Jamer hat geschrieben: ↑Samstag 30. Juli 2022, 14:59Sorry dass ich den thread nochmal hoch hole. Aber wenn man genau hinschaut, erkennt man, wie Rapas Wangen-Muskulatur beim highnoten arbeitet und er rollt meiner Meinung nach auch die Lippen ein wenig ein (zumindest die Oberlippe). Also für mich ist das nicht nur die Zunge sondern viel eher die Koordination zwischen Lippe, Muskulatur, Lippenöffnung, Zunge und natürlich Atmung.orlando_furioso hat geschrieben: ↑Freitag 1. Mai 2020, 22:59 Das ist locker!
https://youtu.be/0y3BW5Pher0
Wenn er sagt er macht das nur mit mit der Zunge, mag das für ihn gefühlt stimmen, aber die kleinen Wangen- & Lippen(einroll)bewegungen machen mMn auch was aus. Seine Feinmotorik ist halt perfekt abgestimmt.
Jamer hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. August 2022, 15:13Über Rapas "ausdünnenden" Ton kann ich nichts schreiben und wage ich auch nicht zu beurteilen, zumal er wesentlich besser wie ich spielt. Was ich jedoch höchst interessant finde, ist, dass es so viele Trompeter gibt, die ihr "Wissen" weitergeben, aber eigentlich nicht wirklich wissen, was sie tun. Bei Rapa kann man das in dem verlinkten Video wundervoll sehen, indem er nur über die Zunge spricht, aber auf seine klar ersichtlichen Veränderungen der Wangenmuskulatur und das Einrollen der Oberlippe nicht eingeht.Justus. hat geschrieben: ↑Mittwoch 10. August 2022, 02:19 Rapa mag einen "hiss"-Sound mit der Zunge machen, aber wie du schon sagst, er dünnt dabei die Vibrationsflaeche deutlich aus durch Einrollen und Anspannung der Wangenmuskulatur, worauf er nicht wirklich eingeht.
Rapa hat als Musiker die ansatzbedingten Barrieren der Trompete fast komplett überwunden, was ich sehr bewundere. Er erreicht eine erstaunliche Flexibilität zwischen den Registern und auch Ausdauer.
Ich glaube aber, dass dies mehr seines emsigen Uebepensums geschuldet ist als der Effizienz seines Spielsystems. Mit Mikro und Soundguy (die bei seinen Gigs fast immer zugegen sind) klingen seine High Notes durchaus fett, aber je länger und lauter es wird, desto mehr merkt man, wie er den Sound ausdünnt. Seine Spielweise halte ich daher für nicht unbedingt empfehlenswert für Hobbymusiker.
Mit lockerer Wangenmuskulatur und aktiviertem Kinn lassen sich Höhe und Ausdauer meiner Erfahrung nach mit deutlich weniger Uebeaufwand erreichen, was ganz einfach daran liegt, dass der Kinnmuskel (anders als die Wangenmuskulatur) ständig beim Sprechen verwendet wird und somit quasi unbegrenzte Ausdauer hat.
Aber ich finde diesen Aspekt nicht nur bei Rapa interessant: Auch der große Andy Haderer (O-Ton Baldauf zu Jeff Smiley-Methode/Andy Haderer „die das zwar machen, aber es nicht wissen.“, hier nachzulesen: https://trumpetscout.de/hoechst-erfolgr ... r-baldauf/) und andere Trompetengrößen haben zwar ihren Weg gefunden, aber wissen nicht "warum" es funktioniert. Ich hab auch in meinem Bekanntenkreis zahlreiche Trompetenpädagogen, die wirklich sensationell spielen aber eigentlich nicht wissen, warum sie ein g''' nageln können oder einen wunderschönen Haydn in den Raum stellen. Das scheint aber weder das Ausbildungsinstitut zu interessieren noch die Person selbst. Für mich stellt das aber vor allem in der Trompetenlehre einen gravierenden Mangel dar, vor allem in der Arbeit mit fortgeschrittenen oder älteren Schülern.
Denn wenn ich einen Trompetenlehrenden aufsuche, will ich wissen, warum er etwas kann und ich nicht - am besten zeigt er mir auch einen oder mehrere Wege & Methoden dorthin auf. Das oft zu hörende "üb mehr" oder "mehr Luft" oder noch schlimmer, das veraltete "Stütze?!?" hört man dann in diesem Zusammenhang oft von Trompetenpädagogen, die nicht wissen zu scheinen, warum bei ihnen etwas funktioniert.
Ich weiß nicht ob ihr diese Beobachtungen auch gemacht habt - es ist auch ein wenig off-topic und vl. eine gute Diskussionsgrundlage für einen neuen Thread. Aber diese Diskrepanz zwischen "sehr gut spielen können" und "wissen was man tut" scheint bei Blechblasinstrumentenpädagogen schon sehr weit verbreitet zu sein. Vielleicht täusche ich mich da auch nur? Vielleicht sind wir auch alle so individuell, dass keine Methode für alle passen kann und dass man sich für sich selbst einen eigenen Weg suchen muss? Die Vorraumsetzungen (Lippen, Zahnstellung, Gesichtsmuskeln, Zunge) usw. sind ja bei uns allen unterschiedlich....
