Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

Moderator: Die Moderatoren

Benutzeravatar
Dobs
Moderator
Beiträge: 4739
Registriert: Dienstag 13. Januar 2004, 16:12
Meine Instrumente ..: Yamaha 6335RC, Jupiter JFH-1100R
Wohnort: Hannover

Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von Dobs »

Interdisziplinäre Instrumentalpädagogik für Blechbläser
Eine Studie zu Theorie, Empirie und Didaktik modernen Instrumentalunterrichts
Band I von III
vorgelegt von
Claudia Christine Schade
aus Bruchsal

http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=& ... tDJmio-rLw
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
pit
Moderator
Beiträge: 183
Registriert: Samstag 18. Oktober 2008, 11:58
Meine Instrumente ..: Bach Stradivarius 180-37
Selmer Hoch B/A

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von pit »

Danke für den Hinweis!
:gut:
Singvögelchen
Unverzichtbar
Beiträge: 1530
Registriert: Dienstag 18. Januar 2011, 22:53
Meine Instrumente ..: meistens C

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von Singvögelchen »

Habe mir die ersten 50 Seiten des opus magnum reingezogen...bin doch recht erstaunt über so manche These. Vieles hatten wir hier im Forum :gut: bereits wesentlich präziser, wenn auch teilweise kontrovers diskutiert.

So habe ich heute zum ersten Mal erfahren, dass ich einen Stevens-Costello-Ansatz :idea: (noch nie gehört) benutze, obwohl ich bislang zu 100% von der Farkas-Schule überzeugt war. Dieser wird [edit]der Autorin[/edit] mit der Aufteilung 1/3 Unterlippe 2/3 Oberlippe kommentarlos abgebügelt. Dabei steht bei Farkas diese Aufteilung als Empfehlung explizit für Hornisten drin, für Trompeter empfiehlt er genauso 50/50. Mit einer seitenlangen Begründung, die absolut einleuchtet.
Der Zungengestützte Ansatz wird zwar als eine von vier gängigen Ansatzformen erwähnt, aber leider überhaupt nicht erklärt, nützt keinem was dieser Absatz. Und dann steht auch noch drin, dass beim Farkas-Ansatz vor dem Tonbeginn die Lippe dicht ist, ich glaub ich spinne. Richtig zitiert ist hingegen die Altenburg-Schule von 1793, da verlangt er innerhalb des Ansatzes das "kleine Loch" :gut: , durch welches die Luft muss.

Oh Gott, die Erzeugung der Schwingung im Bereich Mundstück/Lippe...so von hinten durch die Brust ins Auge hat mir das noch keiner erklären wollen. Mit Bildern: die Luft wird am Mundstück reflektiert, verschließt damit die Lippe, dort wird wieder reflektiert und dann öffnet sich die Lippe wieder. Es bleiben Zweifel... :question:

Auch die aufgestellte Theorie der klanglichen Eigenschaften von Trichter- und Kesselmundstücken ist abenteuerlich. Sie schreibt, dass die tiefen Trichter die Luft gut kanalisieren und daher einen hellen Ton erzeugen. Je flacher das Mundstück umso dunkler der Klang. Kannte ich bislang genau andersrum. Naja, wenigstens scheint sie das nicht abgeschrieben zu haben. :Hä: Hoffe ich.
Für ne Doktorarbeit hätte ich mir ein bisschen mehr Substanz gewünscht. Mal sehen, was auf den restlichen 700 Seiten noch so folgt.
Kennt jemand das Brassini-Konzept, auf das diese Promotion ja hinausläuft? Ist das gut, empfehlenswert?
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


"Blas schön rein, dann kommts schön raus!"
Benutzeravatar
orlando_furioso
Unverzichtbar
Beiträge: 1154
Registriert: Montag 10. Oktober 2005, 23:42
Meine Instrumente ..: J*B*S - tp B
J*B*S - flh B
YTR 946 Vorserie
YTR 6810
etc.

