Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

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Jamer
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Jamer »

Bixel hat geschrieben: Dienstag 27. Dezember 2022, 10:08
Jamer hat geschrieben: Dienstag 27. Dezember 2022, 02:05ABER: Ohne Zunge bringt mans auch hin, wenn auch schwieriger. Die wesentlich wichtigeren Parameter sind daher für mich Lippenöffnung/Lippenvibration(sfläche) & die Luftführung, vor allem aus physikalischer Sicht.
Mein Setup kommt nicht ohne Zungeneinsatz in die dreigestrichene Oktave.
Ich kann lediglich mit stark verändertem Setup (wahlweise "verkniffener Lippenfokus" oder Mundhöhlenton) den physikalischen Nachweis erbringen, dass die Zunge verzichtbar ist. In der musikalischen Praxis ist das aber unbrauchbar.

Die physikalische Sicht spielt bei einem Workshop m.E. eine untergeordnete Rolle, und bevor ein(e) physikalisch ungebildete(r) Dozent:in hanebüchene Märchen erzählt, finde ich diesbezügliches Schweigen dann doch ehrenhafter.
Ich habs schon mal beschrieben: Wenn ich Roll-In nach Smiley mache, ist es völlig egal, wo meine Zunge ist. Bindungen in die 3te Oktave funktionieren trotzdem und da geht es bis c4 und höher. Wenn ich in meinem normalen Setup spiele, gehts ca bis g''' und da mach ich ab a2 die vokalformung "hi", weil es besser klingt und stimmt. Senke ich die Zunge bewusst ab, wenn ich im normalen Setup spiele, gelingen mir alle Töne mit außnahme des g'''. Diese Töne sind aber dann zu tief und die Bindungen gelingen viel schwieriger, wenn nicht die vokalisierung "hi" verwendet wird.

Ich will nicht verstehen, warum ein Dozent daher beim Thema Tonhöhenregulierung stundenlang über die Zunge referiert, wenn der Einfluss der Zunge verglichen mit der Lippenöffnung bzw Lippenvibration und der Luftführung gefühlt eine untergeordnete Rolle spielt. Auch aus physikalischer Sicht kann die Zunge nur die Rolle als zusätzliches, kräftesparendes Ventil innehaben. Mit der Zunge alleine kann man aber keine unterschiedlichen Töne erzeugen - es sind die mikrobewegungen der Lippe bzw Lippenöffnung, welche die Hauptarbeit tun.

Ich versteh auch nicht wie Typen a la' Adam Rapa und Co in ihren Vorträgen über highnoten der Zunge soviel Zeit einräumen, wenn dann in ihren demonstrationen klar ersichtlich ist, wie die ansatzmuskulatur arbeitet und die Lippen beim highnoten ev. sogar ein wenig eingerollt werden.

Ich wiederhole es gerne nochmal: Die Zunge ist für mich ein helfendes Ventil in der Tonhöhenregulierung, welcher Klang & intonation beeinflusst und mit welcher man sich das Leben als trompeter kräftesparender und einfacher machen kann. Essenziel für die Tonhöhenregulierung sind aber Atmung und Lippenöffnung/Lippenvibration und keinesfalls die Zunge.
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Trump Peter »

Cool, wenn es für dich passt, aber für den Profibetrieb reichts dann wahrscheinlich nicht.

Ich frage mich warum du mit Dozenten ein Problem hast, welche nicht deine Wahrheit unterrichten, obwohl ihre Schüler offensichtlich Erfolg haben.

Man siehe sich nur namhafte Burba Schüler wie Till Brönner, Klingler oder Rindberger an, welche alle von der angeblich falschen Höhenregulierung profitieren.
Glaube kaum, dass jemand wie Smiley Referenzen dieser Klasse aufweisen kann.
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Bixel »

Trump Peter hat geschrieben: Dienstag 27. Dezember 2022, 14:40Man siehe sich nur namhafte Burba Schüler wie Till Brönner, Klingler oder Rindberger an, welche alle von der angeblich falschen Höhenregulierung profitieren.
Glaube kaum, dass jemand wie Smiley Referenzen dieser Klasse aufweisen kann.
Dieser Eindruck mag an deiner "Brille" liegen: Burba ist eine Erscheinung des (global gesehen überschaubar kleinen) deutschen Sprachraumes. Der anglophone Sprachraum hat eher wenig Verständnis für diszipliniert-lustarme Trockenübungen.

