Wertschätzung der Musik am Beispiel Kirche

Hier geht`s um die klassischen Stücke,Märsche,Techniken etc.

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Wolfgang Huhn
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Beitrag von Wolfgang Huhn »

Ja, Ihr beiden,

das Volk nimmt, was man ihm vorsetzt, bis es sieht, daß es woanders besser schmeckt. Es stimmt mit den Füßen ab. Ich glaube sogar, daß viele Kirchenaustritte nicht stattgefunden hätten, wenn das Programm ein besseres wäre. Aber die Schauspieler identifizieren sich längst nicht mehr so richtig mit ihren Rollen, die Kostüme sind uralt, und wenn dann noch die Musik schlecht ist: wer geht freiwillig in so einen Laden?

Und wie so oft bleibt natürlich mal wieder die Feststellung:

Der Fisch stinkt vom Kopfe her!
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Miss Trumpet
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Beitrag von Miss Trumpet »

:lol: :gut:
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paul85
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Beitrag von paul85 »

Vorausschickend möchte ich sagen, daß ich als Unterstüzung meiner Thesen immer die Tatsache voraussetze, daß die beiden großen Kirchen uns Musikern und den Gläubigen bzw. Nichtgläubigen ein Bild von sich zeigen, das verlogen ist! Die Kirchen besitzen bekanntermaßen unermessliche Werte, beispielsweise in Form von Immobilien in der ganzen Welt (Hochhäuser in USA etc.). Wenn sie behaupten, auf Grund des Mitgliederschwundes zu verarmen, so möchte ich eher glauben, sie hätten auch wegen dieser Lüge Mitgliederschwund. Tatsache ist für mich, das Geld wird nicht locker gemacht, weder für wichtigere caritative Zwecke, noch für die Musik. Es ist also ein gesellschaftspolitisches Thema, das voraussetzt, man ist bereit, weiterzudenken und vor einer übereilten Antwort sich mit der Problematik gut vertraut zu machen.
Das ist natürlich nicht ganz korrekt. Zunächst muß man einmal sagen, daß die finanzielle Lage in Deutschland noch relativ rosig ist. Wenn man nach Frankreich fährt, sieht man verfallende Kirchen, die wenigsten haben noch eine Orgel, die spielbar ist, und dort verdienen die Priester übrigens erheblich weniger als ihre deutschen Kollegen, es gibt dort ja bekanntlich keine Kirchensteuer.
Daneben ist es natürlich eine Binsenweisheit, Werte zu verkaufen, um "den Armen zu helfen" oder sonstige Probleme zu lösen. Das ist ja nun sehr kurzfristig gedacht, denn wenn ich Werte besitze, dann ja nicht ohne Grund: normalerweise kann ich daraus Gewinn schlagen (Zinsen, Mieten etc), oder ich setze sie zumindest für etwas sinnvolles ein. Wenn man alles verscherbelt, ist das Problem zwar kurzfristig gelöst, aber langfristig ist eben nichts mehr da, mit dem man wirtschaften könnte...

Die Qualität der Kirchenmusik ist natürlich auch ein finanzielles Problem, aber eben nicht ausschließlich. Wenn man die Qualität nur daran mißt, wie gut der quartalsweise eingeladene Trompeter sein Telemannkonzert spielt, ist der erste Beitrag in diesem Forum natürlich korrekt. Damit verkennt man aber das Wesen der Kirchenmusik völlig, das sich eben nicht auf eine solche Eventkultur reduzieren läßt. Und auch hier noch einmal der Ausflug in andere Länder: Ein Kirchenmusikstudium wie in Deutschland kennen andere Länder gar nicht. In Frankreich ist der Organist höchstens nebenamtlich beschäftigt, seinen Lebensunterhalt kann er damit nicht verdienen. Normalerweise hat er Solfège studiert (Tonsatz, Gehörbildung, etwas Klavier und Orgel nebenbei) und verdingt sich als Lehrer an einer Musikschule oder allgemeinbildenden Schule. Bestes Beispiel: Olivier Messiaen, der große Komponist, hat sein Leben lang jeden Sonntag den Orgeldienst in der Pariser Kirche St. Trinité versehen. Geld hat er damit aber nicht wirklich verdient.
Deaktiviert20100301

