Delle in versilbertem Instrument

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Moderator: Die Instrumentenbauer

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Spätstarter
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Delle in versilbertem Instrument

Beitrag von Spätstarter »

Am Schallbecher meines versilberten Flügelhorns sind zwei Stecknadelgroße Dellen. Wenn ich diese von einem Instrumentenmacher entfernen lassen möchte, wird es an der versilberten Oberfläche wohl Spuren hinterlassen? Was macht man da?
Desweiteren: Muß man ein versilbertes Instrument vor einer Neuversilberung vorher entsilbern, selbst wenn es sich um ein neuwertiges Instrument handelt? Es ist ein Ausstellungsstück, welches oberflächliche Kratzer hat (Trompetenständer, Fingerring,...) die aber durch Polieren nicht ganz verschwinden.
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schattie280
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Re: Delle in versilbertem Instrument

Beitrag von schattie280 »

Moin,

das geht in der Regel ganz gut, allerdings gibt es verschieden Arbeitsweisen: Rolle auf Sichel/Schaufel/Dellenrollkörper gegen Polierstahl auf Sichel/Schaufel.
Ersteres hinterlässt so gut wie keine Spuren auf Silber, Zweiteres ist effektiver.
Es kommt also auf die Dellen an, wie stark man da arbeiten muss.

Ja, erst entsilbern, dann neu versilbern.
Ist wirklich die Frage, ob es wegen ein bisschen Optik sein muss.

Gruß,
Schattie
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Re: Delle in versilbertem Instrument

Beitrag von TrompetenKäfer »

Wenn die Dellen nicht scharfkantig sind, lassen sie sich von kundiger Hand ohne merkliche Spuren beseitigen. Welche Methoden dafür nötig sind, wird dein Fachbetrieb wissen, aber Schäden (Kratzer, Riefen) oder eine neue Versilberung sollte es nicht brauchen.
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Wolfram
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Re: Delle in versilbertem Instrument

Beitrag von Wolfram »

Spätstarter hat geschrieben:... Desweiteren: Muß man ein versilbertes Instrument vor einer Neuversilberung vorher entsilbern, selbst wenn es sich um ein neuwertiges Instrument handelt? Es ist ein Ausstellungsstück, welches oberflächliche Kratzer hat (Trompetenständer, Fingerring,...) die aber durch Polieren nicht ganz verschwinden.
Ein neuwertiges Instrument hat in der Regel noch eine gute Oberfläche, deshalb kann man (nach meiner Erfahrung) getrost darauf neu versilbern ohne die alte Schicht zuvor zu entfernen.
Aber der Fachmann erkennt die notwendigen Massnahmen, wenn er das Instrument in den Händen hält.
LG Wolfram
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Re: Delle in versilbertem Instrument

Beitrag von Spätstarter »

Danke. Was werden zwei oder drei so kleine Dellen (Stecknadelgröße) etwa kosten so zu entfernen?
Und noch ne Frage: repariert ein Instrumentenbauer eigentlich auch einen Trompetenkoffer? (Schnalle, Verschluss), oder wo muß man da hingehen?
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Wolfram
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Re: Delle in versilbertem Instrument

Beitrag von Wolfram »

Die meisten meiner Kollegen haben auch gängige Ersatzteile für Etuis auf Lager.
Einfach fragen...
LG Wolfram
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Re: Delle in versilbertem Instrument

Beitrag von schattie280 »

Moin,

neben Standardersatzteilen wie Griffe, Schlösser, Gelenke / Scharniere von z.B. Götz, die an so ziemlich jeden Koffer passen, ist die Ersatzteilversorgung von Kofferfirmen wie z.B. Winter sehr gut. Da habe ich sogar schon mal Stoff zum Ausschlagen bekommen können. Dürfte bei Kariso etc. ähnlich sein.
Große Instrumentenhersteller wie Yamaha oder Bach bieten für ihre Koffer auch die gängigsten Teile als Originalersatzteil an.

