Dekompressionsbohrung am Ventil

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schattie280
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Re: Dekompressionsbohrung am Ventil

Beitrag von schattie280 »

buddy hat geschrieben:
schattie280 hat geschrieben:...Das mit dem langen Bohrer ist eine Überlegung wert, wenn ich den 1mm-Bohrer irgendwo dran kriegen würde...
Wenn Du solche Bohrungen in deine Leistungen aufnehmen möchstest, lohnt sich vielleicht eine Anfertigung vom Werkzeugmacher.
Zum Glück musst Du ja nur in Messing(?) bohren.
Ansonsten dachte ich ans Schweißen eines HSS Bohrers an einen dickeren Stahldraht, der eine zentrierte Aufnahme in Bohrerstärke zur besseren Führung hat. Bei entsprechender knapper Bohrung und glühendem Stahl beim zusammenstecken muss man vieleicht nicht einmal mehr schweißen.
haynrych hat geschrieben:1mm-bohrer einfach in ein röhrchen einlöten. von der rückseite kannst du, zwecks besserer festigkeit, einen draht in besagtes röhrchen einlöten.
Moin,

danke für eure Vorschläge! Ja, wenn das öfters ansteht, werde ich mir so einen "langen Bohrer" machen lassen müssen, weil es bequemer ist. Vielleicht noch eine Madenschraube seitlich rein, um den Bohrer wechseln zu können oder etwas in der Art.
Ich muss dann mal mit unserem "Eisenwarenladen" sprechen.

Gruß,
Schattie
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schattie280
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Re: Dekompressionsbohrung am Ventil

Beitrag von schattie280 »

Moin,

so, heute war wieder Bastelstunde und ich habe am 3. Ventil einer Trompete getestet. Die Ärmste hat schon einiges bei mir mitmachen müssen, da konnte sie das auch noch ab. :D
Natürlich gibt es Fotos: :mrgreen:
Bild Bild
Gebohrt habe ich in eine alte Hermuth mit Barocktrichter, lackiert, Messing, Maschine noch mit Scharnierschrauben. Einen Doppeltrigger hatte ich mal dran gelötet - also ein ideales Testobjekt.
Gebohrt habe ich von schräg unten, wieder frei Hand, ohne Körner (um die Büchse nicht zu beschädigen). War wieder kein Problem, trotz Schräge nichts weggerutscht, kaum eine halbe Minute und das Loch war im Messing. Wieder habe ich mit einer Gummischeibe den Grat wegpoliert. Der Lack wird dadurch nicht beschädigt; wo er weg ist, habe ich poliert, um besser das Loch sehen zu können. Bei Silber sollte es sich ähnlich verhalten.

Das Ventilgehäuse habe ich sorgfältig gereinigt, trotzdem ging das Ventil schwer und schabte, aber nicht rythmisch (wenn es an der Bohrung gelegen hätte, müßte ja zeitweilig kein Schaben zu bemerken gewesen sein). Also war, wie Wolfram schon sagte, läppen angesagt. Keine Ahnung warum, war aber nötig. Vielleicht kann es Wolfram erklären.

Der Effekt ist jedenfalls da: Der Trigger läßt sich wie gewünscht bei nicht gedrücktem Ventil zurückbewegen. Trotzdem läßt sich der Zug noch mit einem *Plöpp* rausziehen, ausreichende Dichtigkeit ist also vorhanden. Hört man genau hin und bewegt den Zug sehr schnell hin und her, hört man die Luft durch die Bohrung entweichen bzw. einströmen.
Jednefalls bin ich mit Experiment zufrieden und werde dem Kunden den Vorschlag unterbreiten. Er wollte schon eine Wasserklappe oben am Quartventilzug angelötet haben, um durch sie die Luft entweichen lassen zu können. Nun können wir es eleganter lösen.

Dank an alle! :gut:

Gruß,
Schattie
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Re: Dekompressionsbohrung am Ventil

Beitrag von bazo »

Interessanter Thread. Hab dieses Loch noch nie bewusst wahrgenommen ;). Aber ich hab auch eins an meiner Ricco Kühn. Hab ich nie gesehen ;)

Lg
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Re: Dekompressionsbohrung am Ventil

Beitrag von trp »

...habe auf meinem Posseger Fluppy Borungen am 1. und 3. Ventil. (Bauerfeind Maschinenstock)

Lernt man erst bei leisen Passagen während einer Aufnahme richtig schätzen.

