Taylor Chicago Custom
Verfasst: Freitag 2. September 2011, 17:37
Modell: Taylor Chicago Custom
Besondere Spezifikationen:
- wirklich heavy in allen Belangen (Materialstärke, massives Mundrohr, Platten als Verstrebungen, heavy bottom- und top-caps)
- Bohrung .470"=11.94mm
- Bechermaterial red brass (135mm)
- Oberfläche versilbert
- Bauernfeindmaschine Bronze/Stahl/Neusilber
Pro: schwer aber sehr gut balanciert; Klang von weich über mächtig bis volltönend mit Strahl (aber eher ohne sizzle); Top-Maschine; slotting; gute Balance zwischen Bohrung und Gewicht; Intervall gefühlt näher zusammen, da das Horn sehr steif ist und man so mit wenig Kraft spielen kann; sehr schnelle Ansprache nach Akklimatisierung
Kontra: Verarbeitung so, dass technisch alles perfekt ist, aber optisch Mängel bleiben (Lötnähte nicht perfekt verschliffen, Schleifspuren unter dem Silber); für lange Gigs vielleicht zu schwer (die ersten Tage hatte ich in manchen Handmuskeln, die ich bisher nicht kannte, Muskelkater); Spielgefühl von einer normalgewichtigen ML so anders, dass das Hin- und Herwechseln vielleicht nicht ganz verlustfrei gelingt
Neutral, aber nennenswert: Insgesamt braucht es ein paar Tage und auch das richtige Mundstück mit entsprechender Backbore und dem zur großen Bohrung des Instruments passenden Widerstand, bis man ganz zuhause ist auf diesem großen horn. Ich hatte erst mein gewohntes Bach 1-1/2C im Einsatz. Da merkte ich, dass mir so der Ort des Widerstands in der Höhe nicht passte. Auch die Intonation beim g'' war so nur mit viel Arbeit an den richtigen Ort zu hieven. Das liest man ja manchmal in reviews zu den großbohrigen Taylors. Für mich sind das aber Dinge, die a) mit der Akklimatisation besser werden. b) auch von deutschen Trompeten ja nicht unbekannt sind und dort auch niemanden stören.
Hat man sich dran gewöhnt und ein Mundstück gefunden, das passt und auch den Widerstand, der vom Instrument her sehr gering ist, ausbalanciert, dann fühlt man sich extrem sicher! Ich spiele nun mit nem Schilke 13, das mir sonst nicht so gefiel, aber mit der Taylor ein super Spielgefühl erzeugt. Und jetzt machts einfach nur Spaß und nach dem Abstellen der Taylor erwäge ich meist, doch wenigstens noch ein paar Minuten zu spielen.
Gesamtbewertung: (1 bis 5 Punkte) 4 Nach der Gewöhnung auf das große Spielgefühl ist es musikalisch eine absolute 5, die sich toll spielt, toll klingt und viel variabler ist, als man erst vermuten möchte. Aber die Verarbeitung in der Relation zum Preis passt nicht. Andy Taylor schreibt hier, dass man so einfach das Handgemachte erlebt. Andere Hersteller arbeiten trotzdem auch von Hand perfekt nach. Nun ja, inzwischen gelobt Taylor für 2011 eine verbesserte Endkontrolle.
Klang: Überraschend trompetig und frisch. Natürlich mit einem volltönenden und dunklen Kern, aber eben auch mit Kern und der Möglichkeit, auch zu strahlen. Zum Schreien bringt man den Ton eher nicht, mit dem Versuch gefährdet man aber das Gehör des Vordermannes, denn die Trompete ist extrem effizient. Leise ist der Ton samtig, rauchig, aber immer mit Kern. Hier ist für mich die Custom besser als die Standard. Das Extra-Gewicht sorgt dafür, dass der Ton nie zu luftig wird. Immer bleibt Charakter und Kern.
Man fügt sich in das Klangbild einer Gruppe anders ein. Nicht unbedingt als heraushörbare Trompete. Der volle Klang verleiht eher Basis und tragfähigen Grund, wenn man leise spielt. Mit etwas mehr Klang führt man den Satz ohne herauszustechen. Gibt man Gas, dann deckt man - so man möchte - auch andere große Trompeten einfach zu. Drüber schreien kann man über die Taylor sicher, aber vom Klang-Volumen ist die Taylor enorm. Ich habe z.B. im Posaunenchor das Gefühl gehabt, dass sich meine Mit-Sopranisten locker anhängen konnten, ohne zu bemerken, warum es so sicher dahin läuft. Der große Klang verbindet das Klangbild der Trompeten mit dem der restlichen, tieferen Instrumenten.
