Zeit, Hingebung, Lustgewinn und der Weg zum perfekten Spiel

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TrompeteRT
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Zeit, Hingebung, Lustgewinn und der Weg zum perfekten Spiel

Beitrag von TrompeteRT »

Bixel hat geschrieben:Die wahren Meister der Trompete sind m.E. zu dem geworden, was sie sind/waren, in erster Linie durch eine geradezu grotesk anmutende Investition von ZEIT in ihre Leidenschaft sowie durch die stark ausgeprägte Fähigkeit, sich in etwas zu versenken, ohne nach Nutzen, Effizienz, Reflexion, Literatur etc. zu fragen.
Das sind ganz wichtige und richtige Aspekte, die Du da nennst.
Bixel hat geschrieben:Sie sind m.E. nicht zu dem geworden, was sie sind/waren, durch Belesenheit, Einsicht in physikalische und physiologische Zusammenhänge, akribische Körperbeobachtung und wahrscheinlich in aller Regel auch nicht durch (Selbst-)Disziplin.
Ich glaube, dass sie neben den zuerst genannten beiden - sehr wichtigen - Aspekten ("Versenken" und Investition von Zeit) auch durch akribische Körperbeobachtung und auch durch Selbstdisziplin zu dem geworden sind, was sie sind/waren.

Eine grotesk anmutende Investition von Zeit ohne Selbstdisziplin ist m.E. schwer vorstellbar. "Versunkensein" und Körperbeobachtung müssen sich nicht ausschließen.

Von Arnold Jacobs ist bekannt, dass er "Song and Wind" propagierte, sich andererseits aber äußerst detailliert mit den physiologischen Aspekten des Trompetenspiels auseinandergesetzt hat.

Von Günther Beetz wird erzählt, dass er während seiner Stabsmusikkorpszeit stundenlang stoisch geübt hat, während er von seinen "Kameraden" mit Kieselsteinen beworfen wurde (spricht für "Versunkensein", aber auch für Selbstdisziplin); auch von ihm wird berichtet, dass er sich bis ins Detail mit den anatomisch-physiologoischen Grundlagen des Trompete Spielens befasst hat.

M.E. löst man ein Problem bzw. meistert man eine Aufgabenstellung am besten, indem man es/sie "einkreist" bzw. von möglichst vielen Seiten aus/unter möglichst vielen verschiedenen Aspekten angeht. Auf das Trompete Üben übertragen heißt das, abwechselnd im Sinne einer "kreisenden Aufmerksamkeit" mal dem einen Aspekt ("Song and Wind") mal dem anderen Aspekt (Beobachtung Körpergefühl/-funktionen) Beachtung zu schenken.
Bixel hat geschrieben:Ich wiederhole gern meinen Standpunkt, dass das "Hirn" beim Üben/Spielen ausgeschaltet gehört.
Beim Spielen (Auftritt) sehe ich das uneingeschränkt genauso; beim Üben sollte m.E. abwechselnd ein- und ausgeschaltet werden.

Will sagen: Du und buddy, Ihr habt beide recht. :D
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Re: Luftiger Ton/Luft im Ton/kein Klarer Ton

Beitrag von Bixel »

TrompeteRT hat geschrieben:Eine grotesk anmutende Investition von Zeit ohne Selbstdisziplin ist m.E. schwer vorstellbar.
Selbstdisziplin ist dann verzichtbar, wenn die angestrebte Tätigkeit (hier: Trompete Üben) zu einem erheblichen Lustgewinn führt.
TrompeteRT hat geschrieben:"Versunkensein" und Körperbeobachtung müssen sich nicht ausschließen.
Nach meinem Verständnis kann nicht beides gleichzeitig geschehen (wohl aber alternierend).
TrompeteRT hat geschrieben:Von Arnold Jacobs ist bekannt, dass er "Song and Wind" propagierte, sich andererseits aber äußerst detailliert mit den physiologischen Aspekten des Trompetenspiels auseinandergesetzt hat.
Dies ist dem geneigten TF-Leser auch von mir bekannt.
Entscheidend ist wohl, dass man Analyse und "Versunkensein" voneinander trennen kann - Alles zu seiner Zeit.
TrompeteRT hat geschrieben:M.E. löst man ein Problem bzw. meistert man eine Aufgabenstellung am besten, indem man es/sie "einkreist" bzw. von möglichst vielen Seiten aus/unter möglichst vielen verschiedenen Aspekten angeht. Auf das Trompete Üben übertragen heißt das, abwechselnd im Sinne einer "kreisenden Aufmerksamkeit" mal dem einen Aspekt ("Song and Wind") mal dem anderen Aspekt (Beobachtung Körpergefühl/-funktionen) Beachtung zu schenken.
Mich stört es, das Trompetenspiel als Problem oder als eine Aufgabenstellung sehen zu wollen.
Da ist wieder der Jongleur, von dem André Previn im Interview sprach.