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von orlando_furioso »

Bravo! Genau dasselbe wollte ich auch schreiben! :gut: :gut: :gut:

Was mir ausserdem aufgefallen ist:

- Im Abschnitt über Mundstücke wäre eine intensive Auseinandersetzung der folgenden Seiten sicher sinnvoller gewesen als ihre tw. falschen Allgemeinplätze: http://iwk.mdw.ac.at/?page_id=86&sprache=1

- Schaun mer mal was noch kommt, aber ich befürchte, sie schmeisst die Ansatz- und Tonerzeugungsproblematik von Horn, Trompete und Posaune in einen Topf (erste Ansätze hat Sie ja schon gemacht). Wenn sich das bestätigt gehört ihr der Doktortitel aberkannt. Alpinski, Langlauf und Skispringen kann man ja auch nicht unter "Skifahren" abtun ...
J*B*S - Trumpet - Flugelhorn - Cornet - Mouthpiece
Benutzeravatar
Dobs
Moderator
Beiträge: 4739
Registriert: Dienstag 13. Januar 2004, 16:12
Meine Instrumente ..: Yamaha 6335RC, Jupiter JFH-1100R
Wohnort: Hannover

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von Dobs »

Schlimmer, als die zum Teil hahnebüchenen physikalischischen und biolgischen Theorien, die hier zum Trompetespielen als absolute Wahrheit verkauft werden, ist das, was sie geschrieben hat, auch nicht.
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
Benutzeravatar
orlando_furioso
Unverzichtbar
Beiträge: 1154
Registriert: Montag 10. Oktober 2005, 23:42
Meine Instrumente ..: J*B*S - tp B
J*B*S - flh B
YTR 946 Vorserie
YTR 6810
etc.

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von orlando_furioso »

Dobs hat geschrieben:Schlimmer, als die zum Teil hahnebüchenen physikalischischen und biolgischen Theorien, die hier zum Trompetespielen als absolute Wahrheit verkauft werden, ist das, was sie geschrieben hat, auch nicht.
"Realität" und "Wahrheit" sind zwei paar Schuhe - was dadurch noch verkompliziert wird, dass es beim Trompetespielen mehrere realistische Wege gibt. Je mehr ich lese, desto mehr verwirrt mich eigentlich was sie schreibt. Entweder bin ich zu müde, zu blöd oder sie hat einfach ziemlich unreflektiert alles zusammengeschustert was sie finden konnte. Frei nach dem Motto: Wenn der Prof die Doktorarbeit nicht versteht, dann haste "summa cum laude" schon in der Tasche ...

Ich glaub ich muss jetzt erst mal mein Kopfkissen nach seiner Meinung fragen ...
J*B*S - Trumpet - Flugelhorn - Cornet - Mouthpiece
Benutzeravatar
orlando_furioso
Unverzichtbar
Beiträge: 1154
Registriert: Montag 10. Oktober 2005, 23:42
Meine Instrumente ..: J*B*S - tp B
J*B*S - flh B
YTR 946 Vorserie
YTR 6810
etc.

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von orlando_furioso »

--- ZITAT ---
Die verschiedenen Lautstärken (Dynamik), von fortissimo bis pianissimo, kennzeichnen eine
Veränderung des Luftkanals: Bei fortissimo ist er am weitesten, beim pianissimo am engsten
ausgeformt (siehe Abb. 2.19).
--- Interdisziplinäre Instrumentalpädagogik für Blechbläser / S. 36 ---
Das ist so - basta!
Leider kein bisschen Reflexion aus eigener Praxis: Wieso ist das eigentlich so? Was muss eigentlich passieren, damit der Ton lauter wird?

Seitdem ich Bixels Hypthese (wenn mehr Lippe schwingt vergrößert sich die Amplitude der Welle) verfolge, versuche ich die Lautstärke einfach dadurch zu erhöhen, indem ich die Lippenmuskulatur mehr entspanne. So schwingt - auch ohne mehr Lufteinsatz - bei gleicher Frequenz mehr Lippe. Ergebnis: der Ton wird lauter ohne das ich mehr pusten muss. Auch der Luftkanal ändert sich nicht. Das klappt beim Tenorhorn mit dem großen Mundstück deutlich besser als auf der Trompete, aber egal: die Veränderung des Luftkanals ist eine Folge des stärker werdenden Luftdrucks bei einer "traditionellen" Technik, nicht der Auslöser von laut und leise.
J*B*S - Trumpet - Flugelhorn - Cornet - Mouthpiece
Benutzeravatar
Bixel
Unverzichtbar
Beiträge: 6415
Registriert: Samstag 27. Dezember 2008, 08:30
Meine Instrumente ..: bezahlt

