Sind Drehventile blindengeeignet?

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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Blind Wolf
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Sind Drehventile blindengeeignet?

Beitrag von Blind Wolf »

Hallo zusammen,
womöglich passt meine Frage auch zum Themenkreis "Fragen an die Instrumentenbauer", aber die lesen ja vielleicht auch hier mit.
Meine Frage:
Wenn ich so im www über Drehventile lese, scheinen sie mir ziemlich kompliziert im Vergleich zu Perinet-Ventilen. Sind Drehventile, was Wartung und Pflege (zB schon das schnöde Ölen) für Blinde überhaupt geeignet? Oder sollten diese (die Blinden) besser die Finger davon lassen und sich mit Pumpventilern begnügen?
Vielleicht hab ich aber durchs Lesen einfach nur eine falsche Vorstellung von Drehventilen, weil mir die Zeichnungen zum Thema ja nicht zugänglich sind.
Klärt mich mal bitte auf.
Grüße von Wolf (eher ein Grobmotoriker)
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Flügelhorny
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Re: Sind Drehventile blindengeeignet?

Beitrag von Flügelhorny »

geölt werden müssen Drehventile auch,allerdings nicht so häufig.Vermutlich ist es egal für einen Blinden ob nun Dreh-oder Perinett-Ventile.Gewartet, und gereinigt werden muß jede Trompete.Da wird er immer auf fremde Hilfe angewiesen sein.

Vielleicht könnte eine Gravur der Ventilnummern in Blindenschrift auf den Drehventil-Drückern eine Hilfe sein?

lg
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mikefiftyniner
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Re: Sind Drehventile blindengeeignet?

Beitrag von mikefiftyniner »

Vielleicht hab ich aber durchs Lesen einfach nur eine falsche Vorstellung von Drehventilen
Vielleicht hast Du auch eine falsche Vorstellung von "blind"... Aus meiner Erfahrung aus der Arbeit mit Behinderten sind Sehbehinderte sehr wohl in der Lage, feinmotorische Dinge zu tun, die sie taktil sehr viel sensibler als Sehende sind.
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Kojak
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Re: Sind Drehventile blindengeeignet?

Beitrag von Kojak »

Nun ja...
Klar ist auf jeden Fall-Eine Perinet zerlegen und Putzen-ölen ist nicht soooo komplex,
kann sicher auch ein Blinder (vielleicht vorher die Ventile markieren mit Kratzern oder Punkten)

Mit Drehventilern geht auch manch Sehender eher zum Instrumentenbauer.....
Da muss man sich schon ein wenig auskennen,wenn man die Wechsel auseinandernimmt!
Die neuen Maschinen mit Schmierrillen sind vielleicht etwas "servicefreundlicher" und
einfacher zu ölen.

Grüssle
Dennis
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Blind Wolf
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Re: Sind Drehventile blindengeeignet?

Beitrag von Blind Wolf »

Naja, mit blind kenn ich mich schon einigermaßen aus *lach*, aber die Typen sind so unterschiedlich wie Sehende, will mir scheinen. Worauf ich hinauswill ist: Beim Ein- und Ausbauen von Perinets hab ich von Anfang an keine Probleme gehabt, das hat mir ein einziges Mal ein Sehender gezeigt und das war's. Es scheint mir, als seien Drehventile komplizierter aufgebaut, so dass es beim Aus- und Einbauen eventuell mehr bzw. andere Probleme geben könnte. Ich weiß schon, dass Blinde meistens ein ganz gut funktionierendes Tastgefühl haben, das ist aber sehr unterschiedlich gut ausgeprägt, je nachdem, ob jemand geburtsblind bzw. früherblindet oder späterblindet ist.
Vielleicht sollte ich mir bei meinem nächsten Besuch bei T. mal so ein Teil zeigen und dran rumfummeln lassen.
Nichts für ungut.
Grüße von Wolf
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mikefiftyniner
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Re: Sind Drehventile blindengeeignet?

Beitrag von mikefiftyniner »

Ich entschuldige mich in aller Form! Ich habe aus Deinem Beitrag nicht geschlossen, dass es um Dich ging.
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Blind Wolf
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Re: Sind Drehventile blindengeeignet?

