ZEN & Trompete

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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Cavaillé
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von Cavaillé »

Ich finde die Abbildungen und Fotos sehr gelungen, kenne ich so im Wesentlichen von der Stevens-Costello Methode, aus Hickmans "trumpet pedagogy" u.a.
Vieles funktioniert bei mir mittlerweile genauso (bin durch o.gen. Methoden darauf gekommen), daher Danke für die Website :huepf:
Einige Dinge gehen mir zu weit (die Sache mit der Luftraute im Mundstück), sind physikalisch wahrscheinlich nicht haltbar, werden auch sicher bei jedem anders funktionieren, sind aber vielleicht als Vorstellungshilfe brauchbar :question:
Ganz vieles ist für mich aber auch schlichtweg Kokolores :down: , dieser ganze ZEN Krempel ist eigenlich für den nach meiner Meinung guten Kerngedanken nur überflüssiger Ballast.
Wahrscheinlich verstehe ich das aber auch gar nicht, habe aber festgestellt, dass ich das auch gar nicht für mein bläserisches Fortkommen benötige.

Vielleicht kann der Peter das ganze etwas entschwulsten, dann bleibt meiner Meinung nach immer noch recht viel brauchbares übrig, insbesondere für diejenigen von uns, die nicht ständig in der englischen Sprache unterwegs sind.

Gruß und trotzdem Dank an den Autor, Thomas
The trumpet is steadfast and loyal. It makes us grow up, in order to Play. John Daniel
Tacet
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von Tacet »

Peters Gemälde erinnern mich stark an Callets Malereien und auch an Mr. Bean (Whistlers Mutter...)

Mir fällt auf, dass die Verfasser solcher Lehren selten ihr Können preisgeben oder wenn, dann gnadenlos scheitern.

(z.B. Mr C. und Herr B., Stichwort: Haydn)
shakuhachi
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von shakuhachi »

…hier meldet sich wieder ein scheinbar gescheiterter Experimentator (user shakuhachi) aus Solidarität zu Beiträgen der vorliegenden Art und die von ihnen typischer Weise ausgelösten Stereotypen:

Esoterik, mangelnde Wissenschaftlichkeit/Physik, Behauptungen, zeig erstmal mal was du überhaupt kannst, etc…..

Nachdem der von meiner Wenigkeit initiierte, berühmt berüchtigte Pfad „Experiment C4/37 Wochen“, der zuletzt satte 22 Seiten umfasste, wenigstens am Ende zu fruchtbaren Erkenntnissen auch bei den „bis zum Rand gefüllten Gefäßen an Expertenwissen“ in diesem Forum zu dann doch noch brauchbaren Schlussfolgerungen führte, wie z.B.:
Bixel hat geschrieben:
Hier sehe ich auch den einzig wirklich sinnvollen "Hebel" für Instrumentallehrer:
Es gilt, dem Schüler/Studenten das Lustvolle am Trompetenspiel zu vermitteln, sodass dieser Zugang finde zu (s)einer intrinsischen Motivation, woraus sich als m.E. logische Folge dann ein "betreutes Autodidaktentum" ergibt.
…nun auch ein paar Anstöße zum Nachdenken von mir zum aktuellen Pfad, nachdem auch ich einiges Positives aus der zurückliegenden Auseinandersetzung gelernt habe:

Ja, ZEN kennt diese Problematik exakt: ein volles Gefäß kann nicht gefüllt werden….wer schon glaubt alles zu wissen, lernt nichts neues – zuerst muss man leer werden (was nicht gleichbedeutend ist mit: den Verstand abgeben!)

Ich habe die ZEN-Trompeten-Website angeschaut und einiges von Interesse gefunden.

Was ich zum wiederholten Male in der Trompetenwelt feststelle: es gibt hier ebenso viele Theorien wie z.B. in der Physik und Pädagogik – um es aber mal mit einem Bild des Neuro Linguistischen Programmierens (NLP) auszudrücken: „die Landkarte ist nicht das Gebiet“.

So ist mir aufgefallen, dass sich hartnäckig die fast ausschließliche Theorie hält, die Tonentstehung bei der Trompete sei auf das Öffnen und Schließen der Ansatzöffnung zurückzuführen….. daraus leiten sich dann ganze Übungsformen wie Lippen-Buzzing, Mundstück-Buzzing etc. ab (obwohl erkannt wird, dass zuviel davon kontraproduktiv ist, warum wohl?) – wenn nun jemand kommt und die Tonentstehung auch bei der Trompete ganz anders eher mit dem Lippenpfeifen in Verbindung bringt, dann kann er ja nur ein Phantast sein, jenseits jeglicher Physik! Der Trompeter: nur eine andere Art Pfeifer? Das könnte Holz- und Blechbläser aber vielleicht irgendwann versöhnen.


