehlhaltung und Verspannungen, die sich auf Atmung und Luftführung auswirken.
7. Mangelnde oder fehlerhafte Atemtechnik, basierend Fehlinformationen und falschen Vorstellungen.

Hinzu kommt die mentale Komponente - für sich allein (z.B. Lampenfieber) sowie auch als weitere Folge der oben genannten Ursachen (z.B. mangelndes Selbstvertrauen nach einem Misserfolg, Versagensängste, negative Erwartungshaltung) – die sich besonders auf Haltung und Atmung auswirkt, was sich wiederum stark auf den Ansatz auswirkt.

Eine fokale Dystonie halte ich für unwahrscheinlich, diese äußert sich meines Wissens durch unkontrollierbares Zittern und Zucken von Muskelpartien.

Mein Rat: Reflektier mal ein bisschen über die möglichen Ursachen, die ich angeführt habe, und mach dann mindestens 2 Wochen komplett Pause. Damit können sich Überlastungserscheinungen in der Physis regenerieren und du verlernst zu einem gewissen Maß auch wieder eingeschlichene Fehler (vorausgesetzt, du fällst beim Neustart nicht wieder in alte Muster zurück). Außerdem bekommst du damit auch mal den Kopf frei und kannst leichter aus dieser Abwärtsspirale ausbrechen.

Beim Neustart solltest du besonders auf die Basics achten, Geduld haben, viele kleine Pausen machen (sehr wichtig für den Muskelaufbau - hierzu kannst du einiges im Forum nachlesen) – und vor allem deine Freude am Trompete spielen wiederfinden. Hierbei wäre ein kompetenter Lehrer sehr hilfreich, der ggf. gleich korrigierend eingreifen kann. Wenn es bei dir eine richtige „Großbaustelle“ gibt, also grobe Mängel und Fehler bei mehreren Systemkomponenten, und eine Ansatzumstellung o. ä. notwendig ist, kommst du um einen kompetenten Lehrer auf keinen Fall herum – erspar dir dann zeit- und nervenraubendes Herumprobieren in Eigenregie.

LG, Miss Trumpet
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Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von biancoblu »

Mein bescheidener Rat wäre, über Deine körperliche Konstitution nachzudenken. Hat sich etwas verändert ? (Fitness, Schlaf, Verdauung, nervöser Magen, etc.). Wenn ja: bring das wieder zurück auf die Ausgangsposition.

Leider ist es so, dass der Frust der Krise die o.g. Punkte zusätzlich negativ beeinflusst -> let's get out of it

Gruss
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haynrych
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Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von haynrych »

ferndiagnose ist nicht.

u.u. hilfreicher link: embouchure overuse syndrome < kommt dir hier was bekannt vor? wenn: JA > dann hilft's vielleicht!?

es gibt dann noch glasel john: relaxation techniques (mit suchmaschine findest du sicher einen anbieter), falls du derart übertrieben haben solltest, dass die lippenöffnung permanent zu klein ist (dumpfer kraftloser ton). kommt zwar sehr selten vor (also eher unwahrscheinlich), aber könnte eine von vielen möglichkeiten darstellen.
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Deakt20091031

Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von Deakt20091031 »

2 empfehlenswerte Bücher:
Inner Games of Music, in Deutsch.
Clever üben.
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Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von HAB »

@ haynrych: :D Danke für den Link. Soweit ich mit meinem Schulenglisch verstehen konnte, stimmt dieser Bericht vollkommen mit meinem Problem überein. Ich werde einmal dieses "blocked buzzing" versuchen. Leider konnte ich dieser Technik nicht ganz folgen, könntest du mir bitte dieses erklären! :Hä: Auch den Text selbst konnte ich nicht volkommen übersetzten.
Wäre sehr nett mir alles zu erklären. :mrgreen:

Großes Dankeschön und freundliche Grüße von HAB :narr: :narr:
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haynrych
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Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von haynrych »

die autorin, eine hornistin und ansatzspezialistin und fachfrau auf dem gebiet überlastungsprobleme und zerstörter ansatz, beschreibt wie es zur abwärtsspiral gekommen sein kann, wenn's mal über längeren zeitraum bläserisch schief läuft. konkret bezieht sie sich auf die situation, wo schwierigkeiten als folge von zu ausgedehntem und/oder angestrengtem spiel vermutet werden können. auf der seite gibt es mehrere auszüge aus ihren büchern, einfach auf die bilder klicken, die im menü (linker rand) erscheinen.

das blocked buzzing wird von ihr als trick beschrieben, wie man den weg zurück wieder finden könnte und basiert im wesentlichen darauf, den betroffenen bläser zu zeigen wie das gefühl eines funktionierenden ansatzes sein sollte, indem beim mundstückbuzzing der widerstand dramatisch erhöht wird (backbore mit finger zuhalten).

