Sinfonieorchester - Transponieren

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
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kleiner muck
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Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von kleiner muck »

Hallo,
seit vielen Jahren spiele ich bereits im Blasorchester Trompete in B und Flügelhorn. Nun möchte ich gerne in einem Amateur-Sinfonieorchester mitspielen. Es gibt ja in der Klassik zahlreiche Orchesterstellen für Trompete in C, D, E, Es, F etc. Kann man das üblicherweise auch auf der B-Trompete und transponiert spielen, oder muss man die jeweilige Trompete besitzen und an diesen Stellen wechseln?
Für sinnvolle Tipps bin ich dankbar.
brasstalavista
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von brasstalavista »

Hallo, kleiner muck!

Keine Sorge, eine Trompete reicht. Es gibt Stücke, da bräuchte man sonst 6 Trompeten, das wäre etwas zu reichlich. In Profi-Orchestern wird vielfach 90 Prozent der Literatur auf der C-Trompete gespielt, es gibt (und gab vor allem) auch Trompeter, die fast alles auf der B-Trompete spielen. Bei Amateur-Orchestern kann ich mir aber nicht vorstellen, dass einem vorgeschrieben wird, auf welcher Kanne man zu spielen hat. Allerdings hat es das Transponieren manchmal ganz schön in sich, viel Spaß dabei...
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peaceman
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von peaceman »

Hi,

Muss meinen Vorredner doch mal widersprechen: gerade in D und Österreich wird zu 90% auf dt.B-Trp gespielt, es ist eher selten, daß im Orchester eine C-Trp gebraucht wird. Meist dann bei zeitgenössischer Literatur, bzw Literatur des 20 Jhds.
Auch in GB, der Schweiz, den USA, den osteuropäischen Ländern und Skandinavien wird überwiegend auf der B gespielt, meist allerdings auf "Ami-Spritzen". Ich kenne Profis aus GB, die in ihrem ganzen Musikerleben noch nie C-Trp gespielt haben...
In Frankreich wird viel C gespielt, glaube ich. Wie es in anderen Ländern wie Spanien o.ä. aussieht, kann ich nicht genau sagen. Allerdings dürfte die B-Trp schon meist erste Wahl sein...
Wenn Du das Transponieren lernen willst, würde ich Dir den Tipp geben, zuerst einfache Stücke, die Du gut kennst, transponiert zu üben. Vielleicht zunächst nach C oder nach F. Wichtigste Transpositionen im Orchester sind z.B. Trp in F, Es und D. Öfter mal taucht auch in A oder E auf. As, G und H sind selten... Trompete in Fis ist mir persönlich noch nie begegnet :-). Im Amateur-Sinfonieorchester wirst Du fast alles auf der B-Trp spielen können.
Wenn Du das Transponieren ernster nimmst, gibt es eine ganz gute Schule mit einfachen Etüden, bei denen alle paar Takte die Transposition wechselt - ich glaube, von Bordoni. Das ist aber eher was, wenn man es wirklich wissen will und ansonsten eine etwas frustrierende Angelegenheit. Mir haben sich immer schier die Hirnwindungen dabei verbogen ;-)
Wenn Du sinfonische Musik magst, wie Mahler, Bruckner o.ä., kannst Du Dir auch das sogenannte "Goldene Buch" zulegen. Das ist eine exemplarische Sammlung von Orchesterstellen, die zum Beispiel bei den meisten Probespielen in D zugrunde gelegt wird. Wenn man die entsprechende Stelle von CD kennt, kommt man auch ganz gut rein.
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von guenni-trumpet »

Was bei Profis gespielt wird und was bei Amateuren, sind zweierlei Paar Stiefel. Die Sicherheit steht hier im Vordergrund, so dass ich einem Trompeter, der in Amateur-Sinfonieorchestern spielt, immer empfehle, sich die Trompete zu nehmen, auf der er sich am sichersten fühlt. Sicher kann man alles auf der B spielen, aber vieles liegt dort einfach beschissen. Eine C-Trompete ist daher immer eine sinnvolle Ergänzung.
Transponieren muss man aber in jedem Fall können. Das Zauberwort heisst dabei Learning by doing. Mit der Zeit kriegt man es immer besser hin. Sinnvoll ist es, sich rechtzeitig die Noten geben zu lassen, damit man für die Proben schon gut vorbereitet ist.

