Kornett als Orchesterinstrument

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pbt
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Kornett als Orchesterinstrument

Beitrag von pbt »

Liebes Forum,

ich habe jetzt Symphonie fantastique auf dem Kornett gespielt (Yamaha YCR 6635 SII) mit einem Yamaha 16C4 Mundstück und für das obligate Kornett im 2. Satz ein tiefes Yamaha 14E Mundstück um sich besser mit den Holzbläsern und Streichern zu mischen.

Ich finde allerdings, dass bei dem 16C4 trotz seiner trompetigen Form immer noch ein zu dunkler Sound rauskommt, der vor allem im FFF bisweilen etwas "unflätig" rüberkommt. Bei dem 14E wird's noch schlimmer, weil man zwar in meiner subjektiven Wahrnehmung unbegrenzt laut spielen kann, aber es am Ende einfach nur "hupt" und keine Brillanz rüberkommt. Im piano/mf ist das alles super, aber eben in Abstimmung mit dem tiefen Blech fehlt doch etwas.

Habt ihr Tipps, wie man diesem Problem begegnet? Könnte man z.B. ein richtig scharf klingendes Mundstück mit einem Kornett kombinieren um im FF die Brillanz zu kriegen und trotzdem im P PP noch weich zu klingen? Wie macht ihr anderen das?
Singvögelchen
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Re: Kornett als Orchesterinstrument

Beitrag von Singvögelchen »

Hallo pbt,

ich habe dieses Stück auch schon mehrfach am Kornett spielen dürfen.
Meine Gedankengänge waren aber anders als deine, mehr musikhistorisch, was aber kein Problem ist.

Ich bin zuerst mal davon ausgegangen, dass die beiden Trompetenstimmen im Prinzip noch für Naturtrompeten komponiert sein düften. Was schon mal gegen das moderne Fortissimo spricht. Und die Kornettstimmen bewegen sich immer darunter in einem tieferen Register, das können sie leisten mit Hilfe der Ventile, vollchromatisch.
Also 3. und 4. Stimme vom hohen Blech in diesem speziellen Fall.
Da gibt es andere Werke von Tschaikowski, Prokofieff (Romeo & Julia) usw, wo man deutlicher die klanglichen Unterschiede von Trompeten und Kornetten rausstellen könnte.

Ja und Berlioz war berüchtigt dafür, mit gigantischen Orchesterbesetzungen völlig neue Dimensionen des Fortissimo erreicht zuhaben. Aber eben durch echte Riesenorchester mit vielfachem Schlagwerk beispielsweise. Da ist die Symphonie fantastique über lange Passagen eher Kammermusik dagegen. Ich glaube nicht, dass die Kornette sich in diesem Stück durch extreme Lautstärke hervortun sollten. Wer den zweiten Satz locker und leicht, perfekt harmonierend mit Streichern und Holzbläsern abliefert, der hat das Kornettspielen der damaligen Zeit verstanden.

Das Gerücht besagt, dass Arban höchstselbst als Kornettist im Uraufführungsorchester saß, ein wenig gelangweilt von der Originalstimme, und sich dann von Berlioz noch ein zusätzliches Solo reinkomponieren ließ. In der Partitur steht es klitzeklein als Stimme drin, aber als gedruckte Stimme gibt es das (noch) nicht.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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Re: Kornett als Orchesterinstrument

Beitrag von Alextrumpet »

Schön und gut, aber wenn Posaunen und Trompeten nicht auf historischen Instrumenten unterwegs sind, und der Dirigent im 4. Satz volle Lautstärke fordert muss man sich am 1. Kornett schon was einfallen lassen damit die Melodie noch gut zu hören ist. Im Gürzenichorchester habe ich mal gesehen, dass der Kollege dafür dann auf die deutsche C gewechselt ist. Kam gut durch! Ist nur die Frage, ob es da nicht noch elegantere Lösungen für gäbe...
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Re: Kornett als Orchesterinstrument

Beitrag von Kojak »

