Material und Klang

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Moderator: Die Instrumentenbauer

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lurchi
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Material und Klang

Beitrag von lurchi »

Hallo,
soweit ich weiß gab es zu dem Thema doch schon detaillierte Untersuchungen, z.B. von der PTB. Trotzdem ist es heiß diskutiert und wird mit viel Gefühl und Erfahrung gehandhabt.
Gibt es tatsächlich diese dramatischen Unterschiede zwischen den Materialien, oder ist doch der überwiegende Einfluss die Geometrie? Und der Rest die Erwartungshaltung des Spielers?
Vielleicht sollte ich noch anmerken, dass ich persönlich mein Instrument ohne Ansehen des Materials ausgesucht habe und dann aufgrund der Klangeigenschaften ausgewählt habe, die, wie ich nachher festgestellt habe, eben dem Material zugeschrieben wird.

Gruß
Uli
Dr.Messing
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Nirgends sonst ist soviel Subjektivität mit im Spiel

Beitrag von Dr.Messing »

Hallo Lurchi,

man kann das Klangspektrum physikalisch genauestens erfassen. Mit den Klangvorstellungen eines Musikers liegt der Fall aber differenzierter:
Man beschreibe mir bitte einen schönen, warmen, weichen, runden Klang!! und diese Beschreibung bitte von jeweils von 10 verschiedenen Bläsern.
Das Ergebnis: 10 verschiedene Interpretationen, Ausdruckweisen und Beschreibungen, wobei diese nicht mit Deiner Vorstellung übereinstimmen muss. Der Grund - bevor man anfängt über eine Sache ernsthaft zu diskutieren, bitte ein gemeinsames Alphabet definieren damit alle wissen, sie benutzen den gleichen Wortschatz und reden auch vom Selben.
Ein anderes Bild:
Mir dem Klang ist es wie mit den Frauen!!!
Dem Einen gefällt die, und dem Anderen eine andere. Es gibt auch Viele, denen gefällt die gleiche! (Arme Weiber) Und das ist gut so!!
Mit dem Klang ist es genauso. Dieser lebt von der Vielfalt, und wenn man es noch so präzise definieren kann, wenn es den Hörern nicht gefällt hat niemand etwas davon.

LG
Dr.Messing

P.S.: Es gibt Dinge, die kann man nicht in eine fassbare Größe packen. Eins davon ist der persönliche Geschmak und das klangliche Empfinden. Selbst wenn man es könnte, ich wäre auf jeden Fall sehr vorsichtig.
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lurchi
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Re: Nirgends sonst ist soviel Subjektivität mit im Spiel

Beitrag von lurchi »

Dr.Messing hat geschrieben: man kann das Klangspektrum physikalisch genauestens erfassen.
Ja, genau. Und wie sieht es da mit dem Einfluss des Materials aus? Unabhängig vom Geschmack. Oder entsteht der Einfluss des Materials auf den Klang erst durch die subjektive Empfindung des Spielers?

Uli
hornmaker
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Beitrag von hornmaker »

Hallo Zusammen!

Tatsächlich gibt es noch keinerlei wissenschaftliche Untersuchungen
über den einfluss des Materials auf den Klang.
Allerding weis man inzwischen, dass sich die Materialien unterschiedlich
bearbeiten lassen und somit ein anderes Rückfederverhalten haben,
dadurch verändert sich auch die Eigendämpfung und somit der Klang.
Sound hat ziemlich viel mit Eigendämpfung zu tun, da eigentlich die
Luftsäule und nicht das Blech schwingen soll!
Weiterhin ist bei der Sache auch Psychologie dabei:
Bei versuchen im abgedunkelten Raum haben Bläser einen weichen Klang
mit einem Neusilberinstrument erzeugt, weil man Ihnen gesagt hatte,
es wäre ein Instrument aus Goldmessing.

Also eine wirklich sachliche Antwort kann man da nicht geben!

Sorry

Grüsse

Hornmaker :D
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simse
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Beitrag von simse »

Was haltet ihr von einer unbehandelten Trompete?
Hat es nun Auswirkungen auf den Klang? [Mein Ausbilder(Profi http://www.bmw-music.de)meint sie würde unbehandelt schärfer/giftiger klingen und etwas leichter ansprechen/ oben "losgehen"


Please help me
8) :arrow:
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simse
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Beitrag von simse »

sorry der link oben ist falsch

http://www.bmw-music.de

ps.: Ist eig. eh überflüssig
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hornmaker
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Beitrag von hornmaker »

Hallo Simse!

