Trompetenforum.de

Hi,

nach langer Pause (ca. 10 Jahre) habe ich wieder angefangen, Trompete zu spielen.
Läuft auch alles so weit im Rahmen des Erwarteten, nur habe ich ein Problem bemerkt:

Bei längerem Üben (Ansatz ist noch nicht wieder gefestigt und stabil) entweicht Luft zwischen den Lippen auf der linken Seite, ausserhalb des Mundstücks.
Wenn ich mich im Spiegel betrachte, sehe ich, dass die Mimik-Muskulatur bei Ermüdung einseitig auf der rechten Seite mehr zieht, was links in der Mundecke die Oberlippe über die Unterlippe bringt und zur Undichtigkeit an dieser Stelle führt.

Gibt es gezielte Übungen, womit ich diesem Trend, die Muskulatur asymmetrisch zu spannen, entgegenwirken kann?

Danke!

Ich hatte dieses Problem vor vielen Jahren auch, weil ich mir in jungen Jahren angewöhnt habe, das Mundstück im linken Mundwinkel und im Lippenrot anzusetzen. Dadurch hatte sich der Ringmuskel um die Lippen auf der linken Seite einseitig stark ausgebildet und war auf der rechten Seite relativ schwach. Als ich dann eine Ansatzumstellung durchgemacht habe, ist dann anfangs beim Spielen häufig auf der rechten Seite Luft ausgetreten. Ich habe das durch regelmäßiges Buzzing in den Griff bekommen und durch solche Übungen:

https://www.youtube.com/watch?v=iQ5xlCtgTrs

Ich habe nicht versucht, hier irgendwas asymetrisch einseitig zu belasten, trotzdem hat sich durch diese Übungen langfristig der Ringmuskel gleichmäßig stark entwickelt. Dadurch ziehe ich heute Luft auf beeiden Seiten
Dafür aber erst nach deutlich längerer Spieldauer.

Hi!

Mein Tipp:

Lenk den Fokus nicht auf die mimische Muskulatur, sondern kümmere dich zunächst hauptsächlich um deine Atmung und Zungengeschicklichkeit.

Hiermit meine ich konkret z.B.:
- Überprüfe vor jedem Ansetzen beim Üben deine Stütze -> https://www.youtube.com/watch?v=wWUbcu3EfZ0&t=2s (war für mich essentiell! - Ich dachte immer, ich hätte Probleme mit den Lippen, da diese sich überlappt haben, vor allem in der Höhe. Wie falsch ich lag . Es lag schlicht an der Inaktivität der Stütze -> ist übrigens bei sehr vielen der Fall! Also unbedingt auschecken )
- Erlerne die Zirkularatmung
- Übe Töne treiben
- Übe Mundhöhlentöne
- Spiele Didgeridoo -> https://www.youtube.com/watch?v=PNCfTO54Els
- Lerne zu pfeifen
- Spiele viel legato/lyrische Sachen

Auch würde ich es als Wiedereinsteiger nicht mit dem Üben übertreiben -> https://www.youtube.com/watch?v=pA9S_DTHc3Q&t=463s

Also, take it easy und arbeite an der Ökonomie deines Spiels und du wirst sehen, dass sich dein Problem in Luft auflösen wird.

Was letztlich die Ursache ist, dass Luft entweicht, ist schwer aus der Ferne zu beurteilen. Kann sein, dass es an der Ermüdung der mimischen Muskulatur liegt und du zu wenig Pausen beim Üben machst. Vielleicht liegt's auch an der Zungenposition, die die Luft nicht richtig kanalisiert. Ist aber auch letztlich egal, denn an der eigentlichen Arbeit führt ohnehin kein Weg dran vorbei

In diesem Sinne, viel Erfolg und vor allem viel Spaß beim Üben!

Du hast ja schon die ersten richtigen Schritte gesetzt, als du erkannt hast, dass deine Gesichtsmuskulatur einseitig belastet wird und ermüdet.

Ich habe ein ähnliches Problem bei mir detektiert, als ich begann, mit Freunden über die Webcam zu üben. Ein paar Sequenzen hatte ich auf Video gefilmt und sie mir dann - eigentlich des Tones wegen - angeschaut. Da fiel mir auf, dass meine linke Seite sehr angestrengt ist, und die rechte Seite kaum Aktivität hat.