Die überhaupt einzigen diesbezüglichen Einträge in anglophonen Foren, die mir bislang untergekommen sind:

https://www.trumpetherald.com/forum/vie ... p?t=125432

https://www.trumpetherald.com/forum/vie ... alte+burba,

Es soll auch im TF Leute geben, deren Motivlage sich nicht mit der "Burba'schen Gründlichkeit" vereinbaren lässt. :wink:
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Trump Peter »

Fairerweise muss man auch sagen, dass es die Burbakurse nur im deutschsprachigen Raum gibt, welche essenziell für die Erlernung der Methode ist.
Gibt es jetzt Referenzen, welche Lehrer der Lippenöffnungskontrolle (im Bezug auf die Tonregulierung) aufweisen können?
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Bixel »

Trump Peter hat geschrieben: Dienstag 27. Dezember 2022, 23:54 Fairerweise muss man auch sagen, dass es die Burbakurse nur im deutschsprachigen Raum gibt...
Absolut.

Trump Peter hat geschrieben: Dienstag 27. Dezember 2022, 23:54Gibt es jetzt Referenzen, welche Lehrer der Lippenöffnungskontrolle (im Bezug auf die Tonregulierung) aufweisen können?
Nicht dass ich wüsste - was daran liegen könnte, dass kein Vertreter anderer Blechblaskonzepte vergleichbar aufdringlich mit erfolgreichen Absolventen der eigenen Methode wirbt. Der (statistische) Normalfall dürfte sein, dass erfolgreiche Trompeter:innen sich aus dem breiten Angebot an Übekonzepten das für sie Brauchbare filtern und so ihre individuelle Entwicklung gestalten.
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Trump Peter »

Hast recht, stimmt
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von orlando_furioso »

[*]
Bixel hat geschrieben: Sonntag 20. November 2022, 19:34
Laender hat geschrieben: Freitag 18. November 2022, 19:33 Das Thema Zunge als primäres (z.B. Burba) oder sekundäres (z.B. BE) Ventil zum Verändern der Tonhöhe bleibt für mich ein Buch mit sieben Siegeln.
Die Zunge fungiert beim Blechblasen als Ventil lediglich, wenn sie das "Anstoßen" eines Tones bewerkstelligt oder einen Ton mittels Unterbrechung des Luftstromes abrupt beendet.

Was die Zunge ansonsten tut, hat keinen Einfluss auf den Luftdruck und auf die Luftgeschwindigkeit an der schwingenden Lippenöffnung, solange der Zungenrücken (zusammen mit dem Gaumen) keinen höheren Widerstand erzeugt als die Lippenöffnung selbst. Für die Stimmritze gilt dasselbe. Bei einem gut funktionierenden trompetenbläserischen System ist die Lippenöffnung stets die engste Stelle im Luftfluss.

Die Zungenwölbung in Richtung Gaumen bewirkt - wie beim Pfeifen - in der Mundhöhle eine Verkleinerung des Resonanzraumes und erleichtert dadurch der Lippenöffnung das Schwingen in höheren Frequenzen. Die Zungenwölbung allein verändert keine Tonhöhe.
Sie ist eine der drei wichtigen Komponenten, die es in eine gute Balance zu bringen gilt.
Sorry, ich bin derzeit viel zu beschäftigt, um mich ständig im TF rumzutreiben. Der Thread war auch viel zu lang, als das ich ihn komplett gelesen habe. Über den oben zitierte Beitrag von Bixel bin ich gleich am Anfang gestoßen. Er kann aber nicht unkommentiert stehen bleiben! Falls ich etwas poste das schon so beschrieben wurde bitte ich um Milde.

