Mundrohr Anfertigen

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Moderator: Die Instrumentenbauer

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Trumpetthomas
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Mundrohr Anfertigen

Beitrag von Trumpetthomas »

Hallo,

Eine Frage, ich habe eine Trompete (Selmer) wovon ich das Mundrohr so genau wie möglich nachbauen möchte.
Ich möchte also den Innenkonus ausmessen und einem Dorn anfertigen.
Wie soll ich da am besten angehen.

Vielen Dank!

Thomas
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Dobs
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Re: Mundrohr Anfertigen

Beitrag von Dobs »

Trumpetthomas hat geschrieben:Hallo,

Eine Frage, ich habe eine Trompete (Selmer) wovon ich das Mundrohr so genau wie möglich nachbauen möchte.
Ich möchte also den Innenkonus ausmessen und einem Dorn anfertigen.
Wie soll ich da am besten angehen.

Vielen Dank!

Thomas
Wenn es Dir auf ein gutes Ergebnis ankommt, würde ich das von einem Profi machen lassen.
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Re: Mundrohr Anfertigen

Beitrag von Trompetthomas91 »

Also ein Profi bin ich (Geselle in metallblasinstrumentenbau mit eigenes Musikhaus) aber während die Ausbildung habe ich mich nicht mit die Herstellung von mundrohr beschäftigt.
Eine Vorstellung habe ich schon aber ich möchte gerne mehrer Meinungen haben.

Grüße!
Cilie
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Re: Mundrohr Anfertigen

Beitrag von Cilie »

Du kannst den kleineren Durchmesser auf der einen Seite und den großen Durchmesser auf der anderen Seite abmessen. Zusätzlich die Länge des Mundrohrs, und du hast alles was du brauchst (Mathematisches Modell eines Kegelstumpfs). Über diese 3 Größen kannst du dir alles errechnen was du willst. Meines Wissens ist aber der Konus bei jedem Mundrohr mit 1° gefertigt.
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Dobs
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Re: Mundrohr Anfertigen

Beitrag von Dobs »

Trompetthomas91 hat geschrieben:Also ein Profi bin ich (Geselle in metallblasinstrumentenbau mit eigenes Musikhaus) aber während die Ausbildung habe ich mich nicht mit die Herstellung von mundrohr beschäftigt.
Eine Vorstellung habe ich schon aber ich möchte gerne mehrer Meinungen haben.

Grüße!
Verstehe. Gehört denn die Herstellung von Mundrohren nicht zur Ausbildung eines Metallinstrumentenbauers?
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Re: Mundrohr Anfertigen

Beitrag von Trompetthomas91 »

Das hängt ab. Während meine Ausbildung gab es als Schwerpunkt die Herstellung von posaunenzüge, stimmbögen, Schallstücke und die Montage.
Das einzigste das ich mit Mundröhre gemacht habe war das aufweiten einer Seite und das einbauen.
Leider habe ich mich nicht beschäftigen können mit den Akustik hinter den Aufbau vom mundrohr und auch nicht mit das nachbauen von bestehende mundröhre.
Ich glaube das es ganz selten ist noch in einem Betrieb, in 3 Jahre Zeit, alles zu sehen und sich mit die Trompete bis kaisertuba zu beschäftigen.
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Wolfram
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Re: Mundrohr Anfertigen

Beitrag von Wolfram »

Hallo Trompetthomas91,
... eigentlich müsste man dich ja Posaunenthomas91 nennen... :)

Ich gebe dir Recht, dass es nicht selbstverständlich ist als ausgebildeter Metallblasinstrumentenbauer alle Produktionsabläufe zu allen Metallblasinstrumenten kennen zu müssen. Selbst als Meister kann man sich auf sein Spezialgebiet (Trompeten, Posaunen, Waldhorn oder tiefes Blech) begrenzen. Mir war es als einer der Wenigen meiner Kollegen in den 7 Jahren meiner Ausbildung möglich alles zu machen, vom Bestandteilmacher über Trompetenbau bis tiefes Blech, Posaunenzüge, Schallstückbau und Maschinenbau (um nur einige Arbeitsgänge zu nennen) zu erlernen und und praktisch anzuwenden - und dies nicht nur im Handwerk sondern auch in der industriellen Produktion. Ich weiß, dass dies eine Ausnahme ist und kann deshalb dein Anliegen gut verstehen.

