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Ansatz, Lippenkraft, Ausdauer, Klarheit der Töne

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 18:41
von Anne Gertheinrich
Trompetenforum! Ich glaube ich bin nicht wirklich richtig, aber das Mundstück ist fast gleich, die Technik und der Ansatz auch, glaube ich. Ich stelle mich erstmal vor, ich heiße Anne und spiele seit ca. sechs Monaten das Fürst Pleß Jagdhorn. Mein Mundstück ist ein 2D von Klier. Vorher 2C. Eigentlich spiele ich nur, weil mir bei den Übungsstunden meines Sohnes langweilig war. Ich spiele mittlerweile die ersten vier Grundtöne, nicht ganz sauber und sicher wie ich meine. Das g' schaffe ich dann am Anfang der Übung auch noch, aber dann....
Nach ca. 5 Min. Übung verläßt mich die Kraft in den Lippen und ich muß absetzen oder einen sehr warmen Tee trinken, damit meine Lippen wieder entspannen.
Dann schwimmt mir regelmäßig mein Mundstück weg, aber ich kann auch nicht trocken blasen. Ich finde kein Gleichmaß, nach einigem Spielen zu naß, aber nach dem Abtrocknen wieder zu trocken, so dass ich gleich wieder leicht befeuchten muß.
Dann glaube ich, dass ich mit zu viel Druck spiele, davon bekomme ich fast Kopfschmerzen und mir wird schwindlig. Spiele ich leise, gehts die erste Zeit wunderbar. Nach ein paar Minuten entweicht mir aber die Luft zwischen den Lippenwinkeln und ich muss erst absetzen.
Manchmal mache ich Fortschritte, dann wieder falle ich zurück in der Leistung und möchte die Kanne an die Wand schmeißen.
Was mache ich falsch und wie kann ich das ändern? Gibt es dazu gute und günstige Literatur, evtl. mit CD? Wer weiß guten Rat? :(

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 18:47
von a.c.77
Hallo Anne!

Die Tonerzeugung auf einer Trompete (Jagdhorn) ist eine sehr komplexe Sache. Am besten wäre es, du würdest ein paar Stunden bei einem (ausgebildeten) Trompetenlehrer nehmen.

Viele Grüße!

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 19:18
von Anne Gertheinrich
Hallo, danke für die Antwort. Unser Übungslehrer ist eigentlich ein ausgebildeter Trompeter. Er hat nach eigenen Aussagen in verschiedenen Bands gespielt. Zudem spielt er noch das verschiedene andere Instrumente, wie das Parforcehorn. Er spielt schon über 30 Jahre.
Mein Sohn möchte jetzt Trompete spielen neben dem Jagdhorn. ich glaube das ist sehr gut, weil sich sein Können dadurch nur erweitern kann und die Ansätze doch sehr ähnlich sind.
Bei meinem Spielen habe ich bemerkt, dass ich das Mundstück für die tiefen Töne ziemlich mittig auf die Lippen setze, für die hohen Töne hingegen die Oberkante des Mundstücks fast mittig auf die Oberlippe. Ich habe manchmal das Gefühl, meine Lippen behindern den Luftstrom im Mundstück. Dann habe ich bemerkt, dass ich alles Töne vom Grundton bis zum zweiten G nur mit der Unterlippe forme. Ich habe schon viel über Atmung, Ansatz und Tonbildung gelesen hier im Forum und viele verschieden Meinungen waren dabei. Aber welche ist für mich richtig? Nach drei Schwangerschaften ist meine Bauchmuskulatur nicht mehr die kräftigste. Es kostet mich schon arge Mühe, die Bauchatmung richtig einzusetzen und die Stütze zu halten. Aber ich habe auch bemerkt, dass dann die Töne klarer kommen und nicht immer dieses Pfeifgeräusch dabei ist. Das kann ich aber trotzdem nicht ganz abstellen. Der Ton ist nie ganz klar, ich habe fast immer vor allem bei den höheren Tönen ein Luftgeräusch dabei. Wie bekomme ich das weg?

