Das Brassissima Projekt - aktueller Stand

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Moderator: Die Instrumentenbauer

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Brassissima
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Das Brassissima Projekt - aktueller Stand

Beitrag von Brassissima »

Liebe Forum Mitglieder!

Ich war in den letzten 4 Jahren fleißig und kann verkünden, daß die Dokumentation zu meinem Trompeten Projekt nunmehr so gut wie fertiggestellt ist.
Es besteht aufgrund des Umfanges aus 13 einzelnen PDF Dateien, die kostenlos von meiner Webseite heruntergeladen und verwendet werden können.

Es war vorderhand nur für meine persönliche Verwendung gedacht, ich habe mich aber entschlossen es öffentlich und kostenlos zugänglich zu machen.
Die Projektwebseite ist unter https://www.preisl.at/brassissima/ zu erreichen.

Über konstruktive Kritik freue ich mich, ebenso wie Infos zu gefundenen Fehlern. Mail: brassissima@preisl.at

(Rechtschreib-, Satz-, Beistrichfehler und dergleichen dürfen aber behalten werden).

Liebe Grüsse aus Österreich, Hermann Preisl.
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Dobs
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Re: Das Brassissima Projekt - aktueller Stand

Beitrag von Dobs »

Wahnsinn, da hast Du Dir ja eine unglaubliche Arbeit gemacht. Kannst Du uns einen kurzen Abriff über das Ergebnis/Fazit Deiner Studien geben?
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heckelbach
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Re: Das Brassissima Projekt - aktueller Stand

Beitrag von heckelbach »

Moin!
@Brassissima:
Kann mich dem Kommentar von Dobs nur anschliessen!

Mich treibt seit geraumer Zeit eine Frage um:
Wird der Klangunterschied zwischen Horn und Trompete neben dem Mensurverlauf auch von der Tatsache beeinflusst, dass Hörner meist mehr Windungen aufweisen ??
Oder anders: Bei gegebenem Mensurverlauf: Ändert sich der Klang signifikant durch Aufwickeln ??
Dazu habe ich leider in den umfangreichen Abhandlungen nichts gefunden (Zu viele Bäume im Wald!).

Mit einer erklärenden Antwort wäre ich fast glüclich zu machen !
Liebe Grüße

P.S. Ich spekuliere mal: Dadurch, dass die innere Länge auf der Innenseite kürzer ist als auf der Aussenseite müsste doch zumindest die Resonnanzkurve verbreitert sein, das könnte auch weitere Folgen haben.
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Re: Das Brassissima Projekt - aktueller Stand

Beitrag von Singvögelchen »

Ich kann mir vorstellen, dass man dieser Frage sehr viel näher kommt, wenn man mal die Instrumente komplett ohne Windungen baut, also kerzengerade Trompete gegen kerzengerades Flügelhorn. Auch evtl mehrfach gebogene Ventilzüge nur mit der einen notwendigen Windung.
Ein geschickter und am Thema interessierter Instrumentenbauer sollte das hinkriegen.

Es gab hier schonmal Berichte über eckige Alphörner, die hervorragend funktionieren sollen. Also auch so ein Rohrverlauf muss nicht zum Nachteil sein. Bin gespannt auf weitere Erkenntnisse.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Brassissima
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Re: Das Brassissima Projekt - aktueller Stand

Beitrag von Brassissima »

@heckelbach: Ich denke da muß man einige Effekte aufsplitten und einzeln betrachten.
Klang: Für den Bläser selbst ändert sich dieser signifikant mit dem Abstand und Winkel der Ohren zum Schallstück, für die Zuhörer durch Raum und Winkel zum Schallstück oder Mikrophonposition.
Bögen: Ändern den Klang nicht "signifikant", es wird also kein Hornklang anhand der Windungen und ein gerade gebautes Waldhorn ergibt keinen charakteristischen Trompetenklang.
Achteckige Schallbecher waren einmal ein Hype - die klingen aber nicht "eckig"!

Simulationsmodelle (z.b.Bias/ Bios@) - hier werden alle Segmente generell so betrachtet und berechnet als wären diese nicht gebogen, als Referenzlänge wird die Mittellinie angegeben.
Es gibt aber z.b. (auch bei der kostenlosen) ART Simulation Segmente wo man die Radien von Bögen mit berücksichtigen könnte weil - die haben definitiv doch akustische Auswirkungen. Jeder der Zeit und Interesse hat kann
mit dieser Software experimentieren - so wie ich es auch gemacht und meine Ergebnisse gezeigt habe. Sehr verallgemeinernd wirkt ein recht enger Bogen (wie das z.B. bei einem 2. Zugbogen bei Trompeten der Fall ist) akustisch in etwa so,
als wäre der Durchmesser etwas weiter - und dafür aber dieser Rohrabschnitt etwas kürzer - sprich wie eine lokale Mensur+Längenänderung. Das gibt eine minimal geänderte Input Impedanz und immer wenn sich diese ändert,
dann ändern sich zwangsläufig auch Abstrahlung und Klang (und Verluste).

