Wie lerne ich, das zu spielen, was ich im Kopf habe?

Hier geht es um Improvisieren , Stilistik , halt alles was mit Jazz bzw. Moderner Musik zu tun hat

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wigbert

Wie lerne ich, das zu spielen, was ich im Kopf habe?

Beitrag von wigbert »

Ich würde auch gerne mal improvisieren, habe auch melodien im Kopf. Auf dem Mundstück ist das kein Problem, aber wenn ich die Trompete dran habe, weiß ich nicht, wie ich die finger bewegen soll. Ich kann die Finger nur richtig bewegen, wenn ich noten habe, oder wenn ich das stück auswendig kann, aber wenn ich es z.b. zwei töne höher spielen sollte, scheitert das wieder an den fingern.

Meine Frage: Wie kann ich lernen, die Finger richtig zu dem zu bewegen, was ich spiele, ohne noten oder auswendiglernen?
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weller
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Beitrag von weller »

Ich habe den Eindruck, dass bei dir der Spielfluss fehlt. Ich merke das bei mir, wenn ich z.B. manchmal in der Probe einschlafe und mein Unterbewusstsein die Finger steuert. Ich denke dann auch total verrückte Dinge ("Was wolltest du einkaufen?" "Was gibts nachher zuhause zu essen?" etc.)

Wenn das eintritt (ja, natürlich ist es nicht gut beim Proben einzuschlafen), musst du nicht den Tönen den Griff zuordnen. Du spielst ungefähr wiefolgt:

"Da steht ein g', also muss ich kein Ventil drücken. Nun steht da ein e', daher muss ich 1/2 greifen etc."

Solange du damit beschäftigt bist, kannst du nicht gut improvisieren.
Beim Auswendigspielen hast du die Griffe auswendiggelernt und weißt daher die Abfolge (z.B. 1/2-1/3-0-2).

Daher würde ich dir empfehlen:

1. Lerne alle Tonarten auswendig zu spielen (auch die ganz fiesen Moll-Dinger mit 6Bs. und so)
2. Fange mit einfachen Stücken (Volkslieder) an und spiele diese in den neugelernten Tonarten. So bist du nicht mehr so stark an die Noten auf dem Blatt gebunden, da diese dir nur noch den Rhythmus angeben.
3. Sofern du eine Trompetenschule hast, nehme z.B. eine Übung mit Viertel-Noten. Doch statt der Viertel-Noten spielst du Triolen, 2 Achtel oder 1 Achtel 2 Sechzehntel. So löst du dich vom Rhythmus. Nun Spielst du die Viertel-Übung einen Ton höher mit dem Triolen-Rhythmus. Nun bist du von Tonart und Rhythmus gelöst.

So kannst du dich langsam ans Improvisieren rantasten.

Keine Schleichwerbung sondern ein Tipp: Kauf dir beim AMA-Verlag die Trompetenschule von Rainer Brennecke. Da lernt man ganz vernünftig, wie man improvisiert.
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kindofblue
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Beitrag von kindofblue »

Viele viele patterns auswendiglernen und in alle Tonarten transponieren. Dann eigene Patterns überlegen und in alle Tonarten transponieren. Auf die Art lernst du den Sound der Intervalle, die du spielst und bringst so dein Instrument besser mit deinen Ohren in Einklang.
wigbert

Beitrag von wigbert »

erstmal vielen dank für die Informationen...


nun einige fragen zu wellers antwort:

1. meinst du ich soll aus dem kopf die tonleiter rauf und runter spielen können?

zu kindofblue:

was sind patterns?
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Dennis
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Beitrag von Dennis »

wigbert hat geschrieben:erstmal vielen dank für die Informationen...


nun einige fragen zu wellers antwort:

1. meinst du ich soll aus dem kopf die tonleiter rauf und runter spielen können?

zu kindofblue:

was sind patterns?
Patterns sind kurze melodien/rythmische Figuren (auch als Licks bezeichnet)...

Ich finde es wichtig ein Gehör / Gespür zu entwickeln, dazu ist es wichtig die Tonleitern zu können, ich habe festgestellt das dieses am besten geht wenn man die Tonleitern NICHT abliest sondern selbst überlegt / probiert welcher Ton der nächste ist (C-Dur Tonleiter spielen dann dieselbe Tonleiter nen Halbton höher) mit der Zeit bekommt man ein Gespür dafür und muss nicht mehr lange überlegen...

Kinderlieder auswendig spielen und transponieren ist auch ne gute sache....Los: Trompete raus und "Alle meine Entchen" spielen oder "Guten abend, gute nacht" (für fortgeschrittene), natürlich OHNE noten...
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Beitrag von kindofblue »

hübsche kleine Figuren, die man sich zu irgendwelchen Harmonien überlegen kann. Gibt zum Beispiel haufenweise Bücher mit Blues Patterns, usw. . was ich dir zum Einstieg in die Improvisation empfehlen kann, sind: "A Guide To Jazz Improvisation" "Practice Method Trumpet" und "Blues Improvisation Complete" alle vom "Berklee Press" Verlag. Der Sinn, Patterns auswendig zu lernen ist nicht der, das du dir dan Patchworksoli aus den auswendig gelernten Patterns bastelst, sondern der, daß du jeden beliebigen Sound, der dir grad einfällt, gleich auf dem Instrument in jeder Tonart umsetzen kannst, weils Teil eines Patterns ist, das du schon auswendig gelernt hast. Außerdem bringen dich die Patterns auch auf viele neue Ideen.
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Beitrag von kindofblue »

@ Denns: Beim Tonleiterlernen halt ich es für die beste Methode, weder die Tonleiternabzulesen noch die Töne "auszurechnen" sondern sich den Sound der Tonleter einzuprägen und dann zu versuchen, sie von jedem Grundton aus zu spielen. Also sozusagen mit dem Gehör statt mit dem Kopf zu lernen.