Ist das wirklich so?

Ich habe den anderen Erklärungsversuch (Lippenpfeifen) für Trompete erstmals bei keinem geringeren als Roger Ingram gefunden (wenn man selbst keine Nachweisresultate vorweisen kann, zitiert man wenigstens hierin erfolgreichere) in dessen Buch „Clinical Notes on Trumpet Playing“ – inzwischen gibt es aber viele weitere. Das zugrundeliegende physikalische Prinzip nennt sich Helmholtz-Resonator: eine Luftverwirbelung an einer engen Eintrittspforte zu einem angrenzenden Hohlraum mit ruhender Luft führt zu Ton-Schwingungen. Helmholtz experimentierte mit kugelförmigen, geschlossenen Resonatoren – die Trompete ist zwar eher ein offenes Rohr, aber dennoch als ein solcher Resonator zu bezeichnen.

Als alter Flötist und dann Shakuhachispieler fragte ich mich immer, warum reines Lippenpfeifen funktioniert, während mir das Prinzip bei Flöten klar war: Luftverwirbelung an einer Kante (Blaskante). Wo bitte ist die „Blaskante“ beim Lippenpfeifen? Wo ist der Resonanzraum? Beim berühmten in die Flasche Blasen ist der Resonanzraum die Flasche, beim Lippenpfeifen umgekehrt im Mund-Rachenraum – kann man durch einsaugendes Pfeifen gut nachvollziehen….

Nun hat der aktuelle Pfad-Inhaber mit seinen Zeichnungen auf seiner Website gut dargestellt, was beim Trompetenansatz eine solche „Kante“ sein könnte, bzw. beim Lippenpfeifen – er nannte es Rauten-Kammer. Und er bringt den Winkel der Luftstrahlbrechung in einen Zusammenhang mit der Tonhöhe – wie bereits Stevens-Costello.

Mir selbst ist bei der Trompete aufgefallen, dass ein Luftstrom durch das Mundstück, welcher selbst noch keinen Ton erzeugt, bei Verbindung mit dem Resonanzkörper Trompete plötzlich einen Ton erzeugt:
also kein vollständiges Öffnen und Schließen des Ansatzkanals, wie beim Lippenbuzzen etc. erforderlich ist.

Damit war der Groschen gefallen, wie wenig brutale Kraft bei der Trompete erforderlich ist und wie viel feine Koordination und Aufmerksamkeit auf der anderen Seite erforderlich ist. Eine andere Möglichkeit war, auf einem abgesägten Trompeten-Mundstückrand hohe Töne zu erzeugen (Lynn Nicholson) – wo ist hier nun bitte der Resonanzraum?

Ich glaube hier sind zwei Möglichkeiten der Tonerzeugung auf der Trompete: vom ersteren wird wenig gesprochen, der letztere wird alle Buzzing-Didgeridoo-Freunde begeistern und ist der am meisten verbreitete Bläseransatz, der auf dem Bilden von „Muckis“ beruht. Ob letzterer letztlich als Kompensation des ersteren zu betrachten ist, lasse ich offen.

Im aktuellen Pfad wird also der Ansatzapparat u.a. gemäß den bereits vorhandenen Theorien „Stevens-Costello“ und Callet’s Superchops/TCE beschrieben.

Genau diesen Callet-Ansatz benötige ich derzeit auch bei den Riesen-Bambusflöten aus Japan (über 80 cm länge, 5 cm Durchmesser und nur mit einer scharfen Blaskante ausgestattet): Kyotaku. Man muss den Luftstrahl exakt gegen diese Blaskante lenken – eine kleine Abweichung entscheidet über Ton oder kein Ton; Ober- und Unterlippe müssen völlig aus eigener Kraft agieren: die Operlippe eher angezogen/eingerollt, die Unterlippe nach vorne gestülpt, Zungenlage exakt wie bei Superchops - völlig anders als z.B. bei Querflöte: großzügiger Tonlochkamin, der mangelnde Luftstromlenkung verzeiht und die Unterlippe wird durch Auflegen auf den Kamin gestützt.

Die Oberlippe muss in jedem Falle den oberen Luftstromteil gegen die Blaskante halten – kraftraubend.