Übrigens: Gerade in den USA geht der Trend doch mehr zur C-Trompete hin, habe ich gehört. Auch in Deutschland. Dies betrifft aber doch in erster Linie die 1. Trompeter. Die 2. und 3. Stimmen werden nach wie vor zumeist auf der B geblasen. Wohlbemerkt bei Profis. Das gilt für Amateure meiner Meinung nach nicht.
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von brasstalavista »

Vielen Dank für die Korrektur, Peaceman!

Ich muss also bei den vielen Jobs und Gesprächen mit Orchestertrompetern von mind. 8 Berufsorchestern die ganze Zeit B und C verwechselt haben. Man lernt eben nie aus...

Spaß beiseite, interessant, wie unterschiedlich die Informationen sein können. Woher hast du denn deine Schätzung, Peaceman? Ich berufe mich auf meine Lehrer an der Musikhochschule und die ca. 14 Trompeter aus den umliegenden Orchestern, die tatsächlich als "Grundbewaffnung" eine C-Trompete in die Hand nehmen. Ich möchte mich damit nicht brüsten, bitte nicht falsch verstehen, war anfangs selber verwundert, dass sogar B-Stimmen auf C-Instrumenten gespielt werden. Klanglich finde ich das auch gar nicht so toll, scheint aber Praxis zu sein.

Grüsse
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von peaceman »

Ok, 90% ist vielleicht etwas hoch gegriffen für die B-Trp :-) Wie man z.B. bei Denjos screenshot im Beethoven 7-Thread sehr schön sehen kann, spielt der 1. auf der C, der zweite auf der B, wie auch guenni es als Spielpraxis beschreibt. Trotzdem würde ich mal behaupten, daß die B nach wie vor die Standard-Spritze ist.
Mit repräsentativen Umfragen wie Deinen kann ich nicht aufwarten, aber ansonsten hätte sich seit meinem Studium erstaunlich viel verändert. Was sich natürlich nicht ausschließen läßt :-)
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von Toneking »

Hallo,
Aus meiner Erfahrung heraus würde ich auch mal behaupten, dass du im Amateur-Orchester mit der B-Trompete das allermeiste gut bewältigen kannst. Und mit der Zeit und ein bisschen Training klappt das Transponieren dann auch ganz gut. (Außerdem ist es gut für die geistige Fitness :mrgreen: )

Wenn du tatschlich öfter mal auf Stücke stößt, bei denen du denkst, dass eine C-Trp. hilfreich wäre, kannst du dir immer noch eine beschaffen. Es hängt wohl auch vom Niveau und der gespielten Literatur des Orchesters ab, wie oft du auf solche Stücke stößt.

Meine Empfehlung:
Fang ruhig erst mal mit der B-Trp. an und schaul mal, wie weit du kommst. Evtl. triffst du im Orchester dann außerdem auf erfahrene Kollegen, und ihr könnt euch im Zweifelsfall absprechen.
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von Anonym0925_2 »

Mir erschließt sich eines nicht: warum soll man im Amateur - Sinfonieorchester (ich assoziiere Amateur in dem Fall mit
"der Großteil der Musiker verdienen ihr Geld nicht mit dieser Musik) alles mit der B spielen können, im Profiorchester aber
sehrwohl eine C - Trp. brauchen?

OK, vielleicht steht nicht grade die Sinfonia Domestica, der Feuervogel oder die 5. Mahler auf dem Programm, oder von mir
aus die Alpensinfonie.

