Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Hier geht`s um die klassischen Stücke,Märsche,Techniken etc.

Moderator: Die Moderatoren

Benutzeravatar
burt
Unverzichtbar
Beiträge: 2848
Registriert: Sonntag 5. Juni 2005, 12:15
Meine Instrumente ..: Trompeten:
Buddenbohm Infinity
Kühnel & Hoyer Topline G
Stomvi Titan C
Ricco Kühn T073 BX
Piccolo: Yamaha 9830
Flügelhorn: Courtois 154R
Kornett: Stomvi Titan

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von burt »

orlando_furioso hat geschrieben:Ich hau jetzt mal eine provozierende These raus:

-- Posaunenchöre sind ein Auslaufmodell --

Nun, dann solltest Du Dir vielleicht nochmal die Aufzeichnung vom BPT aus Leipzig anschauen. Mit rund 18.000 Bläsern und einer überwältigenden Zahl von jungen Leuten sicherlich die anschaulichste Widerlegung Deiner These.

Und zum Glück alles ohne Holz. :)
Schönen Gruß vom Burt
pit
Moderator
Beiträge: 183
Registriert: Samstag 18. Oktober 2008, 11:58
Meine Instrumente ..: Bach Stradivarius 180-37
Selmer Hoch B/A

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von pit »

Hallo orlando_furioso,

man kann diese These vertreten, man kann aber auch anderer Meinung sein.
Und ich bin durchaus einer etwas anderen Meinung. :wink:

Den PC die Schuld zu geben, Kindern keine attraktive Plattform zu bieten, dem kann ich nicht zustimmen. Durch die schnelllebige Zeit bedingt haben sich Werte und Interessen geändert. Veränderungen, die natürlich auch die Familien betreffen. Die Kiddies sind heutzutage derart vielen Einflüssen und Verlockungen ausgesetzt, diese Vielfalt gab es früher nicht. Vielen Eltern ist es nicht mehr möglich, ihre traditionellen Werte bzw. Vorstellungen aus den zurückliegenden Jahrzehnten ihren Kiddies zu vermitteln. Diese „alten“ Vorstellungen entlocken einer Vielzahl von Kiddies nicht ´mal mehr ein müdes Lächeln. Aus meiner Sicht ist es daher ein grundsätzliches Problem der heutigen Gesellschaft. Und ich könnte mir vorstellen, dass dieses Problem sich auch in anderen Laien-Musikgruppen widerspiegelt. :(

Ich weiß ja nicht ob Du in einem PC spielst oder jemals gespielt hast.
Heute spielen die PC nicht mehr aus dem guten alten Zahn (uralte PC-Literatur). Den PC steht heutzutage eine breit gefächerte Literatur zur Verfügung. Da ist U-Musik genauso vertreten wie Klassische- und Kirchenmusik. Kuhle würde sich heute wahrscheinlich im Grabe umdrehen, könnte er sehen, was an PC-Literatur am Markt vertreten ist. Die meisten PC entsprechen heutzutage nicht unbedingt dem Kuhlo´schem Vorbild.

Sicherlich musizieren in den PC nicht nur hoch qualifizierte Musiker. Und das ist auch gut so. Viele der Blechbläser in den PC wollen und können aus den unterschiedlichsten Gesichtspunkten heraus keine wahren Könner sein. Ihnen macht es einfach Spaß, gemeinsam zu musizieren. Einige sehr gute Musiker kamen erstmalig im PC mit der Musik in Berührung.

Nur ´mal am Rande erwähnt. Auch im Sport gibt es unterschiedliche Leistungsklassen. Z. B. Fußball. Die Bandbreite geht von der B-Klasse bis zur 1. Bundesliga.