:o
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Re: Luftiger Ton/Luft im Ton/kein Klarer Ton

Beitrag von TrompeteRT »

Bixel hat geschrieben:Selbstdisziplin ist dann verzichtbar, wenn die angestrebte Tätigkeit (hier: Trompete Üben) zu einem erheblichen Lustgewinn führt.
Mir macht das Trompete Spielen (und sogar das Üben) auch Spaß. Trotzdem benötige ich - insbesondere wenn ich konsequent an meinen Baustellen arbeiten muss und will (und dabei vielleicht sogar Rückschläge erleide oder mich in Sackgassen geübt habe) - eine Menge Selbstdisziplin.
Bixel hat geschrieben:Nach meinem Verständnis kann nicht beides gleichzeitig geschehen (wohl aber alternierend).
Ich kann völlig darin versinken, (bspsw.) den idealen Anstoßpunkt meiner Zunge zu erfühlen.
Bixel hat geschrieben:Entscheidend ist wohl, dass man Analyse und "Versunkensein" voneinander trennen kann - Alles zu seiner Zeit.
Genau.
Bixel hat geschrieben:Mich stört es, das Trompetenspiel als Problem oder als eine Aufgabenstellung sehen zu wollen.
Da ist wieder der Jongleur, von dem André Previn im Interview sprach.
Ich habe ja in diesem Zusammenhang auch nicht von Trompetenspiel, sondern von Trompete Üben geschrieben. Um es noch präziser zu machen: Problem/Aufgabenstellung ist nicht das Üben an sich, sondern z.B. ein "verrauschter Ton", der durch Üben verbessert werden soll.
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Re: Luftiger Ton/Luft im Ton/kein Klarer Ton

Beitrag von Bixel »

@TrompeteRT:
Dass du deine persönlichen Trompeten-Gepflogenheiten erläuterst, finde ich nett.
Diese kann man als Gegenentwurf zum Selbstverständnis der (m.E. signifikant Trompeten-"verrückteren") wahren Meister wohl ohne Weiteres so stehen lassen.

Das (laut John Gray typisch männliche) Verhaltensmuster "Krise - Handwerkermütze aufsetzen - Lösung - Tat" ist sicherlich eine gangbare Strategie, impliziert aber m.E. eben auch bereits ihre Grenzen.
Maurice, Dizzy, Miles, Chet, Bud, Clifford etc. waren m.E. - wenn überhaupt - erst in zweiter Linie gute Handwerker.
Wer sich - wie z.B. MB - die "trompeterische Handwerkermütze aufsetzt", produziert Handwerker.

:o
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Re: Luftiger Ton/Luft im Ton/kein Klarer Ton

Beitrag von TrompeteRT »

Bixel hat geschrieben:@TrompeteRT:
Dass du deine persönlichen Trompeten-Gepflogenheiten erläuterst, finde ich nett.
Diese kann man als Gegenentwurf zum Selbstverständnis der (m.E. signifikant Trompeten-"verrückteren") wahren Meister wohl ohne Weiteres so stehen lassen.

Das (laut John Gray typisch männliche) Verhaltensmuster "Krise - Handwerkermütze aufsetzen - Lösung - Tat" ist sicherlich eine gangbare Strategie, impliziert aber m.E. eben auch bereits ihre Grenzen.
Maurice, Dizzy, Miles, Chet, Bud, Clifford etc. waren m.E. - wenn überhaupt - erst in zweiter Linie gute Handwerker.
Wer sich - wie z.B. MB - die "trompeterische Handwerkermütze aufsetzt", produziert Handwerker.

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@ Bixel: Verzeihung, dass ich mir erlaubt habe, in die allgemeine Diskussion einige persönliche Erfahrungen/Meinungen einfließen zu lassen.

Natürlich fehlt mir (ebenso wie wohl Dir) im Vergleich zu (wahren) Meistern vor allem eines: extraordinäres Talent. Bevor du das in den falschen Hals bekommst: Natürlich sprechen einige äußere Gegebenheiten dafür, dass der Grad des Talents bei Dir höher ausgeprägt ist als bei mir.

Mir fehlt (wohl im Gegensatz zu Dir) noch etwas Weiteres: Die Möglichkeit und der Wille, eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben zu investieren.


Davon abgesehen: Auch ein Handwerker kann versunken in (das Erlernen) seine(r) Tätigkeit sein. Ich bin mir sicher, dass bspsw. eine Trompete, die ein versunkener Instrumentenbauer fertigt, im Zweifel besser klingt als eine, die einer einfach so zusammendengelt.

