Hetman Öl ins Mundrohr Blödsinn?

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Anonym0925_2
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Hetman Öl ins Mundrohr Blödsinn?

Beitrag von Anonym0925_2 »

Gemäß Hetman Schmieranweisung
Bild
für Drehventilinstrumente gebe ich vor jedem Üben ein paar Tropfen des Öls # 11 (Light Rotor) in das Mundrohr, Achsen und Gelenke erhalten wöchentlich einen Tropfen des entsprechenden Öls, mindestens einmal im Monat kommt nach dem Üben die Brausedüse mit warmem Wasser zum Einsatz, Züge werden auch mit Hetman Grease gefettet.
Etwa dreimal im Jahr nehme ich zusätzlich das Reka Reinigungsset, lege zuerst die ganze Trompete in lauwarmes Seifenwasser ein, und ziehe danach die Schaumgummikugeln durch.
Dieses Prozedere praktiziere ich seit Jahren und hatte noch nie ein Problem.
Gestern habe ich mein Mundrohr ausgebaut, da ich den Konuswinkel des Mundrohrs anpassen lasse.
Der Blick in das ausgebaute Mundrohr hat mir dann einwenig die Sprache verschlagen, zumal ich erst vor 4 Tagen durchgespült habe und NIE ohne vorheriges Zähneputzen spiele. Da waren deutliche Ablagerungen drinnen, weißlich- teigig und irgendwie ölig-schmierig.
Danach habe ich mit einer Inspektionslampe in das Überrohr reingeleuchtet und dachte ich traue meinen Augen nicht. Am Eingang des ersten Ventils (der Bogen des Mundrohrs, welcher in das erste Drehventil führt, waren derartige Ablagerungen satt, man hat beinahe das Blech nicht mehr gesehen.
Kann es sein, dass das mit dem Öl ins Mundrohr in Wahrheit Blödsinn ist?
Dass Hetman Öl in Verbindung mit Speichel und mit Messing eine teigige Verbindung eingeht und die Rohre zusetzt?
Die danach erfolgte Reinigung des Stimmzugs mit dem Reka Ball brachte auch einiges zu Tage, vermutlich lagerte das im Bereich der Wasser- und der Überblasklappe.
:schock:
Anonym0925_2
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Re: Hetman Öl ins Mundrohr Blödsinn?

Beitrag von Anonym0925_2 »

Vielleicht kann ich mir die Antwort gleich selber geben, da ich die Schmittzeichnung falsch interpretiert habe.
Blickt man genau hin, stellt das wohl nicht das Mundrohr, sondern den (ersten) Zug dar, wo das 11er oder 12er Öl rein soll? :oops:
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Wolfram
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Re: Hetman Öl ins Mundrohr Blödsinn?

Beitrag von Wolfram »

@Fanfarikus,
.. genau so ist es!
In der Abbildung sind mit der Hereingabe von Punkt 11+12 die Ventilzüge gemeint.
Aber wir haben schon in einem anderen Thread darauf hingewiesen, dass diese "Ölung", die ja Öl auf die Lauffläche der Wechsel bringen soll, natürlich dem Öl-Hersteller zu Gute kommt. Denn hat der Wechsel einmal Öl auf der Lauffläche, benötigt er es immer wieder... :wink:

Normal hat ein Drehventil vom Hersteller hervorragende Abstimmungen und Laufeigenschaften und benötigt bei ständiger Benutzung (wie es bei euch Berufsmusikern der Fall ist) nur regelmäßige Ölung auf den Achsen (in der Skizze = Nr.14).

Gibst du nun Öl auch noch in das Mundrohr, dann erreichst du dort eine gewisse Resistenz gegen Feuchtigkeit. Sollte das Mundrohr nicht aus Goldmessing oder Neusilber sein, sogar ein Aufhalten oder Verlangsamung der Zinkfraß-Bildung. Natürlich bleibt das Öl an dem Material haften. Dazu gibst du es ja hinein.
Da Öl nicht nur schmierig, sondern auch klebrig ist, bleiben dadurch auch andere Partikel daran haften... Dies sollte aber eigentlich mit einer regelmäßigen Innenreinigung (nicht nur Durchspülen) wieder beseitigt werden können.. Warum das bei dir nicht der Fall ist ???
Eventuell hast du zu dickflüssiges Öl benutzt. Für das Mundrohr würde ich eher dünnflüssiges Pernit-Öl anwenden (ohne Silikon).

Die Frage die sich daraus ergibt:
Hast du die Praxis "Öl in das Mundrohr" von Anfang an gemacht und war das Instrument ein Neues? Andernfalls, könnten die sichtbaren Ablagerungen ja auch schon vom Vorgänger vorhanden gewesen sein.