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 19:47
von hari7
Fernunterricht für Trompete oder Horn auf diesem Wege? Liebe Anne, das ist fast so wie Fahrschule im Fernlehrgang, das geht einfach nicht. Du bist natürlich befangen, klar, wie auch nicht. Wir können aufgrund Deiner Beschreibung hier höchstens ganz grobe Vermutungen über die schlimmsten Fehlentwicklungen bei Deinem Ansatz formulieren. Ganz wichtig ist - wie gesagt - dass Du jemanden hast, der Deinen Ansatz beobachtet, bewertet und daraus die richtigen Ratschläge ableitet, das nennt man Trompeten- (bzw. Horn-) Unterricht.

Konzentration auf die Luft im Bauch ist wichtig, und auf den Luftstrahl, den Du klar und gleichmäßig durch die Mitte des Mundstück bläst. Und das ganze erfordert Arbeit und Geduld.

Hast Du den Eindruck, dass der Luftstrahl grade, gleichmäßig und ohne Verwirbelung aus Deiner Lippenöffnung herauskommt? Kannst Du einen graden Luftstrahl in Deine Handfläche in 20cm Entfernung blasen?

Luftstrahl in die Hand blasen?

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 20:07
von Anne Gertheinrich
Hallo Hary, ich weiß nicht genau was du meinst. Ich habe versucht, einen geraden Luftstrom in die Handfläche zu blasen, es fühlte sich eher gestreut an. Nicht wie eine Luftsäule. Du bist der Meinung, genau wie ich, dass unser jetziger Lehrer nicht wirklich kompetent ist? Ich bemerke eigentlich, dass er alle über einen Kamm schert. Er möchte dass alle ganz schnell alle 6 Grundtöne spielen, mit Stakkatos und Bindungen. Ich habe noch nie bemerkt, dass er bei einem von uns, über Ansatz, Technik oder Atmung spricht. Er sieht und hört, dass einige von uns bei den hohen Tönen fast in Ohnmacht fallen vor Anstrengung. Die blasen die hohen Töne mit ungeheurem Kraftaufwand. Ich denke langsam wirklich an einen guten Trompetenlehrer. Aber wie erkenne ich einen guten Lehrer?
Und.... kann es sein, dass ich über die kurze Dauer meines Spielens, eben erst sechs Monate, zu viel erwarte? Ich spiele mittlerweile die meisten Jagdsignale und einige Märsche. Ich selber kann die Qualität nicht so beurteilen und mich nur an den besten aus der Gruppe messen.
Gruß Anne

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 20:30
von MMTrumpet
Hallo Anna,
Euer Lehrer versucht wohl sein bestes - aber es ist ja Gruppenunterricht. Da ist es nun mal schwierig, auf jeden einzelnen einzugehen.
Allerdings muss ich zugeben, dass ich es für ziemlich fahrlässig von diesem Lehrer halte, wenn er Euch nach einem halben Jahr schon Stücke zu spielen gibt, die zu hoch gehen.
Wenn Du hier mal postest, welche größere Stadt in der Nähe ist, findet sich vielleicht ein potentieller Lehrer für Dich. Ansonsten empfehle ich immer, mal in der nächsten Musikhochschule oder Musikschule zu fragen oder einen Aushang zu machen.

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 20:58
von Anne Gertheinrich
Hallo Hary, wir haben ca. 15Km von hier eine Musikschule. Bei der habe ich mich bereits nach einer guten Trompete erkundigt für meinen Sohn. Da gibt es auch bestimmt gute Trompetenlehrer. Nur wie erkenne ich ob gut und somit für mich geeignet und wie erkenne ich Geldmacher?

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 21:03
von MMTrumpet
Frag die Schüler und höre Dir an, was und wie sie spielen.
Musikschulen veranstalten ab und an Vorspiele, da geht das. Wenn es ältere Lehrer sind, die schon lange unterrichten, ist es natürlich noch besser, bei Schülern "von früher" mal zu hören, wie sie jetzt spielen und was sie heute über den Unterricht sagen.
Wenn das Hören nicht möglich ist, dann lass Dir Empfehlungen geben. Wichtig ist ohnehin vor allem, dass Du mit dem Lehrer zurecht kommst. Das kannst Du nur selbst rausfinden. Mehr als jetzt lernst Du dabei in jedem Fall.