Ich habs dann wie Dobs beschreibt, gemacht, und mit Buzzing-Übungen mal geschaut, dass ich die andere Gesichtshälfte in Aktivität bekomme. Bei mir war´s leichter, weil ich (wenn auch uneffizient) im Training war und sich die Verbesserung sehr zügig eingestellt hat.

Es gibt dann darüber hinaus ein paar "extreme" Übungen, die mir Rüdiger Baldauf gezeigt hat - aber das würde in deiner Situation zu weit führen und dich überfordern.

Jens92 hat geschrieben: ↑Montag 25. April 2022, 16:13 Hi!

Mein Tipp:

Lenk den Fokus nicht auf die mimische Muskulatur, sondern kümmere dich zunächst hauptsächlich um deine Atmung und Zungengeschicklichkeit.

Hier muss ich ganz entschieden Widersprechen, da es sich nicht mit meiner Selbsterfahrung deckt.
All diese Dinge funktionieren im Zusammenspiel. Eine "starre" Ansatzhälfte behindert dich bei der Zungengeschicklichkeit und führt auch zu einer unbefriedigenden Atmung. Genau aus diesem Grund hat Dobs auch das Buzzing empfohlen, weil das eine sehr ganzheitliche Trainingsmethode ist, wo das eine ohne das andere nur unzureichend funktioniert.

Das führt zu Einseitigkeiten, irgendwelchen Schonhaltungen, flacher Atmung, oder, oder, oder,.... die Beispiele, warum es dann nicht funktioniert, sind mannigfaltig.

Ich bin kein Vertreter der Meinung, dass man unterschiedliche Körperfunktionen voneinander entkoppelt trainieren muss oder soll, weil ein Blasinstrument für mich noch immer die Kombination aus allem ist, und das System nur dann effizient funktioniert, wenn alle Komponenten gut zusammenspielen.

Trumpetzky hat geschrieben: ↑Montag 25. April 2022, 16:17 Eine "starre" Ansatzhälfte behindert dich bei der Zungengeschicklichkeit und führt auch zu einer unbefriedigenden Atmung.

Sorry, aber die Kausalkette ist absolut nicht haltbar. Nur weil eine Funktion gut oder weniger gut funktioniert, heißt das noch lange nicht, dass DESWEGEN eine andere Funktion weniger gut funktioniert.
Beispiel: Meine Stütze funktioniert nicht wie sie soll. Das bedeutet nicht, dass meine Zungenposition total murks ist. Oder: nur weil meine Atmung gut funktioniert und meine Zunge gut arbeitet, garantiert das nicht, dass meine Stimmlippen ausreichend offen bleiben.
Man möge mir gerne widersprechen. Meine Erfahrung aus dem letzten Jahr zeigt aber genau das.

Trumpetzky hat geschrieben: ↑Montag 25. April 2022, 16:17 Ich bin kein Vertreter der Meinung, dass man unterschiedliche Körperfunktionen voneinander entkoppelt trainieren muss oder soll, weil ein Blasinstrument für mich noch immer die Kombination aus allem ist, und das System nur dann effizient funktioniert, wenn alle Komponenten gut zusammenspielen.

Dass alle Komponenten gut funktionieren müssen, bestreitet niemand. Doch wenn nun mal eine Komponente "kaputt" ist, muss man sie reparieren. Ein Gesamtsystem ist in der Sekunde nicht mehr effizient, wenn eine einzige Komponente nicht mehr effizient funktioniert. Und dass man nicht das Zusammenspiel der Komponenten trainieren soll, sagt ja auch niemand. Beim lyrischen Spiel/musikalischen Üben kommt ohnehin wieder alles zusammen und alles sollte selbstverständlich in einem guten Verhältnis zueinander stehen.

Es mag natürlich sein, dass das Problem ursächlich auch mimischer Natur ist. Wenn jedoch nicht platziert oder eingesetzt wird, ist das einfach unwahrscheinlich.

Was aber die Ursache letztlich ist, kann ohnehin nur ein Fachmann beurteilen, der in der Lage ist, eine vernünftige Diagnose zu stellen.

Wir meinen im Grunde eh beide dasselbe nur benennen wir es anders.
Was ich für mich glaub(t)e erkannt zu haben, ist, dass je weiter in Richtung Mundstück die Fehler/Probleme gehen, desto schwerwiegender sind sie und desto aufwändiger ist es, sie zu beheben.

Wenn ich mal drüber nachdenke, ist es vermutlich eine Ermüdungserscheinung. Ich übe seit zwei Wochen wieder täglich ca 1h, und der Effekt tritt meist am Ende dieser Stude, so nach 40-50min, auf.

