Kanstul Chicago 1001

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Helge
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Kanstul Chicago 1001

Beitrag von Helge »

Testbericht Kanstul Chicago 1001 silver -

Vorgeschichte:

Ich habe das Modell schon länger im Auge gehabt und dann zufällig ein paarmal von einem Bekannten ausgeliehen bekommen. Die Bestellung erfolgte aus den USA, da das Modell in Deutschland zZt nicht zu bekommen ist. Gesamtpreis inkl. Zoll+EUSt war ~1425 Euro.
Ein günstiger Preis, aber Garantieansprüche durchzusetzen dürfte schwierig werden; zudem war es natürlich ein Blindkauf.

Lieferumfang:
-Trompete
-ein 3er (sagen wir besser 2er) Protec-Gigbag mit allem Schickimicki, wie zwei kleinen und zwei großen Außentaschen (von denen eine abnehmbar ist) und in denen sich zahlreiche Verstaumöglichkeiten und -vorrichtungen für Stifte, Noten etc. befinden.
-eine 3er Mundstücktasche
-Kanstul Claude Gordon 3 Trompetenmundstück, welches mE auf einem Bach Mt. Vernon 3C basiert. Nettes Teil btw.

Test:

Spezifikationen: versilbert, lightweight Bauweise, Medium Large Plus Bohrung (.464")

Verarbeitung: Ja die Amis...so ganz genau nehmen sie es nicht. Stützen und Lötstellen hätten besser poliert werden können, auch innen in einem Zug habe ich am Übergang Roht/Bogen einen Lötspatzen entdeckt. Das muss nicht sein, deckt sich aber mit anderen Einschätzungen hier im Forum zur Verarbeitung bei Kanstul und auch der Sichtung der 1001er, die ich zu probespielen hatte. Bach und besonders Schilke bleiben da als US-Hersteller wohl unerreicht.

Maschine:
Die Maschine braucht etwas Zeit um sich einzuschleifen. Auch das ist bei Kanstul wohl die Regel. Also erstmal wöchentlich die Ventilbuchsen reinigen und die Ventile fleißig mit dickflüssigem Öl versorgen, damit der Metallabrieb in den unteren Deckeln landet.
Die Maschine ist etwas lauter als etwa Bach, Yamaha-Maschinen, was wohl auch an den neuen Federn und den Metallkreuzeln liegt.
Die Maschine ist auch nicht so superdicht wie moderne Bachs, Schilke etc, sondern lässt minimal Luft durch. Der Lauf ist gleichmäßig und zügig.

Klang:
Ich möchte mal vorausschicken, dass ich mich für eine Trompeten-Aufgabenteilung entschieden habe. Klassik und Lead auf einer 37er Bach, Solo/Sectionarbeit auf der 1001.
Die 1001 basiert auf der früher nicht nur, aber vor allem bei den amerikanischen Studiomusikern sehr beliebten Benge 3+. Das will auch die 1001 sein: eine Trompete für moderne Musik.
Wenn man unsere "deutsche" Vorstellung von klassischem Klang zugrundelegt, ist man mit dem Horn für diesem Einsatzbereich definitiv falsch bedient.
Der Klang ist hell und sonor, wie man es für Studiomucke, Jazz, Pop, Funk, Latin, mithin die moderne Unterhaltungsliteratur braucht. Als reines Leadhorn würde man wohl etwas mit mehr Kern, Strahl oder wie immer man es ausdrücken möchte, bevorzugen.
Der Klang ist aber durch das gesamte Register sehr ausgewogen und schön modulierbar und wandlungsfähig.

Intonation:
Kanstul hat nicht die Benge-Maschinen kopiert, sondern eine eigene entwickelt, um eine bessere Intonation zu erreichen. Dementsprechend ist diese hervorragend, verlangt aber Konzentration vom Spieler. Wie auch bei anderen Gesellen der Leichtbauweise muss ein Ton präzis angespielt werden. Ab C´´´ kann eigentlich jeder beliebige Ton mit jedem beliebigen Griff gespielt werden - man muss ihn nur im Ohr haben! Das unterscheidet die 1001er doch deutlich von meiner Bach, die Konzentrationsfehler verzeiht und sicherer auf dem gewünschten Ton rastet. Andererseits ist es bei der 1001 einfacher, mit dem Ton zu arbeiten und ihm so mehr Gepräge und Ausdruck zu verleihen - ein absolutes Plus für die Soloarbeit.