Was Maurice (und andere wahre Meister - jedenfalls im Klassikbereich) angeht, bin ich mir sicher, dass er/sie auch grotesk viel Zeit in die Perfektionierung seines Handwerkszeugs (Körperfunktionen) investiert hat/haben. Mit Song and Wind alleine wären sie nicht zu dem geworden, was sie sind.

Ich gebe Dir allerings (nach wie vor) insofern recht als die beiden Aspekte Song and Wind (=Versunkensein?) einerseits und rationales Analysieren von Körperfunktionen andereseits alternierend (alles zu seiner Zeit) erfolgen sollten.

Dem einen Aspekt (wie anscheinend Du) deutlich den Vorzug gegenüber dem anderen Aspekt zu geben, halte ich aber für falsch (bzw. für müßig).
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Re: Luftiger Ton/Luft im Ton/kein Klarer Ton

Beitrag von Bixel »

TrompeteRT hat geschrieben:Mir fehlt (wohl im Gegensatz zu Dir) noch etwas Weiteres: Die Möglichkeit und der Wille, eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben zu investieren.
Wie erklärst du dir diesen Umstand?
TrompeteRT hat geschrieben:Auch ein Handwerker kann versunken in (das Erlernen) seine(r) Tätigkeit sein. Ich bin mir sicher, dass bspsw. eine Trompete, die ein versunkener Instrumentenbauer fertigt, im Zweifel besser klingt als eine, die einer einfach so zusammendengelt.
Absolut.
TrompeteRT hat geschrieben:Was Maurice (und andere wahre Meister - jedenfalls im Klassikbereich) angeht, bin ich mir sicher, dass er/sie auch grotesk viel Zeit in die Perfektionierung seines Handwerkszeugs (Körperfunktionen) investiert hat/haben. Mit Song and Wind alleine wären sie nicht zu dem geworden, was sie sind.
Darüber können wir vermutlich nur spekulieren.
Die nicht selten haarsträubenden Erklärungsversuche physiologischer Abläufe beim Blechblasen lassen mich allerdings eher vermuten, dass typischerweise zunächst mittels "Song and Wind" Virtuosität erlangt wird/wurde und erst anschließend Modelle (Visualisierungen) entwickelt werden/wurden, um gegenüber nachfragenden Schülern/Studenten nicht in vollkommene Sprachlosigkeit verfallen zu müssen.

:)
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Re: Luftiger Ton/Luft im Ton/kein Klarer Ton

Beitrag von TrompeteRT »

Bixel hat geschrieben:
TrompeteRT hat geschrieben:Mir fehlt (wohl im Gegensatz zu Dir) noch etwas Weiteres: Die Möglichkeit und der Wille, eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben zu investieren.
Wie erklärst du dir diesen Umstand?
Du Berufstrompeter - isch andere Bauschdell.
Bixel hat geschrieben:
TrompeteRT hat geschrieben:Was Maurice (und andere wahre Meister - jedenfalls im Klassikbereich) angeht, bin ich mir sicher, dass er/sie auch grotesk viel Zeit in die Perfektionierung seines Handwerkszeugs (Körperfunktionen) investiert hat/haben. Mit Song and Wind alleine wären sie nicht zu dem geworden, was sie sind.
Darüber können wir vermutlich nur spekulieren.
Die nicht selten haarsträubenden Erklärungsversuche physiologischer Abläufe beim Blechblasen lassen mich allerdings eher vermuten, dass typischerweise zunächst mittels "Song and Wind" Virtuosität erlangt wird/wurde und erst anschließend Modelle (Visualisierungen) entwickelt werden/wurden, um gegenüber nachfragenden Schülern/Studenten nicht in vollkommene Sprachlosigkeit verfallen zu müssen.

:)
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Solange die entwickelten Vorstellungshilfen sowohl beim wahren Meister als auch beim wahren Meisterschüler zur Ausbildung und Perfektionierung der richtigen Körperfunktionen führen, fallen medizinisch-physiologisch nicht (ganz) korrekte Termini glücklicherweise nicht ins Gewicht; Fakt bleibt aber, dass (außer beim Purzelbaumkind der Trompetenbeherrschung) eine intensive Beschäftigung auch mit Körperfunktionen unerlässlich ist.

Ich bin eigentlich bisher davon ausgegangen, dass Du das nicht anders siehst, daher verwundert mich Deine - für mich plötzliche - Überbetonung des Song-and-Wind-Aspekts.