Es gibt drei verschiedene grundlegende Entwicklungsstufen für die Erzeugung eines Tons auf der Trompete sowie eine ganze Reihe von Sonderformen. In aller Kürze:
  • Die Lippen werde vermittels der mimischen Muskulatur gespannt ("lächeln") und zusätzlich mit dem Mundstück abgedrückt. So wird die Frequenz der Lippenschwingung verändert – Prinzip der Saite einer Geige – Zeitrahmen: seit Altenburg bis hin zu Stegmann.
  • Die Lippen werden aufeinandergepresst. Je stärker die Pressung, desto kleiner wird der Luftschlitz und härter wird das schwingende Material – Prinzip des Doppelrohrblattes – Zeitrahmen: Bud Brisbois in den 1950er Jahre bis hin zu Burba.
  • Die Lippen werden nach vorne geschoben und bilden einen Tunnel. Die Veränderung der Tonhöhe geschieht durch intensive Veränderung der Luftgeschwindigkeit und des Tunneldurchmessers – Prinzip: hohe Luftgeschwindigkeit = schnelle Lippenschwingung = hoher Ton – Zeitrahmen: erste Ansätze bei Prof. Hans Gansch sowie angeblich in Dresden, Ausarbeitung durch Adam Rapa.
Sowie (beispielhaft):
  • Balanced Embochure: Durch das Ein- bzw. Ausrollen werden unterschiedliche harte/weiche Anteile der Lippe zum Schwingen gebracht, ausserdem verengt das Roll-In den Luftspalt.
  • TCE: Die Zunge übernimmt teilweise bis komplett die Aufgabe der Unterlippe, dadurch ist die Schwingung besser kontrollierbar
All diese Techniken sowie alle möglichen selbstgestrickten Mischformen dieser Techniken, ermöglichen es Trompete zu spielen – selbst auf höchstem professionellem Niveau. Es gibt kein SCHLECHT oder GUT. Jedoch hat jede dieser Techniken ihre immanenten Vor- und Nachteile!

Eines haben alle gemein: das Narrativ eines RESONANZRAUMES im Mund-/Rachenbereich des Bläsers wurde schon vor gut 30 Jahren in den dunklen Wald verwiesen, in dem Zwerge, Elfen und Einhörner hausen. Die "stehende Welle" wird durch die Lippenschwingung induziert und wird zwischen dem Erzeuger (den Lippen) und dem Schallbecher (resp. ein paar cm. darüber hinaus) aufgebaut. Der hinter dem Schwingungserzeuger liegende Raum (Mund-/Rachenraum) ist KEIN RESONANZRAUM! Anders beim Singen: die Stimmlippen sind im Kehlkopf, also ist der Mund-/Rachenraum der Resonanzraum, die hinter dem Schwingungserzeuger liegende Luftröhre aber nicht.

Dazu zwei möglicherweise hilfreiche Links:

www.wokustik.de
www.mdw.ac.at

Ich werde hier sicherlich nicht die relevanten Texte raussuchen und womöglich noch farblich markieren, dazu fehlt mir die Zeit.
Die Verfechter der "Resonanzraumtheorie" lassen ja auch jedweden wissenschaftlichen Nachweis vermissen. Ich liefere zumindest Hinweise wo man fündig wird.

Was immer im Mund-/Rachenraum geschieht (i.d.R. durch eine Bewegung der Zunge) verändert den LUFTSTROM. Diese Luftstromveränderung bewirkt eine Änderung der Schwingung der Lippen, was sich wiederum auf den Ton auswirkt. Und das ist bei ALLEN oben beschriebenen Techniken der Fall. Manche Technik macht davon wenig gebraucht und moduliert die Schwingung sehr stark über Veränderungen an der Lippe, andere Techniken verändern bewusst die Luftströmung und versuchen die Lippe lediglich passiv agieren zu lassen.

Die Vorstellung der Lippe als Ventil ist ebenso nicht ganz falsch (wie eine Vorstellung eben sein kann). Beim Erzeugen der Schwingung agieren die Lippen wie ein (undichtes) Ventil. Sie versuchen sich zu öffnen und zu schließen. Nimmt man ein undichtes Ventil und lässt ganz schnell Luft durchströmen passiert was? Genau: es erzeugt einen Ton.