Spielgefühl: Zur Gewöhnung und Mundstückwahl s.o. Danach fühlt man sich einfach sicher. Die Töne rasten ohne einem Gestaltungsraum zu nehmen. Man spielt souverän, da man immer Potenzial übrig hat. In der Höhe kann man mit angenehm viel Luft spielen und man muss sich auch nicht ganz so zurückhalten, da der Klang nicht herausstechend und aufdringlich wird. So spielt man zwar theoretisch lauter als notiert, praktisch fällt man aber nicht so aus dem Klangbild, weswegen ich gefühlt mp statt p spielen konnte. Durch den Klang und die Luftkapazität kommt man auch im höchsten Register nie an den Punkt, wo sich der Widerstand unangenehm erhöht. Eher im Gegenteil muss man lernen, dass man weniger mit dem Widerstand der Trompete spielen kann. Dann fühlt man sich aber schön frei.
Verarbeitung: Technisch ist alles top. Die Maschine ist perfekt. Die Züge laufen, etc. Zum Spielen also einwandfrei. Optisch ist noch Luft nach oben. Aber dazu oben auch mehr.
Persönliche Bewertung: Ich liebe Perfektes, deswegen hat mich zuerst gestört, dass es Unperfektes in der Verarbeitung gibt. Auch der Umstieg von der Challenger I samt der Suche nach dem richtigen Mundstück für die Taylor hat mich noch zweifeln lassen, ob das der richtige Weg bei der Instrumentenwahl war. Von ML auf ML dauert die Gewöhnung vielleicht einige Minuten. Die Taylor ist bedeutend anders und es hat Tage gedauert. Aber ich wollte einfach unbedingt diese schwere Taylor.
Inzwischen bin ich auf dem Instrument angekommen. Ich verbuche das Unperfekte unter Charakter und den finde ich auch im Klangbild wieder. Ich habe keine Sorge, dass man nur Solo mit dem horn spielen kann. Es klingt voll und tiefgründig, aber nicht so unkonventionell, dass man nicht dabei ist. Eher im Gegenteil habe ich das Gefühl, dass so viel Trompete im Klang ist, dass sie sich gut mischt, sie aber am Rand mit ihrer reichen Klangfarbe noch mehr als manche andere Trompete bietet und so den Klang eines Satzes oder einer Gruppe bereichert.
Manchmal da fühlt man sich auf einer Trompete sofort wohl und nach Kurzem merkt man, dass man auch nichts wirklich Neues hat. Mit der Taylor war der Umstieg deutlich spürbar. Aber mit jedem Tag mehr ist man sicher und vertraut mit dem Instrument und das Design funktioniert in sich wunderbar. Eine tolle Trompete mit einem wahnsinns Sound.
Zu diesem Test: Dieser Test ist kein Test. Dieser Test ist meine persönliche Einschätzung. "man" könnte man immer durch "ich" ersetzen. Das liest sich allerdings etwas komisch. Erfahrung hat eine relative Wahrheit und unterschiedliche Menschen machen mit dem Gleichen unterschiedliche Erfahrungen. Ich freue mich sehr, wenn jemand im Sinne eines Diskurses seine Meinung neben meine stellt. Dies sorgt für eine Vielfalt, die - und nur die - der Wahrheit näher kommt. Deswegen hoffe ich, dass dieser Test-Thread möglichst sauber und streitfrei bleibt, damit jeder der auf den Erfahrungsbericht klickt, gerne unterschiedliche Erfahrungen findet, aber nicht immer bei der Informationssuche von altem Gezänk belästigt wird. Es werden hier nämlich Trompeten und nicht Trompeter getestet.
Desweiteren ist dieser Erfahrungsbericht als ein erster Bericht nach relativ kurzer Zeit zu sehen. So sich meine Einschätzung in den nächsten Monaten oder Jahren verändert, dann ergänze ich das. Nur bis dahin werde ich wahrscheinlich die deutliche Umstelltung vergessen haben, weswegen auch ein früher Bericht (der noch in der verschrieenen Honey-Moon-Phase liegen könnte) für mich Sinn macht. Insgesamt habe ich schon sehr viele Trompeten gespielt und kann so auch relativ schnell vergleichen und differenzieren.
Mein background ist - wie bei vielen hier - der ambitionierte Amateur zwischen Posaunenchor und Bigband-Lead. Ich spiele und lerne seit über 20 Jahren.
