Mangel an Lead-Trompetern?

Hier geht es um Improvisieren , Stilistik , halt alles was mit Jazz bzw. Moderner Musik zu tun hat

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Trumpetharry
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Mangel an Lead-Trompetern?

Beitrag von Trumpetharry »

Hallo Trompeterkollegen,

mich würde mal interessieren ob ihr auch der Meinung seid, dass es in Deutschland einen Mangel an Lead-Trompetern gibt. Konzentrieren sich die Studenten zu viel auf den klassischen Sektor? Im Sonic-Magazin 1/2005 wurde Rüdiger Baldauf (Stefan Raab Trompeter) interviewt. Er sagt das Leadtrompeter am besten bezahlt werden, weil es von Ihnen am wenigsten gibt.
Er sagt, dass es sehr wichtig ist, dass ein Trompeter das Spielen hoher Töne beherrscht und er das in sein Unterrichtssystem auch einbaut.
Ich selber habe nun auch schon die Erfahrung gemacht wenn man zu sehr auf die klassische Ausbildungslinie mit Mittel- und tiefer Lage geht man nicht unbedingt ansatzmäßig vorankommt. Ich meine damit die leichteren Binde- und Artikulationsübungen in diesen Lagen.
Könnte es nicht sein, dass man vielleicht auch viel mehr im Grenzbereich üben sollte? Sicherlich sind die Übungseinheiten kürzer aber bestimmt was Kraft betrifft auch intensiver.
Ich selber übe zur Zeit Transkribtionen von Dizzy Gillespie, welche nicht gerade tief sind und ich als Amateur hier auch sehr schnell an meine Grenzen stoße. Ich habe jedoch das Gefühl auch ohne lange Bindeübungen speziell, dass meine Flexibilität auf diese "Hauruckart" besser wird.
Würde gerade auch mal von Trompetern die hier berufsmäßig oder durch das Studium Einblick haben die Meinung hören.
Danke für Rückmeldungen im Forum.
Grüße
Trumpetharry
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guenni
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Beitrag von guenni »

@ Trumpetharry


interessant, ich bin auch nur Amateur und versuche ständig mein Bereich nach oben hin auszubauen. Ich kenne das Baldauf-Interview und was ich aber auch aus dem Interview bestätigen kann:
Es ist eine Kraftübung und beim Leadspielen wird eben, ich sags mal so, die Grobmotorik trainiert, die Feinmotorik bleibt dann etwas auf der Strecke.

Das geht mir ähnlich (natürlich in anderen Dimensionen, ich will bescheiden sein), wenn ich ein paar Tage richtig Höhe trainiere habe ich probleme, leise und mit Ausdruck und Gefühl zu spielen. Dann tut man sich bei einer pp-Stelle im Choral richtig schwer.

Das ist also für einen Feierabendbläser (ich) gar nicht so einfach unter einen Hut zu bringen, ich bleib aber trotzdem dran. :wink:
Grüße Guenni
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LeChuck
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Beitrag von LeChuck »

Soso ... du, bzw. er meint Leadtrompeter werden am besten bezahlt. Wieviel Cash bekommen die denn? Ich hab eh den Eindruck, dass sich alle Musiker wenns um Kohle geht verarschen lassen - und immer nur für ein paar Bier und ein Taschengeld spielen. Solange die Bezahlung nicht stimmt gibts auch nur unterdurchschnittliche Leistung (Ausnahmen kommen vor).
Anonym0925
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Beitrag von Anonym0925 »

also ich bin der Meinung - und da geben mir sicher viele recht - dass LEAD-Spielen nicht alleine auf Höhe bezogen ist. Als Lead-Trompeter ist in er ster Linie auch MUSIKALITÄT gefordert!

Höhe allein nützt gar nix!!!!

