Callet-System bei der Arbeit

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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Bernhard
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von Bernhard »

@Herbert

Im wesentlichen musst du dir 2 Fragen stellen:

1. Welchen Aufwand benötigst du um die Lippen in Schwingung zu versetzen bzw. die Schwingung aufrecht zu erhalten?
2. Welche Umstellungen sind nötig um diesen Aufwand zu verringern?
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haynrych
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von haynrych »

herbert,

das streben nach effizienz könnte man aber genauso gut im bereich der erziehung positionieren. in manchen familien wird es als bequemlichkeit oder gar faulheit gesehen, wenn man seine arbeitskraft so wirkungsvoll wie möglich einsetzt. bei konservativ orientierten trompetern ergeben sich daraus häufig diskussionen über zu benutzendes equipment (kleiner vs. grosser mundstückkessel, u.s.w. ... ).
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Trompetist
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von Trompetist »

Ich würde das jetzt nicht als Beleg für Talent sehen. Ich musste mich vor einigen Jahren auch noch tierisch anstrengen, um ein lautes g2 zu spielen.
Ich denke, das ist in erster Linie eine Übungsfrage.
Fokussierter Ansatz ist mit Sicherheit sehr wichtig, habe ich aber bisher in erster Linie auf die Arbeit der Lippen zurückgeführt.
Zum Beispiel mit Breath Attacks kann man es in recht kurzer Zeit schaffen, dass die Lippen mit recht wenig Luft schnell anspringen => auch im regulären Spiel benötigt man weniger Luftdruck bzw -Menge. Auch durch Mundstückbuzzing mit kleinem und flachen Mundstück habe ich in Richtung fokussierter Ansatz gute Erfahrungen gemacht (danke, Bixel!).

Zur Theorie:
Sie kann mit Sicherheit hilfreich sein, ich habe aber oft das Gefühl, dass die Verhältnisse zum Teil komplizierter gemacht werden, als sie wirklich sind.
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jamaika
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von jamaika »

Sehr intressant, was hier alles gebracht wird. :wink:
Mir ist dazu die Zircular- Atmung noch in den Sinn gekommen.
Da durch die Nase eingeatmet wird und die Lungen quasi in eine Kurz-Atmung, oder ruhige Atmung gebracht wurden, sollte man hier vielleicht mal erkunden wie der hohe Luftdruck aufgebaut oder er-(ge)halten wird, wenn man hoehe Toene erzeugen will. :wink:
Der Koerper scheint hier ein geschlossenes Druck-Gebaeude zu sein, an dem die Trompete quasi angebracht wird.
Storfaktoren wie geschlossener Hals, unkontrollierte Zungenlage, Lippen-halte-Kraft, das nicht fixsierte einblasen in die Mundstueckseele, scheinen hier die groessten Probleme zu erzeugen. Nicht kontrollierter Anpressdruck hindert die Lippen
richtig (frei) zu schwingen/vibrieren.
Das Atemsystem kann durch nicht richtig erlernter Technik, keinen richtigen Druck erzeugen oder halten.
Zungenlage , Zahnstellung, Kiefer, Lippendicke/duenne, die ja bei jedem anders sind, koennen bei nicht richtiger erlernter Technik, Probleme erzeugen. :wink:
Das Werkzeug Trompete, Mundstueck sollte vielleicht richtig angepasst sein, um das erlernen der richtigen Technik zuerleichtern.
Wenn die Technik in allen Bereichen stimmt, spielt das Werkzeug nur eine untergeordnete Rolle. Was hier vielleicht mit Gefuehl / Wohlgefuehl wieder gegeben werden kann (Geschmacksache).


Gruss Jamaika
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von Sebbel »

Beim dem Thema der Effizienz bin ich auch der Meinung, dass das talentierte Trompeter talentiert sind weil sie effizient spielen, sondern sie effizient spielen weil sie talentiert sind.
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Dobs
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von Dobs »

Sebbel hat geschrieben:Beim dem Thema der Effizienz bin ich auch der Meinung, dass das talentierte Trompeter talentiert sind weil sie effizient spielen, sondern sie effizient spielen weil sie talentiert sind.
Wo ist da jetzt der bahnbrechende Unterschied?
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von Sebbel »

Wenn Effizienz Talent erzeugt, dann würde dies bedeuten, dass man den Großteil seines Übens auf Effizienz auslegt. Ich glaube aber, dass das eher hinderlich ist.
Wenn man aber davon ausgeht, dass Talent Effizienz erzeugt, dann würde man versuchen sich Talent zu beschaffen.