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von Bixel »

orlando_furioso hat geschrieben:Seitdem ich Bixels Hypthese (wenn mehr Lippe schwingt vergrößert sich die Amplitude der Welle) verfolge, versuche ich die Lautstärke einfach dadurch zu erhöhen, indem ich die Lippenmuskulatur mehr entspanne. So schwingt - auch ohne mehr Lufteinsatz - bei gleicher Frequenz mehr Lippe. Ergebnis: der Ton wird lauter ohne das ich mehr pusten muss.
Meine Hypothese ist, dass dein Ton tiefer wird, wenn du die Lippenmuskulatur entspannst, ohne gleichzeitig den Luftdurchsatz zu erhöhen.

Meine Hypothese ist, dass die Tonhöhe unmittelbar korreliert mit der Geschwindigkeit der einzelnen Luftmoleküle.

Wenn du den Lippenspalt vergrößerst, musst du demzufolge mehr Luft investieren, damit die einzelnen Luftteilchen gleich schnell bleiben können (= identische Tonhöhe).

Bei erhöhter Lautstärke bewegen sich gemäß meiner Hypothese mehr Luftteilchen pro Zeiteinheit durch die Lippenöffnung - dies aber mit für jede einzelne Tonhöhe jeweils konstanter Teilchengeschwindigkeit.

:roll:

P.S.: Das Schöne am Trompeten ist, dass man dies Alles gar nicht wissen/glauben muss. Man kann einfach die Ohren aufmachen und die Feinregulation der unbewussten Körpersteuerung überlassen.
P.P.S.: Vielen Dank, Dobs, für den Link!
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
buddy
Unverzichtbar
Beiträge: 6944
Registriert: Samstag 7. April 2007, 16:50
Meine Instrumente ..: Yamaha, Kanstul, Bach

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von buddy »

Sorry Bixel, aber die Luft sorgt meines Erachtens nur für die angemessene Vibration der Lippen, die Luftsäule im Instrument koppelt sich an diese Schwingung an.
Wenn ich es richtig erinnere, gab es bereits das Experiment, die Schwingung mit Hilfe der Membran auf dem Mundstückrand anzuregen.
Das könnte auch beim Toshiba Trompetenroboter so sein, müsste man bei Bedarf noch einmal recherchieren.
Die Luft des Spielers hat danach jedenfalls nur bis zur Lippe eine Funktion, die Luftsäule im Instrument ist eine andere Baustelle und eine "Durchdringung" mit Luft des Spielers nicht notwendig.
http://www.plasticpals.com/?p=32595
http://www.trompetenforum.de/TF/viewtop ... it=roboter

Die Tonhöhe wird dann naheliegend durch die Frequenz der Lippen- oder Membranschwingungen bestimmt und die Lautstärke durch deren Amplitude, bzw. den sinnvoll gerichteten Teil der Auslenkungen.
Benutzeravatar
Bixel
Unverzichtbar
Beiträge: 6415
Registriert: Samstag 27. Dezember 2008, 08:30
Meine Instrumente ..: bezahlt

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von Bixel »

buddy hat geschrieben:Sorry Bixel, aber die Luft sorgt meines Erachtens nur für die angemessene Vibration der Lippen, die Luftsäule im Instrument koppelt sich an die Schwingung an.
Wenn ich es richtig erinnere, gab es bereits das Experiment, die Übertragung der Schwingung mit Hilfe der Membran auf dem Mundstückrand vorzunehmen.
Das könnte auch beim Toshiba Trompetenroboter so sein, müsst man noch einmal recherchieren.
Die Luft des Spielers hat danach jedenfalls nur bis zur Lippe eine Funktion, die Luftsäule im Instrument ist eine andere Baustelle und die "Durchdringung" nicht notwendig.
http://www.plasticpals.com/?p=32595
Ich bin ganz deiner Meinung und sehe keinen Widerspruch:

Damit für eine (der gewünschten Tonhöhe und Lautstärke) angemessene Vibration der Lippen gesorgt ist, muss die Luft bei der Passage die Lippenöffnung mit einer bestimmten Geschwindigkeit streifen ("it rides on air").

Sobald die Luft "durch" ist, hat sie - da besteht bei uns Einigkeit - ihren Job getan.