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 21:29
von Anne Gertheinrich
Glaubst du denn, dass ich meine Erwartungen zu hoch ansetze, wenn ich nach sechs Monaten bereits den fünften Grundton sauber spielen möchte?

Re: Ansatz, Lippenkraft, Ausdauer, Klarheit der Töne

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 21:50
von Armin
Anne Gertheinrich hat geschrieben: Manchmal mache ich Fortschritte, dann wieder falle ich zurück in der Leistung und möchte die Kanne an die Wand schmeißen.
Was mache ich falsch und wie kann ich das ändern? Gibt es dazu gute und günstige Literatur, evtl. mit CD? Wer weiß guten Rat? :(
Hallo Anne, was die Fortschritte und Rückfälle betrifft, werden wir damit immer leben müssen und den "Kanne an die Wand schmeißen Wunsch" bekommt man auch nach 36 Jahren noch mal, wenn man täglich übt. :evil:
Nimm den Tee, wenn der Wunsch dich plagt und spiel anschließend weiter :wink:

Du fragst nach einer Lektüre. Ich kann Dir das hier empfehlen: Malte Burba: Brass Master-Class – Die Methode für alle Blechbläser. Der logische Weg zu grenzenloser Sicherheit, Ausdauer und Höhe. Mainz, Schott-Verlag (Neu 2006 mit DVD!)

Das ist kein Lehrerersatz !!! Such Dir trotzdem einen.

Aber Du bekommst einen ganz klaren Eindruck davon, was Dein Körper leisten muss, damit aus Deinem Horn das kommt, was Du gerne hören/mitteilen möchtest.

Viel Erfolg und nie den Spaß verlieren,
Armin

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 22:11
von Anne Gertheinrich
Hallo Armin, vielen Dank für deinen Literaturtipp, das werde ich mir mal gleich besorgen. Euer Forum ist wirklich erstklassig und sehr informativ. Ich werde Euch sofort in unserem Bläserkurs weiterempfehlen.
Gruß Anne

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 22:30
von MMTrumpet
Anne Gertheinrich hat geschrieben:Glaubst du denn, dass ich meine Erwartungen zu hoch ansetze, wenn ich nach sechs Monaten bereits den fünften Grundton sauber spielen möchte?
Ich kenne mich mit Plesshörnern nicht aus. Auf der Trompete ist der 5. Naturtun (der spielbar ist) ein g'' - und das ist nach einem halben Jahr m. E. zu hoch. Sicher werden jetzt hier wieder irgendwelche Supergenies posten, dass sie das g'' schon nach einem Monat spielen konnten ;-) - trotzdem, wenn ein Lehrer das von der ganzen Gruppe verlangen würde, dann bin ich der Meinung, dass er sie überfordert. Und selbst wenn, wie ich vermute, auf Deinem Horn der eigentliche Grundton (wäre dann bei der Trompete das c, also das klingende B) auch noch anspricht, dann wäre der 5. Ton das e''. Würde ich nach 6 Monaten von einer Gruppe nicht verlangen.

Ausschlaggebend für meine Äußerung war aber eigentlich das hier:
Anne Gertheinrich hat geschrieben:... Du bist der Meinung, genau wie ich, dass unser jetziger Lehrer nicht wirklich kompetent ist? Ich bemerke eigentlich, dass er alle über einen Kamm schert. Er möchte dass alle ganz schnell alle 6 Grundtöne spielen, mit Stakkatos und Bindungen. Ich habe noch nie bemerkt, dass er bei einem von uns, über Ansatz, Technik oder Atmung spricht. Er sieht und hört, dass einige von uns bei den hohen Tönen fast in Ohnmacht fallen vor Anstrengung. Die blasen die hohen Töne mit ungeheurem Kraftaufwand.
Einem guten Lehrer ist es nicht egal, wenn seine Schüler fast in Ohnmacht fallen. Und er es kommt ihm auch nicht - jedenfalls nicht in erster Linie - darauf an, dass sie "ganz schnell" irgendwas können. Auch, wenn es sich hier im "High-Notes-Forum" manchmal so anhört - Trompete spielen ist keine "Schneller-höher-weiter"-Disziplin. Zuerst mal kommt es darauf an, einen schönen Ton zu bilden und zu musizieren. Die Höhe sollte bei Anfängern nicht so wichtig sein.

