Weimann Classico und Vivat
Verfasst: Mittwoch 20. Juli 2011, 21:37
Ich habe von Herrn Weimann folgende Instrumente zum Testen bekommen und erlaube mir mangels Testberichten ein Fazit:
Vorweg schicke ich, dass ich den Test mit "klassischen" Drehventilmundstücken von Breslmair (G2, G3-Kombinationen aus dem Modulsystem) und meinem aktuellen Windhager-Mundstück (mittlerer Kessel, große Bohrung, offene Backbore) getestet habe
Modell: Weimann Classico
Ausführung: Roh, konische 11,05-11,2mm Ziernbauer Maschine, 140mm Goldmessing
Sonstiges: Stimmzug mit Wasserklappe und Stimmzug mit C-Klappe, Wechselbares Mundrohr und Schallbecher, Trigger am 3. Zug, im Vergleich zu mir bekannten, österreichischen Instrumentenbauern relativ "enge" Bauart
Pro:
saubere Verarbeitung, feine Optik/Haptik
Hervorragend laufende Maschine
Großer, dunkler Klang bis zum Forte
Gutes Einrasten, saubere Intonation, übliche Problemtöne stimmen sehr gut und brauchen kaum Korrekturen
Stimmzug mit C-Klappe zentriert den Ton etwas besser als der normale Stimmzug
Contra:
Hoher Luftverbrauch
Wird ab G2 aufwärts spürbar "enger", Blaswiderstand erhöht sich
Ab Forte aufwärts wird der Klang nicht breiter und offener, sondern schmetternd; entspricht nicht meiner Klangvorstellung
Der Übergang von Groß und Dunkel zu Schmetternd ist beinahe schlagartig
Modulationsmöglichkeiten sind trotz größerer Bohrung und großem Schallstück kaum zu machen; vermutlich auf die Materialstärke des Bechers und den Konusverlauf des Mundrohrs zurück zu führen.
Normaler Stimmzug führt zu relativ frühem "blechern klingen" der Trompete; Stimmzug mit C-Klappe bremst etwas, vermeidet es aber auch nicht - dafür höherer Blaswiderstand
Desweiteren:
Modell: Vivat
Ausführung: Roh, 11,05mm Bohrung, Ziernbauer-Maschine, Goldmessingschallstück
Sonstiges: Stimmzug mit Wasserklappe. Stimmzug mit C-Klappe, Stimmzug mit B- und C-Klappe, Wechselbares Mundrohr und Schallbecher, Trigger am 3. Zug, enge Bauart
Pro: Saubere Verarbeitung, tolle Optik/Haptik
Maschine läuft sauber
Klanglich deutlich heller als die Classico, bis zum FF trotzdem "großer", tragfähiger Trompetensound
Geringerer Luftverbrauch trotz weitem Mundroch mit deutlichem Konsuverlauf (Breslmair-Mundstücke versinden zu 2/3 vom Schaft im Mundrohr)
Gutes Einrasten, saubere Intonation, keine auffälligen Problemtöne. Durch die Bank sauberste Stimmung
Contra: Ab F2 macht die Trompete spürbar "zu". Der Blaswiderstand erhöht sich merklich; hier lässt sich mundstücksmäßig zwar etwas Gegensteuern, was aber wieder zu Lasten des Klanges geht
Klangliche Modulierbarkeit ist eingeschränkt. Führe dies ebenfalls auf Mundrohr, Schallstück und Stimmzüge zurück
-) normaler Stimmzug gefiel mir noch am Besten, da er am Längsten "offen" blieb. Gegen das blecherne Schmettern half nur der deutlich schwerere Zug mit B-/C-Klappe, das Erreichen eines feinen Trompetensoundes bei größerer Lautstärke steht aber ein sehr hoher Blaswiderstand entgegen und muss durch das Mundstück unterstützt werden.
-) Stimmzug mit C-Klappe scheint mir für diese Trompete der beste Kompromiss aus Ansprechverhalten, Klang und Widerstand zu sein
Unterm Strich ergibt sich somit folgendes Fazit:
Die Weimann-Trompeten sind handwerklich sehr gut gemachte Trompeten, die mit Sinn und Sachverstand konzipiert sind. Abhängig vom verwendeten Mundstück (in meinem Fall Breslmair G2 und G3-Kombinationen aus dem Modulsystem) lässt sich die Trompete zwar noch klanglich verändern, allerdings war es mir nicht möglich, damit ein Klangbild zu erreichen, wie ich es von der aktuellen Schagerl Vienna oder der Hörsdorf kenne. Der Klang dieser Trompeten ist einfach feiner, hat etwas Samtiges und bleibt selbst kurz vorm Lungenkollaps strahlend, ohne derb zu werden (bei den Weimanns leider der Fall).
Der direkte Vergleich mit einer Haagston Professional B2 (11,2mm Meinlschmidt, 0,4er Blech, C-Klappe) zeigt, dass sich Schagerl und Haagston bei Klang und Spielgefühl sehr ähnlich sind - unabhängig vom verwendeten Mundstück, UND: sie lassen sich mit meinem gewohnten Windhaagermundstück von zart/klassisch bis "fahrend" spielen. Da ich das Mundstück nicht tauschen/verändern möchte, ist mir wichtig, dass die Trompete trotzdem meinen Ansprüchen gerecht wird.
Ich erlaube mir hier, mich bei Hr. Weimann für die zur Verfügungstellung seiner Instrumente zu bedanken. Er ist ein sehr netter und bemühter Instrumentenbauer, der mich auch telefonisch äußerst freundlich und kompetent beraten hat. Es tut mir daher fast leid, dass bei seinen Testinstrumenten nichts für mich dabei war. Für mich geht die Suche nach einer passenden Trompete im Raum Süddeutschland/Bayern bzw. Österreich (und ja, ich werde auch zu Lechner fahren) weiter.