Ein Mundrohr nachzubauen ist komplizierter als es erscheint. Anders als oben beschrieben geht es meist nicht darum ein konisches Rohr in linearer Steigung zu machen!
Mundrohre sind oft konkav geschweift und können sich sogar im Rohrverlauf auch mal verengen!
Der beste Weg ein Mundrohr zu wechseln ist es natürlich immer ein originales beim Hersteller neu zu erwerben. Bei SELMER ist dies meines Wissens nicht mehr möglich, denn das französische Atelier für Trompetenbau wurde vor einigen Jahren geschlossen. Vielleicht hat Selmer aber doch noch Ersatzteile zu liegen... die Firma besteht immer noch und baut ausschließlich Saxophone.

Solltest du dich wirklich ausprobieren wollen...
Nehme dir einen Messschieber, ein Blatt Papier und einen Stift. Vermesse den jeweiligen Durchmesser an deinem Mundrohr mit mindestens 5mm Abständen (lieber noch kleiner) und notiere dir die Zahlen. Du hast damit den Aussendurchmesser und kannst schon den konischen Charakter des Rohres nachvollziehen. Da die Materialstärke in der Regel 0,5mm beträgt, ziehe vom Aussendurchmesser jeweils 1mm ab und du hast den jeweiligen Innendurchmesser (Bohrung).
Mit dieser Skala an Messdaten kannst du dir nun einen Dorn anfertigen. Die Genauigkeit hängt dabei aber von deinem Vermessen ab.

Andere Verfahren wie Ausgießen werden wegen dem Schrumpfen des eingefüllten Materials oder wegen Ablagerungen im alten Mundrohr nicht funktionieren.
Wenn es dir anders gelingen sollte... dann darfst du dies hier gerne mitteilen.
LG, Wolfram
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Re: Mundrohr Anfertigen

Beitrag von Cilie »

Wolfram hat geschrieben: Ein Mundrohr nachzubauen ist komplizierter als es erscheint. Anders als oben beschrieben geht es meist nicht darum ein konisches Rohr in linearer Steigung zu machen!
Mundrohre sind oft konkav geschweift und können sich sogar im Rohrverlauf auch mal verengen!
Das ist sehr interessant! Wie verhält sich das bei einsteckbaren Mundrohren (z.B.: Piccolo Trompete). Werden diese zuerst konkav gefertigt (wie funktioniert so etwas überhaupt?) und danach außen zylindrisch gedreht? Ich hab das mal bei mir angeschaut...der Schaft, der eingesteckt wird ist selbstverständlich zylindrisch...und dann kann man halt an beiden Mundrohrenden unterschiedliche Durchmesser messen, was aber natürlich auch an der Mundstückaufnahme liegen kann....wie genau sich das innen verhält ist nicht eindeutig ersichtlich, sieht aber verdächtig konisch aus.
Wäre toll, wenn ihr uns da (speziell Wolfram), bisschen genauere Einblicke gewähren könnt.
Liebe Grüße
heckelbach
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Re: Mundrohr Anfertigen

Beitrag von heckelbach »

Moin!
Ich bin zwar kein Instrumentenmacher sondern nur Physiker und Sammler, kann aber eventuell etwas beisteuern.
Vermutlich werden die Mundrohre (außen zylindrisch ,innen konisch) wie folgt hergestellt:

- Man drehe sich ein Muster des inneren konischen Verlaufes als Außenkontur aus einem Rundstahl.
- Auf diesen expandiere man ein (zunächst zylindrisches) Messingrohr mit dem minimalen Innendurchmessser des späteren Rohres.
- Dann nehme man ein Messingrohr mit dem späteren Außendurchmesser und expandiere es über das erste Rohr

