Hub van Laar OIRAM (Baujahr 2007)

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supertobi
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Hub van Laar OIRAM (Baujahr 2007)

Beitrag von supertobi »

Ich habe mir gebraucht eine Hub van Laar OIRAM, die 2007 gebaut wurde, gekauft. Damals gab es noch nicht die verschiedenen Varianten OIRAM II, LT etc., weshalb das Modell tatsächlich nur OIRAM hieß. Heute wäre es wohl die OIRAM I.

Besondere Spezifikation: Die OIRAM ist ja bekanntlich eine sehr schwere Trompete. Meine Trompete ist, wohl abweichend von der normalen Ausführung, mit einem D- statt C-förmigen Hauptstimmzug ausgestattet. Außerdem hat sie Amado-Wasserklappen. Die Ventile stammen noch von Bauerfeind, bevor diese von Adams übernommen wurden. Das Instrument ist vergoldet, aber das spielt ja nur für die (wunderschöne!) Optik eine Rolle.

Vorab: Ich bin kein Profi, sondern ambitionierter Amateur. Ich spiele 1. Trompete in einem symphonischen Blasorchester, das der sog. "Höchststufe" zugerechnet wird. Diese Beschreibung soll der Einordnung der nachfolgenden Bewertung dienen.

Pro: Was mir an der Trompete in ganz besonderer Weise auffällt, ist das stark ausgeprägte Slotting. Dies kommt mir sehr entgegen, da es meine persönlichen Defizite etwas ausgleicht. Mir passiert es gelegentlich, dass ich Töne nicht ganz sauber treffe und diese daher (für Kenner sicherlich hörbar, für das unkritische Publikum möglicherweise nicht) unschön ansprechen. Damit meine ich keine krassen "Kiekser", sondern unzureichende Klangqualität (kein zentrierter Klang zu Beginn einer Note). Der eine oder andere mag das kennen und versteht hoffentlich, was ich zu beschreiben versuche. Das führt in Solo-Passagen natürlich zu erhöhtem Blutdruck. Mit der OIRAM gelingt mir die saubere Ansprache besser und ich fühle mich souveräner beim Spielen. Endlich bin ich zufrieden mit lyrischen Passagen. Ich bin mir auch sehr sicher, dass das kein Placebo-Effekt ist: Ich wollte diese Trompete eigentlich nur wegen ihrer Optik haben und hatte keine Erwartungen an die Spielweise, aber dieser Punkt ist mir von Beginn an positiv aufgefallen.

Kontra: In der Höhe ist sie sicherlich anstrengender zu spielen als bspw. meine Yamaha 6310Z. Ich denke, das ist einfach der "Preis" der Heavy-Bauweise. Für mich ist das nicht so entscheidend, da ich in meinem Repertoire nicht über das d''' hinaus muss, und das d ist schon sehr rar gesät. Ob das Instrument jetzt für die Lead-Stimme in einer Big Band die ideale Wahl ist, wage ich zu bezweifeln, wobei das natürlich zu 95 % vom Können des Spielers abhängt.
Ein weiterer Negativpunkt ist natürlich der hohe Preis (sie hat gebraucht mehr gekostet als viele exzellente neue Trompeten). Ich habe zu wenig Überblick über die Modellpaletten von Bach, Yamaha & Co., aber ich halte es für absolut wahrscheinlich, dass es günstigere Trompeten gibt, die den oben genannten Vorzug des guten Slottings ebensogut bieten.

Klang: Der Klang ist natürlich für den Spieler selbst schwer zu beurteilen. Das Gewicht wirkt sich nach meiner Einschätzung schon etwas aus. Der Klang wird dadurch eher dunkler als brilliant. Ich persönlich mag das, aber das ist reine Geschmackssache. Meiner Frau (Klarinettistin) gefällt der Klang auch. Für barocke Musik o.ä. vielleicht nicht wirklich vorteilhaft.

