leonfair hat geschrieben:Bei uns in Österreich ist es nämlich so geregelt, dass man sich über eine Musikkapelle bzw über einen Musikverein an der Musikschule anmelden kann. Der Musikverein buttert - neben den Eltern - also schon bei der Anmeldung Geld in das Kind hinein. Wenn kein Musiklehrer auf Grund von Überfüllung zur Verfügung steht, übernehmen meistens die eigenen Musikanten die Ausbildung der Kinder. Daher ensteht dann auch ein gewisser Erwartungshaltung vom Verein aus, vor allem wenns um ein Register geht, das nicht so gut besetzt ist.
Was du hier schilderst, ist vielleicht eine regionale "Lösung", bleibt aber eine Ausnahme und ist gewiss keine österreichische Regelung, dafür kenne ich das österreichische Musikschulwesen (dem ich auch selbst angehöre) gut genug. Aus welchem Bundesland (Bezirk?) kommst Du? (gerne auch per PN)
Was es immer wieder mal gibt, ist das Ausweichen auf Privatunterricht, wenn die Musikschule überfüllt oder gar nicht vorhanden ist. Dieser kann durchaus auch bei Mitgliedern einer Musikkapelle sein oder es werden von der Kapelle professionell ausgebildete Privatlehrer vermittelt, die das Probenlokal als Unterrichtsort benutzen können. Aber eine Musikschulanmeldung über den
Verein samt Übernahme von Ausbildungskosten und damit verbunden "gewisser" Erwartungshaltungen, ist für mich schwer nachvollziehbar und m. M. n. kurzsichtig und ineffizient. Es gibt genügend Alternativen, die besser funktionieren.
leonfair hat geschrieben:So ergangen ist es einem Musikkollegen von mir, der erste Klarinette gespielt hat und dem Sohn eines Musikvereinkollegens Unterricht gegeben hat. Das Kind war lt. seiner Aussage von Anfang an desinteressiert und übte zu Hause auch offensichtlich nicht. Vater und Mutter war das offensichtlich egal, die dachten: "der Klarinettenlehrer wird es schon richten,...". Nachdem sich min Kollege mit dem Schüler ein Jahr abgemüht hatte und kaum hörbare Erfolge erzielt wurden und mein Kollege das Gespräch mit den Eltern suchte meinten diese nur: "Kein Wunder, dass wir keinen Nachwuchs haben, bei solch inkompetenten Leuten als Lehrer!". Der Streit ging sogar soweit, das mein Kollege mittlerweile nicht mer bei der Musikkapelle dabei ist. Das Kind übrigens spielt nach wie vor kein instrument, sondern spielt Fußball; Und seine Eltern behaupten nach wie vor, mein Kollege hätte ihn vergrault.
Solche Fälle gibt es, keine Frage. Ich kann die Kompetenz deines Musikkollegen nicht einschätzen und was da noch alles mit hinein gewirkt hat. Wenn ich mir sicher sein kann, dass mein Unterricht gut ist, sind mir solche Frustmeldungen á la "Kein Wunder, dass ..." herzlich egal, denn gute Arbeit trägt früher oder später Früchte. Wie heißt es so schön: Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst die
Gott nicht kann!
leonfair hat geschrieben:Ich wollte dir mit diesem Beispiel nur aufzeigen, dass solche Pauschalaussagen wie "Privatunterricht ist viel einfacher" meiner Meinung nach nicht zutrifft. Im Gegenteil, wenn man motivierte Eltern hat, ein Verein der dringend Nachwuchs benötigt und ein Kind das sich nicht wirklich für die Materie interssiert hat, dan kann das alles ganz schön böse enden.
Als "pauschal" möchte ich meine Aussage auch nicht verstanden wissen. Was du hier aufzählst, hat als Wurzel des Problems, dass ihr viele verschiedene Erwartungshaltungen unter einen Hut bekommen wollt, und dieses Kunststück soll letztlich der Lehrer meistern: Der Verein verwendet seine finanziellen Mittel sehr ineffizient und möchte dafür möglichst bald den fehlenden Nachwuchs haben, die Eltern wollen ihr Kind zu seinem Glück zwingen - zumal die Gelegenheit finanziell gerade so günstig ist, und das Kind - interessiert sich für was ganz anderes. Was soll da rauskommen? Das Modell Privatunterricht kann da in meinen Augen jedenfalls nichts dafür.
LG, Miss Trumpet
Der Weg ist das Ziel.