Nachdem ich dies einige Wochen wieder praktiziert habe, griff ich mal wieder zur Trompete mit dieser Konditionierung und war verblüfft über die Resultate selbst nach 5 monatiger, totaler Trompeten-Abstinenz. Kann es sein, dass es einen Trompetenansatz gibt, der druckfrei mit Ausdauer und Range weder Einspielzeit noch stundenlanges Training erfordert und der mühelos größere Spielpausen überlebt?

Aber keine Angst: ich werde hier jetzt nicht ein Comeback vollführen, sondern für mich mit viel Spielfreude schöne Melodien auf der Trompete blasen – neben meiner Kyotaku.

Nur mal zum Nachdenken…..

Ich denke, die sichtbare Mühelosigkeit bei Spitzentrompetern rührt daher, dass sie das Geheimnis der gekoppelten Resonanzräume kennen und deren Prinzipien perfekt beherrschen.
Und hierbei ist Aufmerksamkeit sicher mehr wert als jegliche Theorie: daher ist der ZEN Ansatz gar nicht so abwegig.

Fazit: ein sehr guter Beitrag von FlüTro

:gut: :gut: :gut:
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Bixel
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von Bixel »

shakuhachi hat geschrieben:Kann es sein, dass es einen Trompetenansatz gibt, der druckfrei mit Ausdauer und Range weder Einspielzeit noch stundenlanges Training erfordert und der mühelos größere Spielpausen überlebt?
Jeder praktizierende NLPler kriegt das wahrscheinlich mühelos hin.

:ironie:


Sinnvoll hingegen finde ich die Betrachtung der "korrespondierenden Resonanzräume".
Dass innerer Resonator (Mundhöhle) und äußerer Resonator (Trompete) einander beeinflussen sollen, entspricht meinen Beobachtungen. Diese Einflussnahme erklärt m.E. (besser als die Vorstellung einer "Vorkomprimierung des Luftstromes") den Wirkmechanismus der sog. Kardinalvokale ("aaa-eee-iii").

Ansonsten ist es mir eigentlich vollkommen gleichgültig, wie jemand seine Trompete zum Klingen bringt.
Hauptsache: Es klingt, wie der Spieler es sich wünscht.

Wenn ein Zen-Meister einen guten Sound pfeift: Bitte schön, recht gern!

:wink: :gut:
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
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lurchi
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von lurchi »

Gegen die Erzeugung ohne Schließen spricht vor allem dass das noch nie jemand beobachtet und gefilmt hat, im Gegensatz zum periodischen vollständigen Schließen der Lippen.
Sicher wird dies unterstützt durch die benachbarten Resonatoren. Sonst wäre eine gezielte Tonhöhe mit Instrument nicht leichter als ohne Instrument.
buddy
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von buddy »

shakuhachi hat geschrieben:...wenn nun jemand kommt und die Tonentstehung auch bei der Trompete ganz anders eher mit dem Lippenpfeifen in Verbindung bringt...
Es ist etwas anderes an der Sache dran, als Shakuhachi meint.
Ich habe vor längerer Zeit einmal die Methode des L.A. Studiotrompeters John Thomas erwähnt, zu der er eine DVD herausgebracht hat.
http://music.usc.edu/john-thomas/
http://www.thomann.de/de/hal_leonard_tr ... ed_dvd.htm

Er änderte seinen bis dahin üblichen Ansatz wegen einer Krise zu einem anderen, den er mit "like kissing your grandmother" oder "like blowing out a candle" beschreibt.
So ist natürlich kein reiner Lip Buzz möglich, worauf er auch hinweist. Der Buzz kommt erst durch die Fixierung des (druckarm) aufgesetzten Mundstücks zustande.
Soweit ich es einschätzen kann, halte ich es für eine Variante des bekannten "Maggio-" oder "Pucker-"Ansatzes
http://www.trompetenforum.de/TF/viewtop ... 56#p211756
http://www.trumpetthink.com/embouch.htm
http://abel.hive.no/trumpet/embouchure/embouchure.html

An den weiteren Bedingungen für die Erzeugung des Trompetentons ändert sich dadurch nichts. Wer anderes behauptet und ernst genommen werden will, könnte das mittlerweile relativ leicht durch eine Stroboskop-Aufnahme nachweisen (lassen).

