Trompete der Fa. Kühnl

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Moderator: Die Instrumentenbauer

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Haiopai
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Trompete der Fa. Kühnl

Beitrag von Haiopai »

Hallo zusammen,
ich habe eine Trompete der Firma Kühnl geschenkt bekommen. Sie ist/war in einem traurigen Zustand. Die Fa. Kühnl hat mit mitgeteilt dass die Trompete 1960 gebaut wurde, aber mehr wissen sie auch nicht.
Ursprungsszustand:
Das Mundrohr ist abgerissen, der eine Schenkel des Stimmbogens steckt noch fest im Mundrohr, der andere Schenkel des Stimmbogens steckt im Rohr, das zum 3. Ventil geht, der Bogen ist noch vorhanden aber halt eben von den Schenkeln abgerissen. Alle Rissstellen sind "sauber" das heißt nicht ausgefranst. Das Mundstück steckt noch im Mundrohr fest und geht nicht mehr ab. Die beiden Stege, die das Mundrohr mit dem Schallrohr verbinden sind perdu (verloren gegangen). Das Mundrohr an sich weißt die ein oder andere, nicht ursprünglich gewollte Biegung und Delle auf. Die drei Ventilzüge sind gängig aber eben auch in den Rundungen etwas verbeult. Die Ventile laufen auch noch, aber die Ventilfedern sind hin und eine Fingerkappe (heißt das so?) fehlt. Und im Schallstück steckt ein kleiner blauer Ball fest (von aussen sichtbar). Das Schallstück weißt überraschender Weise sehr wenige Beulen auf. Das Material ist noch in einem sehr guten Zustand, und das Horn hat eine sehr schöne Patina angesetzt!
Was bisher geschah:
Das Mundstück hab ich mit einer Lötlampe abgekriegt, den Ball mit Wasserkraft rausgedrückt. Dann hab ich das ganze Instrument gereinigt. Anschließend hab ich das Instrument wieder notdürftig zusammengebaut und geklebt, um ein paar Töne drauf zu blasen und siehe da: das Horn klingt echt geil! Der typische Klang der 60er Jahre, ein Schweissbrenner, der überall durchkommt.
Nun zu meiner Frage:
Sind die geschilderten Schäden zu reparieren? Was wäre ungefähr dafür zu bezahlen? (grobe Schätzung vollkommen ausreichend.) Wenn es zu teuer würde, kann ich mir die Fahrt zum Instrumentenmacher sparen...

Vielen Dank
Viele Grüße
vom Haiopai
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schattie280
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Re: Trompete der Fa. Kühnl

Beitrag von schattie280 »

Moin,

ja, kann man reparieren. Und ja, die Fahrt kannst Du dir wahrscheinlich sparen.
Und Kleber ist an Instrumenten bitte nicht zu verwenden.

Gruß,
Schattie
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Haiopai
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Re: Trompete der Fa. Kühnl

Beitrag von Haiopai »

Danke für die Antwort. Mit geklebt meinte ich, dass ich das Mundrohr wegen der fehlenden Stege mit Korkstücken und Klebeband fixiert habe, außerdem habe ich den Stimmbogen mit Isolierband temporär abgedichtet, sodass wenigstens ein paar Töne drauf spielbar waren. Da ich das Horn nicht weiterverkaufen und damit kein Geld verdienen möchte, würde mich schon interessieren, was so eine Reparatur kostet.
Nochmal Danke!
Viele Grüße
vom Haiopai
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schattie280
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Re: Trompete der Fa. Kühnl

Beitrag von schattie280 »

Moin,

wenn es ordentlich gemacht werden soll, wirst du mit 400 - 600€ rechnen müssen (ausdellen, Austausch defekter Teile, neue Lackierung.

Gruß,
Schattie
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Haiopai
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Re: Trompete der Fa. Kühnl

Beitrag von Haiopai »

Hallo Schattie,
vielen Dank für die Einschätzung. Aktuell ist das Horn bei einem Deiner Kollegen. Ich lasse es nicht neu lackieren, da ich die Patina sehr schön finde und erhalten möchte. Das Horn war ausserdem vorher auch nicht lackiert. Das Horn wird wieder ordentlich zusammengebaut, fehlende Teile werden ersetzt und defekte Teile werden ausgetauscht. Das Ausdellen wird sich auch in Grenzen halten. Ich habe Bilder von Vorher und werde auch eins Nachher machen. Bei Interesse kann ich sie Dir gerne schicken (die Bilder).