Die allermeisten meiner eigenen Instrumente haben Zugbögen die im Durchmesser enger sind als die Innenzüge selbst. (Bei der Arbeit mit Ausbeulkugeln stellt man das recht schnell fest.) Aus obigen Betrachtungen muß das akustisch aber nicht unbedingt ein Nachteil oder Manko sein. Viele Windungen: Ich selbst habe bisher keine Instrumente mit vielen Windungen gefunden (z.b. Taschentrompeten, Kornette), das sich leichter gespielt hätten als ein vergleichbares Teil mit weniger Windungen, d.h. eine Trompete in "Tauchsieder-Design Wickelung" sollte keine akustische Bereicherung darstellen können, das ist aber eine rein subjektive Empfindung und Meinung.

Bei meinen Versuchen bin ich auf eine akustisch wirksame Längendifferenz beim Stimmzugbogen einer Bb Drehventiltrompete von ca. 2-3mm gekommen. Um diese Länge wirkt der Bogen kürzer (höher) als ein gerades Rohr - an der Mittellinie des Bogens gemessen. Die gefundene akustisch wirksame Länge der Ventildurchgänge eines Drehventilstockes mit 3 Ventilen ist hingegen rund 2-3mm länger als die gerade Strecke von Ohr am Mundrohreingang bis zum Ohr am Ventilstockende - diese Mehrlänge wird meiner Einschätzung nach in Summe vor allem durch zusätzliche und somit höhere Verluste - und nicht durch die längere "Kurvenform" der Ventildurchgänge verursacht.

Das Extrem einer Windung = eine Faltung: Im Lautsprecherbau werden "Hörner" gefaltet um in ein "großes und langes" Horn in einer "kleinen kurzen" Box unterzubringen. Ich habe vor längerer Zeit eine experimentelle Bb-Trompete mit einem gefalteten Becher nach diesem Prinzip gebaut - und die lässt sich (experimentell) tatsächlich ganz normal spielen! Hier hat der Schallbecheranstoß keine physische Verbindung mit dem Schallbecher - da ist eine "Luftfalte" dazwischen! (Die Teile liegen herum und wenn Interesse besteht, kann ich dazu einmal Bilder einstellen, würde dann aber einen eigenen Thread dafür aufmachen)

lg Hermann.
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Re: Das Brassissima Projekt - aktueller Stand

Beitrag von heckelbach »

Moin!
Danke für den ausführlichen Versuch einer Antwort.
Zur Erläuterung meiner Frage: Ich möchte keine Tauchsiedertrompete, das war nur als Gedankenexperiment gedacht um die Frage zu klären.
Mir ist bekannt, das die meisten Modelle von idealen geraden Röhren ausgehen und daher dazu keine Aussage treffen können.
Daher ja die Frage.
Der Hintergrund ist folgender:
Warum klingen Kornette immer weicher als Trompeten. Es gibt zahllose Untersuchungen dazu, aber keine wirkliche Erklärung.
Es gibt Kornette, die deutlich mehr zylindrischen Anteil haben als Trompeten. Bei den vielen Herstellern sind die Schallstücke sogar identisch.
Bleibt als charakteristischer Unterschied nur folgendes:
Das Mundrohr ist über eine gewisse Strecke (weniger als 20 cm) normalerweise enger als bei der Trompete und
das Kornett hat (von Exoten mal abgesehen) immer eine Windung mehr als die Trompete.
Ich habe mir mal eine Trompete in identischer Mensur aus den gleichen Bauteilen wie die Konzerttrompete in Kornettbauweise (eine Windung mehr) bauen lassen.
Sie klingt deutlich dunkler !! Kein Mensch weiss warum !
Das zum Hintergrund der Frage. Ich harre weiter auf eine schlüssige Antwort ?!
Gruß Heckelbach

Noch mal kurz die Kernfrage: Klingt ein aufgewickeltes Blechblasinstrument "hornartiger" als ein sonst identisches gerades und wenn ja warum.
Singvögelchen
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Re: Das Brassissima Projekt - aktueller Stand

Beitrag von Singvögelchen »

Der vermeintlich enge Kornettschaft ist ja nur eine Äußerlichkeit. Die Innenbohrung des Kornettmundstückes ist viel größer als beim Trompetenmundstück...der Mundstücktrichter auch deutlich tiefer. Bleibt nach meiner Betrachtung bei der Trompete ein viel größerer Mensurunterschied zwischen Mundstückinnenbohrung und Schallbecher. Trotzdem ist ein längeres Stück Rohr zylindrisch als beim Kornett. Aus all diesen Parametern sind letztendlich in sich schlüssige Instrumente entstanden mit den entsprechenden klanglichen Unterschieden.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Re: Das Brassissima Projekt - aktueller Stand

Beitrag von Brassissima »

Liebe Forum Mitglieder!

Ich habe soeben mein Projekt aktualisiert und erweitert,

hinzugekommen sind mathematische, sowie physikalische und akustische Grundlagen und Themen,
die mit der Akustik von Blechblasinstrumenten in Vebindung stehen,

Die Projektwebseite ist unter https://www.preisl.at/brassissima/ zu erreichen.

lg Hermann.
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