Beitrag von Blind Wolf »

Kein Problem, ich dachte, mein "Status" wäre inzwischen im Forum allgemein bekannt. Ich bin späterblindet, etwa seit meinem 35sten Lebensjahr, was sich bis ca. meinem 40sten Lebensjahr hinzog. Bin jetzt 66.
Grüße von Wolf
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Re: Sind Drehventile blindengeeignet?

Beitrag von Singvögelchen »

Hallo Wolf,

also komplett auseinanderzunehmen in sämtliche Einzelteile traue ich mich auch nicht, trotz über dreißigjähriger Erfahrung mit Drehventilen. Das soll der Fachmann machen, bei Präzisionsmaschinen sowieso.
Die guten Ölfläschchen mit den ganz dünnen Dosierspritzen sollten mit ruhiger Hand und "gutem Auge" ganz präzise bedient werden können, allerdings weniger häufig als bei Perinets. Wenn du dir dabei aller zwei Monate mal von jemandem helfen lässt, sollte das kein Problem sein. Man muss halt auch "schauen", dass beispielsweise die Anschlaggummis nicht voller Öl sind und dann aufquellen. Und hin und wieder "ein Blick" in die aufgeschraubten Ventildeckel hilft, den Ölstand zu überprüfen. Alternativ könntest du natürlich aller drei/vier Wochen aufschrauben, alles trockenwischen und komplett neu einölen. Aber die Menge der Öltropfen müsste man schon "im Auge behalten".


:Hä: :Hä: :Hä: Ich stelle beim Korrekturlesen gerade fest, dass ich sehr viele für Sehende selbstverständliche Formulierungen verwende. Bei allen Bemühungen, mich in deine Lage hineinzuversetzen, werden die von dir gemachten Erfahrungen die einzig verwertbaren Erkenntnisse zur Fragestellung sein.

Halt uns auf dem Laufenden! 8)
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


"Blas schön rein, dann kommts schön raus!"
Blind Wolf
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Re: Sind Drehventile blindengeeignet?

Beitrag von Blind Wolf »

Hallo Singvögelchen,
bei deinem Beitrag musste ich doch ab und zu schmunzeln, wenn ich mir vorstelle, wie ich unter die aufgeschraubten Ventildeckel peilen und die Tröpfchen zählen soll. Aber nachdem ich auch per PN die beruhigenden Nachrichten über die Einfachheit des Ölens, das bei Drehern gar nicht so oft nötig sei, bekam, da bin ich beruhigt. Das ist schon hinzukriegen, die Perinets machen mir ja keine Schwierigkeiten.
Am besten versuchst du gar nicht erst, dich in meine Lage hinein zu versetzen, das klappt nicht wirklich. Oder doch? Dann mach doch einfach mal beim nächsten Ölen die Augen zu. Viel Spaß und eine gute Unterlage wünscht
Wolf :-)
P.S. Zu Zeiten meiner psychotherapeutischen Tätigkeit hatte ich mal eine Mutter dran, deren Sohn eine bis jetzt unheilbare Augenkrankheit hatte, die früher oder später zu Blindheit führt. Um sich in die Lage ihres Sohnes hinein zu versetzen, band sie sich ein schwarzes Tuch um die Augen und tappte so durch die Wohnung.
Rate mal, wer die meisten blauen Flecken hatte. Genau: das liebende Mütterlein und nicht der Sohn.
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Re: Sind Drehventile blindengeeignet?

Beitrag von inspired »

Ich sehe das nicht als problematisch an. Ob Öl fehlt, merkt man beim Spielen gleichermaßen bei Perinett und Drehventilern.
Die Drehventile sind auf einer Welle gelagert, welche oben am Ventil und am Ventilboden gelagert ist. Im Prinzip muss man diese 2 Punkte Ölen, die Lauffläche im Ventil selber hats gar nicht nötig.
Den Oberen Punkt kann man ganz leicht erfühlen, das ist dort, wo die Mechanik des Drückers mit der Welle des Ventils verbunden ist. Da ist ein kleiner Spalt und in den sollte ein Tröpchen Öl rein.
Auf der Unterseite muss man nur die Ventilkappe abschrauben und dann mittig einen Tropfen Öl drauf lassen. Die Mitte lässt sich leicht erfühlen, da jedes Drehventil an der Unterseite der Welle eine Kerbe besitzt um die Einbauposition sehen zu können. Die Kerbe kann man ach fühlen und hat sofort den Punkt wo das Öl hin muss. Dann die Ventilkappe wieder drauf und schon geht die Spielfreude weiter.
Wenn du dich dazu entscheidest auch die Lauffläche ölen zu wollen, musst du einfach die Züge an den Ventilen abziehen, und dann ein paar Tropfen durch den Zug reinlaufen lassen.
(Alternativ kann man auch durch das Mundrohr ölen, aber dann kann es sein dass man auch mal "Ölgeschmack" im Mund hat. :D )
Insofern ist das Ölen selbst gar kein Problem, und das wird man dir auch nur 1 Mal zeigen müssen, wenn überhaupt.

