Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

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Bixel
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Bixel »

Zapfenstreich hat geschrieben: Dienstag 29. November 2022, 22:40 Bei dieser Diskussion ist es wichtig zu wissen, dass der Teil der Zunge, der für die Tonhohenveränderung verantwortlich ist (nämlich der Zungenrücken) vom vegetativen Nervensystem gesteuert wird und man somit keinen bewussten Zugriff auf den Zungenrücken hat.
Ich scheine eine ganz besondere Zunge zu besitzen: Ich kann nach Belieben meine Zunge willkürlich verformen und im Mundraum positionieren.
Oder mit anderen Worten: Wie kommst du auf das schmale Brett, die Zunge werde (allein) vom vegetativen Nervensystem gesteuert? :roll:
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Alextrumpet »

Jamer hat geschrieben: Dienstag 29. November 2022, 11:09

EDIT: Wenn ich jetzt die Wichtigkeit für die Tonhöhenregulierung gewichten müsste, würde das in etwa so ausschauen:

Luftführung: 40 %
Lippenspannung u. damit verbundene Kontrolle der Lippenöffnung bzw Lippenvibration: 50 %
Zunge: 5 %
Hardware (MP & Instrument): 5 %
Was genau definierst du als Luftführung? Ausatmemuskulatur(oder Stütze wenn man will) + Hals?
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Zapfenstreich »

...
Zuletzt geändert von Zapfenstreich am Dienstag 29. November 2022, 23:36, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Alextrumpet »

Bixel hat geschrieben: Dienstag 29. November 2022, 22:57
Zapfenstreich hat geschrieben: Dienstag 29. November 2022, 22:40 Bei dieser Diskussion ist es wichtig zu wissen, dass der Teil der Zunge, der für die Tonhohenveränderung verantwortlich ist (nämlich der Zungenrücken) vom vegetativen Nervensystem gesteuert wird und man somit keinen bewussten Zugriff auf den Zungenrücken hat.
Ich scheine eine ganz besondere Zunge zu besitzen: Ich kann nach Belieben meine Zunge willkürlich verformen und im Mundraum positionieren.
Oder mit anderen Worten: Wie kommst du auf das schmale Brett, die Zunge werde (allein) vom vegetativen Nervensystem gesteuert? :roll:
Er spricht nur vom hinteren Teil. Dem Zungenrücken eben. Und der ist tatsächlich nicht ganz so einfach anzusteuern nach meiner Erfahrung mit Kardinalvokalen z.B.
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Bixel »

Alextrumpet hat geschrieben: Dienstag 29. November 2022, 23:09Er spricht nur vom hinteren Teil. Dem Zungenrücken eben. Und der ist tatsächlich nicht ganz so einfach anzusteuern nach meiner Erfahrung mit Kardinalvokalen z.B.
Ich kann da nicht folgen. Die Zungenspitze und der Zungenrücken sind - anders der Zungengrund - willkürlich steuerbar. Ich kann (im Wachzustand) jederzeit jeden beliebigen Vokal in quasi beliebiger Lautstärke und Länge absondern. Mehr ist beim für das Blechblasen relevanten Vokalisieren meines Wissens nicht erforderlich.
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Alextrumpet »

Da stoßen wir gerade an die Grenzen des Vokabulars. Vielleicht erkläre ich es mithilfe der Kardinalvokale: der Witz dabei ist es nämlich nicht, Vokale irgendwie zu formen, sondern ausschließlich durch Bewegung des hinteren Teils der Zunge. Die Zungenspitze ist an den unteren Schneidezähnen fixiert und der vordere Teil der Zunge gewölbt und wirklich nur der hintere Teil der Zunge bewegt sich. Auch der Kehlkopf soll sich überhaupt nicht bewegen bei Vokalwechseln. Wenn das richtig ausgeführt wird kann man die Bewegung von außen kaum oder überhaupt nicht sehen.
Bis das erreicht ist vergehen beim durchschnittlichen Schüler mindestens 2 Wochen, oft sogar (deutlich) mehr.
Der hintere Teil, der sich dann bewegt wenn alles andere fixiert ist, ist mit Zungenrücken gemeint. Und der ist ungeübt relativ schwierig direkt und isoliert anzusteuern.
Das ist auch der Teil der Zunge, den ich bei hohen Tönen nicht absenken kann ohne dass der Ton abschmiert ;) mit dem vorderen Teil hab ich in der Höhe noch ziemlich viel Bewegungsspielraum, aber mit dem hinteren (zumindest bei sämtlichen bisherigen Versuchen) nicht.
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Bixel »