Noch mal vielen Dank und viele Grüße
vom Haiopai
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Re: Trompete der Fa. Kühnl

Beitrag von monke89 »

Lade die Bilder doch hier direkt ins Forum hoch.
Das interessiert bestimmt den einen oder anderen.
Ich finde vor allem Vorher-, und Nachherbilder interessant.
Bb Monke Drehventil
Bb Schagerl Europa
Bb Stomvi Elite
Bb/A Schilke P5-4
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Re: Trompete der Fa. Kühnl

Beitrag von schattie280 »

Moin,

Fotos sind immer gut, dann kann man sich ein Bild machen.
Und es erleichtert die Beurteilung von Schäden /Reparaturen ungemein.

Gruß,
Schattie
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Haiopai
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Re: Trompete der Fa. Kühnl

Beitrag von Haiopai »

Hallo zusammen,
hier schon mal das Vorher-Bild:
Bild
Nachher habe ich noch nicht, bin aber schon sehr gespannt :huepf:
Viele Grüße
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Re: Trompete der Fa. Kühnl

Beitrag von Bixel »

Haiopai hat geschrieben:Nachher habe ich noch nicht, bin aber schon sehr gespannt :huepf:
Wenn die Oberfläche nicht bearbeitet werden soll, lässt sich die Nachher-Optik doch durch provisorisches Zusammenstecken/-kleben des 3D-Puzzles eigentlich recht einfach simulieren?

:wink:
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
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Re: Trompete der Fa. Kühnl

Beitrag von schattie280 »

Moin,

nicht ganz, da die Z-Stützen und die Stütze Mundrohr/2. Ventil erneuert werden muss. Die sehen hinterher allerdings neu aus.
Innenzüge des Stimmzuges müssen gezogen werden, Stimmzug wieder zusammen gelötet werden, Delle aus Mundrohr entfernt werden...

Teile uns doch bitte hinterher auch mit, was Dir die Sache wert war.

Gruß,
Schattie
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Re: Trompete der Fa. Kühnl

Beitrag von Trumpetjörgi »

Ohne Deine freudige Euphorie dämpfen zu wollen, ich glaub ich kenne diese Art/Modell der Trompete von K&H;
Ich habe so eine kurz besessen; Mein Vater hat sie mir ca. 1966 damals neu gekauft, Kosten nach meiner Erinnerung so 200 DM (mit Koffer)
Die ist nie wirklich gut gegangen, trotz regelmäßiger Ventilpflege und Ölen liefen die Dinger nie richtig;
Komentar von H. Ganter der sie überholen/gangbar machen sollte: " Wir Deutschen können keine gescheiten Perinetventile bauen!"
Eng eng eng, schwer zu blasen, von der Bauweise ein Peashooter; für Kinder/Anfänger ungeeignet!
Intonation unterirdisch! Ich war damals nahe dran das Trompetenspiel zu beenden!
Gottseidank wurde sie rasch, ich glaube nach ca. einem Jahr durch eine Getzen 300 ersetzt, die dann wirklich Freude machte und
meine tropeterischen Fähigkeiten stark beflügelt!
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Haiopai
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Re: Trompete der Fa. Kühnl

Beitrag von Haiopai »

Hallo Jörgi,

danke für Deine Einschätzung. Vieles deckt sich mit dem Wenigen was ich bisher selbst herausgefunden habe.
Ich seh' es mal so: Dem geschenkten Gaul, schaut man nicht ins Maul!
Viele Grüße
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Re: Trompete der Fa. Kühnl

Beitrag von Haiopai »

Hallo,
ich habe die Trompete zurück bekommen. Zur Erinnerung: Aus dem oben gezeigten Schrotthaufen, sollte mit minimalem Aufwand wieder ein spielbares Instrument entstehen. Für mich lag der Fokus ganz klar auf Funktionalität und nicht auf Optik.
Ich denke, das hat sehr gut hingehauen. Das Instrument wurde innen komplett gereinigt, alle Züge sind wieder gängig, defekte Teile wurden ausgetauscht und fehlende ersetzt. Das Instrument wurde wieder mit ordentlich Fett und Öl zusammengebaut. Die Ventile klackern etwas aber sie laufen gut.
Zum Spielerischen kann ich bisher nur sagen, dass alle Töne und Halbtöne vom tiefen Fis bis zum hohen F drauf sind. Die Intonation ist für meine Ohren in sich stimmig, die Ansprache ist akzeptabel. Der Klang ist mit Original Mundstück authentischer als mit meinem Standard Mundstück.
Für mich hat sich die Reparatur gelohnt. Ich freue mich schon, das Schätzchen zur nächsten Probe und zum nächsten Auftritt auszuführen.

Fehlt noch was? Ach ja, die Bilder:
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