Die Maschine zu demontieren ist da um einiges heikler. Das habe ich selbst noch nie gemacht und lasse das vom Instrumentenbauer erledigen wenn die Grundreinigung wieder einmal nötig ist.
Denn selbst der Instrumentenbauer hatte mit meinem Miraphon schon das Problem, dass das Instrument zurück zum Hersteller musste, weil die Maschine nach der Reinigung nicht mehr laufen wollte.
War zwar nur ein einziges Mal der Fall, aber deswegen lass ich das lieber machen.
Ich denke, das Hauptproblem ist die Positionierung des Ventils in der Laufbuchse, da das Ventil nicht auf seiner Position "einrastet", so wie es ein Perinettventil macht.
Zudem ist ein Zylinderventil kein echter Zylinder, sondern die Laufflächen sind konisch.
Aber, was genau die Montage des Drehventilers nun komplexer macht, kann dir sicher einer unserer Instrumentenbauer besser erklären.

Zu der Idee mit "Kratzer ins Ventil machen um es erkennen zu können": Die Ventile an sich, haben doch normal immer eine Nummerierung (1,2,3) eingeschlagen. Das sollte doch ausreichen.
Zumindest bei den Perinettventilen ist das immer im oberen Teil des Ventils eingeschlagen.
Trp.: B&S Challenger II (3143/2)
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Re: Sind Drehventile blindengeeignet?

Beitrag von Blind Wolf »

Vielen Dank für die gut verständlichen Details!
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schattie280
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Re: Sind Drehventile blindengeeignet?

Beitrag von schattie280 »

inspired hat geschrieben:...
Die Maschine zu demontieren ist da um einiges heikler. Das habe ich selbst noch nie gemacht und lasse das vom Instrumentenbauer erledigen wenn die Grundreinigung wieder einmal nötig ist.
Denn selbst der Instrumentenbauer hatte mit meinem Miraphon schon das Problem, dass das Instrument zurück zum Hersteller musste, weil die Maschine nach der Reinigung nicht mehr laufen wollte.
War zwar nur ein einziges Mal der Fall, aber deswegen lass ich das lieber machen.
...
Moin,

wie soll das denn passieren? :Hä: Die Ultraschallreinigung wäre eine ganz sanfte Methode. Wie kann nach dem Reinigen die Maschine nicht mehr laufen?
Also da ist bestimmt was anderes schief gegangen... Und warum konnte er es nicht selbst in Ordnung bringen?

Die Ventile werden nur sichtbar gekennzeichnet, nicht fühlbar. Das passiert unten oder oben in der Vertiefung zwischen Lagerhals und Rand.
Da kommt man mit den Finger einfach nicht hin. Entweder werden 1 oder 2 Punkte eingeschlagen oder Kratzer angebracht; das letzte Ventil wird nicht gekennzeichnet. Zahlen sind eher selten, da die Schlagzahlen recht groß sind.
Die Lagerdeckel haben am Rand Kerben, die ein Gegenstück am Büchsenrand haben, um die Lagerdeckel auszurichten.
Die unteren Lagerhälse haben zwei Kerben im 90° Winkel, um die Hufeisenanschläge anpassen zu können.
Der Flügel passt nur in einer Stellung, das Ventil kann also nicht verdreht werden.

Ich traue es einem Blinden durchaus zu, nach vorheriger Anleitung ein Drehventil zu zerlegen und wieder zusammenzusetzen. Man braucht sich die Teile nur in einer Sortierbox zu sortieren, mache ich ja auch.

Gruß,
Schattie
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Re: Sind Drehventile blindengeeignet?

Beitrag von inspired »

Ich weiß es nicht was genau schief ging. Die Maschine lief einfach nicht mehr so leichtgängig wie zuvor.
Ging dann zum Hersteller zum Service und dann war alles wieder okay. Hatte auch nur das eine Mal so ein Problem, sonst war alles problemos.
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