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Verfasst: Samstag 12. November 2005, 17:36
von hannes
@Micha: Das halte ich für den absolut falschen Ansatz. Dadurch werden all die Kinder benachteiligt, die nicht das Glück hatten, zwischen Bücherregal und Klavier aufzuwachsen. Besonders Kinder aus sozial schwachen Familienverhältnissen kommen nur bedingt mit Musik in Verbindung. Wenn nun manche Anfänger bereits besser vorsingen können (sofern man dies überhaupt verlangt), so ist dies noch lange kein Indiz dafür, dass es an den schlechteren an Talent mangelt. Denn ein gutes Gehör zum Vor- und Nachsingen ist das Wiedergeben von bereits Gehörten, Trainiertem und Verinnerlichtem. Ich kann das Geschwätz über Grundtalent nicht mehr hören. Das Talent eines Musikers kommt erst ab einem olympischen Niveau zum tragen. Davor zählt eines: Die Beschäftigung mit der Sache. Es gibt mittlerweile ernsthafte Studien, die dies bestätigen. Wer ein professionelles Niveau eines Instrumentes erreicht hat, hat im Schnitt mindestens 10.000 Stunden geübt. Erst ab hier entscheidet das letzte Quäntchen Talent.
Leider ist im musikalischen Bereich - wie ich hier wieder merken musste -der Aberglauben vom Talent weit verbreitet. Jeder Mensch ist musikfähig und musikbedürftig. Wer sich einredet oder eingeredet bekommt untalentiert zu sein, wird nie herausfinden, wie gut er mit welchem Instrument hätte werden können. Und nochmals: Wie steht es mit Kindern, die deshalb noch wenig Zugang zur Musik haben, weil in deren Familien wenig Anregung ist? Ist es nicht jetzt bereits zur Norm geworden, dass die Zahl musizierender Kinder immer mehr von der familialen Herkunft abhängt? Jeder Mensch dieser Welt ist in der Lage, hohe musikalische Fähigkeiten zu erreichen. Wer im professionellen Berreich zu Weltruhm gelangt, hat dann noch das gewisse Talent zu Absolutleistungen (manchmal auch gute Beziehungen).
Ich halte deshalb den Tipp Anfänger einer gewissen Aufnahmeprüfung oder Selektion zu unterziehen nicht nur für falsch, sondern für unmenschlich. Meinem Freund und derzeitigem Solotrompeter der HR-Big-Band wurde übrigends von einem ähnlich einstellten Menschen wie dir gesagt, er würde nie Trompete spielen können. Und das nur, weil er am Anfang mehr Mühe hatte, einen Ton aus der Trompete herauszubekommen. Ich hoffe, dass du nicht in der Verantwortung stehst, über das Erlernen eines Instrumentes entscheiden zu dürfen (durch vorsingen lassen, wodurch dann auch eher die Nervenstärker überprüft wird). Jeder Mensch und v.a. Kinder können auf ihrem Wunschinstrument hohe Leistungen erreichen, wenn sie Spaß daran haben, ihnen dieser Spaß nicht verdorben wird und natürlich wenn sie sehr fleißig sind.

Sorry für die harten Worte, doch mich nerven solche Bemerkungen, weil ich immer häufiger von Schülern höre "ich bin untalentiert, unmusikalisch usw." (woher diese Einstellung insbesondere bei Kindern wohl kommt???). Meistens dauert es dann lange, sie vom Gegenteil zu überzeugen.

Hannes

Verfasst: Samstag 12. November 2005, 17:54
von Miss Trumpet
Das sehe ich genauso. Zum Thema Eignungstests wäre auch noch zu sagen, dass JEDER mit bestimmten Stärken, als auch mit bestimmten Schwächen ausgestattet ist. Gehör, Merkfähigkeit, Rhythmusgefühl, Motorik, etc. etc. - irgendwo hat jeder ein zumindest kleines Defizit, da muss dann auch der Unterricht ansetzen, und nicht gleich der Rausschmiss folgen oder schon die Aufnahme verweigert werden.

Mal davon abgesehen ist es auch zu beobachten, dass musikalisch "untalentierten" Kindern von Seiten mancher Lehrer nur wenig Wertschätzung entgegen gebracht wird - tragisch, wenn ein Kind nur auf seine Fähigkeiten reduziert wird.

Resümee: ich halte Eignungstests für entbehrlich, es sei denn, jemand kommt in die Musikschule, ohne sich bereits auf ein Instrument festgelegt zu haben (was wohl eher selten vor kommt) - dann kann man ja ein Instrument auswählen, dass den Stärken entspricht.