Ansonsten solltest du darüber nachdenken die Innenreinigung öfters zu machen, oder das Instrument regelmäßig in einer Fachwerkstatt mit Spezial-Vorrichtungen reinigen zu lassen.
LG, Wolfram
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Re: Hetman Öl ins Mundrohr Blödsinn?

Beitrag von Anonym0925_2 »

Wolfram hat geschrieben:@Fanfarikus,
.. a) genau so ist es!
...
b) Gibst du nun Öl auch noch in das Mundrohr, dann erreichst du dort eine gewisse Resistenz gegen Feuchtigkeit. Sollte das Mundrohr nicht aus Goldmessing oder Neusilber sein, sogar ein Aufhalten oder Verlangsamung der Zinkfraß-Bildung. Natürlich bleibt das Öl an dem Material haften. Dazu gibst du es ja hinein.
Da Öl nicht nur schmierig, sondern auch klebrig ist bleiben dadurch auch andere Partikel daran haften...
...
c) Eventuell hast du zu dickflüssiges Öl benutzt. Für das Mundrohr würde ich eher dünnflüssiges Pernit-Öl anwenden (ohne Silikon).
...
d) Die Frage die sich daraus ergibt:
Hast du die Praxis "Öl in das Mundrohr" von Anfang an gemacht und war das Instrument ein Neues? Andernfalls, könnten die sichtbaren Ablagerungen ja auch schon vom Vorgänger vorhanden gewesen sein.
...
e) Ansonsten solltest du darüber nachdenken die Innenreinigung öfters zu machen, oder das Instrument regelmäßig in einer Fachwerkstatt mit Spezial-Vorrichtungen reinigen zu lassen.
LG, Wolfram
Lieber Wolfram, habe mir erlaubt deine Ausführungen mit Buchstaben zu versehen!
Vielen Dank für deine Auskunft, meine Antworten siehe unten.

a) wie gesagt: :oops:
b) Das (innere) Mundrohr besteht außen aus Neusilber, in das eine doppelt-konische Gelbessinghülse eingelötet ist.
Das Ganze wird dann mittels ganz knapper Schiebesitz - Passung ins Überrohr eingeschoben.
c) Nein. Dünner als Hetman # 11 geht nicht, das ist das dünnste Zylinderventilöl für neue, ganz dicht passende Wechsel.
ENTHÄLT HETMAN ÖL ETWA SILIKON??? :shock:
d) Ich habe das von Beginn praktiziert und die Trompete war ganz neu.
e) werde die Schmiersystematik ändern und nur mehr das 14er auf die Achsen der Wechsel träufeln, den Reka - Reinigungsintervall verkürze ich!

In dem Zusammenhang erlangt die Aussage des pensionierten (dir flüchtig bekannten) sächsichen Instrumentenbauers neue Bedeutung. Er sagte immer ins Mundrohr nur Wasser bzw. Speichel, Öl nur auf die Achsen!

Viele Grüße

Ff
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Miss Trumpet
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Re: Hetman Öl ins Mundrohr Blödsinn?

Beitrag von Miss Trumpet »

Wie andernorts schon bekundet, gebe ich bei meinen Drehventiltrompeten ebenfalls dünnes Öl (Hetman Light Rotor) über das Mundrohr bzw. die Ventilzüge ins Instrument, bis dato ohne Probleme. Ich selbst zerlege nach dem Durchspülen mit einer Brausedüse meine Instrumente in regelmäßigen Abständen und habe - abgesehen von kalkartigen Ablagerungen - weder weißlich-teigige noch ölig-schmierige Ablagerungen vorgefunden.

LG, Miss Trumpet
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Re: Hetman Öl ins Mundrohr Blödsinn?

Beitrag von schattie280 »

Moin,

@ Fanfarikuss: mich interessiert etwas ganz anderes: Wieso muss der Konuswinkel im Mundrohr angepasst werden? Wenn ich mich nicht irre, haben die heutigen Mundstücke einen Schaft mit einem Konus 1:20. Hast Du ein anderes Mundstück, das nicht passt oder was war der Grund für eine Überarbeitung?

Gruß,
Schattie
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Anonym0925_2
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Re: Hetman Öl ins Mundrohr Blödsinn?

Beitrag von Anonym0925_2 »

schattie280 hat geschrieben:Moin,

@ Fanfarikuss: mich interessiert etwas ganz anderes: Wieso muss der Konuswinkel im Mundrohr angepasst werden? Wenn ich mich nicht irre, haben die heutigen Mundstücke einen Schaft mit einem Konus 1:20. Hast Du ein anderes Mundstück, das nicht passt oder was war der Grund für eine Überarbeitung?