Bild
Bild-Quelle: http://static1.musikhaus-dassler.de/bil ... 00_400.jpg
Blind Wolf
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von Blind Wolf »

Hallo Buddy,
was bitte ist auf dem von dir verlinkten Bild zu sehen?
Grüße von Wolf
Möge der Krach mit euch sein!
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von buddy »

Das ist das Lehrheft zur Methode von Louis Maggio, verfasst von Carlton MacBeth. Der Titel zeigt einen Schimpansen im Portrait, der gerade die Lippen zum Küsschen schürzt.
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Dobs
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von Dobs »

shakuhachi hat geschrieben:Ich habe den anderen Erklärungsversuch (Lippenpfeifen) für Trompete erstmals bei keinem geringeren als Roger Ingram gefunden
[Ironie]Bei Roger Ingram sieht man schliesslich auch, mit wieviel Leichtigkeit und nahezu drucklos er sich in die höchsten Höhen pfeifft.[/Ironie]

Es gibt mitunter einen deutlichen Unterschied zwischen dem, wie sich ein Trompeter das Trompeten als Modell selbst erklärt und wie die Tonerzeugung tatsächlich erfolgt. Das Pfeiffen mag als Modell nützlich sein, um zu erkären, wie sich die Zunge beim Spielen bewegen soll (wenn man der Auffassung ist, sie spielt eine wichtige Rolle). Die Tonerzeugung beim Lippen-Pfeiffen und beim Trompete Spielen sind dennoch grundlegend verschieden. Die Trompete ist eine Polsterpfeiffe und keine Labialpfeiffe: http://de.wikipedia.org/wiki/Polsterpfeife

Das ist angesichts der Untersuchungen und Videoaufnahmen dazu m. E. eindeutig. Wer angesichts dessen etwas anderes behauptet, aber nur damit begründet, dass jeder halt sein eigenes Weltbild hat und gleichzeitig auch nicht in der Lage ist, in der Praxis überzeugende Ergebnisse zu demonstrieren, um wenigstens zu zeigen, dass die "Landkarte" zwar wissenschaftlich falsch aber als individuelles Modell - wenigstens in einem Fall - nützlich sein kann, muss damit rechnen, dass andere ihn für einen Spinner halten. Ein NLPler wird damit im Zweifel aber ganz gut leben können.
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von shakuhachi »

lurchi, buddy & dobbs:

ohne jetzt wieder bekannte Diskussionen vom Zaun brechen, wie sie sich ansatzweise beim letzten Beitrag von Dobs wieder ankündigen - Polster- oder Labialpfeife hin oder her (der Unterschied ist auch mir bekannt!):

zum behaupteten „Lippenverschluss“:

die einschlägigen Videoclips mit oder ohne Stroboskop kenne ich auch gut – im Gegensatz zu euch bin ich mir aber nicht sicher, einen kompletten Lippenverschluss zwischen den Schwingungen erkennen zu können. Ich meine auch im Internet mal eine Darstellung innerhalb einer Dissertation gesehen zu haben, wo der Schwingungszyklus mit Photos und jeweils einem Diagramm mit x-y-Achse festgehalten wurde: x-Achse Zeit, y-Achse „Verschlussgrad“ – letzterer ging deutlich nie bis auf 0 (Totalverschluss).

…aber ist auch egal:

die Schwingungen sind weiterhin derart komplex, dass m.E. immer noch die letzte Klärung wissenschaftlich offen ist.

Die bekannten Erklärungen sind für mich aber auch sehr widersprüchlich: wenn die Lippe an was anstößt z.B. im Mundstück nennt man das glaube ich „bottoming out“, was bedeutet, dass die Schwingung und der Ton unterbrochen wird – diese Logik würde ich auch für das Zusammenstoßen der Lippen bei einem vollständigen Verschluss anwenden wollen.

Dann ist da noch die Frage, was von dem Beobachteten ist ursächlich für die Tonerzeugung und was ist Nebeneffekt: ist der Bernoulli-Effekt (für Dobs: Polsterpfeife!), wenn er denn überhaupt zu einem Totalverschluss der Lippen führt wie oft beschrieben, selbst tonerzeugend oder begeleitet er lediglich das Phänomen? Da wird einerseits das totale Schließen der Lippen durch Bernoulli und andererseits durch rückwirkende Druckwellen behauptet. Dann wird aber auch bei der Trompete eigentlich von Longitudinal-Wellen gesprochen, also von Druckschwankungen in Richtung des Luftstroms – wie geht das mit einer dazu vertikalen Lippenbewegung? Müsste das nicht eher eine horizontale Lippenbewegung in Richtung des Luftstroms sein? An anderen Stellen wird von einer komplexen 3-Dimensionalen Bewegung der Lippen gesprochen…..klingt mir plausibler. Dann gibt es noch akustische Impedanz und… und… und…

Wieder mal muss ich mit Blick auf die Wissenschaft resümieren: „die Landkarte ist nicht das Gebiet“ und ich schließe mich lieber der Meinung von Roger Ingram an und vertraue meiner persönlichen Erfahrung des lautlosen Luftstroms im Mundstück der bei zwischenzeitlicher Ankopplung der Trompete zum Ton wird.

