Unsäglicher Ton?! Und jetzt?

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
Probleme, Gundlegende Techniken etc.

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made.89
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Unsäglicher Ton?! Und jetzt?

Beitrag von made.89 »

Hallo Trompetergemeinschaft,

in meiner Big Band ist ein Trompeter dabei, der einen unsäglichen Ton produziert. Macht euch selbst ein Bild davon:
https://voca.ro/1fgkheAxZehq


Meine Frage:
Abgesehen von einem ordentlichen Trompetenlehrer, welche Übungen sollten nacheinander zum Selbststudium empfohlen werden, um aus dem ambitionierten Trompeter einen gut klingenden zu machen?

Danke für jede Anregung, die den Jungen und unsere Big Band weiterbringt.
M.
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C-Becks
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Re: Unsäglicher Ton?! Und jetzt?

Beitrag von C-Becks »

Hallo made.89 und wilkommen im Forum.
Will denn der Kollege selbst auch etwas verändern? Oder ist dies eine klassische: "Frage für einen Freund" ( :ironie: ) Situation?
Technisch hört sich das für mich eigentlich gar nicht schlecht an. Wirkt so als wäre er einfach platt nach 6 Stunden BigBand Abend oder so. Wenn man natürlich auch frisch so einen Ton hat würde ich den Weg zu einem Trompetenlehrer suchen.

Selbststudium ist schwierig. Ich wüsste auch keine speziellen Übungen, da können vielleicht andere Forumskollegen weiterhelfen. Es hilft aber sich regelmäßig aufzunehmen, sich selbst anzuhören und damit auseinanderzusetzen was genau nicht gut klingt und versuchen zu ergründen woran es liegt. Aufnehmen und selbstreflektieren kann auf jeden Fall nicht schaden.

Viele Grüße
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Alextrumpet
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Re: Unsäglicher Ton?! Und jetzt?

Beitrag von Alextrumpet »

Also komplett grausam klingt das ja nicht. Nur relativ ineffizient. Der Kollege verbraucht fürs spielen in der Mittellage ziemlich viel Kraft. Wenn er es schafft die Widerstände im System abzubauen wird er ziemlich gut klingen!

Als erstes würde ich überprüfen ob der Ansatz in Ordnung ist, also ob er oben oder unten mit der Innenkante des Mundstücks im Roten ist. Wenn das der Fall ist muss da ein kompetenter Lehrer für Ansatzumstellungen ran.

Wenn das nicht der Fall ist liegt es eher an einer ungünstigen Zungenstellung/Bewegung und an mitkratzenden Stimmbändern schätze ich. Da gibt es viele Übungen damit das Spiel lockerer und effizient wird. Zum Beispiel:

-Töne treiben(bending) in allen komfortabel erreichbaren Lagen

-langsame(!) Mundstückglissandi. Dabei aufpassen dass der Ton keine Nebengeräusche produziert

-sehr langsames gebundenes Spiel im mp (Clarke 2 oder Cichowicz z.b.) jeden Take aufnehmen und direkt anhören und darauf achten das man nicht nachdrückt und der Ton klinisch gerade gespielt wird. Das klingt zwar unmusikalisch, hilft aber enorm für die Kontrolle.

-erstaunlich effektiv ist es immer wieder mit Bauarbeiter-Schallschutz zu üben. Diese Teile die wie Kopfhörer aussehen. Mit denen hört man sich viel mehr von innen und hört besser, wenn die Stimmbänder mitkratzen beim spielen.
trompeteinberlin
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Re: Unsäglicher Ton?! Und jetzt?

Beitrag von trompeteinberlin »

Mal davon abgesehen, dass ich Ferndiagnosen für ziemlich waghalsig halte, frage ich mich gleich mehrere Dinge. Weiß der Kollege, dass hier seine Aufnahme zugänglich ist? Will er überhaupt Hilfe? Wenn ja, warum wird er nicht selbst aktiv?
made.89
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Re: Unsäglicher Ton?! Und jetzt?

Beitrag von made.89 »

Hallo, danke erstmal für die Tipps bis hierhin.

Ja, wir haben die Erkundigung abgesprochen. Er hat nichts dagegen, dass sich das "mal jemand anhört", ist aber gleichzeitig der Meinung, da gäbe es wenige Verbesserungsbedarf. Darum habe ich abgeboten, das mal Kollegen vorzustellen. Das ist auch der Grund warum er selbst nicht aktiv wird. Ich selbst kann das ja auch nur halb-subjektiv einschätzen, weiß aber auch wie ein voller Trompetenklang sein kann.