Achja: Soli von CD abzuhören und nachzuspielen ist auch ne verdammt gute übung um besser mit seinem Instrument in Einklang zu kommen.
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Dennis
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Beitrag von Dennis »

kindofblue hat geschrieben:@ Denns: Beim Tonleiterlernen halt ich es für die beste Methode, weder die Tonleiternabzulesen noch die Töne "auszurechnen" sondern sich den Sound der Tonleter einzuprägen und dann zu versuchen, sie von jedem Grundton aus zu spielen. Also sozusagen mit dem Gehör statt mit dem Kopf zu lernen.
Genauso hatte ich das mit meinem Posting auch gemeint :-) Nicht ausrechnen... Ausprobieren ! ...Eben nach Gehör spielen...
Gruß von Dennis

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Beitrag von weller »

@ Wigbert

Ja, alle Tonarten durchhecheln. Fang doch mal mit "Alle meine Entchen" (wg. der starken Tonleiterbindung) an. Wie wäre es mit Cis-Dur (7Kreuz)?

Ja, man könnte dann auch Des-Dur nehmen, aber wenn mans es auch mal von der anderen Seite betrachtet, lernt ma viel dazu.
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Beitrag von hotblack Desiato »

Ich würde nicht alle Tonleitern durchpauken. Ich würde in C/a anfangen Melodien zu spielen (entsprechendes playalong erstellen) und erst wenn ich damit zurecht komme (1 bis 3 Monate) mit F/d usw. weiter machen. erst mal lernen mit einer umzugehen, anstatt 12 auswendig zu lernen.
:wink:
HB
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Beitrag von Trompetenschwein »

Also mir hat geholfen, die Sache zunächst mal theoretisch anzugehen. Wenn man ins Realbook schaut und als Anfänger dann gleich mal mit verminderten übermäßigen und was weiss ich nicht was konfrontiert wird ist das nicht gerade höchst motivierend.

Ich hab mir einfach eine Scale (zu dt. Tonleiter) rausgegriffen, sie auf dem Synthi als Akkord gespielt (wohl dem der's kann) und mir dann ein Tape mit genau dieser Harmonie aufgenommen (mit Streichern oder so ähnlichem Sound).

Dann spielst du einfach zuerst deine Scale rauf und runter zum Tape mit der Trompete und bist erstmal überrascht, wie gut das schon klingt. Dann fang einfach an die Töne der Scale zufallsmäßig zu spielen, also bei Cmai7 meinetwegen e-g-h-f-c ... und versuch den Rhytmus zu variieren. Immer eins nach dem anderen.

Und wenn dir dann Cmai7 auf den Keks geht, nimm einfach ne andere Tonart. So hat's mir wirklich gut geholfen.

Wenn's nich swingt ist's sowieso Asche ...
yogi
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Beitrag von yogi »

Hi wigbert,
kennst du das Programm "band in a box"? Ist ne prima Sache zum Improvisieren lernen.
Meistens kommt die Motivation zum Improvisieren ja durch ein Stück
in ner Band oder so ... da liegen dann die Noten vor einem und es heißt "mach mal" :?
Mit dem Programm gibst du einfach die Harmonien ein, sagst welchen Stil es dazu spielen soll (Jazz, Funk, Rock ...) und los gehts. Dann kannst du dazu improvisieren bis der Arzt kommt.
Ist natürlich besser wenn du dir vorher ein wenig Theorie anschaust (du solltest zumindest wissen was du da eingibst), aber im Prinzip funktioniert's auch ohne.
Dadurch daß man gezielt am Objekt der Begierde übt stellen sich schneller Erfolge ein und man verliert nicht die Lust am Skalen/Pattern üben.
jojo
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Beitrag von jojo »

Also bei mir war das so, dass ich ein Lied, dass ich im Radio gehört habe nachspielen wollte und das hat nach langem Üben (!!) auch geklappt. Das motivierte mich dann immer mehr und hab auch immer mehr ausprobiert. Wenn ich jetzt neue CDs bekomme, kann ich nach wenigem Anhören (sonst kenn ich ja das Lied nich) auch gleich mitspielen. Meistens treff ich auch gleich zu Beginn den richtigen Ton. Schnelle Läufe klappen auch (fast) ohne Probleme. Ich denke mal, das es sehr sehr sehr sehr sehr (...) viel mit Übung zu tun hat. (Spiele fast ausschließlich mit CD und ohne Noten, wenn ich übe)

Aber wenns da auch Bücher gibt... (Hätt ich das nur früher gewusst :x )
es hilft nur eins: üben, üben, üben!!
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Miss Trumpet
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Beitrag von Miss Trumpet »

@ jojo:

Ich finde das eine tolle Idee, einfach Melodien nach dem Gehör nachspielen! Das hilft sicher ungemein, die eigenen Ton- und Melodievorstellungen die man im Kopf hat, auch auf's Instrument zu bringen. Da ist das Einbauen von einstudierten Skalen und Patterns sicher gleich sehr viel unterhaltsamer und einfacher.

Darauf hätte ich eigentlich auch selber kommen können ...

LG, Miss Trumpet
Der Weg ist das Ziel.
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Beitrag von jojo »

@Miss Trumpet: Das stimmt schon, aber der Nachteil ist, dass man keine richtige Übungsrutine mehr hat. Man spielt oft auch nur willkürlich irgendwas, was im Kopf ist. Und ob das manchmal so spitze ist...?
es hilft nur eins: üben, üben, üben!!
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