4-Ventil Flügelhörner Getzen 896 Eterna und Courtois AC 156

[Flügel]

Ich habe gerade den Test von zwei 4-Ventil Flügelhörnern abgeschlossen, will nun meine Erfahrungen weitergeben und hoffe, dass mein erster Bericht auch halbwegs geglückt ist.
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Modell 1: Getzen 896 Eterna, lackiert
Besonderes: 4 Ventil-Flügelhorn
Pro: Klang, Ton, Gewicht, Maschinen, Ansprache, Preis
Kontra: Intonation
Gesamtbewertung: 4,30 von 5,00 Punkten
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Modell 2: Courtois AC156, lackiert
Besonderes: 4 Ventil-Flügelhorn
Pro: Intonation, Verarbeitung, Mundstück, Preis
Kontra: Klang, Ton, Gewicht, Ansprache
Gesamtbewertung: 4,00 (subjektive) bis 4,60 von 5,00 Punkten
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Klang - Meine Klangvorstellung:
Sie beginnt in etwa beim YAMAHA Bobby Shew Flügelhorn und reicht bis zu meinem absoluten Highlight, einem vergoldeten Kürner Perinet-Flügelhorn. Ich will einen warmen bis dunklen aber keinen dumpfen Ton, und brauche das Gefühl, dass sich beim Spielen der Ton über die Eigenresonanz des Instruments „von selbst“ ausbreitet. Ich will meinen Tonumfang nach unten erweitern, was bei mir fast nur eine technische Frage ist (4 Ventile) da ich ohne viel Übung auch mit kleinen Mundstücken problemlos in die Tiefe spielen kann. Aufgrund dieser genauen Vorstellungen kam ich nicht umhin das Courtois Flügelhorn jeweils einmal "fair" und einmal subjektiv zu bewerten.

Klang - Getzen 896 Eterna: 4,50 von 5 Punkten, trifft also zu 90% meine Vorstellungen.
Der Klang des Getzen Eterna ist toll, jedoch musste ich aufgrund der Intonationsmängel einige Töne z.T. stark „drücken“ und da ist dann die „Eigenresonanz“ gleich weg.
* Im tiefen Register breitet sich der Ton unheimlich gut aus, das 4. Ventil ist eine Sensation – man kann in Halbtonschritten vom üblichen tiefsten Ton Fis bei Dreiventil-Flügelhörnern um eine weitere Oktave plus zusätzlich noch insgesamt 5 Halbtonschritte nach unten den Tonumfang bis zum Cis erweitern, wobei ich „nur“ bis runter zum F problemlos einen sauberen, kräftigen Ton hinbekam. Immerhin mehr als eine Oktave tiefer als sonst. Mit dem von Getzen mitgelieferten Mundstück wird aber der Sound des tiefen Registers dünn. (Ich testete mit einem Denis Wick 2FL)
* Im hohen Register hat das Eterna auch ein gutes Volumen und eine sehr gute Ansprache (auch mit dem Denis Wick 2FL!) erst ab dem a’ bewerte ich die Ansprache nicht mehr als „sehr gut“ sondern nur noch „gut“. Die typische Schwelle zwischen g’ und a’ ist zwar gering aber dennoch da.

Klang – Courtois AC156: 4,80 von 5,00 Punkten, subjektiv aber nur 3,50 Punkte - trifft also zu 70% meine Vorstellungen.
Der Klang des AC156 ist Obertonreicher als beim Getzen, ist sehr schön, entspricht aber weniger meinen Vorstellungen. Auch hier entfaltet sich der Klang sehr gut und die gute Intonation ermöglicht ein entspanntes Spielgefühl weil so die „Eigenresonanz“ des Instruments über den gesamten Tonumfang einen ausgeglichenen vollen Klang ermöglicht. Sobald ich meinen gewollten warmen, dunklen Sound spielen will ist das Volumen weg. Das mitgelieferte Courtois Mundstück ist perfekt auf das Instrument Abgestimmt und man weiß dann sofort, welche Klangvorstellungen der Hersteller hat. Sobald man diesen Klang auch zulässt, ist der Sound ein einziger Traum.
* Im tiefen Register ist der Ton dünner als beim Getzen aber auch hier ist das runterspielen um mehr als eine Oktave gut möglich.
* Im oberen Register kommt das Courtois sehr gut durch aber auch hier gibt es die Schwelle zwischen g’ und a’, die man gewöhnen muss.
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Spielgefühl Getzen 896 Eterna: 4,50 von 5,00 Punkten
Die Ansprache ist gut, der Sound warm und voll aber auch ein obertonreicherer Klang in Richtung Kornett ist möglich. Man spielt gerne mit diesem Instrument, das zusätzliche Gewicht hält sich in Grenzen (ca. 1400g ohne Mundstück) Die Ventile sind sehr gut zum Slotting geeignet und auch ein rauchiger Jazz-Sound ist problemlos möglich, man hat das Gefühl man würde das Instrument schon länger kennen. Die Intonation des C ist alleiniger Grund, warum ich 0,50 Punkte weniger gebe – Mit der Ventilkombination 1+4 kann das aber zu 100% wett gemacht werden, daher nur 0,5 Punkte Abzug.