Alextrumpet hat geschrieben: Mittwoch 30. November 2022, 07:13 Vielleicht erkläre ich es mithilfe der Kardinalvokale: der Witz dabei ist es nämlich nicht, Vokale irgendwie zu formen, sondern ausschließlich durch Bewegung des hinteren Teils der Zunge. Die Zungenspitze ist an den unteren Schneidezähnen fixiert und der vordere Teil der Zunge gewölbt und wirklich nur der hintere Teil der Zunge bewegt sich. Auch der Kehlkopf soll sich überhaupt nicht bewegen bei Vokalwechseln. Wenn das richtig ausgeführt wird...
Die DVD "Das Blasinstrumentenspiel" aus dem Helbling-Verlag ist dir bekannt?
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Alextrumpet »

Ist mir nicht bekannt, sieht aber sehr informativ und interessant aus! Widersprechen die Erkenntnisse von dieser DVD meiner Darstellung?
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Bixel »

Alextrumpet hat geschrieben: Mittwoch 30. November 2022, 17:32Widersprechen die Erkenntnisse von dieser DVD meiner Darstellung?
Nun ja, widersprechen würde ich nicht sagen. Du beschreibst eine recht spezielle Art des Umgangs mit der Zunge, die bei dir zu funktionieren scheint. Ob du deine Zungentätigkeit zutreffend beschreibst, kann ich nicht wissen.

Die MRT-Darstellungen des Geschehens auf der Helbling-DVD lassen jedenfalls den Schluss zu, dass es auch anders geht. Ich fühle mich dort in Hinblick auf meine Zungentätigkeit besser getroffen.

Sicher scheint mir zu sein, dass deine Beschreibung deiner Zungentätigkeit nicht übereinstimmt mit dem, was die DVD zeigt. Sicher ist aber eben auch, dass es unter Blechblasenden unterschiedliche Zungen-Konzepte gibt.
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Singvögelchen »

Es ist nicht zwingend notwendig, für ein erfolgreiches und gutes Trompetenspiel
übereinstimmender Meinung mit Herrn Bixel zu sein. :lol:

Dieser Nebenkriegsschauplatz hier im Forum bringt verschiedenste, teils weit entfernte, Meinungen zusammen und jeder darf sich dazu seine Gedanken machen und diese für sich verarbeiten.
Mal ganz nebenbei, für von den letzten Diskussionen leicht verstörte TF-User: an Hochschulen in Deutschland gilt bekanntermaßen die Freiheit der Lehre. Und an eben diesen Instituten unterrichten sowohl Herr B. als auch ich. Und natürlich bieten wir verschiedenste Lösungsmöglichkeiten dort an. Wer gut damit klarkommt, bleibt und entwickelt sich erfolgreich. Bei wem es nicht einschlägt, der sucht sich einen besseren Lehrer oder leider manchmal auch einen anderen, besser geeigneten Job. (Es ist übrigens noch keiner von mir zu Bixel und umgekehrt gewechselt :wink: )

Zurück zur Zunge: von Bixel ins Spiel gebracht wurde nun auch noch der Zungengrund, sehr interessant. Könnte sein, dass tatsächlich hier der Hase im Pfeffer liegt, die Formulierungen der landläufig eher schlichten Blechbläsergemüter sind noch längst nicht auf dem höchsten Level angelangt.