Ich hinterfrage eben Dinge gerne, die gemeinhin für selstverständlich gehalten werden - wenn
das dann den Ruf als "Spinner" einbringt, kann ich damit aber leben - lieber ein Spinner als ein Konformist!
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von Dobs »

shakuhachi hat geschrieben:Ich hinterfrage eben Dinge gerne, die gemeinhin für selstverständlich gehalten werden
Hinterfragen ist gut. Aber aussergewöhnliche Behauptungen erfordern aussergewöhnliche Beweise. Zum Beispiel, wenn einer behauptet, mit Vitaminen könnte man Krebs heilen oder Ebola mit Homöopathie. In meiner Generation gilt als allgemein anerkannt, dass es den Weihnachtsmann nur in Gestalt von einer Vielzahl von schauspielernden Erwachsenen gibt. Wie kann man sich da so sicher sein?
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von shakuhachi »

lieber Dobs....

auf Deinen vermutlich nicht ganz ernst gemeinten Einwandt des schlüssigen Beweises der Nichtexistenz des Weihnachtsmannes aufgrund schauspielender Nachahmer antworte ich Dir erst,
wenn Du auch nur eine plausible Antwort auf eine meine zuvor gestellten Fragen darbietest....

ich würde jedenfalls von der Tatsache vieler "schwarzen Flecken" in Erklärungsmodellen nicht auf die Nichtexistenz "Schwarzer Löcher" im Weltall rückschließen - aber die Existenz letztere kann ich Dir natürlich auch nicht beweisen.....vermutlich wird das deine Generation aber auch nicht kümmern, solange dies kein Einfluss auf das Trompetenspiel hat :ironie:
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von Dobs »

shakuhachi hat geschrieben:Die bekannten Erklärungen sind für mich aber auch sehr widersprüchlich: wenn die Lippe an was anstößt z.B. im Mundstück nennt man das glaube ich „bottoming out“, was bedeutet, dass die Schwingung und der Ton unterbrochen wird – diese Logik würde ich auch für das Zusammenstoßen der Lippen bei einem vollständigen Verschluss anwenden wollen.
Die Lippen regen die Schwingung an, die Schwingung erzeugt den Ton. Wenn der Schwingungsgenerator kurzfristig unterbrochen ist, heisst das nicht, dass die Schwingung und damit der Ton nicht noch andauert. Wenn sich die Lippen, wie nachgewiesen, beim Trompete spielen durch wechselseitigen Druckausgleich innerhalb einer (1) Sekunde (!) bei einem C3 ca. 1000 mal schliessen wird der Ton nicht unterbrochen, da die Schwingung noch andauert, bevor sie wieder neu angeregt wird. Wohingegen man dieses kurzristige Unterbrechen des Tones etwa beim Spielen von Pedaltönen, bei dem die Lippen langsamer schwingen, tatsächlich hören kann. Bei einer Gitarre wird die Schwingung des Generators, nämlich der Gitarrensaiten, ebenfalls kurzfristig unterbrochen, nämlich in dem Moment, wo die Saite die maximale Amplitude in einer Richtung erreicht hat und in die andere Richtung schwingt.

Desweiteren: Wenn ich beim Lippen-Pfeiffen Höhe und Position der Zunge verändere, ändert sich der Ton. Logisch, da ich dadurch den Resonanzraum verändere. Wenn ich beim Trompete spielen - beispielsweise - ein C3 spiele und es schaffe, die Lippenöffnung und den Luftstron unverändert zu lassen, kann ich mit der Zunge im Mund Samba tanzen, ohne dass sich die Tonhöhe änder, oder das der Ton unterbrochen wird. Das kann zwingend nicht möglich sein, wenn die Trompete schlicht als Verstärker für einen an der Lippenöffnung durch Brechung des Lufststroms im Mundraum entstehenden Ton agiert.
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von Blas! »