In gewisser Weise hat Dein Lehrer recht, den die meisten Lacke sind
ja dauerelastisch und sitzen auf dem Instrument wie ein Dämpfer.
Man kann das tatsächlich mittels einer Klanganalyse ermitteln.
Lakierte Instrumente sind nicht so obertonreich wie unlackierte,
aber mal ehrlich?

Wer hört das wirklich?

Grüsse

hornmaker
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hari7
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Beitrag von hari7 »

simse hat geschrieben:... schärfer/giftiger ...
"giftiger" ist schon mal ein sehr sehr sehr subjektive Begriff. Das bedeutet nichts weiter, als dass der betreffende Trompeter das jeweilige Instrument nicht mag. Aus technologischer Sicht dürften vor allem Elastizitäts-Modul, spezifisches Gewicht und Eigendämpfung des Werkstoffs wichtig sein.
Macht Euch nix draus, ich bin nur zugelaufen.
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TigerTom
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Beitrag von TigerTom »

Hallo "hari7",

ich kann mir unter "giftiger/schärfer" schon etwas vorstellen, mir fallen da sofort Begriffe wie "Obertonreichtum/-mischung" und "Schmettern" ein.
Ob der betreffende Trompeter das Instrument deswegen nicht mag? :roll:
hari7 hat geschrieben:Aus technologischer Sicht dürften vor allem Elastizitäts-Modul, spezifisches Gewicht und Eigendämpfung des Werkstoffs wichtig sein.
Aber das würde mich auch sehr interessieren. Ich bin auf Deine Erläuterungen hierzu sehr gespannt. Insbesondere freue ich mich auf die Ausführungen zum Elastizitätsmodul und zum spezifischen Gewicht der verschiedenen Werkstoffe. Schon jetzt vielen Dank für Deine Bemühungen!

mfg TT
hornmaker
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Beitrag von hornmaker »

Hallo TigerTom!

In naher Vergangenheit hat es mal Versuche gegeben Schallstück
mit flüssigem Stickstoff zu behandeln. Ergebnis war, dass alle
Schallstücke, egal welches Material total dumpf und tot klangen.
Das Verhalten der verschiedenen Materialien beim Bearbeiten
d.h. die unterschiedliche Rückfederung und die erzielte Härte sind
ganz entscheidend für die Eigendämpfung eines Instrumentes.
Im Moment habe ich einen Versuch in Vorbereitung ein Trompetenschallstück
aus Kohlefaserverbund herzustellen, denn da schwingt dann gar
nichts mehr ausser der Luftsäule!

Grüße

hornmaker
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lurchi
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Beitrag von lurchi »

Ja, das hat mich auch schon interessiert, wie es denn mit Kompositen aussieht. Ich glaube allerdings nicht, dass Kohlefaser einen Unterschied macht zur wesentlich billigeren Glasfaser. Entscheidender ist da doch die Schichtdicke des Kunststoffes, oder?

Gruß
Uli
hornmaker
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Beitrag von hornmaker »

Hallo Lurchi!

Das mit der Glasfaser ist schon richtig, aber mit Kohlefaser sieht es
geiler aus und weiterhin habe ich ein Institut an der Hand, welches
für die Luftfahrt arbeitet, und der Leiter ist selber ein ziemlich guter
Trompeter..... :wink: ..... usw.


Grüsse

hornmaker
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lurchi
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Beitrag von lurchi »

Geiler aussehen, das bestimmt. Evtl. kann man dnan noch schwarze und weiße Rovings mischen, da kommt bestimmt auch gut.
Ich bin wirklich gespannt, was da raus kommt, ein ganz normaler Klang oder eher was dunkleres/dumpfes. Vielleicht sollte man noch extremer werden und lackiertes Pappmachee testen...
Wie verpresst man eigentlich die gebogene Röhre? Mit einem aufblasbaren Gummiinnenteil? Oder zwei Hälften verkleben?

Gruß
Uli
hornmaker
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Beitrag von hornmaker »

Hallo Lurchi!

Offensichtlich kennst Du Dich ja mit der Materie aus!
Also man nimmt ein Loch (Schallstück in zwei Hälften),
gießt das ganze mit einem woodschen Metall aus und hat
somit einen gebogenen Kern.
Anschließend wickelt man die Kohlefaser rum (ob wir Matten
verwenden oder Flechten wissen wir noch nicht) unter Zuhilfenahme
von "Kleber".
Nach dem Aushärten wird das Janze im Bad erwärmt und das Metall
fließt raus.
Und????
Man hat die Kohlefaser um das Schallloch!
So Einfach!! :wink:

Grüsse

hornmaker
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snape
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Beitrag von snape »

Tolle Ideen !

Ich hoffe ja hier dann mal zu lesen, wo die Ergebnisse dieser innovativen Experimente veröffentlicht werden sollen.
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