Sorry, Bixel wenn ich das so deutlich sagen muss – du liegst grundlegend falsch.

Nur ein kleines Beispiel: wölbt sich der Zungengrund nach oben (hoher Ton beim Pfeifen), wird der (Mund-)Raum den die Luft durchströmt verengt. Was passiert mit der Luft? Raum wird enger = Luftgeschwindigkeit erhöht sich = Luftdruck nimmt ab (hast du sicher im Physikum gelernt ...).

Weitere Details und Übungen gerne im Rahmen eines persönlichen Coachings oder in einem Seminar mit dem Ersteller dieses Beitrages.
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Bixel »

Oha, das liest sich für mich verdächtig nach manischer Phase.
Vielleicht kannst du wenigstens die beiden Links begradigen?
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von orlando_furioso »

Kopier die Links bitte händisch. Fehlt wohl http … blablabla.
Ich bin zum Glück frei von jedweder Symptomatik einer bipolaren Störung.
Ansonsten gilt: Butter bei die Fische.
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Trump Peter »

Die Lippen werden aufeinandergepresst. Je stärker die Pressung, desto kleiner wird der Luftschlitz und härter wird das schwingende Material – Prinzip des Doppelrohrblattes – Zeitrahmen: Bud Brisbois in den 1950er Jahre bis hin zu Burba.
Die Lippen werden nach vorne geschoben und bilden einen Tunnel. Die Veränderung der Tonhöhe geschieht durch intensive Veränderung der Luftgeschwindigkeit und des Tunneldurchmessers – Prinzip: hohe Luftgeschwindigkeit = schnelle Lippenschwingung = hoher Ton – Zeitrahmen: erste Ansätze bei Prof. Hans Gansch sowie angeblich in Dresden, Ausarbeitung durch Adam Rapa.
Dass Burba was von Lippen aufeinanderpressen von sich gibt ist mir völlig neu.
Die mimischen Übungen von Burba gehen eher Richtung Lippen mach vorneschieben (Binnenspannung) und Lippen einrollen (max. Kontraktion).
Die Didaktik von Hans Gansch würde mich aber genauer interessieren, falls du da noch mehr weißt!!
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Jamer »

orlando_furioso hat geschrieben: Mittwoch 28. Dezember 2022, 20:00 [*]
Bixel hat geschrieben: Sonntag 20. November 2022, 19:34
Laender hat geschrieben: Freitag 18. November 2022, 19:33 Das Thema Zunge als primäres (z.B. Burba) oder sekundäres (z.B. BE) Ventil zum Verändern der Tonhöhe bleibt für mich ein Buch mit sieben Siegeln.
Die Zunge fungiert beim Blechblasen als Ventil lediglich, wenn sie das "Anstoßen" eines Tones bewerkstelligt oder einen Ton mittels Unterbrechung des Luftstromes abrupt beendet.

Was die Zunge ansonsten tut, hat keinen Einfluss auf den Luftdruck und auf die Luftgeschwindigkeit an der schwingenden Lippenöffnung, solange der Zungenrücken (zusammen mit dem Gaumen) keinen höheren Widerstand erzeugt als die Lippenöffnung selbst. Für die Stimmritze gilt dasselbe. Bei einem gut funktionierenden trompetenbläserischen System ist die Lippenöffnung stets die engste Stelle im Luftfluss.

Die Zungenwölbung in Richtung Gaumen bewirkt - wie beim Pfeifen - in der Mundhöhle eine Verkleinerung des Resonanzraumes und erleichtert dadurch der Lippenöffnung das Schwingen in höheren Frequenzen. Die Zungenwölbung allein verändert keine Tonhöhe.
Sie ist eine der drei wichtigen Komponenten, die es in eine gute Balance zu bringen gilt.
Sorry, ich bin derzeit viel zu beschäftigt, um mich ständig im TF rumzutreiben. Der Thread war auch viel zu lang, als das ich ihn komplett gelesen habe. Über den oben zitierte Beitrag von Bixel bin ich gleich am Anfang gestoßen. Er kann aber nicht unkommentiert stehen bleiben! Falls ich etwas poste das schon so beschrieben wurde bitte ich um Milde.

