Beste Jazztrompeter

[buddy]

Harry James war vor allem der "household name" jener Zeit, wenn es um Trompete ging. Es kann gut sein, dass sich die (zeitlebens befreundeten) Herren Davis und Gillespie auch nur ein kleines Späßchen erlaubt haben.

Die Anwort ist ungefähr so, als würden Hilary Hahn und Anne Sophie Mutter auf die Frage nach dem/der besten Geiger/in oder ihrem Vorbild beide ohne zu überlegen antworten: André Rieu.

In der Sache war Roy Eldridge ein Einfluss für Dizzy Gillespie, der wirkte wiederum auf den jungen Miles Davis, der ansonsten vor allem durch seinen (klassischen) Trompetenlehrer gepägt war. Bekanntlich waren Dizzy und Miles Teil der Avantgarde jener Zeit, die sich um den Kristallisationspunkt Charlie Parker scharte. Was der in den 40er Jahren zusammen mit sehr außergewöhnlichen Musikern schuf, war ohne Vorbild.

[Dobs]

Das sagt Mr. Davis selbst dazu:

Dizzy was my idol then. I used to try to play every solo Diz played on that one album I had by him. But I liked dark Terry, Buck Clayton, Harold Baker, Harry James, Bobby Hackett, and Roy Eldridge a lot, too. Roy was my idol on trumpet later. But in 1944 it was Diz.
[...]
The first time I really paid attention to music was when I used to listen to a radio show called "Harlem Rhythms." I was about seven or eight. The show used to come on at fifteen minutes to nine every day, so I was late to school a lot because I was listening to that program. But I had to hear that show, man, had to. Most of the time they played black bands, but sometimes when they had a white band on I would cut it off, unless the musician was Harry James or Bobby Hackett.
[...]
One of the hippest things Mr. Buchanan taught me was not to play with vibrato in my tone. At first, I used to like to play with vibrato because of the way most of the other trumpet players played the instrument. One day while I was playing in that style, with all this vibrato, Mr. Buchanan stopped the band and told me, "Look here, Miles. Don't come around here with that Harry James stuff, playing with all that vibrato. Stop shaking all those notes and trem­bling them, because you gonna be shaking enough when you get old. Play straight, develop your own style, because you can do it. You got enough talent to be your own trumpet man."
Man, I never forgot that. But at the time, he hurt and embarrassed me. I just loved the way Harry James played. But after that I started to forget James and found out that Mr. Buchanan was right. At least, he was right for me.

[buddy]

...I just loved the way Harry James played. But after that I started to forget James and found out that Mr. Buchanan was right. At least, he was right for me.

Gute Idee für einen neuen Thread: wer war eigentlich dein Lieblingstrompeter, als Du mitten in der Pubertät warst?
Ich glaube, bei mir war es Carole Dawn Reinhart, Miles kam doch erst ein paar Jahre später...

[dizzyoliver]

Danke,Dobs....

Danke für das Lob,doch im Grunde findet man das Alles auch in den eingängigen Jazzbüchern,nur eben weitaus ausführlicher geschrieben.

Zu Harry James ein paar persönliche Worte noch,um auch hier meine eigene Meinung kund zu tun :

Harry James war vermutlich DER weiße Top-Trompeter der der 30-er und 40-er Jahre überhaupt!!!Zunächst (etwa bis zu seinem Ausstieg bei Benny Goodman Anfang 1939) spielte er die "schwärzeste" Trompete unter all den weißen Jazztrompetern der damaligen Zeit.Und immerhin gab es noch Leute wie sein Teamkollege Ziggy Elman (der selbst ein viel zu wenig beachteter Solist gewesen war),Yank Lawson,Bunny Berigan,Johnny Best (dessen Soli bei Artie Shaw und Glenn Miller als vorbildlich galten),Pee Wee Erwin,Manny Klein (einer Trompetenlegende in den Studios von Los Angeles) oder Billy May (der natürlich als Arrangeur viel viel wichtiger war,aber ein wirklich toller Trompeter gewesen war).

Als Harry James seine Bigband Anfang 1939 (übrigens mit der Hilfe von Benny Goodman) gründete,ging er zunächst über viele Jahre den Weg ins "seichtere" Fahrwasser,was ihm eine rießengroße Populartät nicht nur in den USA einbrachte,sondern auch finanziell völlig unabhängig machte.Seine Bigbands hatte immer außergewöhnlich gute Musiker in den Reihen,darunter Buddy Rich,Louie Bellson,Juan Tizol,Ray Sims,Corcy Corcoran,Herbie Steward,Willie Smith (der legendäre Lead-Altist aus der Jimmy Lunceford-Band) und Ex-Basie-Drummer Sonny Payne.Sie blieben oftmals lange Jahre bei ihm,da er sehr gute Bezahlung anbot,aber auch ein sehr hohes Niveau einforderte von ihnen.

Doch Harry James machte neben seinen Tanzmusik-Aufnahmen (hier übrigens nicht anders als seine deutsche Kollegen Kurt Edelhagen,Erwin Lehn,Max Greger,oder dem Briten Ted Heath) immer wieder reine Bigband-Einspielungder per excellance.Leider wird das gerne "übersehen",nur um ihn in die Ecke des kommerziellen Tanzmusikers zu drängen.

Beispiele dafür sind z.B. sind "H.J.&His Orchestra 1948-1949" (mir vielen Arrangements des damals modernen Neal Hefti,der schon für Wood Herman und später Count Basie fantastische Sachen ablieferte)-hier spielt die James-Band so modern,dass man sie fast als Bop-Bigband in Passagen bezeichnen könnte,"Jazz Session" von 1955,die tolle Doppel-CD "The Complete Harry James in Hifi (mit dem sehr gelungenen Album "Wild About Harry"),"Harry James Today" (erneut mit Neal Hefti-Arrangements) von 1960-1961,später dann "Harry James Live in London" von 1971,oder "Live at Clearwater Florida",Part 1+2 von 1970 und "Comin'from a Good Place" von 1976.