Gruß,
Schattie
Gute Frage, mich hat die ganze Diskussion um Gap oder nicht Gap und auch Herzberts Tilz - Problem darauf gebracht.
Gemäß heutiger Ermittlung haben sowohl Yamaha 15E4, Breslmair G2, Curry 1,5BC und Toshi 15E ** einen Einstellwinkel von 2,9° bis 2,95°.
Ein Kegelverhältnis von 1:20 würde aber 2,86° entsprechen.
Nicht viel Unterschied, stimmt, aber es hats getan, dass meine Mundstücke samt und sonders geringfügig Spiel im Mundrohr hatten, bzw. ich "sanfte" Gewalt anwenden musste, um sie festsitzend zu machen.
Btw: ein altes Bach hat nicht gewackelt.
Habe nun mein Mundrohr korrigieren lassen und siehe da: passt!
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Re: Hetman Öl ins Mundrohr Blödsinn?

Beitrag von schattie280 »

Wolfram hat geschrieben: Aber wir haben schon in einem anderen Thread darauf hingewiesen, dass diese "Ölung", die ja Öl auf die Lauffläche der Wechsel bringen soll, natürlich dem Öl-Hersteller zu Gute kommt. Denn hat der Wechsel einmal Öl auf der Lauffläche, benötigt er es immer wieder... :wink:

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...

LG, Wolfram
Moin,

nun hat Wolfram empfohlen, nur die Achsen und nicht die Laufflächen zu ölen. Hat mich auch überzeugt.
Nun habe ich unter http://www.musikinstrumente-neusilber.d ... ionen.html einen Wechsel mit Bohrung gefunden, die genau darauf abzielt, die Laufflächen zu ölen.
Die Schmierrille von Meinlschmidt hingegen bedient nur die Lagerflächen, wenn ich es richtig verstanden habe.
Was ist also richtig? Alles ölen, nur die Laufflächen, nur die Achsen?

Verwirrte Grüße, :narr:
Schattie
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Re: Hetman Öl ins Mundrohr Blödsinn?

Beitrag von Wolfram »

Hallo Schattie!
Da hast du Information wohl falsch verstanden:
Das neue Schmiersystem
Das neue Schmiersystem aus dem Hause Meinlschmidt erleichtert dem Musiker entscheidend die Wartung seiner Zylindermaschine. Die Verteilung des Öls an den Lagerstiften erfolgt über eine spiralförmige Schmierstoffrille. Durch den gleichmäßigen Ölfilm in den Gleitlagern laufen die Ventile noch geschmeidiger!
Es geht auch mit dieser patentierten Schmierrille einzig und allein um das gleichemäßige und anhaltende Ölen der Lagerachsen!
Hier der Link zur kompletten Hersteller-Seite:
http://www.jm-gmbh.de/deu/produkte7a.htm

LG, Wolfram
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Re: Hetman Öl ins Mundrohr Blödsinn?

Beitrag von schattie280 »

Moin,

sorry Wolfram, wollte ich auch so tippen, Meinlschmidt ölt mit der Rille die Achsen.
Aber der andere Link zeigt ein System, bei dem 2 Bohrungen in der Lauffläche sind, um das Öl dort zu verteilen.

Gruß,
Schattie
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Re: Hetman Öl ins Mundrohr Blödsinn?

Beitrag von Wolfram »

Hallo Schattie!
JA, du hast Recht, bei deinem Link handelt es sich um die Möglichkeit die Laufflächen zu ölen...
Es ist aber keine Technik, die mit "Meinlschmidt" in Verbindung zu bringen ist, sondern ein Patent der Firma "Ulrich Pfreimbtner".
Auch kann man hier nicht von einer "Schmierrille" sprechen, denn es sind 2 Bohrungen, die in das Innere des Wechsels gebohrt wurden...

Ob die zwei sichtbaren Bohrungen wirklich notwendig sind? Da gehen die Meinungen unter den Kollegen scheinbar auseinander...
Meiner Meinung nach ist eine Ölung der Lauffläche nur bei festsitzenden Ventilen notwendig. Und auch nur dann, wenn normale Handgriffe das Ventil nicht gängig bekommen. Dann kann man Öl in das Innere des Instrumentes geben und das Öl wirken lassen. Wird anschließend aber nicht regelmäßig weiter geölt, verfliegt die Feuchtigkeit und zurück bleiben Bestandteile des Öles, die das Ventil "abbremsen" können.
Wird ein Instrument ständig gespielt ist auch ständig Feuchtigkeit zwischen den Laufflächen und die Ventile behalten dadurch ihre Beweglichkeit.

Ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass dies o.g.Patent serienmäßig in den Instrumentenbau Anwendung finden wird.
Aber ich zolle meinem Kollegen Respekt, der versucht Kunden-Ideen umzusetzen und einfache Lösungen dazu findet!
LG, Wolfram
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