ich persönlich musste blocked buzzing noch nie verwenden, weil ich's noch nie so stark übertrieben hatte, dass ich keinen ton mehr erzeugen konnte. wenn ich es nur leicht übertrieben habe, komme ich nahezu immer mit einem mittelding aus mundstückbuzzing und blocked buzzing auf den weg zurück: dem leadpipebuzzing (stimmzug entfernen und auf der kombination mundstück plus mundrohr spielen).

da du offensichtlich versuchst dein problem autodidaktisch zu lösen, könnte es vom vorteil sein nur eine lösungsstrategie gleichzeitig zu verfolgen. je komplexer du das system gestaltest, desto schwieriger (bis unmöglich) wird es kausaltitäten erkennen und verstehen zu lernen. schmerzen sind ein deutliches warnsignal des körpers und sollten niemals ignoriert werden.

falls du dich weiterführend für ansatzprobleme und theoretische hintergründe und lösungsvorschläge interessieren solltest, führt vermutlich kein weg daran vorbei, englisch zu lernen. das angebot an englischer literatur zu diesem thema ist derart umfangreich, dass es die allermeisten einsteiger überfordert und/oder verwirrt. weiters gibt es eine unzahl von ansatzspezialisten unter diesen autoren, welche ihre hilfe auch in unterrichtsform anbieten, die allermeisten von ihnen sprechen englisch. zusätzlich werden auch gerne onlinelessons angeboten. diese sind eine sehr neue form des unterrichts und dementsprechend noch sehr umstritten. selbst habe ich fernunterricht dieser art noch nie probiert, daher möchte ich kein urteil über diese möglichkeit abgeben. tipps in foren oder per email können im besten fall anregungen darstellen und neue lösungswege skizzieren, jedoch im schlimmsten fall schaden.

letztendlich gilt wie so oft: es gibt kaum einen vorteil ohne nachteil, denn: irgendeinen tod stirbt man immer.

ALLE!
Zuletzt geändert von haynrych am Donnerstag 13. August 2009, 11:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von bela »