Wer versucht, Vokale auszusprechen ohne Benutzung der Stimmbänder, gemeinhin als Flüstern bezeichnet, der wird merken, dass bei A-E-I-O-U-Ä-Ö-Ü usw. die Zunge hauptverantwortlich für diese "Farbänderung" ist.
Wer nun der Sache noch etwas tiefer auf den Grund gehen möchte, der kann spüren, dass einzelne dieser Vokale mit bestimmten Tonhöhen (Frequenzen) gekoppelt sind. Dafür braucht es aber keine Grobmotorik sondern etwas Feingefühl.
Noch einen Schritt weiter kann man damit ein vollständiges Glissando über den vollständigen Tonumfang erzeugen.
Exakt wie beim Pfeifen. Einzelne "Kardinalvokale" auf bestimmten Stufen sind ab diesem Moment eine überwundene Krücke.
Exakt übrigens auch beim Obertongesang, wenn hinten von den Stimmbändern ein stabiler Ton auf einer gleichbleibenden Tonhöhe kommt, der dann virtuos eingefärbt wird.
Ach ja, beim sogenannten "Lippentriller" der in Wirklichkeit aus dem schnellen Wechsel zweier benachbarter Naturtöne besteht - und da kannst du wirklich jeden Barocktrompeter fragen - ist die geschickte Zungenbewegung entscheidend, nichts anderes.
Arban, Karneval, Finale...da erklärt es sich eigentlich schon von selber, dass die Lippe allein diese schnellen und großen Sprünge nicht schaffen kann. Das klappt nur, wenn die Zunge die Tonhöhen vorformt (sie alleine kann das neben den Stimmbändern, die hier aber Pause machen).

Warum kann sie das? Gute Frage, ich bin Trompeter und kein Hirnforscher - jetzt kommt ein Bild für die Vorstellungskraft - zum einen liegt der Resonanzraum direkt am inneren Ohr und kann tatsächlich über Gehirn/Nervensystem superschnell und superpräzise den Vergleich zwischen erwarteter (vorausgehörter) und tatsächlich erzeugter Tonhöhe analysieren und korrigieren (da haben wir auch eine schöne Parallele sowohl zum Gesang als auch zum Pfeifen). Mit entsprechendem Training kommen dann die erwarteten Töne auf den Punkt.
Was war nochmal mein Bild: genau, ich forme die Tonhöhen mit den Ohren...höre gut voraus und bilde dann ungefähr zwischen den Ohren (beim Singen mit dem Kehlkopf) in der Mundhöhle meine Töne, schicke sie durch die Lippen, durchs Mundstück und durchs Instrument, bis sie wirklich schön und frei klingen. Dann wieder Rückmeldung über die Ohren...

Musik ist halt doch mehr Kunst als Wissenschaft. :licht:
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Alextrumpet »

Bixel hat geschrieben: Mittwoch 30. November 2022, 18:17
Nun ja, widersprechen würde ich nicht sagen. Du beschreibst eine recht spezielle Art des Umgangs mit der Zunge, die bei dir zu funktionieren scheint. Ob du deine Zungentätigkeit zutreffend beschreibst, kann ich nicht wissen.

Die MRT-Darstellungen des Geschehens auf der Helbling-DVD lassen jedenfalls den Schluss zu, dass es auch anders geht. Ich fühle mich dort in Hinblick auf meine Zungentätigkeit besser getroffen.
Vielleicht sollte ich noch präzisieren, dass ich vor allem diese Trockenübung beschrieben habe. Beim Trompetespielen benutze ich die Zunge nochmal anders. Die Zungenspitze berührt bei mir die Unterlippe und der vordere Teil der Zunge bewegt sich auch, aber eben auch der hintere Teil, den ich durch diese Übung der Kardinalvokale "mobilisiert" habe. Und ohne den hinteren Teil hab ich es bisher nicht geschafft in die dritte Oktave zu kommen :?