Im Übeprogramm sind Buzzing, Flexibility, Lyrik, Zunge, und auch Arbeit nach oben für die Höhe dabei.

Ich muss wohl gezielt drauf achten, dass mir die linke Mundseite nicht abschmiert, und auch mehr Pausen einlegen.

Ja, im Alter wird man ungeduldig ...

Trumpetzky hat geschrieben: ↑Montag 25. April 2022, 17:25 Wir meinen im Grunde eh beide dasselbe nur benennen wir es anders.
Was ich für mich glaub(t)e erkannt zu haben, ist, dass je weiter in Richtung Mundstück die Fehler/Probleme gehen, desto schwerwiegender sind sie und desto aufwändiger ist es, sie zu beheben.

Das mag sein. Ich habe an mir selbst jedenfalls auch erkannt, dass die Probleme eigentlich auch ganz woanders liegen können, obwohl man gewisse Dinge wahrnimmt.

Ich dachte immer, ich hätte Probleme bei der mimischen Muskulatur bzw. ich wäre nicht stark genug. Das Ganze ging sogar so weit, dass ich den Zähnen die Schuld gab und dass ich mir über meine Abdrücke auf den Lippen Gedanken gemacht habe. Auch meine Doppelfrequenzen (die von den Stimmlippen verursacht werden) wusste ich überhaupt nicht einzuordnen.

Ich will nur sagen, nur weil ein Problem vom Betroffenen entsprechend wahrgenommen wird, heißt das einfach nicht, dass dies auch tatsächlich das Problem ist. Die eigene Wahrnehmung ist verdammt trügerisch bzw. man deutet sie oft einfach falsch.

Aber bläserische Probleme sind meistens ohnehin nur im Gesamten zu lösen und manchmal muss man eben die Einzelteile reparieren bevor man sie wieder zusammensetzen kann. Insofern denke ich auch, dass unsere Ansichten gar nicht so weit auseinander liegen

bpcw001 hat geschrieben: ↑Montag 25. April 2022, 17:31 Wenn ich mal drüber nachdenke, ist es vermutlich eine Ermüdungserscheinung. Ich übe seit zwei Wochen wieder täglich ca 1h, und der Effekt tritt meist am Ende dieser Stude, so nach 40-50min, auf.

Im Übeprogramm sind Buzzing, Flexibility, Lyrik, Zunge, und auch Arbeit nach oben für die Höhe dabei.

Ich muss wohl gezielt drauf achten, dass mir die linke Mundseite nicht abschmiert, und auch mehr Pausen einlegen.

Ja, im Alter wird man ungeduldig ...

Dann lass es einfach mal etwas langsamer angehen und mach genug Pausen. Weniger ist manchmal mehr.

By the way, dass Luft an der Seite entweicht kenne ich auch sehr gut. Trat bei mir auch bei Ermüdung auf und tut es selten auch immer noch.
Gelöst habe ich das rückblickend auf jeden Fall durch viel mehr Ökonomie und Geschicklichkeit des gesamten Systems.

Ich dachte noch bis vor einem Jahr, meine mimische Muskulatur sei zu schwach. Ich wette, damals als ich mit dem CTS/PETE etc. trainiert habe, war die Muskulatur viel stärker als heute. Heute hat sich meine Höhe und Ausdauer aber nachhaltig verbessert.

Also, einfach mehr Pausen machen und die Geschicklichkeit trainieren, dann wird das schon

Jens92 hat geschrieben: ↑Montag 25. April 2022, 17:37

Trumpetzky hat geschrieben: ↑Montag 25. April 2022, 17:25 Wir meinen im Grunde eh beide dasselbe nur benennen wir es anders.
Was ich für mich glaub(t)e erkannt zu haben, ist, dass je weiter in Richtung Mundstück die Fehler/Probleme gehen, desto schwerwiegender sind sie und desto aufwändiger ist es, sie zu beheben.

...Das Ganze ging sogar so weit, dass ich den Zähnen die Schuld gab und dass ich mir über meine Abdrücke auf den Lippen Gedanken gemacht habe.

Der gute alte Stegmann hätte mich mit meinen rausstehenden und schiefen Eckzähnen in der oberen Zahnreihe sofort aussortiert und mir wahrscheinlich das Drehleierspiel empfohlen.
Diese Art Zweifel habe ich zum Glück nach einem sehr guten und methodisch schon relativ modernen Unterricht vor vielen Jahren hinter mir lassen können.