LG, Miss Trumpet

Verfasst: Samstag 12. November 2005, 22:03
von hari7
Geeignet ist jeder, der wirklich lernen will (sofern minimale körperliche Voraussetzungen erfüllt sind) und der den richtigen Lehrer als "Sparringspartner" findet. Wenn nicht für Trompete, dann eben für Posaune.

Verfasst: Sonntag 13. November 2005, 10:32
von SICKATTIC
Ein fauler talentierter Schüler wäre genauso schlecht/gut wie ein fleißiger untalentierter Schüler.

Warum das ganze also aufs Talent begrenzen?

Verfasst: Sonntag 13. November 2005, 18:02
von valaida
Ausprobieren lassen! Anfassen, angucken, reintröten, Geräusche darauf erzeugen. Auf dem was herauskommt aufbauen. (Akute Dellengefahr, Vorsicht, besser ne ältere Kanne nehmen....)Naturtöne, erste Töne der Tonleiternicht zu schnell in die Höhe gehen lassen. Für die Grundlagen reicht erstmal ein Papa oder eine Mama ,die selber spielt.
Geduld, starke Nerven und wichtig die Kinder da abholen, wo sie Spaß dran haben. Bin zwar keine professionelle Trompetenlehrerin, aber ein paar Kids haben die Grundlagen schon bei mir recht ordentlich gelernt. Eine gute anfängerschule, die langsam aufbaut hilft ganz gut dabei. Die Kids müssen richtig Lust haben. Dann fällt es leichter....

Verfasst: Montag 14. November 2005, 10:13
von valaida
hannes hat geschrieben:@Micha: Das halte ich für den absolut falschen Ansatz. Dadurch werden all die Kinder benachteiligt, die nicht das Glück hatten, zwischen Bücherregal und Klavier aufzuwachsen. Besonders Kinder aus sozial schwachen Familienverhältnissen kommen nur bedingt mit Musik in Verbindung. Wenn nun manche Anfänger bereits besser vorsingen können (sofern man dies überhaupt verlangt), so ist dies noch lange kein Indiz dafür, dass es an den schlechteren an Talent mangelt. Denn ein gutes Gehör zum Vor- und Nachsingen ist das Wiedergeben von bereits Gehörten, Trainiertem und Verinnerlichtem. Ich kann das Geschwätz über Grundtalent nicht mehr hören. Das Talent eines Musikers kommt erst ab einem olympischen Niveau zum tragen. Davor zählt eines: Die Beschäftigung mit der Sache. Es gibt mittlerweile ernsthafte Studien, die dies bestätigen. Wer ein professionelles Niveau eines Instrumentes erreicht hat, hat im Schnitt mindestens 10.000 Stunden geübt. Erst ab hier entscheidet das letzte Quäntchen Talent.
Leider ist im musikalischen Bereich - wie ich hier wieder merken musste -der Aberglauben vom Talent weit verbreitet. Jeder Mensch ist musikfähig und musikbedürftig. Wer sich einredet oder eingeredet bekommt untalentiert zu sein, wird nie herausfinden, wie gut er mit welchem Instrument hätte werden können. Und nochmals: Wie steht es mit Kindern, die deshalb noch wenig Zugang zur Musik haben, weil in deren Familien wenig Anregung ist? Ist es nicht jetzt bereits zur Norm geworden, dass die Zahl musizierender Kinder immer mehr von der familialen Herkunft abhängt? Jeder Mensch dieser Welt ist in der Lage, hohe musikalische Fähigkeiten zu erreichen. Wer im professionellen Berreich zu Weltruhm gelangt, hat dann noch das gewisse Talent zu Absolutleistungen (manchmal auch gute Beziehungen).
Ich halte deshalb den Tipp Anfänger einer gewissen Aufnahmeprüfung oder Selektion zu unterziehen nicht nur für falsch, sondern für unmenschlich. Meinem Freund und derzeitigem Solotrompeter der HR-Big-Band wurde übrigends von einem ähnlich einstellten Menschen wie dir gesagt, er würde nie Trompete spielen können. Und das nur, weil er am Anfang mehr Mühe hatte, einen Ton aus der Trompete herauszubekommen. Ich hoffe, dass du nicht in der Verantwortung stehst, über das Erlernen eines Instrumentes entscheiden zu dürfen (durch vorsingen lassen, wodurch dann auch eher die Nervenstärker überprüft wird). Jeder Mensch und v.a. Kinder können auf ihrem Wunschinstrument hohe Leistungen erreichen, wenn sie Spaß daran haben, ihnen dieser Spaß nicht verdorben wird und natürlich wenn sie sehr fleißig sind.