Beitrag von Deaktiviert20100301 »

Wolfgang Huhn hat geschrieben: das Volk nimmt, was man ihm vorsetzt, bis es sieht, daß es woanders besser schmeckt. Es stimmt mit den Füßen ab. Ich glaube sogar, daß viele Kirchenaustritte nicht stattgefunden hätten, wenn das Programm ein besseres wäre. Aber die Schauspieler identifizieren sich längst nicht mehr so richtig mit ihren Rollen, die Kostüme sind uralt, und wenn dann noch die Musik schlecht ist: wer geht freiwillig in so einen Laden?

Und wie so oft bleibt natürlich mal wieder die Feststellung:

Der Fisch stinkt vom Kopfe her!


Das ist das Problem. Die Kirche ist in den meisten fällen viel zu altmodisch. Bei uns in der Kirchengemeinde ist es auch so, dass fast nur alte leute da sind und unsere moderne Posaunenchorarbeit (ja sowas gibt es tatsächlich) hassen. Wer von den jungen leuten hat schon bock auf so einen altmodischen gottesdienst?
Darum treten halt viele leute aus der kirche aus ->weniger gelder
und auch die jungen leute bleiben aus-> kirche stirbt aus

Baptisten, Pfingstler und andere freie gemeinden haben ja bekanntlich sehr gute Zuwächse und geld spielt dort oft nur eine geringe rolle.
In der Zukunft werden die kirchen also aussterben und die Gute Nachricht wird "nur" noch in supi guten modernen gemeinden verbreitet und das mit erfolg wie ich denke "siehe jesusfreaks"
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Haiopai
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Beitrag von Haiopai »

Off Topic:

Ich denke "Kirche" ist die Gemeinschaft bzw. Gemeinde der Gläubigen, und kein Enventmanagement für langweilige Sonntage mit "uralten "Kostümen, Schauspielern und schlechter Musik".

Gegenthese zu: "Der Fisch stinkt vom Kopf her!" Warum kriegen die Musiker, die auch Teil der Kirche sind, ihren Allerwertesten nicht aus den Pötten und engagieren sich ehrenamtlich und "zum Lob Gottes" für die anderen Gemeindemitglieder (und für gute und/oder moderne Kirchenmusik)?

Gruß
Haiopai
Deaktiviert20100301

Beitrag von Deaktiviert20100301 »

weil in den alten kirchen die musiker selbst total alt sind und keine ahnung von musik haben. und die alten leute in der alten kirche mögen lieba ihren alten kram.
die jungen gehen dann in die freien gemeinden und machen da dann ihre lob preis bands und ska bands etc. was dann auch richtig goil is
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Miss Trumpet
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Beitrag von Miss Trumpet »

[quote="Haiopai"]Gegenthese zu: "Der Fisch stinkt vom Kopf her!" Warum kriegen die Musiker, die auch Teil der Kirche sind, ihren Allerwertesten nicht aus den Pötten und engagieren sich ehrenamtlich und "zum Lob Gottes" für die anderen Gemeindemitglieder (und für gute und/oder moderne Kirchenmusik)? (/quote]

Und wer engagiert sich dann ehrenamtlich, um meine Miete, mein Auto, meine Instrumente, etc. zu bezahlen? Also nichts für ungut, ich muss sagen, dass ich seeehr viele Auftritte und Aufgaben ehrenamtlich absolviere, aber ich werde sicher keine Messen gratis spielen, wenn finanzielle Mittel ausreichend vorhanden sind, und sich dann ein elitärer Klerikerkreis auf meine Kosten mit der mir zustehende Gage ein noch schöneres Leben macht, als er es ohnehin schon tun. 'Tschuldigen schon, aber oben angeführte Argumentation höre ich meist von Personen, welchen selbst jegliche ehrenamtliche Tätigkeit - sei sie jetzt in Vereinen oder caritativer Natur oder sonst irgendwas - absolut fremd ist.

