im Lippenrot ansetzen-wirklich so schlecht?

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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feelingtrp
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im Lippenrot ansetzen-wirklich so schlecht?

Beitrag von feelingtrp »

Servus, Trompeter

Bin neu im Forum und muss gleich einmal dazu gratulieren! Echt super!
Bin 15 Jahre alt und spiele knapp 8 Jahre Trompete

Ich weiß, dieses Thema wurde hier im Forum schon mehrmals besprochen, aber ich bin fast am Verzweifeln.
Ich setze genau im Lippenrot auf und komme auch nur knapp über das C''' hinaus (e'''-f''') :cry: . Ich probiere jetzt gerade mit Luft an Höhe und Ausdauer zu gewinnen. Hab schon oft probiert, die Lippen einzurollen, dabei kam allerdings nie ein Ton heraus, daher habe ich es aufgegeben.
Ich übe täglich an die3 Stunden und möchte (bezweifle es zwar, hoffe aber :oops: ) Profi werden. Mehr üben kann ich nicht, weil ich nach 3 Stunden ordentliche Quetschmale habe.
Ich kenne auch keinen Weltklassetrompeter der im Lippenrot ansetzt.
Daher wollte ich wissen, ob man im Lippenrot überhaupt "High Notes" herausbekommt, bzw. wie man das Lippeneinrollen lernen kann.

Hoffe, ihr könnt mir helfen und bedanke mich schon für eure Antworten
lg, Johannes
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Kowa
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Beitrag von Kowa »

Hallo Johannes, erstmal herzlich willkommen im Forum.

Ich gehe mal davon aus , das du das c3 ( auf der zweiten Hilfslinie) und nicht das c4 meinst.
Mit dem Einsetzen im Rot der Oberlippe wirst du dir viele Probleme einhandeln, die dann später nur schwer wieder abzustellen sind ( eine Ansatzumstellung kann 6 - 12 Monate dauern). Es ist durchaus möglich und leider sogar leichter, hiermit hohe Töne zu produzieren. Das Problem ist, dass so die Oberlippe nicht ungehindert schwingen kann und langfristig das empfindliche Lippengewebe zu stark belastet wird. Der Ton, der dabei entsteht, ist immer etwas muffig-verhangen ( fast Flügelhornartig), er wird manchmal mit einem weichen Ton verwechselt, kann durchaus gerade für den unkundigen Hörer sehr schön und ungewöhnlich klingen , ist aber eben nicht der eigentliche Trompetenton.
Die anderen Nachteile sind stark reduzierte Ausdauer,ein reduziertes Tonvolumen und reduzierte Beeinflussungsmöglichkeit des Toncharakters.
Leise spielen wird dir mit Einsetzen leicht fallen ( damit haben viele Trompeter Probleme ;-) ), wirkliches ff und fff (besonders im tiefen und mittleren Register) wirst du damit niemals hinbekommen, weil hier die Oberlippe mit maximaler Amplitude schwingen muss, was beim Einsetzen nicht mehr möglich ist.
the-trumpet
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Beitrag von the-trumpet »

oh ja, da kann ich Kowa nur beipflichten. Ich habe selber 15 Jahre ins Lippenrot eingesetzt und bin auch bis zu einer gewissen Grenze sehr gut damit klar gekommen. Leise Passagen konnte ich außerordentlich gut spielen, so dass mich alle um mein Ave Maria in der Kirche beneidet haben. Dennoch habe ich vor ca. 4 Jahren umgestellt, weil mein Ansatz in Sachen Tonhöhe und Ausdauer seit vielen Jahren stagnierte. Weiterhin waren meine Lippen oftmals überreizt, so dass ich viel pausieren musste. Heute spiele ich in einer Salsa-, Pop-, Jazz- und Big-Band. Das hätte ich mit dem Einsetzen ins Lippenrot niemals machen können. Gerade in diesen Bands wäre ich früher sehr schnell platt gewesen und vor allen Dingen wäre mir das Treffen von Tönen im hohen Register niemals so gut gelungen. Wenn du ein gutes Fundament aufbauen willst und das brauchst du als Profi-Trompeter, dann suche dir einen kompetenten Lehrer und stelle deinen Ansatz um.

Viel Erfolg
the-trumpet
Petzi

Beitrag von Petzi »

Hallo erstmal.
Ich stelle auch gerade meinen Ansatz um,was zwar schwierig ist aber notwendig.Gib nicht auf,denn wenn du wirklich willst kannst dich auch verbessern.am besten solltest du dir einen guten Lehrer suchen,der dir damit helfen kann.Ich nehme derzeit zusätzlich zu meinem Trompetenunterricht noch Privatunterricht bei Uwe Köller,der mir das alles beibringt über Ansatz,Atmung..