Die MRT Aufnahmen interessieren mich! Ich bestelle die mir mal. Vielleicht lerne ich ja was dazu! :)
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Alextrumpet »

Singvögelchen hat geschrieben: Mittwoch 30. November 2022, 18:22
Dieser Nebenkriegsschauplatz hier im Forum bringt verschiedenste, teils weit entfernte, Meinungen zusammen und jeder darf sich dazu seine Gedanken machen und diese für sich verarbeiten.
Ich würde das hier jetzt nicht als Krieg bezeichnen. Geht doch hier sehr gesittet zu. Ich glaube hier im Forum ging es schon mal wesentlich rabiater zur Sache :wink:
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Jamer »

Singvögelchen hat geschrieben: Mittwoch 30. November 2022, 18:22
Zurück zur Zunge: von Bixel ins Spiel gebracht wurde nun auch noch der Zungengrund, sehr interessant. Könnte sein, dass tatsächlich hier der Hase im Pfeffer liegt, die Formulierungen der landläufig eher schlichten Blechbläsergemüter sind noch längst nicht auf dem höchsten Level angelangt.

Wer versucht, Vokale auszusprechen ohne Benutzung der Stimmbänder, gemeinhin als Flüstern bezeichnet, der wird merken, dass bei A-E-I-O-U-Ä-Ö-Ü usw. die Zunge hauptverantwortlich für diese "Farbänderung" ist.
Wer nun der Sache noch etwas tiefer auf den Grund gehen möchte, der kann spüren, dass einzelne dieser Vokale mit bestimmten Tonhöhen (Frequenzen) gekoppelt sind. Dafür braucht es aber keine Grobmotorik sondern etwas Feingefühl.
Noch einen Schritt weiter kann man damit ein vollständiges Glissando über den vollständigen Tonumfang erzeugen.
Exakt wie beim Pfeifen. Einzelne "Kardinalvokale" auf bestimmten Stufen sind ab diesem Moment eine überwundene Krücke.
Exakt übrigens auch beim Obertongesang, wenn hinten von den Stimmbändern ein stabiler Ton auf einer gleichbleibenden Tonhöhe kommt, der dann virtuos eingefärbt wird.
Ach ja, beim sogenannten "Lippentriller" der in Wirklichkeit aus dem schnellen Wechsel zweier benachbarter Naturtöne besteht - und da kannst du wirklich jeden Barocktrompeter fragen - ist die geschickte Zungenbewegung entscheidend, nichts anderes.
Arban, Karneval, Finale...da erklärt es sich eigentlich schon von selber, dass die Lippe allein diese schnellen und großen Sprünge nicht schaffen kann. Das klappt nur, wenn die Zunge die Tonhöhen vorformt (sie alleine kann das neben den Stimmbändern, die hier aber Pause machen).

Warum kann sie das? Gute Frage, ich bin Trompeter und kein Hirnforscher - jetzt kommt ein Bild für die Vorstellungskraft - zum einen liegt der Resonanzraum direkt am inneren Ohr und kann tatsächlich über Gehirn/Nervensystem superschnell und superpräzise den Vergleich zwischen erwarteter (vorausgehörter) und tatsächlich erzeugter Tonhöhe analysieren und korrigieren (da haben wir auch eine schöne Parallele sowohl zum Gesang als auch zum Pfeifen). Mit entsprechendem Training kommen dann die erwarteten Töne auf den Punkt.
Was war nochmal mein Bild: genau, ich forme die Tonhöhen mit den Ohren...höre gut voraus und bilde dann ungefähr zwischen den Ohren (beim Singen mit dem Kehlkopf) in der Mundhöhle meine Töne, schicke sie durch die Lippen, durchs Mundstück und durchs Instrument, bis sie wirklich schön und frei klingen. Dann wieder Rückmeldung über die Ohren...

Musik ist halt doch mehr Kunst als Wissenschaft. :licht:
Wenn ich "Lippentriller" mache a'la "Arban, Karneval, Finale“ und Co (ich verwende für solche Übungen gern die Colin Lip Flexibilities) kann ich vor dem Spiegel klar Mikrobewegungen der Lippe erkennen. Die Zunge bewegt sich ebenfalls, im schnellen “a-i-a-i" Wechsel. Wenn ich mich darauf konzentriere, die Lippenöffnung nicht zu verändern und nur die Zungenbewegung mache, will mir der Lippentriller nicht gelingen. Wenn ich die kleinen Mikro-Bewegungen mit der Lippenöffnung mache und die Zungenposition in der "a"- Vokalstellung bleibt, gelingt mir der Lippentriller zwar, aber die Klangfarbe ist dann anders und der Lippentriller ist generell geringfügig schwieriger zu bewerkstelligen - so kommt es zumindest mir vor.