Vieleicht zum Nachdenken:
Mein Lehrer hatte sicherlich einige "Mängel". Aber es war gut, dass er mich im ersten Jahr nicht höher als d'' hat spielen lassen. Dass ich es trotzdem zu Hause probiert habe, tut nichts zur Sache.

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 22:47
von Anne Gertheinrich
Hallo MM Trumpet, wäre schön wenn im Forum mit Namen gepostet würde, finde ich persönlicher... :D
Vielen Dank für deinen Ratschlag, ich werde am Donnerstag einmal in der Gruppe den Vorschlag machen, dass wir doch in erster Linie darauf achten, einen schönen klaren Ton hinzubekommen. Vielleicht macht unser Lehrer sich mal einen Kopf darüber. Es sind teilweise Kiddys von 6-16 Jahren dabei, die im Können total unterschiedlich sind. Wir blasen zwar manchmal einzeln, aber die Unterschiede sind doch krass. Einige, das sind vier von zwölf, können bereits den 5. Grundton spielen, sogar richtige Melodien, andere kommen nicht mal bis zum vierten. Wirklich saubere Töne spielt nur einer, der hatte bereits 2,5 Jahre Trompetenunterricht. Und das kann man wirklich hören. Der Lehrer war nach meiner Meinung für diesen Jungen genau der richtige. Also langsam weiß ich nicht mehr, ob ich in diesem Kurs richtig bin. Was man sich erstmal falsch angewöhnt hat, ist schwer zu korrigieren.
Gruß Anne

Verfasst: Sonntag 18. März 2007, 23:09
von MMTrumpet
Hallo Anna,
darf ich vorstellen: Marlies heiße ich ;-)

Ich finde es gut, wenn Du versuchst, auf den Lehrer einzuwirken. Ich würde es aber vor der Probe machen, möglichst unter 4 Augen.

Wenn derjenige, der 2 einhalb Jahre Unterricht hat, Deiner Meinung nach schon deutlich besser spielt als die anderen, dann würde ich Dir empfehlen, mal dessen Lehrer aufzusuchen. Und vielleicht nimmst Du dann auch gleich eine Trompete - ich glaube, dass das doch besser ist, als "nur" das Plesshorn zu nehmen. Offenbar hast Du ja Spaß daran und machst Dir Gedanken - da wäre es doch Verschwendung, wenn Du Dich nur um Naturtöne kümmern würdest ...

Ich glaube außerdem, dass bei der Trompete der "Druck", gleich hoch spielen zu müssen, nicht so groß ist, weil man da ja auch im eingestrichenen Oktavbereich schon was Passables zustande bringt. Weihnachtslieder oder auch Osterlieder (aus dem Gesangbuch) gehen z. B. wirklich schon recht schnell - alles, was im ersten Blockflötenjahr spielbar ist, geht auch auf der Trompete.

Motiviert vielleicht mehr als Hornsignale ...

Verfasst: Montag 19. März 2007, 08:41
von Schlaui
Ich glaube außerdem, dass bei der Trompete der "Druck", gleich hoch spielen zu müssen, nicht so groß ist, weil man da ja auch im eingestrichenen Oktavbereich schon was Passables zustande bringt
Das ist sicher der springende Punkt. Wenn ich mir vorstelle, ich dürfte ein bis zwei Jahre nur Naturtöne spielen,, würde ich mir ein anderes Instrument suchen. Mein Rat: Lerne Trompete! Das leichte Spiel auf Signalhörnern ist dann ein Abfallprodukt eines noch schöneren Hobbys.