Besondere Spezifikationen:
- wirklich heavy in allen Belangen (Materialstärke, massives Mundrohr, Platten als Verstrebungen, heavy bottom- und top-caps)
- Bohrung .470"=11.94mm
- Bechermaterial red brass (135mm)
- Oberfläche versilbert
- Bauernfeindmaschine Bronze/Stahl/Neusilber
Pro: schwer aber sehr gut balanciert; Klang von weich über mächtig bis volltönend mit Strahl (aber eher ohne sizzle); Top-Maschine; slotting; gute Balance zwischen Bohrung und Gewicht; Intervall gefühlt näher zusammen, da das Horn sehr steif ist und man so mit wenig Kraft spielen kann; sehr schnelle Ansprache nach Akklimatisierung
Kontra: Verarbeitung so, dass technisch alles perfekt ist, aber optisch Mängel bleiben (Lötnähte nicht perfekt verschliffen, Schleifspuren unter dem Silber); für lange Gigs vielleicht zu schwer (die ersten Tage hatte ich in manchen Handmuskeln, die ich bisher nicht kannte, Muskelkater); Spielgefühl von einer normalgewichtigen ML so anders, dass das Hin- und Herwechseln vielleicht nicht ganz verlustfrei gelingt
Neutral, aber nennenswert: Insgesamt braucht es ein paar Tage und auch das richtige Mundstück mit entsprechender Backbore und dem zur großen Bohrung des Instruments passenden Widerstand, bis man ganz zuhause ist auf diesem großen horn. Ich hatte erst mein gewohntes Bach 1-1/2C im Einsatz. Da merkte ich, dass mir so der Ort des Widerstands in der Höhe nicht passte. Auch die Intonation beim g'' war so nur mit viel Arbeit an den richtigen Ort zu hieven. Das liest man ja manchmal in reviews zu den großbohrigen Taylors. Für mich sind das aber Dinge, die a) mit der Akklimatisation besser werden. b) auch von deutschen Trompeten ja nicht unbekannt sind und dort auch niemanden stören.
Hat man sich dran gewöhnt und ein Mundstück gefunden, das passt und auch den Widerstand, der vom Instrument her sehr gering ist, ausbalanciert, dann fühlt man sich extrem sicher! Ich spiele nun mit nem Schilke 13, das mir sonst nicht so gefiel, aber mit der Taylor ein super Spielgefühl erzeugt. Und jetzt machts einfach nur Spaß und nach dem Abstellen der Taylor erwäge ich meist, doch wenigstens noch ein paar Minuten zu spielen.
Gesamtbewertung: (1 bis 5 Punkte) 4 Nach der Gewöhnung auf das große Spielgefühl ist es musikalisch eine absolute 5, die sich toll spielt, toll klingt und viel variabler ist, als man erst vermuten möchte. Aber die Verarbeitung in der Relation zum Preis passt nicht. Andy Taylor schreibt hier, dass man so einfach das Handgemachte erlebt. Andere Hersteller arbeiten trotzdem auch von Hand perfekt nach. Nun ja, inzwischen gelobt Taylor für 2011 eine verbesserte Endkontrolle.
Klang: Überraschend trompetig und frisch. Natürlich mit einem volltönenden und dunklen Kern, aber eben auch mit Kern und der Möglichkeit, auch zu strahlen. Zum Schreien bringt man den Ton eher nicht, mit dem Versuch gefährdet man aber das Gehör des Vordermannes, denn die Trompete ist extrem effizient. Leise ist der Ton samtig, rauchig, aber immer mit Kern. Hier ist für mich die Custom besser als die Standard. Das Extra-Gewicht sorgt dafür, dass der Ton nie zu luftig wird. Immer bleibt Charakter und Kern.
Man fügt sich in das Klangbild einer Gruppe anders ein. Nicht unbedingt als heraushörbare Trompete. Der volle Klang verleiht eher Basis und tragfähigen Grund, wenn man leise spielt. Mit etwas mehr Klang führt man den Satz ohne herauszustechen. Gibt man Gas, dann deckt man - so man möchte - auch andere große Trompeten einfach zu. Drüber schreien kann man über die Taylor sicher, aber vom Klang-Volumen ist die Taylor enorm. Ich habe z.B. im Posaunenchor das Gefühl gehabt, dass sich meine Mit-Sopranisten locker anhängen konnten, ohne zu bemerken, warum es so sicher dahin läuft. Der große Klang verbindet das Klangbild der Trompeten mit dem der restlichen, tieferen Instrumenten.
