Lampenfieber bewältigen

Ansatzfragen, Welche Methode ist die beste,
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TrompiMV
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Lampenfieber bewältigen

Beitrag von TrompiMV »

Hallo,

ich habe mich hier im Forum registriert, weil ich mal euren Rat benötige, was das Thema Lampenfieber anbelangt.

Bin Mitte 20, spiele schon seit dem 7. Lebensjahr Trompete, übe sehr fleißig und spiele in verschiedenen klassischen Ensembles, mache auch viel symphonische Blasmusik. Sitze da im Regelfall an der 1. Trompete. Ausdauer und Höhe sind absolut kein Problem, nur bin ich mit meinem Lampenfieber mittlerweile an einem Punkt angekommen, dass es mich tierisch nervt.

Okay, ein bisschen Nervosität gehört dazu, aber inzwischen ruiniert mir das Lampenfieber regelmäßig die schönsten Solostellen, die bis zur Generalprobe brillant funktionieren, nur eben im Konzert nicht, wenn Publikum anwesend ist. Egal, wie heikel oder einfach eine Solostelle ist, ab dem Moment, wenn ich auf der Bühne Platz genommen habe und der Dirigent ans Pult geht, ist meine Atmung irgendwie beklemmt und meine Lippen fühlen sich an, als hätte jemand Tesafilm draufgeklebt. Spiele ich dann das Solo, kann ich kaum Spannung aufbauen. Es klingt alles unkontrolliert trötig und lange Töne fangen an zu zittern. Teilweise sprechen einzelne Töne in absolut entspannter Mittellage nicht einmal an!

Mittlerweile ist es schon so weit, dass ich mich mehrere Tage vor einem Konzert, in dem es ein Solo zu bewältigen gilt, auf nichts anderes konzentrieren kann. Ich übe die entsprechende Solostelle teilweise mehrfach täglich, um mir zumindest nicht sagen zu können, dass eine misslungene Solostelle daraus resultiert, dass man sie zu wenig geübt hat.

Könnt ihr mir eventuell helfen, wie ich gezielt dem entgegenwirken kann? Es ist immer so frustrierend, wenn alles vorher perfekt funktioniert, man viel Lob bekommt, und es dann im entscheidenden Moment im Konzert immer in die Hose geht. Habe ernsthaft schon mit dem Gedanken gespielt, mein Hobby an den Nagel zu hängen.

Ich muss dazu sagen, dass ich selbst sehr perfektionistisch angehaucht bin und zudem nicht so gerne im Mittelpunkt stehe. Ich war schon in der Schule immer ein Typ, der sehr wenig gesagt hat und Referate, in denen man lange vor „Publikum“ alleine sprechen musste der absolute Graus waren, obwohl ich immer ein sehr guter Schüler war und eigentlich genau wusste, was ich da erzähle. Vielleicht setze ich mich auch selbst zu sehr unter Druck, dass mir nicht ein einziger Patzer passieren darf und gerade dadurch wird es dann umso schlimmer.

Freue mich jedenfalls über jeden Tipp, wie ich dieses Problem langfristig abmildern kann.

Liebe Grüße,
TrompiMV
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Maxbert
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Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von Maxbert »

Sehr schwierige Thema und über Ferndiagnose kaum richtig einzuordnen. Da es scheinbar nicht an Musikalität oder Technik hängt, wäre es bei dir vielleicht lohnend, sich an einen Mentalcoach zu wenden. Oder speziell an der Atmung zu arbeiten. Hast du eine Musikhochschule in der Nähe? Da werden auch immer gute Workshops für dieses Thema angeboten. Etwa Feldenkrais oder Alexandertechnik. Finde auch den Ansatz von Roman Rindberger sehr spannend. Er setzt Musiker in die Eistonne. Die Kälte lässt sich scheinbar mit kontrollierter Atmung ertragen.

Ich bin echt froh, dass ich nicht sonderlich Lampenfieber habe. Dennoch ist die Live-Situation immer eine ganz besondere und ich akzeptiere es im Vorhinein, dass ich nicht 100% des Arbeitsstands abrufen werden kann. Das nimmt schon mal viel Stress aus der Situation heraus.
Trumpetzky
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Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von Trumpetzky »

Die Thematik findet bei dir allem Anschein nach ausschließlich im Kopf statt.
Je länger man das mit sich herumträgt, desto ausgeprägter wird das. Ich kenne das aus eigenem Erleben und deiner Schilderung nach geht es dir genauso.