Also kann ein kleiner Dreher im Satz das ganze Übverhalten beeinflussen. Und üben ist nun mal einer der Hauptaspekte beim Trompetespielen.
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Dobs
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von Dobs »

Talent wird masslos überwertet. Stattdessen wird harte Arbeit vollkommen unterschätzt.
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Puukka
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von Puukka »

Aber wenn mein Ansatz gaga ist, nützt die ganze harte Arbeit nichts.
Ich meine, wenn ich es nicht schaffe, meinen Ansatz so ökonomisch zu fokussieren, kann ich täglich stundenlang Arban üben und werde auf der Stelle treten, weil die Basis nicht stimmt.
Herbert
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Trompetist
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von Trompetist »

Das ist mir aufgefallen, manche technische Übungen von früher fallen mir heute viel leichter, obwohl ich in Sachen Fingerfertigkeit lang nichts mehr getan habe. Liegt wohl daran, dass ich entspannter spiele und nicht so stark durch Ansatzprobleme abgelenkt werde.

Und harte Arbeit nützt sehr viel, aber nur dann, wenn sie sich auch auf das konzentriert, was verbessert werden muss.

Nochmal kurz zu Luftdruck und Durchfluss Profi/Amateur:
Bei mir war die große Schwierigkeit, als ich mit Buzzing auf einem Wick 5E angefangen habe, die Luftgeräusche wegzubekommen.
Die werden wahrscheinlich genau durch diese zusätzliche Luft verursacht, die Amateure brauchen, weil ihre Lippen noch nicht effizient schwingen.
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von FlüTro »

Harte Arbeit ist gut - und kann aber auch recht unproduktiv sein.
Da drückt sich einer die Lippen platt,
und produziert einen Ton,
der das Produkt von Druck-Pressen-Widerstand ist,
und dann diskutiert er über Mundstück-Bohrung-Trompete usw.

.....stundenlang Arban üben und auf der Stelle treten - genau

.....wenn man sich darauf konzentriert, was zu verbessern ist - genau

Den Ansatz in die Komponenten zerlegen,
und das ganz gezielt üben, scheint mir der richtige Weg zu sein.
Wie beim Leistungssport.
Manche machen´s zufällig richtig, sind aber sehr wenige.

Sieht für mich (quasi) so aus,
dass der Ansatz vor dem MP steht,
Kontakt nur mit der Unterlippe,
Oberlippe steht weitestgehend stabil für sich allein,
da darf auch Luft ganz liberat daneben gehen.
Z.B. mit dem FH und man spürt an den Händen,
das die Hälfte der Luft daneben geht,
und es klingt ganz rauchig,
dann ist es mMn richtig, was das Üben angeht.
Beim Spielen geht es dann dicht umso besser.

Peter
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jamaika
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von jamaika »

Puukka hat geschrieben:Aber wenn mein Ansatz gaga ist, nützt die ganze harte Arbeit nichts.
Ich meine, wenn ich es nicht schaffe, meinen Ansatz so ökonomisch zu fokussieren, kann ich täglich stundenlang Arban üben und werde auf der Stelle treten, weil die Basis nicht stimmt.
Herbert
Ich denke das du hier zu weit ausholst. :wink:
Wenn man immer will was die anderen koennen, wird man nicht weiter kommen. Wenn man aber mal fragt, wie machst du das, kann man schon machen schoenen Tipp bekommen, der auch weiter helfen kann. Ich denke auch, das es viele Jahre dauert bis man wirklich gut eingeschliffen ist. Die Zeit die Investiert wird bringt/ kann das erzielte Ergebnis bringen. Bei all meinen jahren auf der Trompete oder besser mit der Trompete, kann ich nur von Fortschritte berichten, die ich aber nie erreicht haette, wenn ich mich nicht intensiv praktisch damit beschaefftigt haette.
Wenn jemand z.B. eine Uebung auf der Trompete macht und nach geraumer Zeit keine Fortschritte eintreten, scheint es-, das die Uebung entweder nicht richtig verstanden oder ausgefuehrt worden ist, oder die Uebung ist eine Nummer zu gross.
Man kann nicht mehr erwarten als was man reinsteckt. Umgedreht kann man nicht erwarten das durch viel Ueben ohne Konzept ein Ziel richtig erreicht wird. Das ganze theoretische reden bringt/ kann nur was bringen, wenn die richtige Technik benutzt wird. Jeder Spieler sollte seinen Koerper richtig kennen, damit die entsprechenden Uebungen, die jeder Koerper auf seine Weise braucht, die erlernende Technik erreichen kann.
Bei dem einen ist es der Ton, bei dem anderen der Ansatz, die hohen Toene, die tiefen Toene, die Zungenlage, Atmung, Gehoer, Fingertechnik.....usw.
Das schoene am musizieren ist, das jeder auf seiner Weise einen Weg erarbeiten kann, der auch immer zu irgend einem Ziel fuehrt. :wink:

Gruss Jamaika
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haynrych
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von haynrych »

ich habe sehr lange ausschliesslich basics geübt und trotzdem probleme gehabt, meinen fokus zu finden. seit ich meinen übetag gesund durchmische (grundlagen/studies/lieder), mache ich bessere fortschritte. ich musste mich auch mit der für mich richtigen reihenfolge ein wenig spielen. mir persönlich bringt's z.b. mehr, wenn ich kraftübungen (lippenbindungen und töne aushalten) am ende eines übetages positioniere (momentaufnahme).
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jamaika
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von jamaika »

Noch ein kleines Beispiel aus der Praxis.
Gestern kam einer meiner Schueler (48Jahre alt) in die Uebungsstunde.
Sein Einblassystem dauert max. 1,5 Min. :shock:
Er schlug das Notenheft auf und spielte mir ein Stueck vor. Danach fragte er mich: warum klappt das nicht???
Zwei Wochen voher arbeiteten wir zusammen an einem Uebungskonzept, wo der Ansatz, Ton und Fingertechnik trainiert werden und zu dieser Zeit klappte es fuer sein Trompeten spielen sehr gut.
Gestern, war er weit vom Ziel entfernt und meine erste Frage lautete: Was er den wohl in der vergangenen Zeit geuebt haette.
Die Antwort: ich habe mich mit diesem und jenem Stueck beschaefftigt. Daraufhin fragte ich, ob er sich an das System gehalten hat, welches wir ausgearbeitet haben. Antwort: nein, habe ich nicht. Darauf hin erklaerte ich ihm:
Wenn der Koerper noch keine richtige Technik erlernt hat, kann man nur sehr schwer ein Ergebnis ohne die richtige Vorarbeit geleistet zuhaben erzielen. Ohne Uebungen, die den Ansatz, Zungenlage, Fingetechnik, hohe Tone und tiefe Toene, Atmung, Haltung usw. schulen, wird man keine Fortschritte erreichen. Vor zwei Wochen war die Tonhoehe von diesem Schueler ein sauberes A2. In der jetzigen Uebungsstunde war es schon schwer von D2 nach E2 zu kommen. Wir machen alle was durch im taeglichen Leben. Mal klappt es gut, mal weniger gut. Aber ohne richtige Ausbildung des Koerpers bzw. das programmieren des Unterbewusstseins, durch das ueben von Techniken wie: Ansatz, Atmung, Haltung, Ton, Fingertechnik, Gehoer, Notenlesen usw. wird man sicher nicht weiterkommen. Ein Lehrer kann nur vermitteln und erklaeren, die Arbeit bleibt alleine beim Schueler. Nur wenige haben das Talent etwas richtig zumachen. Die Masse muss sich das Ziel schwer erarbeiten.
Unter Erwachsenen gesprochen, der Schueler verstand das er vom vorgegebenen Weg ab gekommen ist und dadurch da Ziel in die Ferne verrutscht hat. Das Ergebnis der Uebungstunde: wieder ins System zurueckkehren, um gute Fortschritte zu erzielen. :wink:

Gruss Jamaika
Rainer H
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Re: Callet-System bei der Arbeit

Beitrag von Rainer H »

Das trifft den Nagel auf den Kopf! :gut:
Es ist auch für mich ein großes Problem konsequent
meine Übungen zu machen, teilweise aus meiner Bläserschule
und dann noch zum Fleiß ein paar Übungen speziell für mich von Ralf
aber zu gerne Spiele ich auch Lieder, was ich bemerkt habe
wenn ich nicht konsequent übe verlangsamen sich meine Fortschritte rapide .
Gruß Rainer
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