LG, Miss Trumpet
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Haiopai
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Beitrag von Haiopai »

Hallo zusammen,

@Miss Trumpet, ich kann Deine Argumente in gewisser Weise nachvollziehen, ich möchte Dich nicht persönlich angreifen, sondern nur meine Sicht der Dinge darstellen!! Zunächst einmal: Ich engagiere mich ehrenamtlich und bin kein Pfennigsfuchser, der für jeden Ton den er aus der Kanne quetscht ordentlich bezahlt werden will. Diese gibt es sowohl bei Amateuren als auch bei Profis. Allerdings gibt es in beiden Kategorien zum Glück auch die andere Seite! Dies wird mein letzter Beitrag zum Thema Kirche Allgemein (denn eigentlich hatte ich mich im TROMPETENFORUM angemeldet): In den letzten Jahren ist es sehr große Mode geworden alles und jeden zu kritisieren, aber nix besser machen zu wollen bzw. zu können. Frei nach dem Motto:
Lk 6, 39-42 hat geschrieben:Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen!, während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.
Wer meint die Kirche sei schlecht, weil sie zuviel Geld hat und das für falsche Sachen ausgibt oder eben nicht, oder weil Priester kleine Buben angrabschen, oder weil im Priesterseminar Kinderpornos gefunden werden, oder weil..., oder weil ..., oder weil..., der kann entweder versuchen das zu ändern oder er kann immer noch austreten. Es wird doch niemand gezwungen, in der Kirche zu bleiben. Noch ein Motto:
Friedrich Oetinger (1702 - 1782) hat geschrieben: Gott gebe mir die Gelassenheit Dinge hinzunehmen die ich nicht ändern kann, den Mut Dinge zu ändern die ich ändern kann, und die Weisheit das Eine von dem Anderen zu unterscheiden!
Bis hierher war Mut, aber ich versuche es ab jetzt lieber mit Gelassenheit !

Viele Grüße
vom Haiopai :)
Deaktiviert20100301

Beitrag von Deaktiviert20100301 »

oha aba stimmt schon was hiopai da schreibt
Meiner Meinung geht bei der Kirche imma mehr der Sinn warum eigentlich die kirche existiert verloren.
gotteswerk
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Beitrag von gotteswerk »

Medcner hat geschrieben: Baptisten, Pfingstler und andere freie gemeinden haben ja bekanntlich sehr gute Zuwächse und geld spielt dort oft nur eine geringe rolle.
In der Zukunft werden die kirchen also aussterben und die Gute Nachricht wird "nur" noch in supi guten modernen gemeinden verbreitet und das mit erfolg wie ich denke "siehe jesusfreaks"
Hi,

gut beobachtet. IMHO stinken diese freien Fische aber auch vom Kopf her, wenn auch aus anderen Gründen.

Was die Musik angeht (Alt gegen jung wie Du meinst) glaub ich nicht, dass es am Alter liegt. Unbeweglichkeit ist keine Frage des Alters und Jugend bedeutet nicht automatisch "mehr Ahnung " von allem möglichen bzw. mehr Offwenheit etc. Im Gegenteil, die Jugend wird doch heute schon wieder als besonders konservativ etikettiert?.
Ska ist geil, moderne Posaunenchöre sind bestimmt ne erfrischende Sache, nichtsdestowenigertrotz hat ein Weihnachtsoratorium aber seinen Wert, das einfach so wegzuwischen - naja, mit 16 mag das ja noch opportun erscheinen, aber . . . .
Allerdings (ich wiederhole mich hier) weiss ich nicht, warum man sich zur Kulturpflege nun auf die Kirchen beschränken muss?
Spielen kannste überall.

Ehrenamtliche Arbeit in einem Grossunternehmen, dass sich obendrein auch noch aus Steuermitteln finanziert, lehne ich mittlerweile total ab.
Nix gegen Menschlichkeit, humanitäre Hilfe, Soziale Verantwortung und ein entsprechendes Bewusstsein.
Braucht man dazu nun unbedingt die Kirchen? Wenn die Kirchen es nicht geschafft haben, dieses Bewusstsein im ALLTAGSbewusstsein der Gesellschaft zu verankern, dann kannste das vergessen.
Tatsächlich scheint mir die Gesellschaft heute egoistischer denn je mit stetig schwindendem Gemeinschaftsgefühl / Verantwortung des einzelnen.
Jeder ist sich selbst der Nächste.