Wenn wir davon ausgehen, dass bläserisch tatsächlich alles auf guten Beinen steht, und dir der Kopf eines auswischt, dann solltest du nach Methodiken suchen, die es dir ermöglichen, jene Dinge auszublenden, die dich bei deiner Entfaltung behindern. Ob das jetzt ein Mentalcoach ist, eine spezielle Atemtechnik, oder, oder, oder.... Da führen viele Wege nach Rom.

Es muss, meiner Wahrnehmung nach, nur etwas sein, dass dich davon abhält, dich auf Dinge auf dich einströmen zu lassen, die dich dabei behindern das zu tun, was du eigentlich tun sollst, nämlich lässig Trompete spielen.
Jamer
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Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von Jamer »

Wenn es in Punkto Trompetenspielen und Technik wenig Mängel gibt und es rein um das (extreme) Lampenfieber geht, gibt es aus meiner Sicht 2 Lösungsvarianten:

Kurzfristig: Betablocker. Da gibt es zahlreiche Medikamente, welche in der Profi-Musikerszene und bei Präzisionsarbeitern - etwa Chirugen, wo es um Leben & Tod geht - weit verbreitet sind. Etwa 10-20mg etwa eine Stunde vor dem Auftritt sollten genügen, um den Puls und damit auch die Atmung zu beruhigen. Die Dosierung sollte 25mg keinesfalls überschreiten, aber auch nicht unter 10mg angesetzt sein, weil sonst spürt man keinen Effekt. Darüber kannst du auch mit deinem Hausarzt oder Apotheker sprechen.

Langfristig: Da wirst du nicht um die Arbeit mit einem Mentalcoach oder Psychologen rumkommen. Dauert zwar oft seine Zeit, kann aber helfen. Mir hat schon die Aussage von Hans Gansch geholfen, der gemeint hat: "Ich bin Musiker und im Gegensatz zu der Arbeit eines Hirnchirugen stirbt keiner, wenn ich mal einen Gickser habe oder einen falschen Ton spiele." Wir Musiker sind oft viel zu perfektionistisch angehaucht was unser eigenes Spiel angeht, nehmen uns selbst & ev. Soli zu wichtig und das ist dann natürlich Gift für "lockeres Spiel" auf der Bühne.

MfG
Jamer
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Cavaillé
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Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von Cavaillé »

Ich kenne dieses Problem seit Jahrzehnten, es hat mir viele Auftritte ganz oder teilweise "geschrottet". Kamen dann einige Bücher auf den Nachtschrank "Playing in the zone", "Lampenfieber bewältigen" und der Knaller "Klopfen gegen Lampenfieber", Du kannst Dir sicher denken, wie verzweifelt ich geklopft habe :ironie:
Kurzum es hat alles nichts gebracht.
Habe sehr lange gebraucht um zu verstehen, dass man mit Musik kommuniziert wie mit einer Sprache und dass Trompetenspielen auch nicht deutlich anstrengender sein sollte als sprechen oder singen. Diese Haltung bewahrt einen davor, schon vor dem Beginn des Haydnkonzerts eine Zielfixierung auf das hohe es aufzubauen, sondern den Weg als Ziel zu betrachten und im Moment zu spielen und zu genießen.
Dahin kommt man nur durch einen Prozeß ohne die Möglichkeit einer Abkürzung, der mehr oder weniger lange dauert und Geduld erfordert, denn die Geisteshaltung der Zielfixierung (ich will das super abliefern, die Höhe kommt brilliant usw.) ist in Deinen letzten Jahren entstanden, sie ist eine Gewohnheit geworden, ein habit, und das muss langsam wieder umgelernt werden.
“You translate everything, whether physical, mental or spiritual, into muscular tension.” F.M.Alexander.
Ich habe die Mitte 50 überschritten und mache seit ca. 5 Jahren Alexandertechnik und habe sehr viele habits an mir kennengelernt, wahrgenommen und verändern können. Gerade im letzten Jahr habe ich beim Meisterkurs vor Publikum sehr entspannt gespielt. Mein gesamtes Spiel hat sich verändert, die Verbissenheit der Zielfixierung ist weg, meine Kommunikation im Alltag und auf dem Instrument ist ganz frei geworden.
Zum Einstieg gerne die Biographie von Herrn F.M. Alexander bei Wikipedia lesen oder "Rennschuh, Klavierspielen, Alexander-Technik und Zen-Frei von störenden Mustern die Musik geschehen lassen".
Ohne Stunden in Alexandertechnik zu nehmen, wirst Du das nicht erlernen. Da Du sehr jung bist, würde ich möglichst bald damit anfangen, dann hast Du länger was davon.

