Das zu können, wäre einerseits hilfreich, aber:doc_trumpet hat geschrieben:Sicherlich mag es schwierig sein zu transponieren - diese Fertigkeit wird man als Trompeter im klassischen Bereich sein Lebens lang benötigen und im Jazz ist es sicherlich hilfreich jede Melodie und jeder Tonart spielen zu können ( ich hoffe, daß Bixel mir da zustimmt ).
Der notwendige Übe-Aufwand für die Bewältigung (z.B.) der Themen (Melodien) von Jazz-Standards in allen zwölf Tonarten steht m.E. in keinem tragbaren Verhältnis zum Nutzen. Deswegen wird es auch - zumindest in meinem Umfeld - nicht explizit gefördert oder gar gefordert.
Im Grunde geht es hier um die fundamentale Frage, ob man sich als Musiker diversifizieren oder spezialisieren möchte.
Im Bereich der Klassik ist diese Frage - zumindest für den Orchester-Trompeter - von Anfang an beantwortet:
Man muss sich diversifizieren, um allen Anforderungen erfolgreich begegnen zu können, die das Orchesterleben mit sich bringt, was stilistische, transpositorische und instrumentale Vielfalt (A-, Bb-, C-, D-, Eb-Trompete etc.) einschließt.
Im Bereich "Commercial", dem der Jazz international zugerechnet wird, gibt es ebenfalls Trompeter, die sich diversifizieren.
Dabei handelt es sich vor allem und Big-Band- und Studio-Musiker, die, wenn sie Karriere machen möchten, spielen können müssen, "was auf den Tisch kommt". Rick Baptist hat eine solche Karriere erlebt und hier launig und treffend beschrieben.
Der Jazzmusiker (im engeren, improvisierenden Sinne) tut aber etwas anderes: Es eignet sich eine Sprache an, mittels der er spontan und intuitiv sein Inneres klanglich abbilden kann. Ein (in diesem Sinne) kreativer Musiker spezialisiert sich daher, indem er z.B. schwerpunktmäßig übt, was er "schon kann" (und nicht schwerpunktmäßig, was er "nicht kann").
Eine persönliche Stimme - und um diese geht es primär im Jazz - entwickelt sich am besten, wenn man herausfindet, was einem liegt (und man daher besonders gut kann) und dies dann gezielt fördert.
Dass dennoch im Jazz eine gewisse handwerkliche Bandbreite vonnöten ist, zumal wenn man das Ausüben eines "bürgerlichen Hauptberufs" vermeiden möchte, versteht sich.
Wenn man z.B. das Big-Band-Spiel reizvoll findet, sollten alle Tonarten (grundsätzlich) im Köcher sein, weil man schlecht von der Bühne gehen kann, wenn ein Stück aufliegt, das nicht in Bb oder F steht.
Auch wird man sicherlich anstreben, sich solistisch spontan zu einem Blues in beliebiger Tonart sinnhaltig äußern zu können (aber eben nicht unbedingt zu Moments Notice oder Sophisticated Lady).
Was man aber auf jeden Fall so weit wie möglich vermeiden wird, sind Ablenkungen z.B. durch Instrumente, die nicht im vertrauten Bb gestimmt sind und Störungen durch willkürliche Transpositionseskapaden, die die intime Beziehung zur gewohnten Notation aufweichen. Das kann man alles nicht gebrauchen, wenn Intimität mit dem Horn das oberste Ziel der Bemühungen ist.