Es gibt drei verschiedene grundlegende Entwicklungsstufen für die Erzeugung eines Tons auf der Trompete sowie eine ganze Reihe von Sonderformen. In aller Kürze:
  • Die Lippen werde vermittels der mimischen Muskulatur gespannt ("lächeln") und zusätzlich mit dem Mundstück abgedrückt. So wird die Frequenz der Lippenschwingung verändert – Prinzip der Saite einer Geige – Zeitrahmen: seit Altenburg bis hin zu Stegmann.
  • Die Lippen werden aufeinandergepresst. Je stärker die Pressung, desto kleiner wird der Luftschlitz und härter wird das schwingende Material – Prinzip des Doppelrohrblattes – Zeitrahmen: Bud Brisbois in den 1950er Jahre bis hin zu Burba.
  • Die Lippen werden nach vorne geschoben und bilden einen Tunnel. Die Veränderung der Tonhöhe geschieht durch intensive Veränderung der Luftgeschwindigkeit und des Tunneldurchmessers – Prinzip: hohe Luftgeschwindigkeit = schnelle Lippenschwingung = hoher Ton – Zeitrahmen: erste Ansätze bei Prof. Hans Gansch sowie angeblich in Dresden, Ausarbeitung durch Adam Rapa.
Sowie (beispielhaft):
  • Balanced Embochure: Durch das Ein- bzw. Ausrollen werden unterschiedliche harte/weiche Anteile der Lippe zum Schwingen gebracht, ausserdem verengt das Roll-In den Luftspalt.
  • TCE: Die Zunge übernimmt teilweise bis komplett die Aufgabe der Unterlippe, dadurch ist die Schwingung besser kontrollierbar
All diese Techniken sowie alle möglichen selbstgestrickten Mischformen dieser Techniken, ermöglichen es Trompete zu spielen – selbst auf höchstem professionellem Niveau. Es gibt kein SCHLECHT oder GUT. Jedoch hat jede dieser Techniken ihre immanenten Vor- und Nachteile!

Eines haben alle gemein: das Narrativ eines RESONANZRAUMES im Mund-/Rachenbereich des Bläsers wurde schon vor gut 30 Jahren in den dunklen Wald verwiesen, in dem Zwerge, Elfen und Einhörner hausen. Die "stehende Welle" wird durch die Lippenschwingung induziert und wird zwischen dem Erzeuger (den Lippen) und dem Schallbecher (resp. ein paar cm. darüber hinaus) aufgebaut. Der hinter dem Schwingungserzeuger liegende Raum (Mund-/Rachenraum) ist KEIN RESONANZRAUM! Anders beim Singen: die Stimmlippen sind im Kehlkopf, also ist der Mund-/Rachenraum der Resonanzraum, die hinter dem Schwingungserzeuger liegende Luftröhre aber nicht.

Dazu zwei möglicherweise hilfreiche Links:

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Ich werde hier sicherlich nicht die relevanten Texte raussuchen und womöglich noch farblich markieren, dazu fehlt mir die Zeit.
Die Verfechter der "Resonanzraumtheorie" lassen ja auch jedweden wissenschaftlichen Nachweis vermissen. Ich liefere zumindest Hinweise wo man fündig wird.

Was immer im Mund-/Rachenraum geschieht (i.d.R. durch eine Bewegung der Zunge) verändert den LUFTSTROM. Diese Luftstromveränderung bewirkt eine Änderung der Schwingung der Lippen, was sich wiederum auf den Ton auswirkt. Und das ist bei ALLEN oben beschriebenen Techniken der Fall. Manche Technik macht davon wenig gebraucht und moduliert die Schwingung sehr stark über Veränderungen an der Lippe, andere Techniken verändern bewusst die Luftströmung und versuchen die Lippe lediglich passiv agieren zu lassen.