Spielgefühl Courtois AC156: 4,60 von 5,00 Punkten, subjektiv aber nur 4,00 Punkte
Die Ansprache ist etwas schlechter als beim Getzen, der Sound obertonreicherer. Das Instruments ist spürbar schwerer (ca. 1500g ohne Mundstück) Auch schärfere Töne sind gut möglich.
Das Slotting ist etwas schwieriger aber nach einer Gewöhnungphase auch gut machbar. Für Marschmusik etc. ist das Spielgefühl hervorragend, für Balladen und rauchig soften Jazz ist der Sound für mich nicht so gut, kann mir aber gut Vorstellen, dass gerade dieser Sound von vielen Trompetern geliebt wird. Die Intonation ist über den gesamten Tonumfang sehr gut.
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Verarbeitung:
Bei diesem Thema bin generell zu wenig am Stand der Dinge, da ich wenige Neuinstrumente so genau unter die Lupe nehme aber ich versuch es mal mit meinen bisherigen Erfahrungen.

Verarbeitung Getzen 896 Eterna: 4,00 von 5,00 Punkten
Die Verarbeitung ist OK, das Blech ist dünner als beim AC156 aber meines Erachtens noch immer zu dick. Die Ventile machen einen sehr, sehr guten Eindruck und die lebenslange Garantie auf die Ventile ist beruhigend. Die Lackoberfläche hat nur ganz kleine Mängel. Hab den Eindruck, dass wenig bis gar keine Handarbeit dabei ist, was in vielen Details (Lötstellen, Wasserklappen etc.) sichtbar ist. Die Lötstelle am Umfang des Trichters ist bei Spiegelungen sichtbar.

Verarbeitung Courtois AC156: 4,50 von 5,00 Punkten
Die Verarbeitung ist sehr gut, das Blech ist meines Erachtens viel zu dick. Die Züge sind besser Verarbeitet als beim Getzen
Die Lackoberfläche ist perfekt. Auch bei diesem Instrument ist meiner Beurteilung nach wenig bis gar keine Handarbeit dabei.
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Persönliche Bewertung:
Für meine Zwecke würde das Getzen besser als das Courtois entsprechen, daher bewerte ich es subjektiv auch besser. Wenn man jedoch genau den Sound des Courtois AC156 haben will ist das Courtois sicherlich das bessere Instrument. Wenn das Getzen 896 Eterna meinen Klangvorstellungen zu 100% entsprochen hätte, hätte ich den Nachteil (Intonation des C und Hilfsgriff 1+4) gerne in Kauf genommen und hätte es gekauft. Man bekommt bei beiden Herstellern dem Preis entsprechend sehr gute Instrumente.
Getzen 896 Eterna: 4,30 von 5,00 Punkten
Courtios AC156: 4,00 (subjektiv) bzw. 4,60 von 5,00 Punkten
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CONCLUSIO:
Für mich habe ich die Erfahrung gemacht, dass ich für meine Anforderungen um ein handgefertigtes Instrument nicht umhin kommen werde und ich mehr Geld für ein mir entsprechendes Instrument ausgeben werde müssen. Wenn jemand Hinweise auf Hersteller mit Erfahrung mit weichen, dunklem Sound und einem 4. Ventil hat, wär ich ihm dankbar, wenn er mir ausserhalb dieses Beitrags (z.B. per Email) Hinweise geben kann.
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SONSTIGES:
Ich habe von beiden Instrumenten einige Bilder gemacht - kann ich ev. bei Bedarf zur Verfügung stellen.