Aber auch bei Schubert, Beethoven, ... kann man die C gut brauchen.
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von Anonym0925_2 »

Denjo hat geschrieben:
peaceman hat geschrieben:Wie man z.B. bei Denjos screenshot im Beethoven 7-Thread sehr schön sehen kann, spielt der 1. auf der C, der zweite auf der B, wie auch guenni es als Spielpraxis beschreibt.
Moin,

gerade das Bild war eigentlich ein Beispiel dafür, wie selbst Profis innerhalb eines Stückes Instrumente wechseln.
Und hier spielt Tamas auf der D-Trompete, als Erleichterung für die a''-Haltetöne im 3.Satz, und nicht auf der C.
Aber für die übrigen Sätze wurde zurückgewechselt, sodass die Kombination 1. C + 2. B wieder zutrifft! ;-)


Gruß Denjo
Mir fällt bei den beiden Legionären der Berliner generell auf, dass sie sehr viele "Hilfsmittel" verwenden.
Das soll keine Schmälerung ihrer technischen Künste sein, aber es fällt deutlich auf.
Ebenso wie der Klang, der bei früheren "Berlinern" deutlich wuchtiger war.
G. Tarkövi hab' ich vor ein paar Tagen live gesehen.
Der benützte Überblasklappen an der C - Trompete so selbstverständlich, als wären es zusätzliche Ventile.
Und das bei Tonhöhen- und längen, wo selbst ich nicht mal dran denken würde.
Florian Klingler daneben blies alles auf einer B ohne Schnickschnack, und das in Höhen, live, wow.
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von tubicen »

Hallöchen,

ich glaub, dass auch in Amateurorchestern die C und D Trompeten sinnig sein können, weil vielleicht gerade da das transponieren schwerer fällt. Aber meist lohnt es sich einfach nicht, weil man die Dinger im normalen Straßengebrauch eben sehr selten braucht.
Zur Ausgangsfrage: Eigentlich kann man alles mit der Bb-Trompete spielen und wird damit voll und ganz glücklich, außer man transponiert einfach nicht gerne. Aber das ist m.M.n. reine Übungssache.
Gruß
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von kleiner muck »

danke für die zahlreichen Infos ... hat jemand von euch 'ne Ahnung, wie das bei der 1. Sinfonie von Tschaikowsky und beim 2. Klavierkonzert von Rachmaninoff ist mit der Notation. Stehen die Trompeten in C oder F oder wechseln die Stimmen häufiger? Hätte mir gerne die Stimmen mal angeschaut, sind aber leider nirgends im Internet als Sample zu finden.
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kleiner muck
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von kleiner muck »

super - vielen Dank für den Tipp :D
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von burt »

Denjo hat geschrieben:Bei der 1. Tschaikowsky zumindest ist die Notation folgende:

I. Allegro tranquillo --> Trompete in D
II. Adagio cantabile --> TACET
III. Scherzo --> Trompete in C
IV. Finale --> Trompete in D
Wobei sich hier also auch wieder die Deutsche in C anbietet. Ich benutze diese Trompete im Orchester fast ausschließlich. Die B-Trompete nur bei Trompete in B oder A.
Schönen Gruß vom Burt
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von CPSSZ »

Ja, ich denke auch das es mit der C einfacher ist zu transponieren wie mit der B.
Wobei es hier auch wieder zeigt weiviel man übt dann kann es auch sein das es einfacher mit der Bist. :mrgreen:


Liebe Grüße Chris
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Re: Sinfonieorchester - Transponieren

Beitrag von burt »

CPSSZ hat geschrieben:Ja, ich denke auch das es mit der C einfacher ist zu transponieren wie mit der B.
Wobei es hier auch wieder zeigt weiviel man übt dann kann es auch sein das es einfacher mit der Bist. :mrgreen:
Wieso?

Die meisten Trompeter üben in B. Der Großteil der Orchesterliteratur steht in C.
B- und C-Schreibweise sind darüber hinaus für die Mehrheit der Bläser, die auch oder nur im Orchester spielen, am geläufigsten.
So daß eine Transposition in C und D auf der C-Trompete den geringsten Aufwand erfordert.
Schönen Gruß vom Burt
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