Die Vorstellung der Lippe als Ventil ist ebenso nicht ganz falsch (wie eine Vorstellung eben sein kann). Beim Erzeugen der Schwingung agieren die Lippen wie ein (undichtes) Ventil. Sie versuchen sich zu öffnen und zu schließen. Nimmt man ein undichtes Ventil und lässt ganz schnell Luft durchströmen passiert was? Genau: es erzeugt einen Ton.

Sorry, Bixel wenn ich das so deutlich sagen muss – du liegst grundlegend falsch.

Nur ein kleines Beispiel: wölbt sich der Zungengrund nach oben (hoher Ton beim Pfeifen), wird der (Mund-)Raum den die Luft durchströmt verengt. Was passiert mit der Luft? Raum wird enger = Luftgeschwindigkeit erhöht sich = Luftdruck nimmt ab (hast du sicher im Physikum gelernt ...).

Weitere Details und Übungen gerne im Rahmen eines persönlichen Coachings oder in einem Seminar mit dem Ersteller dieses Beitrages.
Ich finde ja deinen Beitrag hochinteressant. Ich bin ja ein verfechter der These, dass die Hauptarbeit Tonhöhenregulierung auf der Trompete an der Engstelle erfolgen muss: Und das ist nunmal die Lippenöffnung/Lippenvibration. In diesem Zusammenhang spielt neben den Lippen selbst die Luftführung eine entscheidende Rolle. Die Zunge spielt meiner Aufassung nach eine eher untergeordnete Rolle - sie startet und beendet den Ton und sie kann den Blechbläser durch entsprechende Vokalformung unterstützen - mehr subjektiv gefühlt als empirisch bewiesen. Wesentlich sind die Veränderungen an den Lippen, egal ob man nun minimal einrollt oder die Lippen aufeinanderpresst: Man will dadurch die Lippenöffnung verkleinern, wodurch eine schnellere Vibration erfolgt und i.d.F. ein höherer Ton entsteht.

Was man mit der Zunge meiner Meinung nach schon verändern kann ist die Klangfarbe und die Intonation: Wenn bei mir die Zunge in der "a" oder "o" Stellung unten liegen bleibt, beobachte ich in den höheren Lage ein absinken der Intonation, das heißt: Die hohen Töne sind zu tief. Gegenteiliges Phänomän beobachte ich, wenn ich mit der "hi" Zungen-Stellung versuche, tiefe Töne zu erzeugen: Dann ist die Intonation der tiefen Töne durchgängig zu hoch.

Da du Hans Gansch erwähnst: Vor Jahren ist er bei uns als Solist aufgetreten und im Zuge dessen konnte ich ihn mal fragen, wie er die Höhe bewerkstellige. Da kamen von ihm weder Tipps zur Zungenstellung noch bezüglich Atmung. Er meinte ganz banal: "Wenn du hohe Töne erzeugen willst, musst die Lippen ein wenig einrollen, dann gehts einfacher und weiter rauf!". Hans Gansch mag ein klassischer Trompeter sein, aber in Punkto Ansatz hat er ganz klar die Farkas-Schule mit dem nach unten gespannten Kinn verlassen, wie man auch bei diesem Video schön sieht:

https://www.youtube.com/watch?v=r9UmCSc3W2s

Ich finde da kann man auch das einrollen erkennen, welches er zu praktizieren neigt. Funktioniert hervorragend, ich glaube in Punkto Sound ist er für viele klassische Trompeter die Referenz.
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von orlando_furioso »

Es gibt (gab! - ich finde es nicht mehr) ein Interview mit Prof. Gansch als er in Rente ging. Dort hat er sich entsprechend geäußert, aber nicht das er es praktiziert. Nur das es geht und ihm sehr interessant erscheint.
Die Info zu DD habe ich von einem Kollegen aus dem Forum. Dort soll in der Ausbildung sehr viel Wert auf die Modulation des Luftstroms gelegt werden.
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Bixel »