Sorry für die harten Worte, doch mich nerven solche Bemerkungen, weil ich immer häufiger von Schülern höre "ich bin untalentiert, unmusikalisch usw." (woher diese Einstellung insbesondere bei Kindern wohl kommt???). Meistens dauert es dann lange, sie vom Gegenteil zu überzeugen.

Hannes


Super Statement Hannes !!!! Danke, dass Du es so auf den Punkt gebracht hast.
Kann mich dem nur anschließen.
Kenne auch ein "Nichttalent", das heute ein hervorragender professioneller Trompeter ist.
Kinder oder auch Erwachsene wegzuschicken, finde ich total ätzend.
Meine Eltern hatten nie Kohle für Unterricht. Hatte das Glück, dass mir mein Vater die Grundlagen beigebracht hat. Hab die Augen aufgehalten und mir viel bei anderen abgeguckt und Tipps und Tricks regelrecht aufgesaugt. So ist aus mir auch ne einigermaßen passable Spielerin geworden..... allerdings gingen mir manchmal ein paar ziemlich arrogante (weniger talentierte Superschnösel, die natürlich (!) die besten Lehrer hatten ziemlich auf die Nerven. Und auch heute noch bin ich schon ein bisschen traurig, dass ich einfach aus Geldmagel nicht den besten Unterricht genießen konnte. Wer weiß was aus mir geworden wäre (hö,hö...)
Heute gebe ich selbst Grundlagen an Kids weiter, deren Eltern z. T. keine Kohle für Unterricht haben. Die kommen total gerne und hängen sich teilweise auch voll rein. Ist doch wichtig, dass gerade diese Kids ein Hobby ,bzw. ein Ziel vor Augen haben. Auf die Weise kommen sie mit Musik in Berührung. Mir hat es eigentlich nur Vorteile gebracht, dass ich Trompete spiele.

Verfasst: Sonntag 4. Dezember 2005, 20:41
von blutwurst
Hallo,

klingt vielleicht blöd,ist aber recht wichtig,und zwar..
Ich spiele in ner ska band Gitarre,wir haben nun beschlossen,dass es langfristig besser sei 2 Bläser zu haben und deswegen bin ich am überlegen Trompete zu lernen...

Frage: Könnt ihr mir sagen,wie lange es ungefähr dauert,bis man einigermaßen "bandreif" Trompete spielen kann,wenn man musikalisch nicht völlig untalentiert ist??

Verfasst: Sonntag 4. Dezember 2005, 21:00
von MonkeRules
Ich lasse Anfänger auf der Schlauchtrompete anfangen. Die wird zusammen gebaut (das motiviert) und wenn die ersten paar Naturtöne rauskommen, gehts weiter zu Trompete/Kornett.
Und komm Kindern nicht mit Sachen wie: "du musst auf dein Zwerchfell achten!". Besser: Ansprechende Übungen machen (z.B. mal eine schnaufende Lokomotive nachmachen, die gerade losfährt und wieder abbremst) und mit Bildern arbeiten. Ist natürlich ein sehr heikler Punkt, bei dem man nicht bei jedem Schüler das gleiche anwenden kann.
Fazit: guten Lehrer suchen! Mal im Unterricht hospitieren und auch die Meinung seiner Schüler/deren Eltern einholen.

Verfasst: Sonntag 4. Dezember 2005, 22:46
von Malte
Für den frühinstrumentalen Trompetenunterricht kann ich euch ein Buch echt an's Herz legen:

"Auf dem Schlauch geht's auch" von Regina Heng.

(Kleiner Biographieauszug: Regina Heng, geboren 1963 in Hanau / Main, studierte in Frankfurt / Main an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (Hauptfach Trompete) und beschäftigte sich schon während des Studiums intensiv mit der Arbeit mit Kindern (Diplomarbeit zu Thema: Frühinstrumentaler Trompetenunterricht).
Sie hat an verschiedenen Musikschulen gearbeitet.
Seit 1990 unterrichtet sie an Dr. Hoch's Konservatorium - Musikakademie Frankfurt / Main und baute dort das Fach "Frühinstrumentaler Trompetenunterricht" auf.
Neben ihrer Lehrertätigkeit ist Regina Heng auch als Dozentin bei musikpädagogischen Fortbildungsveranstaltungen in Deutschland und Österreich tätig.)


Dafür gibt es ein Schüler- sowie Lehrerheft (kosten beide irgendwas unter 15€).
Bin vor einiger Zeit zufällig in der Bücherei darauf gestoßen und echt begeistert!