Spielgefühl: Siehe oben, super Slotting, weshalb ich mich viel souveräner fühle. Das Spielen macht dadurch mehr Spaß. Die Ventile laufen super, aber das ist ja bei heutigen guten Instrumenten wohl selten ein Problem. Mir gefällt zudem das schwere, gut ausbalancierte Gewicht in den Händen. Was mir auch auffällt, ist das für mich angenehme und deutliche "Feedback". Das habe ich bei meiner B&S nicht, bei meiner Yamaha schon. Ob es mit dem Steg im Hauptstimmzug zu tun hat? Die HvL und die Yamaha haben keinen solchen Steg, die B&S schon. Aber das ist nur eine Mutmaßung, ich kenne mich leider nicht genug aus, um dieses Phänomen erklären zu können

Verarbeitung: Wunderschön. Ein Traum von einem Instrument, in optischer Hinsicht. Deshalb habe ich sie überhaupt nur gekauft, und zwar - Asche auf mein Haupt - ohne sie vorher getestet zu haben. Ich war völlig darauf vorbereitet, sie als "Schmuckstück" in meine Sammlung zu nehmen, ohne wirklich darauf zu spielen. Es ist sozusagen pures Glück, dass ich mit der Spielweise so zufrieden bin.

Persönliche Bewertung: Für mich ist die OIRAM eine ganz hervorragende Trompete, da sie in der Lage ist, meine individuellen Schwächen etwas auszugleichen. Von allen Trompeten, die ich bisher gespielt habe (und das sind viel mehr als in meiner Signatur stehen), für mich persönlich sicherlich die beste für den für mich relevanten Anwendungsbereich (symphonische Blasmusik). Ob sie das viele Geld wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Bei mir war es einfach ein Fall von "Schockverliebtheit", als ich sie das erste mal gesehen habe. Da darf man dann auch mal unvernünftig sein.

Ich hoffe, dass durch diesen Testbericht die eine oder der andere auf die Idee kommt, sich mit Trompeten in Heavy-Bauweise und konkret vielleicht sogar der OIRAM auseinanderzusetzen. Rückblickend hätte ich mir dieses oder ein ähnliches Instrument schon viel früher zulegen sollen.

HvL Oiram
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RealC
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Re: Hub van Laar OIRAM (Baujahr 2007)

Beitrag von RealC »

Vielen Dank für den umfangreichen Testbericht. Kann ich alles so unterschreiben und praktiziere ich mit meiner Oiram II und dem Oiram Ack ebenfalls im symphonischen Blasorchester. Seitdem ich diese Instrumente habe (und zusätzlich eine B1 für big band und Funk) denke ich über keinerlei Wechsel des Instruments mehr nach.

Welches Mundstück spielst du auf der Oiram?
supertobi
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Re: Hub van Laar OIRAM (Baujahr 2007)

Beitrag von supertobi »

RealC hat geschrieben: Sonntag 19. Februar 2023, 17:47 Welches Mundstück spielst du auf der Oiram?
Ich spiele ein Yamaha 14B4. Ob das optimal ist, weiß ich nicht. Ich hab mir das Mundstück vor etlichen Jahren um ca. 15 Grad biegen lassen. Seither habe ich wenig Lust, neue Mundstücke auszuprobieren, weil sich gerade Mundstücke für mich ganz komisch anfühlen.

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Re: Hub van Laar OIRAM (Baujahr 2007)

Beitrag von Blechnase »

Interessant, vielen Dank. Das slotting Problem kenne ich, meine Bach und die Schmidt Drehventil sind da auch sehr hilfreich. Eine Yamaha 634, die ich gelegentlich gespielt habe (Schilke B5 ähnlich, sagt man wohl, ohne Steg im Stimmzug und reverse Bauweise) ist tatsächlich in der Beziehung deutlich schwerer zu kontrollieren. Also vielleicht spielt der Steg im Stimmzug wirklich eine Rolle (und das Gewicht).
Amateur an Trompete, Kornett, Flügelhorn und manchmal Basstrompete :D
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