Dobs hat geschrieben:An die Klassik Profis und Technik-Virtuosen: Wie schaffe ich es, innerhalb von etwa 5 Monaten, die Doppelzunge zufriedenstellend zu beherrschen? Welches Übungsprogramm ist erfolgversprechend?
Das sollte machbar sein, vielleicht kannst du noch Angaben machen, was du konkret (z.B. ein bestimmtes Stück) erreichen möchtest.
"Eine Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied":
1. k-Stoß allein üben. Je nach Ausgangsbasis z.B. zuerst nur 1 einzelner Ton - bewusst die Luft hinter der Zunge leicht "aufstauen" und ein klares "k" (kein "ch"!) produzieren. Wenn das geht, auf 1 Ton (z.B. auf g1 beginnen, chromatisch auf-/abwärts fortsetzen) t- und k-Stoß abwechselnd, z.B.: t-t-t-t-t--- k-k-k-k-k--- . Wenn das geht, auf 1 Ton k-Stoß und
Doppelzunge abwechselnd, z.B.: k-k-k-k-k--- t-k-t-k-t--- . Ich verwende diese simple Übung gerne als
Doppelzunge-Warm-up mit meinen Schülern, sie ist in ähnlicher Form auch in Damrows "Fitness for Brass" zu finden.
Darauf solltest Du grundsätzlich achten:
> Nicht "taka", sondern "tiki"! Der k-Stoß soll soweit vorne wie irgend möglich stattfinden - nicht hinten beim Gaumenzäpfchen, sondern (gefühlt) auf halber Länge des Gaumenbogens. Sonst hast Du immer Probleme, die nötige Kompression im Mund aufzubauen (= kein klarer Stoß) und der weite Weg macht die Zunge langsam.
> Tiefe Lage ist schwierig, weil die Zunge notgedrungen eine größere Bewegung machen muss, c1 sollte also der tiefste Ton sein. Hohe Lage ist vor allem dann schwierig, wenn - grundsätzlich oder wegen des k-Stoßes - die Luftführung nicht stimmt, weil die Zunge unbewusst die Luft immer erst "aufstauen" muss, um die nötige Kompression aufzubauen u. ä. (Luft bewusst fließen lassen, eher laut und vor allem tenuto (!) üben).
> Die Zunge muss für einen klaren Stoß so schnell wie möglich aus dem Weg - durch eine Bewegung abwärts, nicht vor-zurück!
> Der k-Stoß soll genauso klar, hart, laut und
lang (!) sein wie der t-Stoß - genau hinhören und vergleichen (auch hinsichtlich rhythmischer Präzision!), ggf. korrigieren.
> Es hört sich so selbstverständlich an, ist aber trotzdem bei vielen eine Problemursache: Beim t-Stoß darf sich die Zunge nicht hinten und beim k-Stoß nicht vorne mitbewegen!
> Vor allem beim Aufbau: Nicht zu früh das Tempo steigern - immer mit Metronom als Kontrolle arbeiten! Auf wenn es schon ganz gut "läuft" - in jeder Übungseinheit
zuerst auf Sauberkeit und Genauigkeit hinüben, dann erst Tempo machen. Viele machen sich ihre Fortschritte durch undiszipliniertes Üben (besser gesagt herumspielen) schnell wieder kaputt und jammern dann, dass sie scheinbar gegen eine Wand laufen.
> Zuerst geht es um einen möglichsten klaren/deutlichen Stoß - also fast ausschließlich hart stoßen (tiki). Wenn das gut funktioniert, sollte das Pendel aber wieder in die andere Richtung (digi) ausschlagen, weil es beim Tempo sonst Limits gibt (Geschwindigkeit, Klangqualität). Präzision und Kontrolle dürfen darunter aber nicht leiden.
2. An der Luftführung mittels Dynamik und Artikulation arbeiten: Vielen hilft es bereits, wenn sie darauf achten, immer im forte zu bleiben. Vor allem die Arban-Übungen lasse ich aber auch gerne so üben, dass der t-Stoß locker und eher mezzoforte gespielt, der k-Stoß aber so laut und explosiv wie möglich - kein "Schönheitswettbewerb"! Der Unterschied sollte so groß wie irgendmöglich sein und beim Tempo steigern so lange wie möglich beibehalten werden, bis es wirklich nicht mehr geht und das k weniger explosiv werden
muss. Vielen hilft aber auch der umgekehrte Weg á la David Hickman, der pianissimo-Spiel empfiehlt, damit die Zunge auch mit minimaler Luftzufuhr einen klaren Stoß produzieren lernt (vgl. "Poptones"). Hilfreich ist es im etwas fortgeschritteneren Stadium, die Zungenkoordination bzw. die k-Qualität durch Vertauschen (als Übung, nicht dauerhaft!) von t und k zu verbessern. Die Luftführung ist damit in der Regel automatisch besser.
3. Intervalle und Tonleitern: Eine weitere Steigerung sind Tonleitern wie z. B. im Arban-Doppelzungen-Kapitel oder aber - mein Favourite - Clarke Kapitel I. Die Zunge muss genauer werden und mit den Fingern zusammenarbeiten. Auch hier hilft wieder das Metronom, oder eine Figur zuerst auf 1 Ton spielen und dann erst die Finger dazu. Die meisten haben eher das Gefühl, die Finger am zu schnell werden hindern zu müssen. Tenuto spielen scheint zwar auf den ersten Blick schwieriger, verbessert die Koordination aber sehr effektiv.
Intervalle als zusätzliche Herausforderung an die Luftführung bzw. die Zungenfunktion: z. B. Terz-Sequenzen oder t-Stoß bleibt auf 1 Ton und k-Stoß steigt an oder k-Stoß bleibt auf 1 Ton und t-Stoß steigt ab, etc. (alles in Arban II zu finden).
LG, Miss Trumpet
Der Weg ist das Ziel.