Vielleicht ist aber der Grund hierfür, dass Du Dich in letzter Zeit trompetenbeherrschungsmäßig derart weiterentwickelt hast, dass Du Dich gar nicht mehr so recht daran erinnern kannst/willst, dass Du selbst eigentlich gar kein Purzelbaumkind der Trompetenbeherrschung bist!?
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Re: Luftiger Ton/Luft im Ton/kein Klarer Ton

Beitrag von Bixel »

TrompeteRT hat geschrieben:
Bixel hat geschrieben:
TrompeteRT hat geschrieben:Mir fehlt (wohl im Gegensatz zu Dir) noch etwas Weiteres: Die Möglichkeit und der Wille, eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben zu investieren.
Wie erklärst du dir diesen Umstand?
Du Berufstrompeter - isch andere Bauschdell.
Du meinst: Weil ich Berufstrompeter bin, investiere ich eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben?
Und: Weil du andere Bauschdell bisch, investierst du keine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben?

Ich hatte die Kausalität bisher immer genau anders herum gesehen.

:o
TrompeteRT hat geschrieben:Fakt bleibt aber, dass (...) eine intensive Beschäftigung auch mit Körperfunktionen unerlässlich ist.
Da weißt du mehr als ich. Was war doch noch gleich deine Bauschdell?
TrompeteRT hat geschrieben:Ich bin eigentlich bisher davon ausgegangen, dass Du das nicht anders siehst, daher verwundert mich Deine - für mich plötzliche - Überbetonung des Song-and-Wind-Aspekts.
Ich leiste mir den Luxus, Off-Horn meine Gedanken spazieren gehen zu lassen und mich über bläserspezifische physiologische Körperabläufe mit Anderen auszutauschen, wobei ich - bitte nicht schimpfen! - dank einer medizinischen Intensivausbildung gegenüber medizinisch unbeleckten Trompetenvirtuosen deutlich im Vorteil bin.
Hingegen: On-Horn bin ich seit jeher eher ein "Song and Wind"-Typ.
TrompeteRT hat geschrieben:Vielleicht ist aber der Grund hierfür, dass Du Dich in letzter Zeit trompetenbeherrschungsmäßig derart weiterentwickelt hast, dass Du Dich gar nicht mehr so recht daran erinnern kannst/willst, dass Du selbst eigentlich gar kein Purzelbaumkind der Trompetenbeherrschung bist!?
Richtig ist, dass ich kein Purzelbaumkind der Trompetenbeherrschung bin.
Richtig ist auch, dass mich in letzter Zeit trompetenbeherrschungsmäßig erheblich weiterentwickelt habe.
Letzteres führe ich aber nicht auf eine intensive (analytische, "unerlässliche") Beschäftigung mit meinen Körperfunktionen zurück, sondern auf eine folgenschwere Entscheidung bei der Materialwahl, deren Modebezeichnung nicht hierher gehört.

Mein Übekonzept (des "einfach Spielens" - ohne Noten, ohne Agenda, ohne Kosten-Nutzen-Rechnung) habe ich hingegen nicht verändert.
Das Üben macht mir neuerdings (= seit ca. zwei Jahren) aber wieder besonders viel Spaß, weshalb ich - bequemer, fauler Hund, der ich bin - zum Aufbringen einer nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit keinerlei Selbstdisziplin benötige (die aufzubringen ich gar nicht in der Lage wäre).

:mrgreen:
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Re: Zeit, Hingebung, Lustgewinn und der Weg zum perfekten Sp

Beitrag von TrompeteRT »

Eigentlich bin ich da nicht besonders pingelig und daher habe ich auch nichts dagegen, wenn Beiträge von mir, die im ursprünglichen Thread off topic waren, in einen Sammelthread verschoben werden. Das hier geht aber selbst mir ein wenig zu weit und ich würde es begrüßen, wenn Derartiges zukünftig nicht mehr vorkommen würde.
Bixel hat geschrieben:
TrompeteRT hat geschrieben:
Bixel hat geschrieben:
TrompeteRT hat geschrieben:Mir fehlt (wohl im Gegensatz zu Dir) noch etwas Weiteres: Die Möglichkeit und der Wille, eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben zu investieren.
Wie erklärst du dir diesen Umstand?
Du Berufstrompeter - isch andere Bauschdell.
Du meinst: Weil ich Berufstrompeter bin, investiere ich eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben?
Und: Weil du andere Bauschdell bisch, investierst du keine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben?

Ich hatte die Kausalität bisher immer genau anders herum gesehen.