Mit expandierten meine ich: Warm machen und auf das engere Rohr schieben. Eventuell mus das in mehreren Schritten passieren, damit das Rohr nicht zu spröde wird und reisst. Das geht ähnlich wie bei der Herstellung von Schallstücken.
Dann drehe man das Ganze ab auf den gewünschten zylindrischen Durchmesser.
Zum Schluss eventuell noch eine Mundstückaufnahme anlöten oder den Morse-Konus direkt ausdrehen.
Ziel dabei sollte es sein, auf der Mundstückseite einen knapp 30mm tiefen Konus mit Steigung 1:20 (Morse) zu erhalten.
Für mich habe ich ein Verfahren entwickelt, das Ganze mit nur einem dickwandigen Rohr hinzubekommen.
Das ist zwar schwieriger, aber da flattert dann nichts, meint auch ohne heavy Mundstück funktioniert das ohne zu viele parasitäre Schwingungen.
Darüber hinaus kann man den "gap" bei bekannten Mundstücken (bei mir Breslmair) vermeiden.

Die Instrumentenmacher versinken vermutlich bei dieser Frage in Schweigen, weil spezielles hnow how für sie existenziell wichtig ist.
Ich hoffe das hilft Dir weiter,
Gruß Heckelbach
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schattie280
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Re: Mundrohr Anfertigen

Beitrag von schattie280 »

Moin,

es gibt mehrere Methoden, ein Mundrohr herzustellen.
Bei Perinettrompeten ist das konische Mundrohr sichtbar, es wird über einem Dorn gezogen. Oben kommt eine Mundstückzwinge dran, die wird an der Mundrohrseite auf den passenden Durchmesser ausgedreht, am Mundstückende kann man den Konus (Moresekegel 1 /1:20) mit einer Maschinenreibahle ausformen.
Bei Kuhlos und älteren Drehventiltrompeten ist das Mundrohr ähnlich aufgebaut, nur sehr viel kürzer.
Flügelhörner haben einen Kluppenzug: Das äußere Rohr ist starr und zylindrisch. Das innere Rohr ist beweglich und außen auch zylindrisch und hat oben den Konus für das Mundstück ausgeformt. Am inneren Rohr ist ein oben ein Ring zur Verstärkung und zum Herausziehen angelötet.
Bei Drehventiltrompeten ist das Mundrohr auch wieder mehrteilig: außen Zylindrisch, innen ein gezogenes, konisches Rohr, beides verlötet. Oben wird der Konus für das Mundstück im äußeren Rohr ausgeformt. Das innere Rohr ist kürzer, es entsteht eine Lücke (Gap), die möglichst klein sein sollte. Im Idealfall steht das Mundstück auf dem inneren Rohr auf und wird gleichzeitig vom Konus im äußeren Rohr sicher gehalten. Gelingt in der Regel nur für ein Mundstück. :-) Von außen wird meistens noch ein Ring zur Verstärkung auf das zylindrische Rohr gelötet. Wechselmundrohre sind ähnlich wie die der Kuhlos; konische Rohre mit unten einem zylindrischen Führungsrohr, oben mit einem Konus für das Mundstück und auch wieder ein Ring zur Verstärkung und zum Wechseln.
Bei Perinettrompeten kann man eine verstellbare Mundstückzwinge verwenden, um den Gap zu minimieren. Das ist ein Schraubteil, mit dem die Mundstückzwinge rein oder raus gedreht wird, bis das Mundstück auf dem Mundrohr aufsetzt.

Sind Fotos gewünscht?

Gruß,
Schattie
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Re: Mundrohr Anfertigen

Beitrag von heckelbach »

Moin!

Vielen Dank für den umfassenden Überblick!
Mein Versuch einer Erklärung und so hatte ich die Frage von Cilie verstanden, bezog sich ausschliesslich auf Mundrohre die außen zylindrisch und innen konisch sind.
Das ist ja zunächst erst mal nicht ohne weiteres verständlich.
Es wird nur benötigt, wenn das Mundrohr gleichzeitig zur Stimmung des Grundtones genutzt wird.
Das ist in der Regel nur bei Piccolo Trompeten und Flügelhörnern der Fall.
Ist denn nun meine Erklärung korrekt? Wird das so oder anders gemacht?

Gruß Heckelbach
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