orlando_furioso hat geschrieben: Mittwoch 28. Dezember 2022, 20:00 ...das Narrativ eines RESONANZRAUMES im Mund-/Rachenbereich des Bläsers wurde schon vor gut 30 Jahren in den dunklen Wald verwiesen, in dem Zwerge, Elfen und Einhörner hausen. Die "stehende Welle" wird durch die Lippenschwingung induziert und wird zwischen dem Erzeuger (den Lippen) und dem Schallbecher (resp. ein paar cm. darüber hinaus) aufgebaut. Der hinter dem Schwingungserzeuger liegende Raum (Mund-/Rachenraum) ist KEIN RESONANZRAUM! Anders beim Singen: die Stimmlippen sind im Kehlkopf, also ist der Mund-/Rachenraum der Resonanzraum, die hinter dem Schwingungserzeuger liegende Luftröhre aber nicht.
Du leidest m.E. an einem unangemessen eindimensionalen Verständnis der Begrifflichkeit Resonanzraum: Resonanzräume befinden sich auf beiden Seiten der schwingenden Lippenöffnung. Wenn auf der Trompete ein tiefer Ton (C1 o.ä.) gespielt und dabei mit einer Hand am Kehlkopf getastet wird, so ist dort eine deutliche Vibration wahrnehmbar (welche nicht die Stimmritze erzeugt). Es resoniert (auch) die Luft in den Atemwegen.

Richtig ist, dass die im Inneren des Spielerkörpers befindlichen Resonanzräume (Mundhöhle, Rachen, Kehlkopf, Luftröhre, Lunge) nicht unmittelbar Anteil an der den Trompetenschall erzeugenden stehenden Welle im Instrument haben. Die Lippenöffnung kann aber umso stabiler und kontrollierter vibrieren, je ähnlicher sich die Eigenfrequenzen der Resonanzräume diesseits und jenseits des oszillierenden Lippenspaltes sind.

Wenn auf dem Instrument Trompete ein hoher Ton gespielt werden soll, so erleichtert es der Lippenöffnung die Erzeugung einer entsprechend hochfrequenten Schwingung, wenn der Resonanzraum Mundhöhle mittels Verkleinerung seines Volumens auf eine hohe Eigenfrequenz eingestellt wird - was durch die Wölbung der Zunge in Richtung des Vokals "iiii" erfolgt.


orlando_furioso hat geschrieben: Mittwoch 28. Dezember 2022, 20:00 Die Vorstellung der Lippe als Ventil ist ebenso nicht ganz falsch (wie eine Vorstellung eben sein kann). Beim Erzeugen der Schwingung agieren die Lippen wie ein (undichtes) Ventil. Sie versuchen sich zu öffnen und zu schließen. Nimmt man ein undichtes Ventil und lässt ganz schnell Luft durchströmen passiert was? Genau: es erzeugt einen Ton.
Und du meinst, wenn du vor dem "undichten Ventil" eine Düse (= Zungenwölbung) installierst, erzeugt das "undichte Ventil" einen höherfrequenten Ton? Ich hätte da noch ein paar Luftballons für dich übrig für ein diesbezügliches Experiment.

orlando_furioso hat geschrieben: Mittwoch 28. Dezember 2022, 20:00 Weitere Details und Übungen gerne im Rahmen eines persönlichen Coachings oder in einem Seminar mit dem Ersteller dieses Beitrages.
Mit welchen Kosten hätte ich da zu rechnen? :wink:
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von orlando_furioso »

Die Argumentation scheint mir doch schöngeredet. Nachweise!?
Da du in der Nähe wohnst kannst in meinen Unterrichtsraum kommen. Einzelcoaching 3-4h zum fairen TF-Freundschaftspreis 😎👍🏻🎺 per PN
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Re: Zunge beeinflusst Tonhöhe. Wirklich? Und wie?

Beitrag von Bixel »

orlando_furioso hat geschrieben: Donnerstag 29. Dezember 2022, 15:55 Die Argumentation scheint mir doch schöngeredet. Nachweise!?
Ich darf auf das erwähnte Experiment verweisen.

orlando_furioso hat geschrieben: Donnerstag 29. Dezember 2022, 15:55 Da du in der Nähe wohnst kannst in meinen Unterrichtsraum kommen. Einzelcoaching 3-4h zum fairen TF-Freundschaftspreis.
Könnte ich mit Luftballons zahlen? Ich würde dir auch einen blasen. :trumpet2:
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