:o

Wie bei der bekannten Henne-Ei-Problematik ist vermutlich Deine Betrachtungsweise genauso (un)zutreffend wie meine.
Bixel hat geschrieben:
TrompeteRT hat geschrieben:Ich bin eigentlich bisher davon ausgegangen, dass Du das nicht anders siehst, daher verwundert mich Deine - für mich plötzliche - Überbetonung des Song-and-Wind-Aspekts.
(...)Hingegen: On-Horn bin ich seit jeher eher ein "Song and Wind"-Typ.(...)Richtig ist auch, dass mich in letzter Zeit trompetenbeherrschungsmäßig erheblich weiterentwickelt habe. Letzteres führe ich aber nicht auf eine intensive (analytische, "unerlässliche") Beschäftigung mit meinen Körperfunktionen zurück, (...).
Bixel hat geschrieben:Ich persönlich erlebe mich zwar als Purzelbaumkind im Hinblick auf die allgemeine Musikalität (was sich besonders im Jazz-Idiom bemerkbar macht), nicht aber als Purzelbaumkind im Hinblick auf die Beherrschung der Trompete.
Bei Letzterer gab und gibt es seit jeher Baustellen, an denen eine unbewusst-naive Beschäftigung ("Song") allein nicht zum Ziel führt(e).
Daher war/bin ich darauf angewiesen, Atmung und Ansatz zeitweilig(!) zum Gegenstand theoretischer Betrachtungen zu machen, wobei mir mein (in grauer Vorzeit) abgeschlossenes Medizinstudium sicherlich von Nutzen ist.
Aus solcherlei theoretischen Überlegungen ergaben/ergeben sich dann bei mir - mit ein bisschen Glück - Entwicklungsfortschritte.
:Hä:
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Re: Zeit, Hingebung, Lustgewinn und der Weg zum perfekten Sp

Beitrag von TrompeteRT »

Bixel hat geschrieben:On-Horn bin ich seit jeher eher ein "Song and Wind"-Typ
Bixel hat geschrieben:Das Ziel ist (da bin ich mit dir einer Meinung), möglichst Vieles - wenn nicht gar Alles - unbewusst richtig zu machen.
Dies ist schließlich auch Bedingung für des Erlebnis des Flow.

Da ich selbst aber - vor Allem in Stresssituationen - noch nicht unbewusst fehlerfrei zu atmen in der Lage bin, ist das zeitweise bewusste Steuern der Atemfunktion für mich (noch) unverzichtbar.
Wenn jemand dieses nicht mehr tun muss: fein, beneidenswert!
:Hä:
Bixel hat geschrieben:Richtig ist auch, dass mich in letzter Zeit trompetenbeherrschungsmäßig erheblich weiterentwickelt habe.
Letzteres führe ich aber nicht auf eine intensive (analytische, "unerlässliche") Beschäftigung mit meinen Körperfunktionen zurück, sondern auf eine folgenschwere Entscheidung bei der Materialwahl, deren Modebezeichnung nicht hierher gehört.
Bixel hat geschrieben:In meinem Fall stellt aber die Atmung nach meiner Überzeugung den bläserischen Teilbereich dar, an dem vor Allem zu arbeiten ist.
Dies hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass die Atmung am sensibelsten auf Stressituationen reagiert, indem sie (die Atmung) durch angstähnliche Einflüsse unweigerlich verflacht und dadurch erheblich an Wirkungsentfaltung verliert.
Mein Eindruck ist übrigens, dass mit diesem Problem fast alle Trompeter zu kämpfen haben.
:Hä:
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Re: Zeit, Hingebung, Lustgewinn und der Weg zum perfekten Sp

Beitrag von Bixel »

TrompeteRT hat geschrieben:
Bixel hat geschrieben:Du meinst: Weil ich Berufstrompeter bin, investiere ich eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben?
Und: Weil du andere Bauschdell bisch, investierst du keine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben?
Ich hatte die Kausalität bisher immer genau anders herum gesehen.
Wie bei der bekannten Henne-Ei-Problematik ist vermutlich Deine Betrachtungsweise genauso (un)zutreffend wie meine.
Du meinst, man könne sich zunächst entscheiden, Berufstrompeter sein zu wollen und dann eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben investieren?

:Hä:
TrompeteRT hat geschrieben:
Bixel hat geschrieben:(...)Hingegen: On-Horn bin ich seit jeher eher ein "Song and Wind"-Typ.(...)Richtig ist auch, dass mich in letzter Zeit trompetenbeherrschungsmäßig erheblich weiterentwickelt habe. Letzteres führe ich aber nicht auf eine intensive (analytische, "unerlässliche") Beschäftigung mit meinen Körperfunktionen zurück, (...).
Bixel hat geschrieben:Ich persönlich erlebe mich zwar als Purzelbaumkind im Hinblick auf die allgemeine Musikalität (was sich besonders im Jazz-Idiom bemerkbar macht), nicht aber als Purzelbaumkind im Hinblick auf die Beherrschung der Trompete.
Bei Letzterer gab und gibt es seit jeher Baustellen, an denen eine unbewusst-naive Beschäftigung ("Song") allein nicht zum Ziel führt(e).
Daher war/bin ich darauf angewiesen, Atmung und Ansatz zeitweilig(!) zum Gegenstand theoretischer Betrachtungen zu machen, wobei mir mein (in grauer Vorzeit) abgeschlossenes Medizinstudium sicherlich von Nutzen ist.
Aus solcherlei theoretischen Überlegungen ergaben/ergeben sich dann bei mir - mit ein bisschen Glück - Entwicklungsfortschritte.
Respekt - exzellent recherchiert!