Man kann aber nicht alles auf Lager haben...

Gruß,
Schattie
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Re: Delle in versilbertem Instrument

Beitrag von schattie280 »

Wolfram hat geschrieben:
Spätstarter hat geschrieben:... Desweiteren: Muß man ein versilbertes Instrument vor einer Neuversilberung vorher entsilbern, selbst wenn es sich um ein neuwertiges Instrument handelt? Es ist ein Ausstellungsstück, welches oberflächliche Kratzer hat (Trompetenständer, Fingerring,...) die aber durch Polieren nicht ganz verschwinden.
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Aber der Fachmann erkennt die notwendigen Massnahmen, wenn er das Instrument in den Händen hält.
LG Wolfram
Moin Wolfram,

wird das dann nicht zu dick? Es käme dann ja eine komplette zweite Schicht drauf.
Und tiefe Kratzer würden dann ja auch nicht "aufgefüllt" oder?
Nur eine reine Verständnisfrage...

Gruß,
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Re: Delle in versilbertem Instrument

Beitrag von Ditze »

Falls ich in Chemie doch einst richtig aufgepasst habe, dann setzt die neue Versilberung ja nur an den Stellen an, an denen sich keins befindet.
Wo bereits Silber auf einer unedleren Oberfläche haftet, kann bei der Galvanisierung kein neues ansetzen.
Allerdings haben wir in Chemie eher gelernt, wie man den besten Cappuccino zubereitet, anstatt mit Redoxreaktionen auf dem Kriegsfuß zu stehen... :Hä:
Der Sozialrevolutionär kennt keinen Mittagsschlaf!
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Re: Delle in versilbertem Instrument

Beitrag von schattie280 »

Moin,

danke für die Erläuterung! D.h., wo das Silber abgegriffen oder durch einen Kratzer entfernt wurde, haftet die neue Schicht, da, wo sie noch unbeschädigt ist, wird nichts zusätzlich aufgetragen.

Non scholae sed vitae discimus. :gut:

Gruß,
Schattie
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Re: Delle in versilbertem Instrument

Beitrag von Wolfram »

Ditze hat geschrieben:Falls ich in Chemie doch einst richtig aufgepasst habe, dann setzt die neue Versilberung ja nur an den Stellen an, an denen sich keins befindet.
Wo bereits Silber auf einer unedleren Oberfläche haftet, kann bei der Galvanisierung kein neues ansetzen.
Allerdings haben wir in Chemie eher gelernt, wie man den besten Cappuccino zubereitet, anstatt mit Redoxreaktionen auf dem Kriegsfuß zu stehen... :Hä:
Hallo Ditze,

Die Galvaniker hier im Forum können da sicherlich exaktere Auskunft geben...
Meines Wissens gibt es unterschiedliche Verfahren der Versilberung. Die Versilberung, die ich aus dem Musikinstrumentenbau kenne arbeiten mit Katode und Anode.
Das Silber setzt sich dabei abhängig von der Dauer des galvanischen Prozesses - je länger um so dicker die Beschichtung.
Da Silber gute Klangeigenschaften hat sollte eine dickere Schicht wenig negativen Einfluss haben. Immerhin bewegen wir uns hier im Mikro-Millimeter Bereich... !
Voraussetzung für eine erfolgreiche Versilberung ist die Oberflächenbeschaffenheit des Gegenstandes. Haben die Instrumente bereits ein paar Jahre Lebensalter auf dem Buckel, eignen sie sich meines Wissens nicht mehr zum erneuten Versilbern. Hier sollte erst erneut eine dünne Kupferschicht aufgetragen werden und dann die zweite Silberschicht... oder man entfernt das alte Silber zuvor komplett.

Hier mal eine Grafik (Uni-Köln), die ich auf die Schnelle im Internet gefunden habe, durch die der Galvanikprozess nachvollziehbar wird:
http://www.uni-koeln.de/math-nat-fak/di ... ilbern.pdf
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