Beste Grüße, Thomas
The trumpet is steadfast and loyal. It makes us grow up, in order to Play. John Daniel
MonkeRules
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Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von MonkeRules »

Wir Musiker proben zwar oft schön unsere Stücke und können sie im Kämmerchen abrufen. Was die wenigsten jedoch tun: eine Auftrittssituation üben und damit einhergehend Übe- und "Ablieferphase" zu trennen.

Bei wirklich wichtigen Auftritten mache ich am Ende einer Übephase folgende Schritte:
1) Das Stück wird mehrmals (ca. 4x) im dunklen Raum gespielt, ich kann mich auf Klang und Körper konzentrieren, optische Ablenkung bleibt außen vor (setzt voraus, dass man das Stück auswendig kann, was bei einer Sologeschichte der Fall sein sollte). Hier sollte schon wie im Konzert gespielt werden: keine Unterbrechung etc.
2) Ich stelle sämtliche Lichtquellen im Raum an und mache einige Hampelmänner (treibt den Puls hoch).
3) Ich starte ein Aufnahmegerät (Zoom, iPad...).
4) Ich liefere ab: keine Unterbrechung, keine Wiederholung, Pausen exakt ausgezählt...
5) mit etwas Abstand höre ich mir die Aufnahme an. => zurück in die Übephase.
Ich bin damit in der Vorbereitung für stressige Auftritte (live TV, Examen, exponierte Orchesterstellen...) immer richtig gut gefahren und habe mich manchmal (besser: oft...) geärgert, nicht bei anderen Gelegenheiten ebenso vorbereitet "in den Ring" gestiegen zu sein. Vielleicht eine verrückte Herangehensweise, aber man hat ja nichts zu verlieren ;-)
Bücher wie "Inner Game of Tennis bzw. Music" oder Literatur zum Lampenfieber (z.B. Tarr) wurden mir im Studium empfohlen und habe ich sehr viel gelesen. Außer mehr Hintergrundwissen hat mir dies aber ehrlicherweise bei der konkreten, persönlichen Bewältigung nicht wirklich etwas gebracht.

Ciao
Michael
OndraJ
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Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von OndraJ »

Ich hatte auch ähnliche Probleme. So gut wie nur möglich vorbereiten hat mir am Besten geholfen. Auch selbst aufnehmen und Familie oder Freunden/Kollegen vorspielen hilft.
Kurz vorher: Tief durchatmen, trinken (Wasser), und den "erfolgreichen" Auftritt einige Male in Gedanken durchgehen/visualisieren (wie ein Schiefahrer vor dem Start).
Hochwälder
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Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von Hochwälder »

OndraJ hat geschrieben: Dienstag 27. September 2022, 13:40 Ich hatte auch ähnliche Probleme. So gut wie nur möglich vorbereiten hat mir am Besten geholfen. Auch selbst aufnehmen und Familie oder Freunden/Kollegen vorspielen hilft.
Kurz vorher: Tief durchatmen, trinken (Wasser), und den "erfolgreichen" Auftritt einige Male in Gedanken durchgehen/visualisieren (wie ein Schiefahrer vor dem Start).
Es gibt sicher wirklich wenige, die das Problem 'Lampenfieber' im Laufe ihrer Karriere nicht gehabt haben.
Dass das Stück im Probenbetrieb klappen sollte, ist klar und ich kann OndraJ nur zustimmen. Möglichst oft vor Puplikum, wie Freunden, Familie oder anderen spielen ... das macht lockerer.
Bei Orchesterproben das Solo immer im Stehen, am besten vorm Orchester spielen.
Vorm Spielen wirklich auf die Atmung achten und dem Zwerchfell signalisieren: jetzt bist auch du dran!
Trockener Mund war ein Grauen für mich, deshalb tagsüber ausreichend viel trinken, vor und wärend des Auftrittes dann aber nur noch schlückchenweise (volle Blase ist schlecht).
Alkohol am Konzerttag und auch am Vortag vermeiden. Wenn man bei der Generalprobe am Vortag noch paar Bierchen schlürft oder gar hängen bleibt, braucht man sich nicht zu wundern, wenn es am nächsten Tag nicht läuft (ich hab dann taube, lahme Lippen). Meine Erfahrungen sind aber alle aus dem Amateurbereich ...
Viel Erfolg.
Wer nie vom Weg abkommt, der bleibt auf der Strecke.
Volksmund
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BrigantiumJazz
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Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von BrigantiumJazz »