:wink:

Ich bitte aber, den Hinweis auf die ausdrücklich "theoretischen Betrachtungen" (= Off-Horn) ernst nehmen zu wollen.
Die sich daraus ergebenden Erkenntnisse fließen/flossen (in Gestalt einer veränderten inneren Spielhaltung) durchaus wieder im Sinne des "Song and Wind" in das Spielkonzept ein.
Dass andererseits aus bestimmten bläserischen Sackgassen u.U. nur eine analytische Betrachtung bestimmter Körperfunktionen führt, bestreite ich nicht.

Woran ich oben Anstoß nahm, war deine Tatsachenbehauptung, "Fakt sei es, dass (außer beim Purzelbaumkind der Trompetenbeherrschung) eine intensive Beschäftigung auch mit Körperfunktionen unerlässlich sei".
Es ist m.E. dieser deiner (und auch anderweitig verbreiteten) Überzeugung geschuldet, dass eine (zu) große Zahl von Laientrompetern sich von Anfang an mit m.E. unnötig "großem Respekt" dem Trompetenspiel nähert.
Die Überzeugung, dass das Trompetenspiel eine unerhört komplexe Angelegenheit sei, nimmt m.E. vielen Spielern unnötigerweise ihre (noch nicht verkümmerte) natürliche Unbefangenheit.

Unerhört komplex sind z.B. ja auch Radfahren und Schwimmen; dennoch kommt kaum jemand auf die Idee, zu behaupten, zu deren Erlernen sei die Unerlässlichkeit einer intensive Beschäftigung mit Körperfunktionen Fakt.
Die Mehrzahl der Lernwilligen entwickelt das Notwendige schlicht und einfach durch die ("naive") Orientierung am gewünschten Ziel.

Dieses Ziel ist beim Trompetenspiel das Erzeugen eines (bestimmten) Klanges.

:)
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Re: Zeit, Hingebung, Lustgewinn und der Weg zum perfekten Sp

Beitrag von haynrych »

Bixel hat geschrieben:Unerhört komplex sind z.B. ja auch Radfahren und Schwimmen; dennoch kommt kaum jemand auf die Idee, zu behaupten, zu deren Erlernen sei die Unerlässlichkeit einer intensive Beschäftigung mit Körperfunktionen Fakt.
es war ungleich schwerer meiner (erwachsenen) frau das schifahren beizubringen als meinem (fünfjährigen) sohn. in spätestens drei jahren wird nicht nur meine frau schwierigkeiten haben mit meinem sohn mithalten zu können, sondern auch ich (ich fahre seit mehr als vierzig jahren schi).
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Re: Zeit, Hingebung, Lustgewinn und der Weg zum perfekten Sp

Beitrag von TrompeteRT »

Bixel hat geschrieben:Du meinst, man könne sich zunächst entscheiden, Berufstrompeter sein zu wollen und dann eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben investieren?
Ja, klar. Das dürfte sogar der Normalfall sein: Jemand mag zunächst (als Kind, Jugendliche/r) eine überschaubare Menge an Zeit in sein Instrument investieren, sich dann (ob der Fortschritte beseelt) entscheiden, Berufstrompeter zu werden und sodann eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben investieren.
Bixel hat geschrieben:Woran ich oben Anstoß nahm, war deine Tatsachenbehauptung, "Fakt sei es, dass (außer beim Purzelbaumkind der Trompetenbeherrschung) eine intensive Beschäftigung auch mit Körperfunktionen unerlässlich sei". Es ist m.E. dieser deiner (und auch anderweitig verbreiteten) Überzeugung geschuldet, dass eine (zu) große Zahl von Laientrompetern sich von Anfang an mit m.E. unnötig "großem Respekt" dem Trompetenspiel nähert. Die Überzeugung, dass das Trompetenspiel eine unerhört komplexe Angelegenheit sei, nimmt m.E. vielen Spielern unnötigerweise ihre (noch nicht verkümmerte) natürliche Unbefangenheit.
Mich musst Du nicht „katholisch machen“. Ich bin tatsächlich schon von jeher ein Verfechter der „Song-and-Wind-Methode“.