Vorweg schicke ich, dass ich den Test mit "klassischen" Drehventilmundstücken von Breslmair (G2, G3-Kombinationen aus dem Modulsystem) und meinem aktuellen Windhager-Mundstück (mittlerer Kessel, große Bohrung, offene Backbore) getestet habe
Modell: Weimann Classico
Ausführung: Roh, konische 11,05-11,2mm Ziernbauer Maschine, 140mm Goldmessing
Sonstiges: Stimmzug mit Wasserklappe und Stimmzug mit C-Klappe, Wechselbares Mundrohr und Schallbecher, Trigger am 3. Zug, im Vergleich zu mir bekannten, österreichischen Instrumentenbauern relativ "enge" Bauart
Pro:
saubere Verarbeitung, feine Optik/Haptik
Hervorragend laufende Maschine
Großer, dunkler Klang bis zum Forte
Gutes Einrasten, saubere Intonation, übliche Problemtöne stimmen sehr gut und brauchen kaum Korrekturen
Stimmzug mit C-Klappe zentriert den Ton etwas besser als der normale Stimmzug
Contra:
Hoher Luftverbrauch
Wird ab G2 aufwärts spürbar "enger", Blaswiderstand erhöht sich
Ab Forte aufwärts wird der Klang nicht breiter und offener, sondern schmetternd; entspricht nicht meiner Klangvorstellung
Der Übergang von Groß und Dunkel zu Schmetternd ist beinahe schlagartig
Modulationsmöglichkeiten sind trotz größerer Bohrung und großem Schallstück kaum zu machen; vermutlich auf die Materialstärke des Bechers und den Konusverlauf des Mundrohrs zurück zu führen.
Normaler Stimmzug führt zu relativ frühem "blechern klingen" der Trompete; Stimmzug mit C-Klappe bremst etwas, vermeidet es aber auch nicht - dafür höherer Blaswiderstand
Desweiteren:
Modell: Vivat
Ausführung: Roh, 11,05mm Bohrung, Ziernbauer-Maschine, Goldmessingschallstück
Sonstiges: Stimmzug mit Wasserklappe. Stimmzug mit C-Klappe, Stimmzug mit B- und C-Klappe, Wechselbares Mundrohr und Schallbecher, Trigger am 3. Zug, enge Bauart
Pro: Saubere Verarbeitung, tolle Optik/Haptik
Maschine läuft sauber
Klanglich deutlich heller als die Classico, bis zum FF trotzdem "großer", tragfähiger Trompetensound
Geringerer Luftverbrauch trotz weitem Mundroch mit deutlichem Konsuverlauf (Breslmair-Mundstücke versinden zu 2/3 vom Schaft im Mundrohr)
Gutes Einrasten, saubere Intonation, keine auffälligen Problemtöne. Durch die Bank sauberste Stimmung
Contra: Ab F2 macht die Trompete spürbar "zu". Der Blaswiderstand erhöht sich merklich; hier lässt sich mundstücksmäßig zwar etwas Gegensteuern, was aber wieder zu Lasten des Klanges geht
Klangliche Modulierbarkeit ist eingeschränkt. Führe dies ebenfalls auf Mundrohr, Schallstück und Stimmzüge zurück
-) normaler Stimmzug gefiel mir noch am Besten, da er am Längsten "offen" blieb. Gegen das blecherne Schmettern half nur der deutlich schwerere Zug mit B-/C-Klappe, das Erreichen eines feinen Trompetensoundes bei größerer Lautstärke steht aber ein sehr hoher Blaswiderstand entgegen und muss durch das Mundstück unterstützt werden.
-) Stimmzug mit C-Klappe scheint mir für diese Trompete der beste Kompromiss aus Ansprechverhalten, Klang und Widerstand zu sein
Unterm Strich ergibt sich somit folgendes Fazit:
Die Weimann-Trompeten sind handwerklich sehr gut gemachte Trompeten, die mit Sinn und Sachverstand konzipiert sind. Abhängig vom verwendeten Mundstück (in meinem Fall Breslmair G2 und G3-Kombinationen aus dem Modulsystem) lässt sich die Trompete zwar noch klanglich verändern, allerdings war es mir nicht möglich, damit ein Klangbild zu erreichen, wie ich es von der aktuellen Schagerl Vienna oder der Hörsdorf kenne. Der Klang dieser Trompeten ist einfach feiner, hat etwas Samtiges und bleibt selbst kurz vorm Lungenkollaps strahlend, ohne derb zu werden (bei den Weimanns leider der Fall).
Der direkte Vergleich mit einer Haagston Professional B2 (11,2mm Meinlschmidt, 0,4er Blech, C-Klappe) zeigt, dass sich Schagerl und Haagston bei Klang und Spielgefühl sehr ähnlich sind - unabhängig vom verwendeten Mundstück, UND: sie lassen sich mit meinem gewohnten Windhaagermundstück von zart/klassisch bis "fahrend" spielen. Da ich das Mundstück nicht tauschen/verändern möchte, ist mir wichtig, dass die Trompete trotzdem meinen Ansprüchen gerecht wird.
Ich erlaube mir hier, mich bei Hr. Weimann für die zur Verfügungstellung seiner Instrumente zu bedanken. Er ist ein sehr netter und bemühter Instrumentenbauer, der mich auch telefonisch äußerst freundlich und kompetent beraten hat. Es tut mir daher fast leid, dass bei seinen Testinstrumenten nichts für mich dabei war. Für mich geht die Suche nach einer passenden Trompete im Raum Süddeutschland/Bayern bzw. Österreich (und ja, ich werde auch zu Lechner fahren) weiter.