Ich muss jetzt viel buzzen und mit dem Mundstück arbeiten-immer mit Spiegel!Du brauchst nur viel Disziplin beim Üben,dann wird das schon.
Also,nicht aufgeben sondern weiterüben.
:wink: Lg
aparth
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Umstellen

Beitrag von aparth »

Tag,
ich denke auch das es Sinn macht den Ansatz umzustellen. Wirklich beurteilen kann ich es aber nicht da ich dich zum einen nicht sehe und zum anderen nicht über die nötige Erfahrung verfüge. Louis Amstrong hat überigens auch im Lippenrot plaziert, und viele Hornisten machen das. Ich an deiner Stelle würde, und habe es auch, einen Workshop bei Malte Burba machen. Das ist nicht teuer und du lernst fürs Leben. Wenn du dich entscheidest sein System zu probieren brauchst du zwar viel Zeit (eine Stunde täglich ohne Instrument) und Geduld, musst aber keine Spielpause machen. Dein Ansatz ändert sich bildlich gesprochen von innen.
Schöne Tage 8)
Würde gern hoch spielen auf der Trompete !!!
Unbekannt

Beitrag von Unbekannt »

deswegen konnte armstrong auch später nicht mehr spielen ...
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Kowa
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Beitrag von Kowa »

trompeter1988 hat geschrieben:deswegen konnte armstrong auch später nicht mehr spielen ...
So ist es, er ist das prominenteste Beispiel für die Schädigung des Lippengewebes durch Einsetzen, auf den Bildern hier gut zu erkennen :
Link
feelingtrp
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Beitrag von feelingtrp »

Danke für eure Anworten
Hab einmal auf die Homepage von Malte Burba geschaut, konnte aber nichts von Lippeneinrollen lesen. :question:

lg
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kindofblue
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Beitrag von kindofblue »

Kowa hat geschrieben:
trompeter1988 hat geschrieben:deswegen konnte armstrong auch später nicht mehr spielen ...
So ist es, er ist das prominenteste Beispiel für die Schädigung des Lippengewebes durch Einsetzen, auf den Bildern hier gut zu erkennen :
Link
Nicht nur durch Einstzen. Der hat sich auch das Horn hingequetscht wie sonst was und hat sogar Rillen in sein Mundstück gefeilt damit er dabei nicht abrutscht.
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kontraktion

Beitrag von aparth »

Malte Burba nennt es Kontraktion wenn die Lippen angespannt sind. Da gehört das Einrollen der Lippen dazu und das Anspannen der Lippenmuskulatur das Anspannen des Kinnmuskels, das Zusammen schieben der Lippen und das Anspannen der Mundwinkel.....
Würde gern hoch spielen auf der Trompete !!!
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Beitrag von Trumpet-Master »

Ich setz nur ins Lippenrot an, wenn ich auf hohe Töne muss (ab h2). Ist das schlimm? Ich setz ja nicht ständig ins Lippenrot an. Wie gesagt, nur wenn ich hoch spielen muss.
Bach 180S-37 ML Modell Stradivarius
mit Gold-Kit, Heavy Caps und rundem Stimmbogen 8)

Schilke 15
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Beitrag von panoma »

Nur bei hohen Tönen im Lippenrot ansetzen ist mindestens genauso schlimm, wenn nicht noch schlimmer.

Malte Burba nennt dieses Phänomen "platzieren". D.h. man verschiebt das Mundstück während des spielens. In der Regel nach unten. Man setzt dann in die Oberlippe ein. Dies hat den Effekt, dass man etwas höher spielen kann. Es hat aber den schlimmen Nebeneffekt, dass an manchen Tagen gar nichts geht.
hannes
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Beitrag von hannes »

Außerdem ist das verrutschen nicht zu empfehlen, da die Flexibilität enorm leidet. Wie will man denn so sicher Tonleitern über 2 oder 3 Oktaven spielen?

Hannes
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hari7
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Beitrag von hari7 »

Im tiefen Blech ist das Umsetzen übrigens weniger umstritten. Selbst einige der großen Meister geben zu, dass sie ab einer gewissen Tiefe irgendwo in der Kontra-Oktave umsetzen. Da gibt es wohl nur verhältnismässig wenige (z.B. Phill Teele), die das Mundstück über den gesammten Tonumfang nicht umsetzen. Wer als Bassposaunist tatsächlich ohne Umsetzen bis ans Ende der Kontra-Oktave und darüber hinaus kommen will, der muss richtig dafür arbeiten. Wenn man tatsächlich soviel übt, dann wird mit anderen Methoden allerdings auch gut.
Macht Euch nix draus, ich bin nur zugelaufen.
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kuhlo
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Beitrag von kuhlo »

Hallo feelingtrp,

aus eigener leidvoller Erfahrung kann ich eines festhalten, durch das Einsetzen baut man sich selber eine Hürde auf. Wenn Du nicht umstellst, wird Dich das Einsetzen in Deinem Trompeterleben immer wieder an Grenzen stoßen lassen, egal ob Ausdauer, Höhe, Tonqualität oder was auch immer.

Wenn Du wirklich vorhast, das Ganze zum Beruf zu machen, wird Dir wirklich nichts anderes übrig bleiben.

Du bist noch sehr jung, kannst Dich somit noch schnell auf neue Dinge einstellen. Also geh zu Deinem Lehrer, oder such Dir schnell einen und geh die Umstellung an, je früher, desto besser.

Dann kommt das bekannte Tal der Tränen, da mußt Du durch. Das wird sicher nicht einfach, aber Du wirst nicht mehr überrascht sein, zuerst etwas an Ausdauer und Tonhöhe zu verlieren. Langfristig macht sich die Umstellung bezahlt, soviel ist sicher. In einem halben Jahr wirst Du schon froh sein, den Schritt gewagt zu haben.

Gruß Kuhlo
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