:)
.
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
buddy
Unverzichtbar
Beiträge: 6944
Registriert: Samstag 7. April 2007, 16:50
Meine Instrumente ..: Yamaha, Kanstul, Bach

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von buddy »

Alles klar, danke.
Benutzeravatar
lurchi
Moderator
Beiträge: 1403
Registriert: Freitag 6. August 2004, 10:44
Kontaktdaten:

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von lurchi »

Dieser Hypothese kann ich so nicht folgen.
Die Geschwindigkeit des einzelnen Teilchens ist von der Temperatur abhängig, und bestimmt im Mittel ungefähr die Schallgeschwindigkeit (sie ist etwas niedriger). Die Lautstärke wird bestimmt durch die Menge an Luft die in der Öffnungsphase durch den Lippenspalt geht. Diese Menge wiederum wird bestimmt durch Druckgradient und Fläche der Öffnung.
Blöd ist dass bei höheren Frequenzen die Zeit nicht reicht für eine große Öffnung des Lippenspalts. Deshalb wird der Ton leiser wenn ich nicht mehr Druck aufbaue. Was man bräuchte wären höhere Kräfte die die Lippen auf- und zubewegen. Woher kommen die? Lippenspannung? Eher nicht, die ist statisch und bestimmt nur die Steifigkeit des Materials, je höher sie ist, desto weniger wird die Lippe bewegt, dementsprechend höher wird der Ton, und leiser. Welche Kräfte bewegen dann die Lippe? Zum Einen wird die geschlossene Lippe aufgedrückt durch den Druckgradienten, d.h. höherer Druck im Mundraum bringt schnellere Öffnung. Gut, wer also Druck aufbauen kann, und mit der Lippe gegenhalten kann kommt leichter zu einem hohen und lauten Ton.
Es gibt aber noch eine zweite Kraft die die Lippen bewegt: Bernouilli. Die führt dazu dass die Lippen bei der Durchströmung geschlossen werden. Je schneller die Luft strömt desto stärker. Auch hier hilft also der Druck. Weil bei gegebener Öffnung entscheidet nur die Druckdifferenz über die Strömungsgeschwindigkeit. Blöd, wie schaffen wir das Gleiche mit weniger Druck?
Achtung, Hypothese: entscheidend ist nicht nur die Geschwindigkeit sondern auch die Länge des Lippenkanals mit durchströmender Luft. Die Bernouilli-Kraft wirkt entlang dieses Kanals, somit wird die Gesamtkraft zum Schließen der Lippen größer mit zunehmender Länge des Kanals. Und solche Dinge wie Fokussierung des Ansatzes und Ausrichtung der Lippen wirken auf die Länge des Kanals.
buddy
Unverzichtbar
Beiträge: 6944
Registriert: Samstag 7. April 2007, 16:50
Meine Instrumente ..: Yamaha, Kanstul, Bach

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von buddy »

Du könntest zum besseren Verständnis noch zitieren, welchen Elementen wessen "Hypothese" deine Ausführungen entgegengesetzt werden.
Benutzeravatar
lurchi
Moderator
Beiträge: 1403
Registriert: Freitag 6. August 2004, 10:44
Kontaktdaten:

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von lurchi »

Bixel hat geschrieben:
Meine Hypothese ist, dass die Tonhöhe unmittelbar korreliert mit der Geschwindigkeit der einzelnen Luftmoleküle.
Dieser hier.
Benutzeravatar
Bixel
Unverzichtbar
Beiträge: 6415
Registriert: Samstag 27. Dezember 2008, 08:30
Meine Instrumente ..: bezahlt

Re: Interdisziplinäre Instrumentalpädagokik für Blechbläser

Beitrag von Bixel »

lurchi hat geschrieben:
Bixel hat geschrieben:Meine Hypothese ist, dass die Tonhöhe unmittelbar korreliert mit der Geschwindigkeit der einzelnen Luftmoleküle.
Dieser Hypothese kann ich so nicht folgen.
Möglicherweise meintest du die (temperaturabhängige) ungerichtete Geschwindigkeit von Molekülen in einem Gasvolumen?

Ich meinte die quasi "übergeordnete", gerichtete und eher nicht temperaturabhängige Geschwindigkeit der Luftteilchen entlang des Lippenkanals.

:roll:
.
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 4 Gäste