Ein Tipp: Bemühst Du einfach einmal Google und suchst nach Posaunenchören. Du wirst Dich wundern, wie viele da erscheinen, und, was die so an Aktivitäten an den Tag legen. Auch die PC-Landesverbände sind im Internet vertreten. Hier findest Du jede Menge Informationen, auch bezüglich Fortbildung. In diesen Landesverbänden arbeiten hauptberufliche Musiker (Landesposaunenwarte), deren Ausbildung ist wahrlich nicht von schlechten Eltern. Guckst Du einfach.

Den Posaunenchören gehen aus meiner Sicht nicht so schnell die Lichter aus. Das bedeutet allerdings nicht, sich zurück zu lehnen und alles so zu belassen wie es derzeit ist. Auch die Posaunenchöre werden sich immer wieder den modernen Strömungen stellen und anpassen müssen.

Posaunenchöre sind kein Auslaufmodell! :gut:

Grüße

pit


P.S.: Ich bin kein hauptamtliches Mitglied eines PC-Verbandes. Allerdings spiele ich in einem PC und ich spiele dort gerne und auch gerne ´mal sonntags schon um 9 Uhr "Was Gott tut, das ist Wohl getan". :wink:
Trumpetralfino
Unverzichtbar
Beiträge: 1140
Registriert: Montag 26. Januar 2009, 16:21
Meine Instrumente ..: Bach Stradivarius 37 ML, Mystery 1, Selmer Es Trompete, Jupiter Flügelhorn,
Meinl B Tuba, Ventilposaune King. Taschenkornett Jupiter
Wohnort: Salzweg

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von Trumpetralfino »

pit hat geschrieben: Den Posaunenchören gehen aus meiner Sicht nicht so schnell die Lichter aus. Das bedeutet allerdings nicht, sich zurück zu lehnen und alles so zu belassen wie es derzeit ist. Auch die Posaunenchöre werden sich immer wieder den modernen Strömungen stellen und anpassen müssen.
Posaunenchöre sind kein Auslaufmodell! :gut:
:
Hallo lieber Pit,

Ich hoffe du hast heute morgen wenigstens schon über Mr.Bean gelacht.
Ansonsten möchte ich Dir voll beistehen. Ob Posaunenchor, Blasorchester, Städt.Kapelle,
Blasmusik oder sonstige Namen für diese Orchester, ich finde es eine der besten Einrichtungen musikalischer Art die wir haben.
Nicht umsonst fördern die Länder mit teils erheblichem finanziellen Aufwand die Tradition und die Erhaltung dieser Orchester. (Auch wenn es mehr sein dürfte)
Für junge Menschen kann es nichts besseres geben, was soziale Integrität, Disziplin und das Vereinsleben an sich angeht. Aber das ist ja bekannt.

Das einzige was mich schon immer etwas gestört hat, (bitte nicht böse sein) ist der Name Posaunenchor. Eben weil es nicht nur Posaunen sind, die dort spielen. Unter einem Chor verstehe ich auch eher den Gesangschor. Im Gegensatz zum Corps !

Aber das ist ja unerheblich und subjektiv.
Ich wünsche Dir alles Gute und viel Spaß und Freude mit der Musik, die göttlich ist !!
L.G.Ralf
pit
Moderator
Beiträge: 183
Registriert: Samstag 18. Oktober 2008, 11:58
Meine Instrumente ..: Bach Stradivarius 180-37
Selmer Hoch B/A

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von pit »

Hallo wehrter Trumpetralfino,

sicher habe ich über Mr. Bean gelacht. Könnte mich hinter einen Zug werfen. Er ist einfach toll. :D

:ironie:
Mich stöhrt das Wort "Posaunenchor" auch ein wenig. Fühle mich als Trompeter immer etwas zurückgesetzt.
Aber dafür zeigen wir Trompeter den Posaunisten in der Regel wo der Hammer hängt. Leider manchmal auch nur durch die Lautstärke. :(

Ansonsten kann ich Deine Ausführungen nur unterstreichen. :wink:

Grüße

pit
Benutzeravatar
mikefiftyniner
Unverzichtbar
Beiträge: 698
Registriert: Donnerstag 4. August 2005, 11:59
Meine Instrumente ..: NONE
Wohnort: Machtsum (Nabel der Welt)

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von mikefiftyniner »

Schade, dass Ihr (die, die es bisher zugegeben haben) keine Ahnung von Posaunenchören habt. Hier findet sich eine der wenigen Gemeinschaften, wo Menschen von <10 - >80 gemeinsam etwas unternehmen. Allein in der Hannoverschen Landeskirche gibt es 14.000 Bläserinnen und Bläser in 700 Chören. Vom Posaunentag in Leipzig muss ich wohl nicht berichten, dort war das ganze Stadion voll mit Bläsern.

Die Kinder- und Jugendarbeit ist an vielen Stellen ausgezeichnet, und es gibt viele Projekte, bei denen Popularmusik und Klassik vereint werden, und auch die verschiedenen Musikgruppen gemeinsam tätig werden. Wer also Interesse an der sehr bunten Posaunenarbeit hat, dem werde ich gerne mit weiteren Informationen dienen können. Aber bitte sprecht nicht wie die Blinden von der Farbe! Ich würde mir nicht anmaßen, etwas z.B. über die Zukunft von Bigbands oder Feuerwehrkapellen zu sagen.
Mit jedem erfüllten Wunsch zerplatzt ein Traum!
Wer Schreibfehler findet, darf diese behalten!
Trumpetralfino
Unverzichtbar
Beiträge: 1140
Registriert: Montag 26. Januar 2009, 16:21
Meine Instrumente ..: Bach Stradivarius 37 ML, Mystery 1, Selmer Es Trompete, Jupiter Flügelhorn,
Meinl B Tuba, Ventilposaune King. Taschenkornett Jupiter
Wohnort: Salzweg

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von Trumpetralfino »

mikefiftyniner hat geschrieben: Wer also Interesse an der sehr bunten Posaunenarbeit hat, dem werde ich gerne mit weiteren Informationen dienen können. Aber bitte sprecht nicht wie die Blinden von der Farbe! Ich würde mir nicht anmaßen, etwas z.B. über die Zukunft von Bigbands oder Feuerwehrkapellen zu sagen.
Lieber Freund, deine Reaktion verstehe ich sehr gut. Ich fühle mich auch nicht direkt angesprochen, weil ich ganz klar ein Befürworter der Musikausübenden bin, egal in welchem Genre.
Die Zukunft was die Musik angeht liegt für die große Mehrheit der Bevölkerung ja nicht in der elitären klassischen Musik ( Oper, Sinfonische Musik )sondern genau hier: in den Posaunenchören, Feuerwehrkapellen, Blasorchestern, Stadtkapellen, Militärkapellen u.s.w. !!

Was da noch zu verbessern wäre vor allem in den Großstädten ist die INFORMATION !
Weg vom Image der Marschmusik hin zu auch Zeitgemäßer Musik !

Ich bin überzeugt, würden die Eltern von kleinen Kindern in den Kindergärten, in der Volks- und Hauptschule noch eher, intensiver aufgeklärt über die Auswirkungen einer Mitgliedschaft in einem Verein, würden wir noch mehr Musiker/innen haben.
Nichts kann die Kinder (vielleicht noch der Sport) mehr motivieren und disziplinieren als das zusammen spielen auf Instrumenten, nichts macht mehr Spass, dazu mit der Möglichkeit dies ein ganzen Leben lang zu tun. (Im Gegensatz zum Sport)
Es ist erwiesen, dass musizieren die Intelligenz erhöht, die Seele befriedigt u.v.m.

Das soziale Netz der Vereine, dass weg von der Strasse und den Drogen, die Aufgabe und das gebraucht werden, all das kann und muß junge Menschen begleiten!