Ich halte es aber insbesondere aus folgendem Grund für sinnvoll und erfolgversprechend, sich zusätzlich eine zweite Ebene/Dimension (Analyse Körperfunktionen) zunutze zu machen:

Verlässt einen (etwa in Stresssituationen oder einer trompeterischen Krise) einmal die natürliche Unbefangenheit und verstummt in einer solchen Situation einmal das „Lied im Kopf“, dann hat man einen weiteren Rettungsanker/ein zweites Standbein.

Neurosen, fokale Dystonie, Alkoholismus und Tablettenabhängigkeit sind dem Vernehmen nach in Berufstrompeterkreisen nicht eben selten. Möglicherweise sind unter diesen Zeitgenossen sogar überproportional viele Purzelbaumkinder, die – aufgrund des Leistungsdrucks – im Verlaufe ihres Berufslebens eine Krise entwickeln (sie geraten - erst jetzt - ins Nachdenken; der Purzelbaum funktioniert nicht mehr, das Lied im Kopf erklingt nicht mehr störungsfrei).

In einer solchen Situation dürfte sich jedes Purzelbaumkind in den Allerwertesten beißen und bitterlich bereuen, nicht schon vorher - während des Übens - nachgedacht und sich ernsthaft mit der Analyse der Körperfunktionen auseinandergesetzt zu haben – denn dann wäre es in die Krise vermutlich gar nicht geraten.

Vor diesem Hintergrund muss ich mich korrigieren: Die ergänzende Beschäftigung mit den Körperfunktionen ist unerlässlich (vorbeugend auch und gerade für Purzelbaumkinder).

Das hat nichts damit zu tun, die Dinge verkomplizieren zu wollen, sondern damit, sich die eigene Technik im Zuge eines sich immer weiter verfeinernden Erfühlungsprozesses bewusst zu machen, um sich im Ernstfall nicht alleine auf „Song“ verlassen zu müssen.

Will sagen: Ich nehme – nach wie vor und immer stärker – Anstoß an Deinem Statement, die wahren Meister seien nicht durch Analyse ihrer Körperfunktionen, sondern allein aufgrund ihrer Fähigkeit zur Versunkenheit und infolge des immensen Zeitaufwands zu dem geworden, was sie sind.

Ich sage: Ein wahrer Meister muss sich mit beiden hier in Rede stehenden Aspekten beschäftigt haben bzw. fortwährend beschäftigen.
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Re: Zeit, Hingebung, Lustgewinn und der Weg zum perfekten Sp

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TrompeteRT hat geschrieben:
Bixel hat geschrieben:Du meinst, man könne sich zunächst entscheiden, Berufstrompeter sein zu wollen und dann eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben investieren?
Ja, klar. Das dürfte sogar der Normalfall sein: Jemand mag zunächst (als Kind, Jugendliche/r) eine überschaubare Menge an Zeit in sein Instrument investieren, sich dann (ob der Fortschritte beseelt) entscheiden, Berufstrompeter zu werden und sodann eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben investieren.
Das sehe ich anders herum: Man sollte m.E. schon über einen längeren Zeitraum eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit (und "Versenkung") in das Üben investiert haben, bevor es sinnvoll erscheint, über eine berufliche Trompeterlaufbahn ernsthaft nachzudenken.


Ansonsten: Wir geraten m.E. ein wenig ins Fabulieren, da wir selbst ja beide keine (wahren) Meister sind. :wink:

M.E. ist die von dir favorisierte "zweigleisige" Verfahrensweise allenfalls für solche Trompeter opportun, die nicht eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben investieren (wollen/"können").
Das von Sicherheitsdenken geprägte Zurechtlegen eines "Reserve-Modus" (via bewusster Steuerung von Körperfunktionen) ist besser als Nichts, wenn die Intensität der Beschäftigung mit dem Instrument zu gering ist für die Erlangung (quasi) traumwandlerischer Sicherheit.

Letztere ist es m.E. aber nämlich, die Maurice André z.B. die Telemann-Sonate so fehler- und scheinbar mühelos trällern ließ.
Diese Sicherheit gewinnt man durch die Investition nahezu grotesk anmutender Mengen an Zeit (und "Versenkung") in das Üben.
Ich denke, dass MA's Performance augenblicklich in Gefahr geraten wäre, wenn er - wie der gern bemühte Tausendfüßler - über Details seines Tuns nachzudenken begonnen hätte.