Spielgefühl:
Bis dato waren meine Favoriten bei der Tonansprache einige aktuelle Jupiter-Modelle. Die 1001 kann es besser! Das Ding schwingt sofort los und erleichtert dem Spieler das Anspielen auch mit sehr geringer Lautstärke.
Die MLP-Bohrung verlangt allerdings deutlich mehr Luft als die 37er ML-Bach und auch noch mehr als vergleichbare Hörner mit XL-Bohrung (.468"-.470"). Ich dachte immer, die Holton ST302 liefert ein freies Blasgefühl, aber die 1001 hat durchgängig weit weniger Blaswiderstand. Das mag nicht jedermans Sache sein - ich finde es jedenfalls Klasse, das macht richtig Spaß!

Aufgefallen:
-mit sehr flachen Mundstücken mag ich den Klang nicht so gerne für BigBand, dafür sehr knackig im Bereich Latin, Funk
-mit mitteltiefen bis flachen Mundstücken fühle ich mich am wohlsten, in diesem Bereich konnte auch der Klang am Besten moduliert werden
-tiefe Mundstücke klangen dumpf und spannungslos

Fazit:
Wer moderne U-Musik spielt, und auf perfekte Verarbeitung keinen besonderen Wert legt, ist sehr gut bedient und findet eine Trompete, die zu einem sehr fairen Preis eine tolle Leistung abliefert.
Diese Trompete ist ein echter Individualist auf den ausgetretenen Pfaden - irgendwie ein Charaktertyp. Ich rechne es ihr positiv an, dass sie anders klingt und deutlich anders zu spielen ist als viele Instrumente der Marken, die wir in den deutschen Orchestern, BigBand etc. so oft sehen.

Gesamtbewertung:
Wegen des sehr guten Preises, trotz der kleinen Verarbeitungsmängel 5 von 5 Punkten
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Puukka
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Re: Kanstul Chicago 1001

Beitrag von Puukka »

Danke für Deinen ausführlichen Bericht.
Freut mich, daß auch wir da gleiche Erfahrungen gemacht haben.
Eine kleine Anmerkung noch zu superdichten Schilke Pumpen.
Laut Auskunft bei Schilke läppen sie die Pumpen seit 2006 mit mehr Spiel als früher. Die ganz Dichten waren offenbar manchmal problematisch.
Herbert
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Helge
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Re: Kanstul Chicago 1001

Beitrag von Helge »

Wie steht es denn um die Dichtigkeit deiner Kanstul-Maschine? Ist sie auch etwas lauter als Bach etc.?
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Puukka
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Re: Kanstul Chicago 1001

Beitrag von Puukka »

Also ich mache bei jeder Trompete, die ich länger teste oder kaufe, den Test mit gedrückten Pumpen und dem zugehaltenen oberen Röhrchen vom 1.Zug. (Achtung, dabei den kleinen Bogen vom 3.Zug halten, sonst fliegt er davon).
Bisher waren sie alle normal, also ein leichtes Zischen bei voller Power.

Als Negativbeispiel hatte ich eine Schilke B7 von 2006, bei dem die Luft viel schneller entwich. Als Positivbeispiel eine superdichte B7 von 2005. Deshalb hatte ich damals bei Schilke angefragt. Kollegen vom trumpetherald haben es auch bestätigt.

Die Pumpen mit den Metallführungen sind lauter als die Anderen, jedoch hat es mich bisher noch nie gestört.
Das mit den schlecht polierten Stellen ist mir in der letzten Zeit bei Kanstul aufgefallen. Da konnte ich mit dem Silberputztuch noch so Einiges rausholen.

LG Herbert
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Helge
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Re: Kanstul Chicago 1001

Beitrag von Helge »

Puukka hat geschrieben:Also ich mache bei jeder Trompete, die ich länger teste oder kaufe, den Test mit gedrückten Pumpen und dem zugehaltenen oberen Röhrchen vom 1.Zug. (Achtung, dabei den kleinen Bogen vom 3.Zug halten, sonst fliegt er davon).
Bisher waren sie alle normal, also ein leichtes Zischen bei voller Power.
So teste ich auch. Bis auf meine Bach (Bj. ca. 1998) haben eigentlich alle ein leichtes Zischen von sich gegeben, wenn man dann kräftig hineinbläst.
Puukka hat geschrieben: Die Pumpen mit den Metallführungen sind lauter als die Anderen, jedoch hat es mich bisher noch nie gestört.
Das mit den schlecht polierten Stellen ist mir in der letzten Zeit bei Kanstul aufgefallen. Da konnte ich mit dem Silberputztuch noch so Einiges rausholen.
Gut, wollte nur sicherstellen, dass das nicht ein Einzelfall ist. Die restlichen Äußerlichkeiten sind mir ehrlich gesagt egal, dennoch wollte ich die Verarbeitung aus Gründen der Vollständigkeit mit aufnehmen. Ich weiß ja aus den Berichten hier, dass einige Mitglieder sehr großen Wert darauf legen. Die sollten sich die Modelle im Zweifel vorher genau anschauen.
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