Viele Grüße

Malte

Verfasst: Montag 5. Dezember 2005, 10:20
von kuhlo
MonkeRules hat vollkommen Recht.

Der spielerische Umgang mit dem Instrument ist am Anfang das Wichtigste. Die Trompete ist ein Signalinstrument und das macht den Kindern Spaß. Laute, vielleicht auch ab und an leise Töne, die Ventile dabei drücken usw. Daraus muß sich dann nach und nach das Blasen erster Stücke entwickeln

Der Tip mit dem Lehrer ist wie immer richtig. Viele Eltern verlagern dann aber auch die Verantwortung voll auf den Lehrer. Ohne Unterstützung und Lob der Eltern kann und wird es nicht funktionieren. Vorbilder der Kleinen sind in erster Linie immer noch die Eltern. Wenn diese die musikalische Ausbildung ihrer Sprößlinge konsequent fördern (durch viel Lob und eigenes Interesse an dem Instrument) sind die Erfolgsaussichten wesentlich höher. Wenn Mutter oder Vater auch noch selber Trompete spielen, ist das Interesse sowieso schon da.

Grundsatz: "Erst nach 10 X loben darf 1 X getadelt werden" (hört sich leicht an, ist aber in der Praxis sehr schwer, versucht es mal)


LG Kuhlo

Verfasst: Montag 5. Dezember 2005, 14:00
von blutwurst
Könnt ihr mir denn sagen wie lange es in etwa dauert?Mit einem Lehrer..

Verfasst: Montag 5. Dezember 2005, 14:55
von hari7
blutwurst hat geschrieben:Frage: Könnt ihr mir sagen,wie lange es ungefähr dauert,bis man einigermaßen "bandreif" Trompete spielen kann,wenn man musikalisch nicht völlig untalentiert ist??
Das kommt einerseits darauf an, welche Voraussetzungen du mitbringst und andererseits, wie eng die übrigen Bandmitglieder das sehen. Bei meinen 10-jährigen Schülern hat es bis jetzt meist so 1 1/2 - 2 Jahre mindestens gedauert. Da du aber ganz anders motiviert bist und wohl schon Musik und Noten kannst, kann es auch schon nach einem Jahr soweit sein oder nach einem halben, wenn du schon ein Blasinstrument spielst oder gut singst und einfach alles stimmt. Wie gesagt: Alles unter Vorbehalt!

Verfasst: Montag 5. Dezember 2005, 23:03
von MMTrumpet
Hallo Blutwurst,
Ich habe auch spät (mit über 30) angefangen (vorher Querflöte - Notenlesen also kein Problem) und war nach einem guten halben Jahr soweit, dass ich einfache Sachen (Jugendkapelle, z. B. Weihnachtslieder) mitspielen konnte. Aber je nachdem, was ihr so spielt, ist es schon ehrgeizig, bei nur 2 Bläsern mithalten zu wollen - da kann man sich ja nicht verstecken. Das hätte ich mir sicher auch nach 2 Jahren noch nicht zugetraut.
Allgemeine Regeln gibtst sowieso nicht - viel hängt davon ab, wieviel Zeit Du zum Üben investieren kannst, ob Dein Lehrer die gleichen Ziele wie Du verfolgt und wie gut Ihr miteinander klarkommt.
Auf jeden Fall viel Spaß beim Üben - und die Empfehlung: Setz Dich nicht unter Druck. Wenn Du Dich sicher genug fühlst, dann spiele mit - vorher nicht. Du kannst in der Zwischenzeit ja immer noch Gitarre spielen :)

Anfängerin

Verfasst: Freitag 10. März 2006, 19:34
von Irmgard
Hi
Ich hab vor n paar Wochen (mit17) angefangen Trompete zu spielen.
Hab in der ersten Stunde nur Atmung, in der zweiten Übungen mit dem Mundstück gemacht und dann in der dritten die Trompete dazugenommen.
Ich finde die Methode sehr gut, weil man durch die Vorübungen relativ schnell relativ schöne Töne rauskriegt.
Gruß Irmgard

Verfasst: Freitag 10. März 2006, 20:13
von Knudsenz0r
@blutwurst:

Da du ja in einer Skaband spielst, veranschlage mal mehr zeit! Ich würd von mehreren Jahren reden. (Nur so ein Tipp, hab noch niemandem trompetespielen beigebracht ;)) Das dauert wohl schon seine Zeit, bis man nen rhythmisch korrekten Offbeat und so sachen, die man halt für Ska braucht, auf trompete kann. Ska ist sehr rhythmusbetonte Trompete und korrekter rhythmus ist schwer.