Alextrumpet hat geschrieben: Donnerstag 25. Mai 2023, 09:46 Schön und gut, aber wenn Posaunen und Trompeten nicht auf historischen Instrumenten unterwegs sind, und der Dirigent im 4. Satz volle Lautstärke fordert muss man sich am 1. Kornett schon was einfallen lassen damit die Melodie noch gut zu hören ist. Im Gürzenichorchester habe ich mal gesehen, dass der Kollege dafür dann auf die deutsche C gewechselt ist. Kam gut durch! Ist nur die Frage, ob es da nicht noch elegantere Lösungen für gäbe...
Nunja :roll: Wenn der Dirigent da ein "anderes" Soundkonzept hat (möge es daneben sein oder nicht :argh: )
hätte ich da als Amateur keinerlei schlechtes Gewissen das mit Lead-Sound/Trompete durchzunageln....wenn er dann meckert ist er selber schuld :ironie:

Nee-Spass beiseite,da gehen die Klangvorstellungen echt auseinander-wenn man bei einem Solostück schon Probleme hat sich selbst zu hören ist da was nicht ok.
Wie Singvögelchen schon völlig richtig schreibt sind diese Orchesterstellen (wie viele aus der "Umbruchzeit")
durchaus noch aus einer Zeit als die Blechbläser generell noch nicht so laut gespielt haben.
Da waren noch Klappenhörner und Naturtrompeten oder Stölzelcornette und sonstwas im Einsatz.
Wer mal Cornette aus der Zeit vor 1900 gespielt hat merkt sofort,dass die alten Damen NICHT für heutzutagiges FFFF gedacht waren (auch bzw. erst recht nicht mit damaligen Mundstücken)
Bei Wagner war wohl deshalb vieles für die F Trompete geschrieben (die ist deutlich lauter-vor allem in der Tiefe)

Nur meine Hobbyspielermeinung :roll:

Grüssle
Dennis
Ich arbeite ja nicht-Ich mache nur Musik ..... James Last
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Re: Kornett als Orchesterinstrument

Beitrag von pbt »

Vielen Dank für die Beiträge!

Im musikhistorischen Kontext erscheint mir alles, was ihr schreibt einleuchtend. Allerdings wenn dann auf der Bühne zwei moderne Tuben und weite amerikanische/deutsche Posaunen (vs. enge französische Posaunen) sitzen, dann hinkt halt leider der Vergleich mit den alten Kornetten des 19. Jahrhunderts.

Meine Wahrnehmung aus dem Hören von Aufnahmen ist, dass es heute üblich ist im Orchester das Kornett auf der "trompetigen" Seite anzuspielen. Zum einen, was das ausfahren der Dynamik mitsamt den Obertönen beim Schmettern betrifft. Zum anderen aber auch schlicht die Materialwahl, die eben nicht tiefe V-förmige Brass Band Mundstücke favorisiert, sondern etwas mit mehr Obertönen/Knack, mehr Richtung C förmigen Kesseln. Somit meine ich insgesamt nicht Big Band Schärfe, sondern lediglich eine Tendenz ausgehend vom Standard Kornett Sound.

Letzterer Gedanke ist ja eben auch der:
1) Mit einer Brass Band Konfiguration - tiefe V-förmige Kessel - wird ein Klang verfolgt, der es ermöglicht, unter 10-30 Mitspielern nicht herausgehört werden zu können. Ein vom vokal her nach "U" klingender, sehr weicher, homogener Klang. Von den Tuben bis zum Diskant pyramidal von unten aufgebauter Klang.

2) Daraus folgt für mich, dass das im Orchester nicht funktionieren kann, weil es diese pyramidale von den Tuben aufgebaute Klangphilosophie dort überhaupt nicht gibt und vermutlich auch nie gegeben hat.

Mal anders gefragt: Welche Konfiguration habt ihr denn im Orchester gespielt, die euch das gewünschte klangliche Resultat gegeben haben?
Singvögelchen
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Re: Kornett als Orchesterinstrument

Beitrag von Singvögelchen »

Mal anders gefragt: Welche Konfiguration habt ihr denn im Orchester gespielt, die euch das gewünschte klangliche Resultat gegeben haben?

Bei mir war es eigentlich immer so, dass aus optischen Gründen ein Kornettinstrument erwünscht war. (Man hat behauptet aus klanglichen Gründen, dann aber ausschließlich nach der Optik geschaut.) Um klanglich nicht zerrieben zu werden, habe ich ein Trompetenmundstück mit Kornettschaft benutzt. Die Dirigenten haben sich jedes Mal über den tollen "Kornettklang" gefreut. Ich hatte meine Ruhe, es wurde ein stressfreies und schönes Konzert, was ja am Ende die Hauptsache gewesen ist.
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


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