James selbst war nicht gerade stilbildend,aber mit Ray Anthony hatte er einenihm sehr änlich spielenden Trompetenkollegen,der auch fast genau so populär wie er selbst gewesen war.Auch Anthony bestach durch das gewisse "Feeling",Kommerz und reinen Bigband-Jazz sicher zu kombinieren.Es ist deshalb weniger erstaunlich,dass Anthony viele James-Musiker gerne für seine Studio-Produktionen verpflichtete....

Die Soli,die Harry James in seiner legendären Zeit bei Benny Goodman einspielte,sind auch heute noch oftmals Musterbeispiele für Feuer,technische Brillanz und hervorragendem Musikantentum.Dazu bildete er mit Ziggy Elman und Chris "Gordon" Griffin ein damals unschlagbares Trompetenteam,was sich auch in der Lead-Stimme abwechseln konnte.Denn James war auch ein ausgezeichneter Satzführer,also ein Allround-Trompeter,wie man sie immer suchen wird.

Wer sich davon selbst überzeugen möchte,empfehle ich einfach mal das berühmte "Carnegie HallConcert" von 1938 zu kaufen und anzuhören.Es gilt noch heute als eines der besten auf Platte befindlichen Live-Aufnahmen des Bigband-Jazz überhaupt.Hier kann man eine Goodman-Bigband mit all seinen Solisten erleben,wie sie niemals mehr zusammenkam....

VG,Oliver

[wernertrp]

Der beste ... da sage ich nichts dazu.
Ich habe erst im letzten Jahr zum ersten mal Trombone Shorty gehört, da gefällt mir die Show.
Irgenwie ist hier Satchmo inkarniert.

http://www.youtube.com/watch?v=X0urXdf-ydc

eigentlich spielt der Lieder und Hits und Schlager des Jazz.

Aber in jedem Song Zirkularatmung ist schon etwas lästig.

Ich vermute der hat nicht Trombone oder Trompete studiert.
Der bläst einfach so.

[lurchi]

Ich vermute der hat nicht Trombone oder Trompete studiert.
Der bläst einfach so.

Der hat schon mit fünf Jahren eifrig geblasen. Daher der Name. Dem haben sie als kleiner Steppke ne verbeulte Posaune geschenkt, und dann ist er losmarschiert.

Ein richtig geiler Musiker.

[Bixel]

Ein Foto zum Niederknien.

Das damals montierte Trompetenmundstück(?) erklärt wohl zum Teil, warum er heute auf beiden Instrumenten keinerlei Grenzen zu kennen scheint?


.

[buddy]

Zumindet der älteste Jazztrompeter der Welt scheint festzustehen, es ist Lionel Ferbos (*1911). Trombone Shorty hat noch 2005 eine CD mit ihm aufgenommen. Hier spielt er sein eigenes Geburtstagsständchen:

[dizzyoliver]

Lionel Forbes ist ein wirklich unglaubliches Phänomen.Er hat viel von Doc Cheatham finde ich.Ich habe eine CD mit ihm,da ist er schon um die 85 Jahre jung,aber sein Ton ist ohne Makel.Er ist leider der großen Gemeinde eher unbekannt,aber ein wirklicher New Orleans-Mann.

Gruß,Oliver

[nijatz]

Armstrong war natuerlich der groeßte. Grade Tight like this und der beliebte West End Blues lassen mich immer wieder total die das leben um mich herum vergessen.


Der fruehe Armstrong ist musikalisch mein Held.

Are ich finde man darf Leon "Bix" Bismarck Beiderbecke nicht vergessen. Er war als Autodidakt auf dem Kornett ein Garant. Leider frueh verstorben, spielte aber in den 20er schon extrem modern. Der kommt leider oft zu knapp in Jazzerkreisen vor.

Zumal er auch sehr schoene Klavieraufnahmen von ihm gibt!


Ansonsten natürlich Charlie Shavers, Snooky Young, Arturo und James


Aber im Grunde kann man hier unendlich viele Musiker aufzaehlen. Vor allem unbekannte Trompeter.

In Koeln gab es auch vor rund 15 jahren einen jungen Trompeter, der leider auch jung gestorben war, ueber den noch ab und zu geschwaermt wird. Wobei es leider kaum aufnahmen von ihm gibt. Jost Schmerfeld wenn ich mich nicht irre.

Es gibt viele nicht bekannte, die es doch tierisch drauf haben. Und die sicherlich den einen oder anderen von uns irgendwann bewusst oder unbewusst geprägt haben.

Nun denn =D

Miles Davis über Louis Armstrong
"You can't play nothing on modern trumpet that doesn't come from him , not even modern shit. I can't even remember a time when he sounded bad playing the trumpet. Never. Not even one time. He had great feeling up in his playing and he always played on the beat. I just loved the way he played and sang."


So well..

[nijatz]

Nachtrag:

Sorry fuer meine zahlreichen Fehler dich sich trotz oder gerade wegen der Autokorrektur eingeschlichen haben.

Ich bitte um Nachsicht.

Nino

[wernertrp]

http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_T%C3%BCrpe

nie gehörte Aufnahmen.
Wie der wohl geklungen hat ?

[Kowa]

http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_T%C3%BCrpe
nie gehörte Aufnahmen.
Wie der wohl geklungen hat ?

Vielleicht spielt er ja auf dieser Aufnahme von 1888 .
http://www.youtube.com/watch?v=Lv7i-gkSWn0