Ich will mal was was Gegenteiliges berichten:
Ich bin kein guter Solist. Vor Jahren war ein Solo in der 2.Stimme angesagt. Ich habe es bei jeder Probe vergeigt. Ich neige bereits bei den Proben zu Lampenfieber. Unser Kapellmeister hatte aber bis zum Schluss Vertrauen in mich… Es kam das Konzert. Ich hatte Panik, schloss die Augen und habe mich auf mein Innerstes konzentriert. Das letzte was ich dachte. Jetzt kannst es nicht mehr ändern. Dann setzte ich an und siehe da, das Solo lief „perfekt“. Sodass die Kollegen sich umdrehten um zu sehen, ob ich das wirklich bin, der da spielt. Wenn man sowas erleben darf, hilft das fürs Selbstvertrauen immens, und motiviert, da man weiß, dass man es auch „kann“. Natürlich gelang das seither nicht immer gleich. Aber es war ein Sprung nach vorne…
-=iii=< BrigantiumJazz
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orlando_furioso
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Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von orlando_furioso »

Ich habe früher superdolles Lampenfieber gehabt, bis mir eines klargeworden ist:
Ich kann da etwas, was nicht viele Leute können!

Und darauf basiert eine entscheidende Frage:
Möchte ich das was ich da kann den Menschen zeigen, um sie zu unterhalten?

Irgendwann konnte ich zu der Frage 100% JA sagen und damit war mein Lampenfieber weggeblasen.

Natürlich tut die Erfahrung ein Übriges: man lernt, dass der Zuhörer meistens gar nicht merkt wenn man einen Fehler macht; man lernt, sich aus vertrackten Situationen zu befreien (z.B. wenn man bei einem Solo "falsch abgebogen" ist). Was bei Solostellen auch hilft: ÜBE SIE VIEL SCHNELLER ALS VORGEGEBEN – LERNE SIE AUSWENDIG - PERFORME SIE NACH NOTEN! Das gibt ganz viel Sicherheit und wenn du sie vor Publikum spielst denkst du: "Boa, wie langsam der da vorne heute wieder dirigiert ..."

Und zum Schluss: hab einfach Spaß an dem was du tust. Niemand zwingt dich Musik zu machen (hoffentlich). Du machst das weil du das willst. Du musst nicht - du darfst.
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Klingl
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Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von Klingl »

Servus. Habe verspätet die Berichte hier gelesen. Ja Lampenfieber hat mich auch sehr im Griff. Hinzu kommt Versagensangst. Vorm Konzert bei der Probe funktioniert noch alles. Aber dann gewinnen oft die Gedanken Oberhand. Ein alter Freund und Kollege von mir macht Hypnose und da bin Ich mal hingegangen. Und siehe da es funktioniert. Auch wenn ich immer noch Lampenfieber habe sind die Ängste im wahrsten Sinne wie weggeblasen. Ist sicherlich nix für jedermann aber bei mir hat's geholfen. Und Betablocker haben mir auch sehr geholfen. Medikamente zu nehmen ist zwar ned das optimale aber wenn's hilft. Nur gut das ich Musik rein als Spaß betreiben kann und ned damit mein Geld verdienen muss. Wäre wohl ein hoher Preis den ich dafür zahlen müsste
Haralder
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Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von Haralder »

Eine gewisse Aufregung ist ja erst einmal nicht schlecht und zeigt auch, dass du ein bestmögliches Ergebnis haben möchtest. Du solltest einmal in dich gehen und erforschen, warum du Lampenfieber hast. Was sind deine Befürchtungen?

Im Kopf ist es schrecklich einen Fehler zu machen, oder einen Aussetzer zu haben. In der Realität passiert es aber und 99% des Publikums werden es überhaupt nicht merken, wenn du daneben liegst. Überall wo live musiziert wird, da passieren Fehler. Aufnahmen und Videos bei Youtube sind nicht gut für dein Selbstvertrauen, da du dort überall nur das Perfekte hörst. Wenn eine Gruppe etwas veröffentlicht, dann werden sie dort nur ihre perfekte Aufnahme einstellen und nicht die hundert vorherigen mit einem oder mehreren Fehlern.