[Puukka]

Toller erster Beitrag. Herzlich Willkommen!

[burt]

@Flügel: Vielen Dank für den umfangreichen Beitrag.
Ein kleiner Hinweis noch. Du schreibst von einer Schwelle vom g1 zum a1 im oberen Register
Ich denke Du meintest g2 - a2.
Zur Instrumentenempfehlung folgendes: Wenn Du bis 4000,- ausgeben kannst und möchtest, bieten sich die Vierventiler von Kromat oder Thein an. Da gibt es Spitzenqualität und großen Sound.

[Flügel]

@burt: Danke für den Hinweis, natürlich ist die Schwelle zwischen g'' und a''
Bei Kromat hab ich schon gestöbert und das gefällt mir - Thein war mir neu und das sieht auch gut aus vor allem die Triggerlösung gefällt mir auf den ersten Blick - Vielleicht muss ich mal eine Deutschlandtour machen und alle Instrumentenbauer abklappern ... Danke jedenfalls

[mijoh1211]

Hallo Flügel,

Du kommst doch aus Österreich.
Wäre da nicht das Horn vom Possegger was?
Siehe http://members.aon.at/possegger/ das 2. rechts unten.

Sicherlich auch günstiger als Kromat oder Thein

Grüße - Michael

[Flügel]

Michael, danke für den Hinweis auf Possegger!
Der erste Eindruck ist etwas gedämft. Ich kann mir nicht vorstellen, dass derart "aufgemotzte" Instrumente meinen Klangvorstellungen entsprechen können. Ich bin eher der akustische Käufer und weniger der optische und das Design es 3. Flgh's finde ich persönlich schrecklich. Eine Versilberung macht ja generell mehr Obertöne, die (nicht immer) aber meistens weg von einem warmen, vollen Ton hin zu einen härteren und strahlenderen Ton führen.
Auf den zweiten Blick gefällt mir die Führung des 1. Zuges in Richtung Mundstück, weil dann eine potentielle Wasserentleerungsstelle wegfällt - Das ist bei Solo-Konzerten viel entspannter, als wenn man an allen möglichen Ecken und Enden des Instruments eine Entleerungsklappe bedienen muss. Auch die Optik des ganz linken Flügelhorns gefällt mir sehr gut. Mit der "verbogenen Form" hätt ich keine Probleme - find' ich sogar ganz gut gelungen und ergonomisch wahrscheinlich wesentlich besser als ein "gerades" Mundrohr - Jetzt hab ich mal ein erstes Kontakt-Email geschrieben und ... mal sehen ...
lg, Flügel

[mijoh1211]

Hallo Flügel,

ich denke, Herr Possegger kann designmäßig alles Gewünschte realisieren. Es sind ja nur Beispiele.
Übrigens ist er auch hier im Forum vertreten: siehe "carinthiatrompete".

Grüße - Michael

[proxymedon]

Hallo alle zusammen!
Mir wurde vor einigen Jahren mein vierventiliges Flügelhorn B&S Challengerline gestohlen, das nur 1800€ kostete und ein perfektes Preisleistungsverhältnis hatte. Leider hat die Fa. B&S die Produktion zwei Jahre nach Erwerb eingestellt. Sollte sich so ein Instrument gebraucht bekommen lassen, testen! Mir bescheid sagen, ich wills wieder haben!!

Mit diesem Instrument, das ich gerade mal 10 Monate besaß, habe ich eine einmalige Grifftabelle zusammengestellt, die es nirgendwo zu kaufen gibt, weil niemand das vierte Ventil souverän verwendet oder sich jemals die Mühe gemacht hat, es nicht bloß als Tiefenerweiterung zu verwenden. Es ist für Mikrotöne, Hilfsgriffe, Spezialtriller, Tremoli und Intonation in allen Registern nützlich, aber niemand wusste bisher welche Töne damit noch erzeugt werden konnten.

Meine "vollständige Grifftabelle" wie auch die generellen Informationen zu einem vierventiligen Flügelhorn befinden sich auf meiner Webseite http://www.proxymedon.de unter dem Hauptmenüpunkt "Grifftabellen & Mikrotöne" kostenlos zum Runterladen.