Trompetenforum.de

Liebe Kollegen,

ich spiele seit einigen Jahren in diversen amateur- und semi-professionellen und Big Bands.
Nun ist es in der heurigen Saison so, dass unser 2ter Trompeter ausfällt, der meistens die Soli’s gespielt hat.
Eigentlich spiel ich oft die erste Stimme und eher selten Soli. (wenn dann nur mit FH und das Soli ist dann auf Noten geschrieben)
Nun kam der Bandleader auf die glorreiche Idee, dass ich die zweite Stimme übernehmen solle und wir uns einen Profi-Leadspieler ausleihen (die lt. unserem Bandleader leichter zu finden sind)

Der Kollege der auf der 2. ausfällt ist was das improvisieren anbelangt ziemlich fit. Und ich bin was das anbelangt eher schwach.
Sprich ich kann schon zu diverse Akkorde was dazu spielen, aber „sicher“ und „cool“ wie bei dem Kollegen
auf der 2. klingt das bei weitem nicht – jetzt garnicht vom sound her, aber der weiß einfach was er macht während es sich bei mir
mMn immer so anhört, als hätt ich keine Ahnung was ich da gerade tue (was ich subjektiv empfunden ja eigentlich auch nicht habe).

Was kann ich tun damit ich improvisatorisch etwas fit werde, ohne mir ewig die trockene Theorie („Bluesscalen“) und dergleichen
reinziehen zu müssen? Immerhin bin ich Musikant (bewusst nicht Musiker geschrieben!) und kein Mathematiker. Ich denke ich verfüge über ein solides Gehör,
dennoch hab ich kaum eine Ahnung wie Profis so geil über diverse Stellen improvisieren.

Die Lösung welche mir sonst noch bleibt ist, dass ich mir zu den jeweiligen Stücken jeweils Soli aufschreibe und diese dann einfach spiele –
was aber dann ebenfalls sehr aufwändig wäre und mich trompeterisch nicht weiter bringt. Irgendwie will ich ja auch von der Zeit auf der 2.
profitieren, und nicht die Zeit einfach „überbrücken“.

Hat jemand Tipps für mich?

Jamer

Jamer hat geschrieben:Der Kollege der auf der 2. ausfällt ist was das improvisieren anbelangt ziemlich fit. Und ich bin was das anbelangt eher schwach.
Sprich ich kann schon zu diverse Akkorde was dazu spielen, aber „sicher“ und „cool“ wie bei dem Kollegen
auf der 2. klingt das bei weitem nicht – jetzt garnicht vom sound her, aber der weiß einfach was er macht während es sich bei mir
mMn immer so anhört, als hätt ich keine Ahnung was ich da gerade tue (was ich subjektiv empfunden ja eigentlich auch nicht habe).

Was kann ich tun damit ich improvisatorisch etwas fit werde, ohne mir ewig die trockene Theorie („Bluesscalen“) und dergleichen
reinziehen zu müssen? Immerhin bin ich Musikant (bewusst nicht Musiker geschrieben!) und kein Mathematiker. Ich denke ich verfüge über ein solides Gehör, dennoch hab ich kaum eine Ahnung wie Profis so geil über diverse Stellen improvisieren.

Um "sicher" und "cool" zu klingen, muss man nicht notwendiger wissen/verstehen, was man tut.

Wenn deine Improvisationen - laut eigener Expertise - nicht "sicher" und "cool" klingen, dann ist entweder dein musikalisches Gehör nicht ausreichend entwickelt oder du bist mit der Sprache Jazz nicht genügend vertraut oder du bist nicht in der Lage, mit deinem Instrument (quasi) zu singen; meist liegt eine Kombination aus allen drei genannten Phänomenen vor.

Gleichgültig, ob jemand eher zum intuitiven oder eher zum "reflektierten" Improvisieren neigt:
Beides erfordert Interesse und Engagement über einen langen Zeitraum.

Wenn dich - wie oben berichtet - bislang über Jahre das Improvisieren nicht gereizt hat (und du stattdessen notierte Soli nachgespielt hast), bist du für die avisierte Aufgabe m.E. schlicht der falsche Mann.

Ich halte Bixels Diagnose durchaus für stichhaltig, aber sie nützt dir wohl wenig weil du die Aufgabe nun mal hast.

Deshalb hier ein kleiner pragmatischer Tip der mich in den letzten Monaten doch etwas weitergebracht hat (Ich bin nämlich auch so einer der es machen muß und auch gern könnte, aber der es nicht cool und sicher hinkriegt)

Es gibt eine App "ireal Book pro" fürs Smartphone: Da kannst du die Akkorde für deine Solos eingeben (wenn es Standards sind gibt es die auch schon) und dann hast du die Begleitung zm Üben, du kannst das Tempo einstellen, dir die Skalen und Akkorde anzeigen lassen und vor allem einfach spielen, spielen, spielen. Das wird dann schon besser, cooler und sicherer mit der Zeit. Aus einem Nicht-Jazzer wird so kein Jazzer (da hat Bixel recht) aber man kommt brauchbar durch. Ich hatte gestern einen kleinen Auftritt mit 3 Solos. Meine Solos muß man nicht gehört haben, aber es war auch nicht schlimm wenn man sie anhören mußte....