Bei der Beobachtung glaube ich, dass er viel mit falscher Spieltechnik arbeitet, heißt er benutzt sehr wenig die Zunge zum Anstoßen und macht mehr direkt aus dem Zwerchfell/Lunge heraus. Und es scheint als ob er sich (zu) viel über Anpressdruck holt.

Ich werde mal versuchen mit Ihm ein konstruktives Gespräch zu führen, ob er in seine Übungen nicht solche Bausteine einsetzen möchte, die einen guten Effekt auf den Ton haben können. Auch die Bereitschaft, einen Ansatztrainer aufzusuchen werde ich erfragen. :)
hindemith1922
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Re: Unsäglicher Ton?! Und jetzt?

Beitrag von hindemith1922 »

Lange Töne aushalten. Zunächst leise, anschließend crescendo, dann decrescendo. Darauf achten, dass das gesamte Klangspektrum nicht nur im fortissimo sondern auch im piano vorhanden ist. Töne kontrolliert beenden, z. B. durch ein passives Einfallenlassen der Luft.
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Re: Unsäglicher Ton?! Und jetzt?

Beitrag von Singvögelchen »

Die Spielfreude ist ja vorhanden. Und die sollte man in jedem Fall erhalten und fördern.
Möglicherweise sind da ausgehaltene Töne kontraproduktiv. Kenne mehrere Fälle, die sowas verweigern.

Ich bin ja nun hier im TF derjenige, der dem Jazz am fernsten steht, aber Ideen habe ich in diesem Fall trotzdem. Der Bursche sollte auf jeden Fall mal ohne playalong in einem echten Satz mit ein oder zwei Trompetern spielen, simple Sachen, um das Gehör für Klang und Intonation zu sensibilisieren.
Dann sollte er zusammen mit einem erfahrenen Lehrer daran arbeiten, dass er über die Ansatzmuskulatur die notwendige Kompression für die höhere Lage entwickelt. Hier im Beispiel war das nur noch der bloße Druck vom Mundstück auf die Lippe. Da war der Klang nicht mehr zentriert, extrem hart angesprochen und am Ende intonatorisch abgebrochen.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Re: Unsäglicher Ton?! Und jetzt?

Beitrag von Sandkuchen »

Für mich hört es sich so an, dass der Kollege überforciert spielt und am Ende seiner Linien die Spannung verliert, der Ton fällt ab, ohne dass es ein (erkennbares) Stilmittel ist.

Wenn er übt, sollte er mal leises, fließendes üben.

Mir kommt Clarke Techical Studies Studie 1 (Chromatik), täglich drei/vier der ersten 25 Übungen aus den unterschiedlichen Registern, leise und möglichst viele Wiederholungen. Wenn die Technik stimmt, entsprechend der Anleitung mindestens 7 Wiederholungen auf einem Atemstrom, sonst langsamer mit weniger Wiederholungen. Ich mache es aktuell zum Einspielen nicht so schnell mit 4 Wiederholung. Die Wiederholungen spiele ich erst breit gestoßen dann kurz gestoßen, mit Flatterzunge und wieder gebunden. Wenn er technisch sehr gut ist, einfach die Etüde (Nr. 26) mit Wiederholung auf einem Atemstrom. Der Vorteil der Clarke-Studien gegenüber den Töneaushalten ist, dass durch die ständige Tonhöhenveränderung die Luft fließen muss.

Die Übung für die Tonqualität ist für mich Quinque ASSA-Methode Übung Nr. 14. Sie ist aber aufwendiger und eine reine Übung zur Tonqualität, ohne die Finger zu trainieren. Hier wird der Luftfluss durch die Beschleunigung der Tonveränderungen erzwungen. Der Luftstrom wird also beim Töneaushalten "forciert". Man kann die Übung aufwerten, indem man sie extrem langsam spielt und dann noch um 32tel ergänzt oder einfacher im mässigen Tempo am Anfang die Tonfolge mit ganzen Noten beginnen. Je nach Zeit und Ansatz müssen nicht alle 19 Zeilen gespielt werden!

Bei beiden Übungen gilt, leise spielen. Weiter empfiehlt es sich, im Wohlfühlbreich zu beginnen und dann bei Clarke das Tempo und die Wiederholungen zu erhöhen und bei Quinque das Tempo zu senken, damit eine Zeile 30-40s dauert.
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