French Bead / Französischer Rand?

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Wolfram
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von Wolfram »

Hier ist nun ein Auszug aus einem Buch von Herbert Heyde
„Trompeten, Posaunen Tuben“ Seite-239
VEB Deutsche Verlag FÜR MUSIK
Leipzig 1980

http://img820.imageshack.us/img820/2208 ... krnder.jpg
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Nedsolaud
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von Nedsolaud »

Auch schön!
In meinen Sammelwerken wird noch darauf hingewiesen, dass es nicht nur um Klang oder Design sonder auch in Abhängigkeit der am Schallbecher verwendeten Materialstärken. Was bedeutet, je dünner das Blech, desto stabieler der Rand.
buddy
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von buddy »

Vielen Dank für die Mühe.

Kann es sein, dass die bei Bach und Yamaha verarbeiteten "abgeflachten" Drahtformen gar nicht in den klassischen Trompetenbaubüchern erfasst sind?
Ich versuche einmal, bei Herrn Lubitz Genaueres zu erfahren und gebe die Info dann ins Forum.
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haynrych
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von haynrych »

ich denke es könnte so gewesen sein:

french besson baute einen rand mit flachem draht, also das was in europa als "englischer rand" bezeichnet wurde/wird. wer in amerika diesen rand nachbaute (z.b. vincent bach) bezeichnete diesen flacheren rand in folge als "french", vermutlich ohne zu wissen, dass in europa die bezeichnung "französischer rand" bereits für den rand mit rundem draht verwendet wird/wurde. das dilemma kommt zustande, wenn man aus dem amerikanischen zurück übersetzt: aus dem french bead wird wieder "französischer rand" gemacht und man hat einen namen für zwei unterschiedliche bauweisen.
Zuletzt geändert von haynrych am Donnerstag 7. Oktober 2010, 09:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Wolfram
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von Wolfram »

.. es gibt noch den "Englischen Rand"!
Der ist ähnlich wie der französische - aber mit einem flachen Draht! Dieser ist hier nicht im Fachbuch enthalten, weil er für Museen und Historiker bis dato nicht wichtig war.
Die Bezeichnung von YAMAHA "French Bead" wäre nach meinen Recherchen somit fachlich nicht korrekt!

Entscheidender finde ich allerdings, welche klanglichen Veränderungen wirklich passieren, wenn allein der Rand eine andere Ausführung hat...
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von schattie280 »

Wolfram hat geschrieben:.. es gibt noch den "Englischen Rand"!
Der ist ähnlich wie der französische - aber mit einem flachen Draht! Dieser ist hier nicht im Fachbuch enthalten, weil er für Museen und Historiker bis dato nicht wichtig war.
Die Bezeichnung von YAMAHA "French Bead" wäre nach meinen Recherchen somit fachlich nicht korrekt!

Entscheidender finde ich allerdings, welche klanglichen Veränderungen wirklich passieren, wenn allein der Rand eine andere Ausführung hat...
LG Wolfram
Moin,

ich denke, ein Unterschied zwischen franz. Rand und Neusilberkranz müsste am gravierendsten sein. Mit dem Neusilberkranz wird der Rand ein ganze Ecke dicker.
War schon von rimless die Rede? Sollte sich auch deutlich von den übrigen Ausführung abheben.

Offensichtlich sind die Bezeichnungen weder standardisiert noch geschützt (als Markenname). Das macht es den Kunden nicht unbedingt leichter. Aber das ist ja bei firmeneigenen Bezeichnungen wie bei Mundrohren, Bohrungen und Mundstücken ähnlich.

Gruß,
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von buddy »

haynrych hat geschrieben:... in folge als "french", vermutlich ohne zu wissen, dass in europa die bezeichnung "französischer rand" bereits für den rand mit rundem draht verwendet wird/wurde. ....
Gute Geschichte, nur steht der Name F.Besson für Fontaine Besson.
Das "French" ist inzwischen auch verbreitet, aber die Frage wäre noch, ab wann lässt sich das beobachten?
Und würden Unternehmen wie Bach, Yamaha oder Kanstul ebenfalls solche Ableitungen aus "nicknames" übernehmen?
http://www.besson.com/en/history.php
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von Dobs »