Spielgefühl: Zur Gewöhnung und Mundstückwahl s.o. Danach fühlt man sich einfach sicher. Die Töne rasten ohne einem Gestaltungsraum zu nehmen. Man spielt souverän, da man immer Potenzial übrig hat. In der Höhe kann man mit angenehm viel Luft spielen und man muss sich auch nicht ganz so zurückhalten, da der Klang nicht herausstechend und aufdringlich wird. So spielt man zwar theoretisch lauter als notiert, praktisch fällt man aber nicht so aus dem Klangbild, weswegen ich gefühlt mp statt p spielen konnte. Durch den Klang und die Luftkapazität kommt man auch im höchsten Register nie an den Punkt, wo sich der Widerstand unangenehm erhöht. Eher im Gegenteil muss man lernen, dass man weniger mit dem Widerstand der Trompete spielen kann. Dann fühlt man sich aber schön frei.
Verarbeitung: Technisch ist alles top. Die Maschine ist perfekt. Die Züge laufen, etc. Zum Spielen also einwandfrei. Optisch ist noch Luft nach oben. Aber dazu oben auch mehr.
Persönliche Bewertung: Ich liebe Perfektes, deswegen hat mich zuerst gestört, dass es Unperfektes in der Verarbeitung gibt. Auch der Umstieg von der Challenger I samt der Suche nach dem richtigen Mundstück für die Taylor hat mich noch zweifeln lassen, ob das der richtige Weg bei der Instrumentenwahl war. Von ML auf ML dauert die Gewöhnung vielleicht einige Minuten. Die Taylor ist bedeutend anders und es hat Tage gedauert. Aber ich wollte einfach unbedingt diese schwere Taylor.
Inzwischen bin ich auf dem Instrument angekommen. Ich verbuche das Unperfekte unter Charakter und den finde ich auch im Klangbild wieder. Ich habe keine Sorge, dass man nur Solo mit dem horn spielen kann. Es klingt voll und tiefgründig, aber nicht so unkonventionell, dass man nicht dabei ist. Eher im Gegenteil habe ich das Gefühl, dass so viel Trompete im Klang ist, dass sie sich gut mischt, sie aber am Rand mit ihrer reichen Klangfarbe noch mehr als manche andere Trompete bietet und so den Klang eines Satzes oder einer Gruppe bereichert.
Manchmal da fühlt man sich auf einer Trompete sofort wohl und nach Kurzem merkt man, dass man auch nichts wirklich Neues hat. Mit der Taylor war der Umstieg deutlich spürbar. Aber mit jedem Tag mehr ist man sicher und vertraut mit dem Instrument und das Design funktioniert in sich wunderbar. Eine tolle Trompete mit einem wahnsinns Sound.
Zu diesem Test: Dieser Test ist kein Test. Dieser Test ist meine persönliche Einschätzung. "man" könnte man immer durch "ich" ersetzen. Das liest sich allerdings etwas komisch. Erfahrung hat eine relative Wahrheit und unterschiedliche Menschen machen mit dem Gleichen unterschiedliche Erfahrungen. Ich freue mich sehr, wenn jemand im Sinne eines Diskurses seine Meinung neben meine stellt. Dies sorgt für eine Vielfalt, die - und nur die - der Wahrheit näher kommt. Deswegen hoffe ich, dass dieser Test-Thread möglichst sauber und streitfrei bleibt, damit jeder der auf den Erfahrungsbericht klickt, gerne unterschiedliche Erfahrungen findet, aber nicht immer bei der Informationssuche von altem Gezänk belästigt wird. Es werden hier nämlich Trompeten und nicht Trompeter getestet.
Desweiteren ist dieser Erfahrungsbericht als ein erster Bericht nach relativ kurzer Zeit zu sehen. So sich meine Einschätzung in den nächsten Monaten oder Jahren verändert, dann ergänze ich das. Nur bis dahin werde ich wahrscheinlich die deutliche Umstelltung vergessen haben, weswegen auch ein früher Bericht (der noch in der verschrieenen Honey-Moon-Phase liegen könnte) für mich Sinn macht. Insgesamt habe ich schon sehr viele Trompeten gespielt und kann so auch relativ schnell vergleichen und differenzieren.
Mein background ist - wie bei vielen hier - der ambitionierte Amateur zwischen Posaunenchor und Bigband-Lead. Ich spiele und lerne seit über 20 Jahren.