Qualitätsunterschiede bei Barocktrompeten

Hier geht`s um die klassischen Stücke,Märsche,Techniken etc.

Moderator: Die Moderatoren

Antworten
trumpetfan
SuperPoster
Beiträge: 120
Registriert: Montag 15. August 2005, 19:22

Qualitätsunterschiede bei Barocktrompeten

Beitrag von trumpetfan »

Hallo,
ich hätte da eine Frage an die Barocktrompetenspezialisten:

Ich konnte vor ein paar Wochen für 50.- aus einem Bestand eine Naturtrompete (ohne Löcher) erwerben (Fanfare in Es)
Ich kaufte den ersten Band des Werkes von Edward Tarr, um mir selbst Barocktrompete beizubringen.
Ich spiele die vorderen Übungen und habe schon die meisten Stücke von Kretzer recht gut drauf.
Ich habe gemerkt, dass der Atem ganz wichtig ist, natürlich auch das Gehör, aber da habe ich keine Probleme.

Aber trotzdem:
Auf der Barocktrompete ist das Treffen der Töne wesentlich schwieriger als die Naturtöne auf der B-Trompete.
Modern würde man sagen, der Ton rastet viel weniger und geht leicht daneben. Der Ton ist auch nicht so kernig sondern eher schnarrend.

Nun meine Frage: Ist das allgemein so auf jeder Barocktrompete?
Oder hängt es von der Qualität des Instrumentes ab? Gibt es überhaupt Qualitätsunterschiede? Worin liegen sie?
Oder gibt es verschieden schwere Instrumente (Dicke des Blechs z.B.?), die das ausmachen?
Ich muss noch beifügen, dass ich einfach ein normales Trompetenmundstück nehme, z.B. 1 1/2 C.

Danke falls mir jemand die Fragen beantworten kann.
Jupiter 812
Kanstul 1510 C
Besson Meha Es/D (=Kanstul 923)
Courtois 154-RV Flügelhorn
Yamaha 4330 G B-Kornett
Benutzeravatar
Wolfram
Instrumentenbauer
Beiträge: 2778
Registriert: Donnerstag 12. April 2007, 18:08
Meine Instrumente ..: B-Konzerttrompete (Eigenbau)
B-Kornett "A.K.Wunderlich"
B-Trompete LEVANTE LV-TR5205
Wohnort: fast i.Zentr. d.Deutschen Musikinstr.-baus

Re: Qualitätsunterschiede bei Barocktrompeten

Beitrag von Wolfram »

Hallo trumpetfan!
Hast du wirklich eine "Barocktrompete" oder eine einfache Es-Fanfare wie diese hier?
http://shop.musikhaus24.de/data/img/sho ... 0-0010.jpg

Das Blasen auf einer "Barocktrompete" hat in der Tat ein ganz anderes Anblasverhalten.
Meines Wissens werden die "echten" Barocktrompeten" mit einem ganz anderem Mundstück geblasen.
Du kannst es hier auf der Abbildung relativ gut erkennen:
http://www.hansjakob-bollinger.ch/ueber ... ktrompete/
(Im Text wird auch der Unterschied beider Instrumente gut erklärt)
Typisch für Barocktrompeten sind die unterschiedlichen Aufsteckbögen. Diese werden zwischen Mundstück und Instrument gesteckt um die jeweilige Grundstimmung zu verändern.

Meine Vermutung geht aber dahin, dass du eine einfache Es-Fanfare erworben hast. Aber auch hier hast du schon ein deutlich anderes Ansprache-Verhalten gegenüber deiner B-Trompete. Besonders die tiefen Töne sind etwas schwieriger zu erzeugen.

Dazu kommt, dass Naturton-Instrumente wie Fanfaren oder Alphörner auf Grund der fehlenden Ventil-Windungen und langen Bauarten weniger Luftwiederstand erzeugen. Das Ergebnis ist, das man als Musiker das Gefühl hat, der Ton will wegrutschen. Hier hilft nur einige Zeit Üben und du hast dich darauf eingestellt. Von Vorteil kann auch ein größeres Mundstück sein.
Extrem ist es beim Alphorn, da hier auch noch die relativ große Bohrung diesen Effekt verstärkt. Bei solchen Instrumenten mußt du nahezu alles mit dem Ansatz machen...
Also: Üben.. üben.. üben!
LG, Wolfram
B-Konzerttrompete "Marke: Eigenbau"
B-Trompete LEVANTE LV-TR5205
Mundstück "Stomvi 3"
Gebläse
Unverzichtbar
Beiträge: 589
Registriert: Sonntag 11. Mai 2008, 14:00
Meine Instrumente ..: Bach 180 ML 37 B
Selmer Sigma B
Selmer ERA II C
Bach 189 EL 239 Es/D
Selmer 360 D
Selmer 365 G
Selmer 360 u. 365 Hoch B/A
Münkwitz 3-Loch Riedel und Klassik
Eigenbau nach Hainlein 1632
Klier Ex. 6 A - 6E
Egger SI-7 Opt.
Wohnort: Nordwürttemberg