Das heißt für mich: Die Zunge UNTERSTÜTZ den Tonhöhenregulierungsvorgang und kann gewisse Tonhöhenbindungen erleichtern, kann aber NIE alleine dafür zuständig sein bzw. der Hauptakteur in der Tonhöhenregulierung sein, wie es einige behaupten - das ist physikalisch meinem Verständnis nach auch unmöglich. Nicht absprechen möchte ich der Zunge eine positiven Einfluss auf das gelingen der Tonhöhenveränderung (Bindungen, Intervalle) und der damit einhergehenden gefühlt leichteren Bewerkstelligung dieser, sowie der Beeinflussung der Klangfarbe durch die Resonanzraumveränderung. Jedoch reicht dieser positiver Einfluss meiner Meinung nach keinesfalls aus, um als Hauptakteur in der Tonhöhenregulierung gelten zu können.

Weil wir gerade beim Thema sind, @Singvögelchen, VL könntest du mir zu nachfolgenden Zitat einige Zeilen widmen und deine Sichtweise darstellen:
Jamer hat geschrieben: Dienstag 29. November 2022, 11:09
Weiters konnte mir bisher auch noch niemand plausibel erklären, warum die Zunge der Hauptakteur in der Tonhöhenregulierung sein soll. Die Zunge vibriert nicht und ist auch nicht für die Luftversorgung zuständig. Sie kann jediglich den Resonanzraum im Mundraum beeinflussen, was die Tonregulierung begünstigen kann, aber eben NICHT steuert.

Der Vergleich mit dem Pfeifen hinkt zudem, da hier der Ton nicht durch Vibration (bzw öffnen & Schließen der Lippenöffnung) sondern durch Luftverwirbelung entsteht, was einen ganz anderen Energieaufwand erfordert und außerdem ist auch dort zu beobachten: Die Lippenöffnung verändert bzw verkleinert sich minimal, wenn man ein hohen Ton pfeifft - so ist es zumindest bei mir. Obwohl ich beim Pfeifen der Zunge sicher eine größere Rolle bei der Tonhöhenregulierung einräumen möchte als beim Trompetenspiel.
Bin echt neugierig wie du das siehst und ich warte bis heute noch auf eine plausible Erklärung - egal von wem.
Alextrumpet hat geschrieben: Dienstag 29. November 2022, 23:04
Jamer hat geschrieben: Dienstag 29. November 2022, 11:09

EDIT: Wenn ich jetzt die Wichtigkeit für die Tonhöhenregulierung gewichten müsste, würde das in etwa so ausschauen:

Luftführung: 40 %
Lippenspannung u. damit verbundene Kontrolle der Lippenöffnung bzw Lippenvibration: 50 %
Zunge: 5 %
Hardware (MP & Instrument): 5 %
Was genau definierst du als Luftführung? Ausatmemuskulatur(oder Stütze wenn man will) + Hals?
Für mich definiert die Luftführung den kompletten, ungehinderten Atemvorgang, vom entspannten einatmen bis hin zur Luftkompremierung beim Ausatmen durch die Engstelle Lippenöffnung, wo sich dann je nach Lippenöffnung/Vibrationsfläche die Höhe des Tones entscheidet. Im Prinzip kann man durch das normale Atmen wie beim Reden/Sprechen einen Tonumfang über 3 Oktaven abdecken, erst ab a2 spüre ich, wie ich die Luft durch das Zwerchfell bzw durch den Bauch nach- bzw anschieben muss (=Bauchdecke geht nach innen). Dabei habe ich auch erst lernen müssen: Luftmenge ≠ Luftgeschwindigkeit. Wenn man den Unterschied erfühlt, erleichtert das das Trompetenspiel i.d.F sehr. Dazu ist aber eben auch eine gute Kontrolle über die Lippenöffnung/Vibrationsfläche notwendig.