Lieber nur bis zum g"' - dafür aber eine gute (muskialische) Führung des Satzes!

http://www.andreasbinder-trumpetnet.de.vu
chris.com
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Beitrag von chris.com »

@ Anonym0925

Da geb ich dir völlig recht Cat. Lead spielen ist viel mehr als nur rumpfeifen.
Man führt nicht nur den Satz, nein man führt als höchste Stimme im Arrangement die komplette Band.
Zudem braucht man als Leadtrompeter ganz konkrete Vorstellungen von dem was man eingentlich spielt (wie phrasieren wir die Stelle jetzt eigentlich?). im Zweifelsfall gilt also immer das urteil des 1. Trompeters.
Somit steht man nicht nur spielerisch ständig unter beobachtung (denn ein kickser das leadtrompeters hört man ja sofort) sondern auch innerhalb der band.

Noch kurz zum Tonumfang:
Dazu möcht ich noch sagen, dass ein sicherer Tonumfang "nur" (@ cat) bis zum g''' (insofern wir klingend meinen) für einen Leadtrompeter in 99% der Fälle wirklich ausreichend ist.
Ich spiele seit einiger Zeit in LaJazzO und BuJazzO das Standard-Bigband-Repertoire hoch und runter und musste noch nie notiert über klingend g''' spielen.
Dass sich jeder Bandleader (und man selbst natürlich ) hin und wieder über ein Top C freut ist natürlich klar. :D

Viele Grüße, frohes Üben,
Chris
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Gerber
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Beitrag von Gerber »

@chris.com: willkommen im Forum.

@all: Lass sie doch alle Klassik studieren, dann gibts für uns mehr Baustellen zu bearbeiten. :lol:
Trumpetharry
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Beitrag von Trumpetharry »

Bin absolut auch der Meinung, dass nur rumpfeifen nicht Sinn der Sache ist. Wenn ich auch nochmal auf meine Übungen bezüglich der Transkribtionen von Gillespie zurückkommen darf, so gehen die auch nicht über g``` hinaus.
Find es aber als Übung zum Töne treffen ganz gut. Da bringen mir persönlich die Intervallübungen von Arban sehr viel weniger.
Dies ist auch ein bisschen mein Denkanstoß. Müssen es immer die klassischen Übungen sein um voranzukommen? Können wir nicht von einem Gillespie, Ferguson, Bobby Shew lernen, dass einfach viel spielen und hier besonders Musik machen auch in Grenzbereichen genausoviel bringt wie immer nur Übungen von Stamp, Gordon, Quinque, Arban usw.? Glaube wenn die Blastechnik einigermaßen im Lot ist braucht man diese Übungen gar nicht mehr so sehr, obwohl ich die natürlich auch nicht verdamme. Mich hat vor Jahren die Spielfreude fasziniert die ich bei einem Konzert mit der Big Bop Nouveau Band von Ferguson erlebt habe. Diese jungen Studenten aus den USA die den Trompetensatz gebildet haben faszinieren mich bis heute. Und sicher nicht nur die Lead Stimmen die oben gepfiffen haben. Einfach fantastisch.
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Gerber
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Beitrag von Gerber »

Trumpetharry hat geschrieben:..... dass einfach viel spielen und hier besonders Musik machen auch in Grenzbereichen genausoviel bringt wie immer nur Übungen von Stamp, Gordon, Quinque, Arban usw.? Glaube wenn die Blastechnik einigermaßen im Lot ist braucht man diese Übungen gar nicht mehr so sehr, obwohl ich die natürlich auch nicht verdamme.
Aaah, ein weiser Mann... :idea:
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Beitrag von stanko »

Was vielleicht fehlt, sind gute Lead Trompeter. Und dazu braucht man nicht nur Höhe, sondern auch das richtige Timing, perfekte Intonation und auch die Fähigkeit, akkurat zu spielen (daß das eine oder andere wilde Überblasen auch ganz schön sein kann, steht außer Frage). Insofern sollte das Leadspielen und die Höhe auf die vernünftige Mittellage aufbauen. Ebenso bauen aber die Klassiker auch auf dieser Mittellage auf und schaffen Unglaubliches. Habe gerade gestern Wolfgang Basch gehört und war mal wieder begeistert von seinem Spiel.

Fürs Üben wichtig sind nicht die Übungen selbst, sondern wie man sie übt. Und wenn man dann die richtige Technik hat, kann man wie Maynard die ganze Arbanschule eine Oktave höher noch einmal durchspielen.
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