IMHO sind Glaube und Kirche verschiedene Dinge.
Die Kirchen haben in meinen Augen erbärmlich versagt.
Haben sich überlebt, sozusagen.

Schätze, Jesus würde heute genauso in den Kirchen randalieren, wie er das schon vor 2000 Jahren getan haben soll.

Alles Gute
GW
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Deaktiviert20100301

Beitrag von Deaktiviert20100301 »

hm weiß nich ob man das so vergleichen kann...
gotteswerk
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Beitrag von gotteswerk »

Medcner hat geschrieben:hm weiß nich . . .

Interessante Einlassung. Muss ich glatt mal drüber nachdenken . . . .
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Deaktiviert20100301

Beitrag von Deaktiviert20100301 »

naja indirekt könnte man ja schon sehen, dass jesus auch nun in den ganzen Kirchen randaliert. aba halt auf anderer Weise als vor 2000 Jahren...
kuhlo
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Die Kirchen haben versagt?!

Beitrag von kuhlo »

Hallo,

der Antwort von Paul85 zu der finanziellen Situation der Amtskirchen kann ich mich nur anschließen.

Vorab möchte ich folgendes sagen:

Mir ist vollkommen klar, daß man als BerufsmusikerIn auf die Einnahmen aus Konzerten (kirchliche oder weltliche) angewiesen ist.

Von daher kann man sich hierzu als engagierter ehrenamtlicher Kirchenmitarbeiter nur bedingt auslassen. Allerdings stellt sich mir bei solchen Diskussionen schon die Frage, ob es bei Kirchenkonzerten ausschließlich ums Geld oder/und die künstlerische Leistung gehen darf.

Für J.S. Bach z.B. war sowohl seine kompositorische als auch seine musizierende Tätigkeit ein Ausdruck seines tiefen christlichen Glaubens. Gleichwohl kämpfte er zeitlebens um ausreichende Geldmittel zur Verwirklichung seiner musikalischen Vorstellungen.

Was oder wer ist "die Kirche"????

Einfache Antwort: Wir alle.

Da ich Protestant bin, kann ich mich auch nur zur evangelischen Kirche äußern. Hier kann man sehr wohl einiges verändern und bewegen, wenn man sich engagiert. Dies trifft auch auf die mir bekannten hauptamtlichen Kirchenmusiker zu. Ich möchte jetzt auch Herrn Huhn nicht auf die Füße treten, aber auf ein Engagement warten, das Geld nehmen (wenn auch vielleicht zu wenig) und anschließend über die böse verlogene Kirche schimpfen, passt für mich einfach nicht zusammen. Die schlimmen Auswirkungen einer solchen Haltung habe ich leider schon zu oft sehen und hören müssen.

"Die Kirche" kann für mich daher auch nicht verlogen sein, sondern nur die Leute, die mein Bild der Kirche prägen.

Auch als Profimusiker sollte bei einem Kirchenkonzert die Verkündigung des christlichen Glaubens ein Rolle spielen; ansonsten brauche ich deffinitiv kein Kirchenkonzert.

Zitat: "Und wenn die Leute wieder mehr davon verstehen, wo der Unterschied zwischen guter und schlechter Musik liegt, kommen Musiker, die technisch einwandfrei UND beseelt Musik zu machen verstehen auch wieder öfter zum Zuge".

War zwar warscheinlich nicht für diesen Zusammenhang gedacht aber mit "technisch einwandfrei UND beseelt" habe ich demnach keine Probleme.

Meines Erachten kann man als Profimusiker nicht mehr nur auf Angebote aus "der Kirche" warten, sondern muß sie selbst erarbeiten.


Nichts für ungut!
FlüTro
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Kirchenmusik an Ostern

Beitrag von FlüTro »

Bitte um einen Rat:

mit meinem Sohn (10, Trompete bis a``) möchte ich (Flügelhorn bis e ``) und der Tochter (12, Euphonium bis a`) in unserer ultrakleinen Dorfkirche 3-stimmig blasen.
(Weihnachten spielten wir die Air (tiefergelegt), Go down moses und ein Bourree)

Bitte um Ratschläge welche leichten Stücke für Ostern gut passen.

dank im voraus

Peter :evil:
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