Ich spiele selbst einiges an Blech und nebenbei noch Orgel und Harmonium. Beim Blech bin ich eigentlich nicht nervös, zumindest nicht über ein gesundes Maß hinaus. Bei einem Solo Instrument wie der Orgel hingegen schon. Warum? Nun ja, wenn ich an der Orgel sitze, dann bin ich auf mich alleine gestellt. Wenn ich einen Fehler mache, dann hilft mir keiner. Bei den Bläsern hingegen spiele ich nicht alleine. Ich habe meine Kollegen die allesamt viel Erfahrung haben und ich kann mich darauf verlassen, dass wenn ich einen Aussetzer habe, dass die anderen auch ohne mich weiterspielen werden und mir die Chance geben wieder einzusteigen. So was würde dem Zuhörer auch überhaupt nicht auffallen.

Kleine Geschichte:
Wir hatten mit etwa 15 Bläser und Pauke ein Vorspiel vor unserer Kirchengemeinde. Ein schönes Stück, aber einer der Bläser kam raus, gerade am Ende einer Wiederholung. Dadurch dachten seine Nachbarn, dass sie jetzt falsch wären und eine Wiederholung zu oft spielen und hörten nacheinander auch auf. Am Schluss waren noch einige wenige übrig, die dann auch nach ein paar Takten aufgaben. Der Chorleiter machte dann einen Scherz dazu und alle im Raum haben sich köstlich amüsiert.

Es ist also nicht schlimm einen Fehler zu machen und wenn es schief geht, dann ist es eben so. Live is Live :)
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Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von 17Gold »

Ein guter Hinweis, ist die Stücke allen möglichen Leuten vorzuspielen. Sei es die Oma oder der Nachbar, einfach ganz langsam herantasten. Dann immer weiter bis zu anderen Trompeten Lehrern oder auch vor versammelter Familie.

Auch eine Herangehensweise ist sich die Situation vorzustellen, wie sieht die Bühne in dem Moment aus, wie sieht der Saal aus mit den 3000 Leuten. Augen zu machen und sich das so gut und genau wie möglich vorstellen. Alles wie es sein wird, genauso im Kopf durchgehen und dann kommt eigentlich schon die innere Aufregung. Jetzt das Stück spielen bis zum bitteren Ende, beim Auftritt gibt es auch kein Absetzen und nochmal probieren und das jeden Tag bis es besser wird.
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Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von Cuso »

Wie kann ein Dartspieler fast immer das mitte der Bullseye treffen? Weil er stellt sich nicht selber ins weg, und er lässt es einfach passieren.

Hör auf zum denken OB du den Solo spielen kannst, und denke nur über WIE du es spielen WILLST.
dizzyoliver
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Olds Ambassador Kornett Bj.1967
Holton Collegiate Kornett Langbauweise
Reynolds Hi-Fi Kornett von 1957
B&S Challenger Elaboration 3148/2 Perinet-Flügelhorn
Jupiter Taschentrompete

Re: Lampenfieber bewältigen

Beitrag von dizzyoliver »

Man darf sich schlicht und einfach nicht selbst verrückt machen. Mein Lehrer sagte zu mir eigentlich ganz einfache Dinge. Sei gut vorbereitet, konzentriere dich auf deinen Part und schaue nicht in die Zuschauerreihen hinein. Mit der Zeit wirst du das verinnerlichen, dann kannst du fast machen was du willst.

Ich kenne das Wort "Lampenfieber" überhaupt nicht mehr seit Jahrzehnten. Ich nenne es höchstens "angenehme Anspannung". Geht etwas schief, kann ich es nicht mehr ändern. Live ist live, ich spiele ohne Netz und doppelten Boden. Allerdings muss ich auch keine Konzerte wie ein Klassiker abliefern.

Das mag locker dahergesagt sein, aber mein Vater hatte noch im hohen Alter ein gewisses Lampenfieber, ich bis heute nicht. Ich konnte mich fast immer zusammenreißen, bei mir kam die Anspannung nach den Konzerten heraus.
Was ein richtiger Musiker sein will,der muss auch eine Speisekarte komponieren können (Richard Strauss)
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