PS.: Ich finde in diesem Thread geht es relativ gesittet zu und das Thema ist auch sehr interessant. Ich kann Bixels Unbehagen über das wiederholte ignorieren wissenschaftlicher Erkenntnisse nachvollziehen, zumal es sich beim Trompetenspiel ja um einen physikalischen Vorgang handelt. Auch wenn man das in den Beiträgen dann nicht zwingend sprachlich zeigen muss. Hier treffen halt “Künstler“, Pädagogen und Hobbyspieler aufeinander. Ich find's halt nur gefährlich, wenn man seine subjektive Wahrnehmung hinausposaunt ohne sich mit etwaigen physikalischen Komponenten auseinandergesetzt zu haben - was aber leider weit verbreitet ist, frei nach dem Motto: Seht her, bei mir funktionierts, ich wiedersetze mich allen physikalischen Grundregeln.
Zuletzt geändert von Jamer am Donnerstag 1. Dezember 2022, 10:00, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Alextrumpet »

Wieso soll beim Trompetespiel die Zunge unwichtiger sein als beim Pfeifen? In beiden Fällen ist doch die engste Stelle die Lippe... verschieden hohen Energieaufwand hat man je nach Dynamik oder Lage auch beim Trompetespielen :Hä:

Aber schon interessant: du kannst ohne Lippe keinen Lippentriller bewerkstelligen und ich kann ohne Zunge nicht hoch spielen. Vielleicht braucht man schlicht beides ca. in der Gewichtung 50/50? Das würde erklären, warum die beiden "Lager"(Zunge vs. Lippe) ungefähr gleich groß sind(zumindest nach meinem Eindruck).
Wobei man natürlich beachten muss, dass unsere Beschreibungen natürlich subjektives Empfinden sind, und keine MRT-Bilder...
Eine MRT-Aufnahme von jemanden, der mit tiefen Zungenrücken ein e3 spielt würde mich aber, wie gesagt, überzeugen :)
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Jamer »

Alextrumpet hat geschrieben: Donnerstag 1. Dezember 2022, 09:29 Wieso soll beim Trompetespiel die Zunge unwichtiger sein als beim Pfeifen? In beiden Fällen ist doch die engste Stelle die Lippe... verschieden hohen Energieaufwand hat man je nach Dynamik oder Lage auch beim Trompetespielen :Hä:

Aber schon interessant: du kannst ohne Lippe keinen Lippentriller bewerkstelligen und ich kann ohne Zunge nicht hoch spielen. Vielleicht braucht man schlicht beides ca. in der Gewichtung 50/50? Das würde erklären, warum die beiden "Lager"(Zunge vs. Lippe) ungefähr gleich groß sind(zumindest nach meinem Eindruck).
Wobei man natürlich beachten muss, dass unsere Beschreibungen natürlich subjektives Empfinden sind, und keine MRT-Bilder...
Eine MRT-Aufnahme von jemanden, der mit tiefen Zungenrücken ein e3 spielt würde mich aber, wie gesagt, überzeugen :)
Die Antwort auf deine erste Frage hinsichtlich Pfeifen wurde eigentlich beim aufmerksamen Lesen der Antworten auf den vorherigen Seiten schon beantwortet - auch das E3 Thema (ohne MRT). Aber in aller kürze nochmal: Der essenzielle Unterschied zwischen Pfeifen und Trompetenspielen ist die Tonentstehung:

Pfeifen: Tonentstehung durch Luftverwirbelung and der engstelle Lippenöffnung.

Trompetenspielen: Tonentstehung durch Instrument nach Vibration/Öffnen bzw Schließen der Lippenöffnung.

Kurz zum Thema Energieaufwand: Eine Lippe zum vibrieren zu bringen, damit ein Ton bei der Trompete rauskommt, ist kaum zu vergleichen mit der Luftverwirbelung an der Lippenöffnung beim Pfeifen.

Zum Rest und deiner 50/50 These: Auf den vorherigen Seiten gibt es genügend Beiträge - von mir und anderen, aber auch vom Kollegen Bixel - in welchen schlüssig argumentiert wird, warum die Zunge WENIG Einfluss auf die Tonhöhenregulierung hat. Ich möchte das jetzt nicht zum X-ten Mal wiederholen. Einfach aufmerksam nachlesen.
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