Man muss es ja nicht an der Form des Drahtes festmachen. Der "French Bead Wire" ist eben einfach ein auf französische Art umbördelter Draht. Aus Wolframs Buchauszug geht hervor, daß die Ränder, die unter Verwendung eines Drahtes erstellt werden, sich vor allem in der Art wie dieser Draht eingefasst wird unterscheiden. Deshalb mag es für die Bezeichnung "französischer Rand" oder "French Bead Wire" (= französisch 'umbördelter' Draht) sogar unwichtig sein, ob der Draht flach oder rund ist, sondern es kommt vor allem darauf an, daß er so eingefasst ist, wie auf Wolframs Zeichnung.
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von kleinerTrompeter »

Habe ein bestimmt 100 Jahre altes Flügelhorn mit dem Mainzer Rand!
Dachte immer- der Instrumentenmacher hatte damals nicht die Möglichkeit den Rand anders zu machen.

Grüße Jörg
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von haynrych »

die verwirrende firmengeschichte von besson ist von abspaltungen und zusammenführungen diverser firmenzweige geprägt. es wurde erst in frankreich gefertigt, dann wieder in england und mittlerweile vermutlich auch in fernost. es gab sogar eine zeit, in welcher der import von instrumenten von europa nach USA verboten war, damals bauten instrumentenbauer in amerika aus europäischen ersatzteilen bessontrompeten zusammen. in dieser zeit dürfte der ausdruck french besson als qualitätsmerkmal entstanden sein. kanstul verwendet diese bezeichnung noch heute für eine ihrer trompeten: kanstul 1000
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von buddy »

Dobs hat geschrieben:Man muss es ja nicht an der Form des Drahtes festmachen. Der "French Bead Wire" ist eben einfach ein auf französische Art umbördelter Draht...
Ich glaube, genau das ist es, denn es löst die Fragen perfekt auf. Außerdem behalten Bach, Yamaha usw. ihre "Rand"-Kompetenz. Danke, Kai.
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Nedsolaud
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von Nedsolaud »

buddy hat geschrieben:Ich glaube, genau das ist es, denn es löst die Fragen perfekt auf.
Das glaube ich auch, denn Vincent (Schrotenbach) Bach ist wie bekannt 1890 in Baden bei Wien geboren und erst im erten Weltkrieg in die USA emigriert und war dort nicht unerfolgreich Trompeterisch tätig, bevor er bei Selmer mit der Produktion von Mundstücken begann. Und genau aus diesem Gund denke ich wusste er schon um die europäischen Ränder.
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haynrych
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von haynrych »

er war aber vielleicht auch schlau genug sich an den örtlichen sprachgebrauch anzupassen. damit hätte er genau das praktiziert, was aktuell von zuwanderern in europa oft und gerne mit nachdruck gefordert wird: assimilation.
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von jotrpt »

Im Grunde ist alles gesagt, m.W. ist die im amerikanischen Sprachgebrauch übliche Bezeichnung "french bead" für den etwas breiteren u. flacheren Schallstückrand durch das Vorbild der franz. Besson-Trompeten geprägt worden, die für die Trompeten von V. Bach und anderen Pate standen. Mit dem "franz. Rand", so wie er bei uns definiert ist (s. Heyde), hat das nichts zu tun. Hier zur Veranschaulichung noch ein Bild einer "Besson Brevete" ca. aus den 1920/30er Jahren (leider nicht meine :( ), auf der man diesen bei Bach, Yamaha (und z.B. neuerdings auch bei der Exquisite-Reihe von B&S) als "french bead" bez. Rand ganz gut erkennen kann:

Bild

Diese Randform ist bei den New York und Mt. Vernon Trompeten (und, soweit ich weiß, auch noch bei den ersten in Elkhart produzierten Trompeten) von V. Bach zu finden.

Gruß, Jochen
Rainer H
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Re: French Bead / Französischer Rand?

Beitrag von Rainer H »

Hab jetzt auch noch mal alle meine Instrumente Inspiziert
Die einzige Trompete bei mir ist die Keefer, die dieser oben, schon wegen der ungewöhnlichen Ringposition ähnelt.
aber mein Besson Prestige Kornett hat auch so einen flachen Rand.
Gruß Rainer
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