Dobs hat geschrieben:Es gibt mitunter einen deutlichen Unterschied zwischen dem, wie sich ein Trompeter das Trompeten als Modell selbst erklärt und wie die Tonerzeugung tatsächlich erfolgt. Das Pfeiffen mag als Modell nützlich sein, um zu erkären, wie sich die Zunge beim Spielen bewegen soll (wenn man der Auffassung ist, sie spielt eine wichtige Rolle). Die Tonerzeugung beim Lippen-Pfeiffen und beim Trompete Spielen sind dennoch grundlegend verschieden.
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Re: ZEN & Trompete

Beitrag von shakuhachi »

an Dobs:

....na, geht doch! :gut:
Die Lippen regen die Schwingung an, die Schwingung erzeugt den Ton. Wenn der Schwingungsgenerator kurzfristig unterbrochen ist, heisst das nicht, dass die Schwingung und damit der Ton nicht noch andauert. Wenn sich die Lippen, wie nachgewiesen, beim Trompete spielen durch wechselseitigen Druckausgleich innerhalb einer (1) Sekunde (!) bei einem C3 ca. 1000 mal schliessen wird der Ton nicht unterbrochen, da die Schwingung noch andauert, bevor sie wieder neu angeregt wird. Wohingegen man dieses kurzristige Unterbrechen des Tones etwa beim Spielen von Pedaltönen, bei dem die Lippen langsamer schwingen, tatsächlich hören kann. Bei einer Gitarre wird die Schwingung des Generators, nämlich der Gitarrensaiten, ebenfalls kurzfristig unterbrochen, nämlich in dem Moment, wo die Saite die maximale Amplitude in einer Richtung erreicht hat und in die andere Richtung schwingt.


Leuchtet auch mir ein - die Notwendigkeit eines absoluten Verschlusses im Sinne einer Unterbrechung hierfür - wie nachgewiesen (wo, von wem?) kann ich aber nicht erkennen. Das Argument mit den Pedaltönen ist hingegen überzeugend.....wie aber erklärst Du bitte den offensichtlich nicht unterbrochenen Luftfluss des bloßen Mundstücks, der bei andocken der Trompete und ansonsten gleicher Bedingungen dann ein G1 erzeug? Wer verursacht dann plötzlich das periodische Schließen der Lippen?: Bernoulli, akustische Impedanz? Und wenn ich dann auf einem abgesägten Mundstücksrand einen Ton erzeuge - was ist der Unterschied bei beiden Tonerzeugungen?
Desweiteren: Wenn ich beim Lippen-Pfeiffen Höhe und Position der Zunge verändere, ändert sich der Ton. Logisch, da ich dadurch den Resonanzraum verändere. Wenn ich beim Trompete spielen - beispielsweise - ein C3 spiele und es schaffe, die Lippenöffnung und den Luftstron unverändert zu lassen, kann ich mit der Zunge im Mund Samba tanzen, ohne dass sich die Tonhöhe änder, oder das der Ton unterbrochen wird. Das kann zwingend nicht möglich sein, wenn die Trompete schlicht als Verstärker für einen an der Lippenöffnung durch Brechung des Lufststroms im Mundraum entstehenden Ton agiert.
Da es unendliche Diskussionen darüber gibt, welche Rolle die Zungenlage bezüglich der Tonhöhe bei der Trompete spielt, möchte ich hier liebe kein Fass aufmachen - nur soviel: wenn die Zunge den Strömungskanal verengt wird die Luft beschleunigt, sicherlich auch mit Auswirkung auf die Tonhöhe bei der Trompete bei sonst gleichen Randbedingungen, oder? - aber auch hier gibt es wieder endlose Diskussionen über "schnelle" Luft, "komprimierte" Luft etc.......ich bitte dann doch noch um den Nachweis einer Samba tanzenden Zunge bei konstantem C3...

...genau das habe ich gemeint mit den "schwarzen Flecken"... für die jeder seine eigenen Erklärungen hat - auch Du offensichtlich.

...aber eigentlich wollte ich nur den ursprünglichen Beitrag dieses Threads gut heißen....und die Polarisierung zwischen "esoterisch" und "wissenschaftlich" etwas relativieren - in meiner
Generation und den vorausgehenden war Esoterik noch die Wurzel der Wissenschaften noch bevor in der Gegenwart ein Geschäft mit Pseudowissen daraus wurde und bevor behauptete Wissenschaftlichkeit Ersatz für Glaubwürdigkeit wurde.
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