Ausgehend von dem oben zitierter Diskussion wollte ich einen eigenen Thread darüber starten: Mir passiert es in letzter Zeit öfter, dass ich Profis & Trompetenlehrenden begegne, die zwar gerne ihr Wissen weitergeben, aber offensichtlich nicht (genau?) wissen, was sie eigentlich tun bzw. nicht erklären können (vl. auch nicht erklären wollen?), was sie tun. Wenn ich professionellen Trompetenunterricht nehme oder einen Workshop bzw. private Einzelstunden bei einem renommierten Trompeter bzw. Trompeterin habe ich folgende Erwartungshaltung:C-Becks hat geschrieben: ↑Donnerstag 18. August 2022, 15:48 Jamer, da bin ich komplett bei dir. Ich denke, dass z. B. bei Rapa sein Zungeneinsatz das einzige ist das er tatsächlich aktiv kontrolliert. Somit macht er diese als auch als Ursache für die Tonhöhenveränderung aus. Lippe und Atmung arbeiten insoweit mE autonom und für ihn nicht wahrnehmbar. So könnte es auch den anderen geben, der die Lippenmuskulatur aktiviert und er somit allein die Lippe verantwortlich macht. Trotzdem hebt er vll unbewusst den Zungenrücken und atmet effizient. Ich warte jedanfall auch noch auf den der mir erklären kann wie ich c'''' und höher spiele![]()
a) Die Lehrende Person sollte ihr Handwerk beherrschen, das heißt für mich: Gepflegtes & schönes Spiel über C‘‘‘ hinaus. Denn schwimmen kann man auch nur von jemanden lernen, der selbst auch schwimmen kann.
b) Die Person sollte wissen, warum bei ihm/ihr etwas besser funktioniert, als bei der großen Masse an Trompeter*Innen (immerhin ist er/sie ja Profi!) und bei diversen Schlagwörtern (z.B. Setpoint, Downsizing, Shew Yoga breath, The balanced embrouchure, TCE, Daniels-Schule usw.) nicht gleich mit den Augen rollen, sondern bestenfalls auch in den Grundzügen kennen.
c) die Person sollte etwaige Fehler bei meinem Spiel erkennen und im besten Fall mehrere Lösungsvorschläge parat haben, wie man dieses Defizit beseitigen kann.
Vielleicht sind meine Anforderungen an einem professionellen Trompetenlehrer bzw. Trompetenlehrerinnen zu hoch angesetzt? Zumal es ja auch Pädagog*Innen gibt, die ausschließlich mit Kindern arbeiten und dort benötigt es oft nur die Basics- aber selbst da wäre umfangreiches Wissen über Problembehandlungen und diverse Lösungswege nur vom Vorteil. Ich vergleiche das gerne mit der Medizin: Wenn ich eine Ärztin bzw. einen Arzt aufsuche, erwarte ich auch, dass diese bzw. dieser etwaige gesundheitliche Störungen diagnostizieren kann und diverse Rehabilitationsmaßnahmen kennt, die auf der Höhe der Zeit sind. Bei Kinderärzten umso mehr.
Wenn ich mich regional so umschaue, muss ich leider erkennen, dass es nur eine handvoll Trompetenlehrer*Innen gibt, welche meine oben genannten Punkte erfüllen. Das oft zu hörende "üb mehr" oder "mehr Luft" oder noch schlimmer, das veraltete "Stütze?!?" hört man dann in diesem Zusammenhang oft von Trompetenpädagogen bzw. -pädagoginnen, die nicht wissen zu scheinen, warum bei ihnen etwas funktioniert. Wenn man ganz viel Pech hat, erhält man aus regoinalen Gründen einen Trompetenlehrer, der selbst nicht mal ordentlich spielen kann. Eines eint diese Personen aber alle: „Geh zu Malte Burba oder wechsle auf Tenorhorn“ heißt es, wenn ein Problem nicht gelöst werden kann und der Fall (bzw. Schüler*In) wird dann „ad acta“ gelegt. Den Abgang scheint weder das Ausbildungsinstitut zu interessieren noch die lehrende Person selbst.
Ich habe das Glück, dass ich mittlerweile einen Lehrer habe, der die obigen Punkte erfüllt und mit dem man gezielt an meinen Problemstellen arbeiten kann. Wenn etwas nicht funktioniert, weiß er meist noch andere Wege, die funktionieren können. Warum? Er hat sich selbst intensiv mit dem Trompetenspielen beschäftigt und selbst auch alle möglichen Probleme und sich intensiv mit verschiedensten Lösungswege auseinandergesetzt.
Zum Thema Workshop-Dozent*Innen bzw. private Einzelstunden bei renommierten Trompetern möchte ich später was schreiben, jetzt interessiert mich auch eure Meinung. Hier sind ja auch einige Trompetenpädagoginnen anwesend, ich würde gerne ihre Sicht der Dinge lesen.
Grüße
Jamer