Ich glaube, dass man erst durch die - zumindest zeitweilige - Investition nahezu grotesk anmutender Mengen an Zeit (und "Versenkung") in das Üben eine Vorstellung entwickelt, welch unerhörte instrumentale Sicherheit möglich ist.
Wer diese Investition nie getätigt hat, kann sich eine solche Sicherheit m.E. nicht vorstellen und legt sich infolge dieses Mangels an Vorstellung die Theorie zurecht, für den Trompeter (schlechthin) sei "eine intensive Beschäftigung mit den Körperfunktionen unerlässlich".

:roll:
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Bixel hat geschrieben:
TrompeteRT hat geschrieben:
Bixel hat geschrieben:Du meinst, man könne sich zunächst entscheiden, Berufstrompeter sein zu wollen und dann eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben investieren?
Ja, klar. Das dürfte sogar der Normalfall sein: Jemand mag zunächst (als Kind, Jugendliche/r) eine überschaubare Menge an Zeit in sein Instrument investieren, sich dann (ob der Fortschritte beseelt) entscheiden, Berufstrompeter zu werden und sodann eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben investieren.
Das sehe ich anders herum: Man sollte m.E. schon über einen längeren Zeitraum eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit (und "Versenkung") in das Üben investiert haben, bevor es sinnvoll erscheint, über eine berufliche Trompeterlaufbahn ernsthaft nachzudenken.
Ich habe einen guten Bekannten, der Berufstrompeter ist; bei ihm hat es sich genau so zugetragen, wie ich es beschrieben habe - soll ich ihm nun sagen, dass er über eine berufliche Trompeterlaufbahn sinnvollerweise gar nicht ernsthaft hätte nachdenken dürfen?

:Hä:
Bixel hat geschrieben:Ansonsten: Wir geraten m.E. ein wenig ins Fabulieren, da wir selbst ja beide keine (wahren) Meister sind. :wink:
Stimmt. Egal. :D
Bixel hat geschrieben:M.E. ist die von dir favorisierte "zweigleisige" Verfahrensweise allenfalls für solche Trompeter opportun, die nicht eine nahezu grotesk anmutende Menge an Zeit in das Üben investieren (wollen/"können").
Das von Sicherheitsdenken geprägte Zurechtlegen eines "Reserve-Modus" (via bewusster Steuerung von Körperfunktionen) ist besser als Nichts, wenn die Intensität der Beschäftigung mit dem Instrument zu gering ist für die Erlangung (quasi) traumwandlerischer Sicherheit.
Missverständnis: Nicht "Reservemodus", sondern "zwei Seiten derselben Medaille".
Bixel hat geschrieben:Letztere ist es m.E. aber nämlich, die Maurice André z.B. die Telemann-Sonate so fehler- und scheinbar mühelos trällern ließ.
Diese Sicherheit gewinnt man durch die Investition nahezu grotesk anmutender Mengen an Zeit (und "Versenkung") in das Üben.
Ich denke, dass MA's Performance augenblicklich in Gefahr geraten wäre, wenn er - wie der gern bemühte Tausendfüßler - über Details seines Tuns nachzudenken begonnen hätte.
Darüber, dass man beim Auftritt nicht mehr darüber nachdenken sollte, ob die Zunge nun einen Milimeter weiter oben oder unten anstoßen sollte, waren wir uns schon immer einig. Beim Üben sollte man sich die Zungenfunktion aber schon bewusst machen und diese im Zuge eines immer feiner werdenden Erfühlungsprozesses perfektionieren und automatisieren. Das Ganze natürlich - wie bereits gesagt - im Wechsel mit reinen "Song-and-Wind-Übephasen".
Bixel hat geschrieben:Ich glaube, dass man erst durch die - zumindest zeitweilige - Investition nahezu grotesk anmutender Mengen an Zeit (und "Versenkung") in das Üben eine Vorstellung entwickelt, welch unerhörte instrumentale Sicherheit möglich ist.
Wer diese Investition nie getätigt hat, kann sich eine solche Sicherheit m.E. nicht vorstellen und legt sich infolge dieses Mangels an Vorstellung die Theorie zurecht, für den Trompeter (schlechthin) sei "eine intensive Beschäftigung mit den Körperfunktionen unerlässlich".

:roll:
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Ich glaube, dass eine unerhörte instrumentale Sicherheit nur erreicht werden kann, wenn man sich - unter Investition nahezu grotesk anmutender Mengen an Zeit und Versenkung umfassend mit beiden Seiten der Medaille befasst. Dieser mein Glaube wird gestützt durch die Informationen, die ich von meinem oben erwähnten guten Bekannten erhalte, der bei einem wahren Meister studiert hat.

Ich glaube übrigens, dass Du das mit den beiden Seiten der Medaille eigentlich auch glaubst; Du hast Dich lediglich ein wenig argumentativ "verfranst"/Dich in Widersprüche verwickelt und magst - wofür ich Verständnis habe - dies nicht einräumen. :wink:
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