Hier die genaue Übersetzung des Textes:
Das Ansatz-Überbeanspruchungssyndrom ist schlechthin die verbreitetste durch Leistung verursachte Verletzung, an der Blechbläser leiden. Es ist ein rätselhaftes, sich selbst verstärkendes Verletzungssyndrom, das keiner medizinischen Diagnose und Behandlung zugänglich ist. Zu seinen Symptomen gehören Lippenschmerzen, Anschwellen der Lippen, Ansatzschwäche, Verlust der technischen Kontrolle, Mangel an Ausdauer, Schwierigkeiten, im hohen Register zu spielen und allgemein eine Unfähigkeit zu spielen. Das Überbeanspruchungssyndrom kann jeden treffen, es raubt Spielern jeder Stufe und jedes Ausbildungsstandes ihre Fähigkeiten. Zwar können andere Dinge, wie etwa eine Erkrankung oder Zahnschäden die Ursache sein, dass ein Spieler ein Überbeanspruchungssyndrom entwickelt, aber eine Überbeanspruchung des Ansatzes ist fast immer die Ursache.
Eine Überbeanspruchung des Ansatzes tritt auf, wenn ein Spieler zu viele Stunden am Stück, oder mit größerer Intensität geblasen hat, als er gewohnt ist, z.B. bei der Vorbereitung auf ein Vorspiel oder ein Solokonzert, oder eine Woche mit anstrengendem Orchesterrepertoire, ein langer Tag mit sehr hohen Jazznoten, usw. Die verbleibenden physischen Auswirkungen von zu viel Blasen (Lippenschmerzen, Lippenschwellung und Ermüdung der Gesichtsmuskeln) hindern einen Bläser buchstäblich, seinen Ansatz normal einzusetzen. Ein Bläser mit schmerzendem Ansatz verfällt dann darauf, mit weniger Kontrolle und Energie in den Gesichtsmuskeln zu spielen, um sich der Ermüdung und den unangenehmen Begleiterscheinungen anzupassen. Das wird jedoch dann rasch zu einer Gewohnheit. Dementsprechend wird der Ansatz des Bläsers zu “lasch”, als dass er noch ein effizientes Blasen gestatten würde, und Tonumfang, Sound und Ausdauer schwinden hin und werden zu einer Belastung.
Die Auswirkung einer Überbeanspruchung auf den Ansatz verändert auch die normale Empfindung im Gesicht und das Blasen fühlt sich dann seltsam und falsch an. Die Empfindung ist ein so grundlegend wichtiger Teil des Spielens eines Blechblasinstrumentes und nichts verändert die Empfindung in den Lippen und im Gesicht rascher als Ermüdung und Anschwellen. Ohne dass er es überhaupt bemerkt, beginnt die solide, gesunde Ansatztechnik eines Spielers zu einem unproduktiven und verletzungsanfälligen System zu verfallen. Sobald der Ansatz nicht mehr richtig funktioniert, verursacht das Blasen eine ständige und schmerzende Reizung des Lippengewebes bzw. wird auch eine falsche Belastung in irgendeinem anderen Bereich des Gesichtes hervorgerufen.
Wenn man eine Überbelastung des Ansatzes nicht zu einem längeren Leistungsabfall werden lassen möchte, ist der Bläser gut beraten, nach einer physischen Überbeanspruchung seines Ansatzes mit dem Spielen mindestens einen oder zwei Tage ganz auszusetzen. Sollte das nicht möglich sein, sollte er sorgfältig spielen und nur, wenn es absolut notwendig ist, - keine langen Aufwärmübungen und kein Blasen, das nicht unbedingt notwendig ist, bis sich die Dinge wieder erholt haben. Leider ist es so, sobald sich das Leiden zu einem voll ausgeprägten Syndrom ausgewachsen hat, ist Rehabilitation der einzige Weg, den Kreis von Verletzung und Wiederherstellung der Spielfähigkeit zu durchbrechen. Bei der Rehabilitation wird die Fähigkeit des Ansatzes wieder trainiert, mit einer normalen, festen Muskelstruktur, Kontrolle und Stabilität einzusetzen, also eineTechnik, die durch Lippenbeschwerden und Anschwellen verloren gegangen ist.
Ein Spieler, der an Überbeanspruchungssyndrom leidet, wird vollkommen verwirrt und weiß nicht mehr, wie sich sein Ansatz anfühlen sollte und wie er beim Blasen funktionieren sollte. Es gibt jedoch einen sehr leichten Weg, einem verletzten Spieler zu demonstrieren, wie seine gesunde, bequeme Ansatztechnik für gewöhnlich funktioniert hatte. Dazu benutzt man eine Technik, die als blockiertes Buzzing bezeichnet wird. Blockiertes Buzzing besteht darin, das Ende des Mundstücks mit einem Finger VOLLKOMMEN zu verlegen, dann das Mundstück an die Lippen zu setzen, als ob man buzzen würde, und dann gegen den Widerstand mit einem konstanten Mezzoforte-Luftfluss zu blasen (es darf keine Luft seitlich von den Lippen oder aus dem Mundstück entweichen. Dabei kann man fühlen, wie der Ansatz eine Menge Muskelkraft (kontrollierte Spannung) einsetzt, um gegen den Widerstand anzublasen. Beobachten Sie sich selbst dabei in einem Spiegel und setzen Sie langsame, wiederholte Töne mit Zungenstoß beim blockierten Buzzing. Beachten Sie, wie bewegungslos und stabil dabei ihr Gesicht und ihr Hals bleiben.
Leider ist diese Art von Stabilität des Gesichtes bei einem verletzten Ansatz sehr schwierig zu erzeugen und aufrecht zu erhalten. Wie schon gesagt, ein durch Überbeanspruchung nicht mehr funktionierender Ansatz verliert die Fähigkeit, sich mit Stabilität und Muskelkontrolle vor dem ersten Einsatz einzurichten. Der normale Grad an Ansatzstabilität, den ein gesunder Ansatz automatisch und ohne nachzudenken zum Spielen erzeugt, ist mit der vergleichbar, die der Ansatz beim blockierten Buzzing erzeugt.
Mehr Informationen zum blockierten Buzzing und zur Ansatz-Rehabilitation finden Sie in Broken Embouchures und Embouchure Rehabilitation.

Liebe Grüße aus der Übersetzerwerkstatt
Bela
Schöne Musik ist eine Leiter zum Paradies.
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haynrych
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Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von haynrych »

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Re: Ansatz-, Ton-, und Mentalkrise

Beitrag von FlüTro »

aus dem leistungssport gibt es folgendes Prinzip:
Trainieren mit 60% der maximalen Leistungsfähigkeit,
dies führt zur kontinuierlichen Steigerung/Verbesserung
und zur optimalen Spitzenleistung im Wettkampf.
bei steter Überlstung wird sogar ein Abwärts-Verschlechterungsprozess
eingeleitet, u.a. weil die Mukulatur "katabol" wird,
also sich selbst abbaut.

Fazit: Ganz leichtes Aufbautraining.

Peter
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