Re: Qualitätsunterschiede bei Barocktrompeten

Beitrag von Gebläse »

Hallo trumpetfan,

so, wie Du es beschreibst, hast Du die ersten Schritte beim Spielen auf einer Naturtrompete schon gemacht.
Zu den Instrumenten zunächst eine Anmerkung: Eine Es-Fanfare ist eine Naturtrompete. Sie gehört aber zu den Signalinstrumenten, die nicht für den hauptsächlichen Verwendungsbereich der barocken Naturtrompete, nämlich das Musizieren im hohen Register, ausgelegt sind.
Du hast festgestellt, dass die Töne auf der Naturtrompete schwieriger zu treffen sind. Bei gleicher, absoluter, Tonhöhe liegen die Töne auf der Naturtrompete, durch ihre grössere Rohrlänge, enger beieinander als auf der Ventiltrompete, sind deshalb für den Bläser schwieriger auseinander zu halten und auch zu treffen. Der Klang einer barocken Naturtrompete ist leiser, "horniger", weniger scharf aber obertonreicher als der Klang einer modernen Ventiltrompete, der Unterschied zu einer Es-Fanfare ist in gleicher Richtung noch grösser. Das liegt zunächst an der Bauform (u.a. Becherverlauf - und Grösse, Materialstärke, aufgelötete Kränze, Zwingen etc). Wesentlich ist auch das Mundstück (flacher Rand, bauchigerer Kessel, stringenter Übergang von Kessel zu Bohrung, grössere Bohrung, andere Materialverteilung). Mit einem modernen Mundstück klingt auch eine barocke Naturtrompete moderner. Dabei verliert sie aber die gute Mischbarkeit im Ensemble mit Streichern, Orgel etc. Mit dem Barockmundstück lassen sich aber für die Ausführung von Barockmusik notwendige Fertigkeiten (Intonation, Treiben, Triller, Bindungen, Rasten [oder auch nicht] , siehe Tarr) angemessener ausführen. Bei der Barocktrompete kommen die Löcher als Intonationshilfe dazu.

Nach dieserAusführung nun Antworten auf Deine Fragen:
Bei barocken Naturtrompeten ist das nicht so, siehe oben.
Es hängt von der Qualität des Instruments ab, ist aber mit der Es-Fanfare nicht zu vergleichen.
Materielstärke, also auch Gewicht, verändern auch barocke Trompeten, die Unterschiede sind aber sehr differenziert und in diesem Rahmen schwer zu beschreiben. Ganz grundsätzlich haben schwerere Instrumente einen grösserern, dynamischen Bereich, es kommt aber hier sehr auf den Bläser an.

Hier seinen mir ein paar Tips eraubt:

Folge der Spur (vor allem auch der theoretischen) von Tarr.
Wolfram wiederholend, üben,üben, üben!
Man muss den Pudding (den originalen) essen, um zu wissen, wie er schmeckt. Probiere einen Nachbau mit Barockmundstück ausführlich.
Wenn Du die Sache weiter verfolgen willst, such Dir einen erfahrenen Lehrer.

Viele Grüsse und Willkommen im Club

Jörg
Deakt_20120717
Unverzichtbar
Beiträge: 1260
Registriert: Samstag 20. August 2005, 11:21
Meine Instrumente ..: nnn

Re: Qualitätsunterschiede bei Barocktrompeten

Beitrag von Deakt_20120717 »

hallo trumpetfan,

es ist eigentlich schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem! (Karl Valentin)
daher will ich auch noch etwas "Senf" dazugeben!

1. Eine Es-Fanfare hat mit einer Barocktrompete nur das Fehlen der Ventile gemeinsam, sonst ist es ein anderes Instrument! Klingt anders, spielt sich anders, eher was fürs "Grobe"

2. für 50€ bekommst Du nicht mal ein vernünftiges Barocktrompetenmundstück; für ein gutes Instrument musst Du schon etwas tiefer in die Tasche greifen!