Kompression leidet natürlich in keinster Weise darunter.

Dieses kleine Feature gehört m.E. auf jede moderne Trompete.

lg trp
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Wolfram
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Re: Dekompressionsbohrung am Ventil

Beitrag von Wolfram »

maniactrumpet hat geschrieben:Man/frau bohrt ein Loch an einer Stelle der Trompete bei der es auf Dichtigkeit am meisten ankommt: es wird damit das Ventil bzw die Büchse bewusst undicht gemacht!
Mir graut bei dem Gedanken!
Gibt es Langzeiterfahrungen bezüglich der Dichtigkeit des so "verunstalteten" Ventils?
Was sagen namhafte Ventilhersteller dazu?
Warum bauen die nicht so was serienmässig bei allen Ventilen?

Ich würde keine Trompete, ob Brezel oder Perinettrompete mit Dekompressionsloch kaufen, denn letztlich dient es nur und ausschließlich der Bequemlichkeit und fördert die Gedankenlosigkeit!
Lieber Maniactrumpet!
Viele Kollegen machen es inzwischen serienmäßig. Oftmals wird es gar nicht erwähnt, weil es vielleicht sogar "selbstverständlich" geworden ist?!?
Wenn Du eine Ausgleichsmechanik besitzt und ihn vor dem Betätigen des 3.Ventil herausschiebst hört man beim anschließenden Drücken des Ventils unweigerlich ein "Blubb". Wenn nicht ist an deinem 3.Ventil etwas undicht oder sogar die Dekompressionsbohrung vorhanden!

Du brauchst überhaupt keine Angst haben, dass das Ventil undicht wird, weil in dem Moment, wenn Luft durch das Drücken des Ventiles in das 3.Zugrohr kommt die Ventilwand des Drehventils das Loch "zu hällt". Das Loch ist nur im ungedrückten Zustand frei und so soll es ja sein. Denn nur dann kann die Luft ausgeglichen werden, die das "Blubb" verhindert!

Das Dekompressionsloch ist also eine Verbesserung deines Instrumentes!
LG Wolfram
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Re: Dekompressionsbohrung am Ventil

Beitrag von Wolfram »

schattie280 hat geschrieben:... Das Ventilgehäuse habe ich sorgfältig gereinigt, trotzdem ging das Ventil schwer und schabte, aber nicht rythmisch (wenn es an der Bohrung gelegen hätte, müßte ja zeitweilig kein Schaben zu bemerken gewesen sein). Also war, wie Wolfram schon sagte, läppen angesagt. Keine Ahnung warum, war aber nötig. Vielleicht kann es Wolfram erklären...
Lieber Schattie!
Nehme ein Stück Rohr und bohre von der Seite ein Loch hinein. Dann ist es notwendig das mit dem Bohrer Druck auf die Rohrwand ausgeübt wird!
Sicherlich ist es nur minimal, aber der Druck ist vorhanden und kann das Rohr in eine leichte ovale Form bringen! Zugegeben, die Büchsenwand ist ziemlich dick (2-3mm), aber die Büchse ist zuvor mit über 600° C verlötet worden (beim Einsetzen der Ohren). Dies hat zur Ursache, dass das Material weicher wird, als es ursprünglich war. (Deshalb ist es sicherlich besser die Bohrung direkt beim Herstellen des Ventiles anzubringen. Dann ist das Loch vorhanden bevor die Büchse von Innen abgedreht und eingepasst wird...)

Diese Mikro-Millimeter Veränderung der Büchsenform kann eben auch manchmal die Laufflächen des Ventiles beeinträchtigen. Aber dies ist wirklich minimal!
Entscheidender ist es den Bohrausgang in der Büchse zu entgraten und zu glätten (läppen).
Wegen dieser mechanischen "Problem-Situationen" sollte die Dekompressionsbohrung nie von Laien angebracht werden!
LG Wolfram
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Re: Dekompressionsbohrung am Ventil

Beitrag von schwefelgelb »

Moin Moin!
Die Bohrung mit 1mm Durchmesser halte ich für zu klein, denn bei zu schnellem Triggern kann das zum leisen Pfeifen führen. - Plopp ist weg, aber dann pfeift es. :cry:
Ich halte 1,5 - 1,7 mm für gut.

schwefelgelb
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