Ich habe immer gerne improvisiert und kann mich noch gut an die ersten Versuche erinnern. Mein Tipp ist, versuche zuerst mit nur wenigen Noten auszukommen und diese aber zeitlich gut zu setzen. Das Solo klingt meist besser als viele Noten, die kein Ziel haben, zu spielen. Es wird dann auf jeden Fall cooool.

LG
canu

Da war ja schon was schönes dabei, aber ich hätte noch eine Frage zu dem Thema.
Wie ist denn das Repertoire um das es geht ?
Es gibt ja durchaus verschiedene Schwierigkeitsstufen und da nach meiner Erfahrung sich viele Trompeter vor dem "Jazz chair" eher fürchten, kann das auch eine echte Chance sein, deine Möglichkeiten zu erweitern.
Wenn es sich um Klassiker handelt, gibt es meist gute Vorlagen, ist es eher modern, dann oft auch Blues, Funk etc. mit einfacherer Harmonik. Da findet sich auch leicht ein Einstieg und es gibt gute Tools im Netz mit Erklärungen und Mustersolos.
Ganz schwere Brocken kann man auch mal mit nem Saxophonisten tauschen

Wie ist dennn der Bandleader drauf ?
Nach der Beschreibung ist er ja eher kein Trompeter aber da gibt es auch unterschiedliche. Wenn der eher der harte Hund ist, würde ich's nicht machen.

Hi,

<off-topic> Dem Bandleader würde ich mangels Ahnung in den Allerwertesten treten

Wenn ich einen funktionierenden Lead-Trompeter habe, bin ich glücklich und suche lieber etwas länger nach einer passenden Aushilfe für die Solo-Parts.
</off-topic>.

Ich würde erstmal widersprechen wollen, dass einen Solos ausdenken, raushören und hinschreiben trompeterisch nicht weiter bringt. Das ist viel Arbeit aber nicht umsonst.

Vielleicht denkst Du mal über einen Jazz-Workshop nach (Trier über Ostern fällt mir spontan ein, Sulzbach Anfang Februar). Und dann den Dozenten löchern, wie man jetzt am besten weiter effektiv und sinnvoll übt und sein Zeug auf die Strasse bekommt.

Ansonsten ist die ernstgemeinte Frage: Willst Du das überhaupt? Der Text klingt so "Ich muss ja" - Als Berufstätiger einem Zeit-intensiven Hobby mit der Einstellung "Ich muss ja" nachzugehen, ist reine Lebenszeitverschwendung. Wenn man in etwas kein Ziel sieht, sollte man es lassen. Auch Trompeten-Soli hört man leider direkt an, ob jemand mit Freude oder mit Zwang dabei ist.

Damit beende ich meine missionarischen 5min

grüße
Peter

Sorry, hab derzeit ziemlich Stress.
Prinzipiell glaub ich ja auch dass ich der falsche Mann für den Job bin. Aber ich versuchs jetzt mal - vl. kann ich mich dadurch trompeterisch verbessern.

Kurz zu den Fragen:

Repertoire würd ich so als mittelschwer beziffern.
Von "I'm feeling good" über "The Chicken" u. "Copacobana", bis "My way" oder "Ain't no other man" ist vieles dabei. Viel gesang.

Der Bandleader ist kein Trompeter sondern Schlagzeuger. Er ist locker drauf und meinte ich würde das "leicht" schaffen. Letzte Woche bei der Probe hab ich zum ersten mal Zweite gespielt. Ist schon ganz schön ne Umstellung. Mit dem improvisiern hats so lala hingehauen. Ich versuche nun viel die Stücke anzuhören, welche wir spielen, damit ich die Melodie im Ohr hab. Zu Hause probier ich dann die Melodie aus dem kopf her zu bringen und etwaige fazierungen und dergleichen auszuprobieren. In der Probe versuch ich dann frei von Noten, an der Melodie orientierent was herzubringen und versuche mir dabei vorzustellen zu singen. Ich kann eigentlich ganz gut die Töne spielen die ich mir "innerlich" vorsinge, allerdings "singe" ich manchmal richtigen blödsinn

Das erste Konzert habn wir Ende Feber, wir habn jetzt jede Woche Probe. Ich probiers jetzt vorerst nach Gehör wie oben beschriebn. Sollte das bis vor der Generalprobe nicht passabel hinhauen muss ich mir halt doch was rausschreiben.

Ansonsten bin ich nach wie vor für Tipps und Tricks aller Art dankbar.