3. Die derzeit "preiswerteste" Möglichkeit eine ordentliche Barocktrompete zu bekommen ist sie selber zu bauen und zwar unter der Leitung von Barkley, Seraphinoff und Münkwitz; die Baukurse sind echt Klasse und sehr sehr zu empfehlen.
Alles weiter findest Du da:
http://www.trompetenmacher.de/

4. Barocktrompete nur mit Barocktrompetenmundstück!

Willkommen im "Club"
Gruss
Jörg
trumpetfan
SuperPoster
Beiträge: 120
Registriert: Montag 15. August 2005, 19:22

Re: Qualitätsunterschiede bei Barocktrompeten

Beitrag von trumpetfan »

Herzlichen Dank für die "Aufnahme" in den "Club", fühle mich geehrt. :D

Noch mehr Dank für die vielen Tipps.

@Wolfram,
ja es ist eine einfache Es-Fanfare. Und meine Frage zielte eigentlich dahin zu wissen,
ob, wenn ich mal tüchtig geübt habe u.s.w. sich der Kauf einer echten Barocktrompete lohnen würde.

Da habe ich nun die Antwort. Ob ich es bis dahin treibe, hängt natürlich auch davon ab, ob ich vielleicht einmal
Leute zum Zusammenspiel treffe. Ich Moment macht es mir einfach Spass, und als schon älterer (oder alter) Bläser (57)
ist es wieder einmal etwas Neues, was natürlich auch für den Ansatz auf der normalen Trompete sehr willkommene Auswirkungen hat.

Besten Dank und Gruss
Herbert
Jupiter 812
Kanstul 1510 C
Besson Meha Es/D (=Kanstul 923)
Courtois 154-RV Flügelhorn
Yamaha 4330 G B-Kornett
Trompedo
Unverzichtbar
Beiträge: 551
Registriert: Montag 18. Juli 2005, 12:12
Meine Instrumente ..: Naturtrompete, Stradivarius 43er, Egger Barocktrompete , Es-Trompete, Birkholtz-Trompete und Taktstock
Wohnort: Niederrhein / Münsterland
Kontaktdaten:

Re: Qualitätsunterschiede bei Barocktrompeten

Beitrag von Trompedo »

maniactrumpet hat geschrieben:hallo trumpetfan,

es ist eigentlich schon alles gesagt, nur noch nicht von jedem! (Karl Valentin)
daher will ich auch noch etwas "Senf" dazugeben!

1. Eine Es-Fanfare hat mit einer Barocktrompete nur das Fehlen der Ventile gemeinsam, sonst ist es ein anderes Instrument! Klingt anders, spielt sich anders, eher was fürs "Grobe"

2. für 50€ bekommst Du nicht mal ein vernünftiges Barocktrompetenmundstück; für ein gutes Instrument musst Du schon etwas tiefer in die Tasche greifen!

3. Die derzeit "preiswerteste" Möglichkeit eine ordentliche Barocktrompete zu bekommen ist sie selber zu bauen und zwar unter der Leitung von Barkley, Seraphinoff und Münkwitz; die Baukurse sind echt Klasse und sehr sehr zu empfehlen.
Alles weiter findest Du da:
http://www.trompetenmacher.de/

4. Barocktrompete nur mit Barocktrompetenmundstück!

Willkommen im "Club"
Gruss
Jörg
Wir hatten da doch mal ein Erfahrungsbericht zu diesen TROMPETENMACHER, ich finde ihn gerade nicht, habt ihr ihn?

Grüße
Gebläse
Unverzichtbar
Beiträge: 589
Registriert: Sonntag 11. Mai 2008, 14:00
Meine Instrumente ..: Bach 180 ML 37 B
Selmer Sigma B
Selmer ERA II C
Bach 189 EL 239 Es/D
Selmer 360 D
Selmer 365 G
Selmer 360 u. 365 Hoch B/A
Münkwitz 3-Loch Riedel und Klassik
Eigenbau nach Hainlein 1632
Klier Ex. 6 A - 6E
Egger SI-7 Opt.
Wohnort: Nordwürttemberg

Re: Qualitätsunterschiede bei Barocktrompeten

Beitrag von Gebläse »

Hallo beisammen,

von Michael Münkwitz habe ich in der letzten Zeit eine Mail gekriegt, dass beim diesjährigen Baukurs vom 13. - 17. Juli (?) in Rostock noch drei Plätze frei sind. Im nächste Jahr soll in D kein Kurs stattfinden.

Gruss

Jörg
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 19 Gäste