Ich möchte den Verantwortlichen in den Vereinen Dank sagen auch mal hier an dieser Stelle.
Ehrenamtliche Tätigkeit in Musikvereinen, das Engagement mit vielen Opfern an Zeit, Geld und Nerven, nichts davon ist selbsverständlich!!

Viel Erfolg und Glück und Spaß allen in Musikvereinen !!
L.G. Ralf
jilse
PowerPoster
Beiträge: 70
Registriert: Montag 4. August 2008, 17:06
Meine Instrumente ..: Tenorposaune, Bassposaune,Tuba, Diskantposaune

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von jilse »

Lucius hat geschrieben: 2. Zum Thema Hornfamilie:
@jilse: Klar weiß ich, daß Kuhlo nichts anderes wollte als seine Hörner - aber Kuhlo ist für mich Geschichte und kein Leitbild.
Ansonsten: Als Klangregister finde ich's akzeptabel, im Doppelchor etc. vielleicht auch reizvoll - aber Barockmusik oder im speziellen venezianische Doppelchörigkeit mit Hörnern? Man muß ja nicht auf Originalinstrumenten musizieren, aber die weiten Mensuren und dieser hornige Klang ist doch sehr weit vom Klangideal dieser Zeit entfernt...
Muss sich ein Posaunenchor denn auf Barockmusik beschraenken? Ich bin der Meinung, dass eine
solche Beschraenkung weder unbedingt erwuenscht noch wirklich angebracht ist.
Lucius hat geschrieben: Und zur Mischung, da würde ich peaceman absolut zustimmen, wenn er schreibt:
peaceman hat geschrieben: Wenn Hörner/Verwandte und Posaunen/Trompeten gut zusammen klingen sollen, braucht man Musiker, die sehr gute Ohren dafür haben und auch die Fähigkeiten, ihren eigenen Klang anzupassen. Das ist natürlich letzen Endes auch eine technische Fähigkeit, hat aber in der Hauptsache mit "Musikalität" zu tun und ist schon die hohe Schule der Musizierens, die nicht so viele beherrschen.
Im Gegensatz dazu finde ich es, deutlich angenehmer, nur mit Trp/Pos zu spielen, weil der "Zusammenklang" wesentlich leichter herstellbar ist und die Instrumente schon durch ihre Bauart homogener klingen.
Ich habe vor 40 Jahren in einem Posaunenchor mit ausschließlich Trompeten und Posaunen angefangen und spiele jetzt in einem mit fast ausschließlich diesen Instrumenten. Der Tubist ist sehr dezent, das ist ok, zumal der z.T auch pausiert. Das jeweils eine Flügel- und Tenorhorn empfinde ich aber klanglich schon als fremd.
Ich wuerde diesen "Absolutheitsanspruch" so nicht akzeptieren wollen. Die "offizielle Lehrmeinung"
bei z.B. dem "Chorleiterlehrgang fuer Posaunenchorleiter" hat uebrigens vor ca. 20 Jahren (als ich
den mal absolviert hatte) noch ein 1/3 zu 2/3 Mix aus engen und weiten Instrumenten praeferiert
(mit 2/3 weiten und 1/3 engen Instrumenten) ...
Lucius hat geschrieben: 3. Zum Blechbäserquintett:
peaceman hat geschrieben:[...] ich finde zum Beispiel auch das Blechbläserquintett eine recht uninteressante Besetzung, weil schwer zu spielen und wenn es gut sein soll, müssen wirklich alle fit sein, damit es sich gut mischt und nach was klingt.
Auch das sehe ich so. Mir würde hier die Besetzung mit Trompeten, Alt-, Tenor- und Baßposaune viel besser gefallen. Ein Streichquintett bleibt ja auch in der Regel mit zweiter Bratsche (Mozart u.a.) oder zweitem Cello (Schubert, Boccherini) innerhalb der Geigenfamilie.
Beim Blechblaeserquintett bleibt man doch auch innerhalb der Blechblasinstrumente, also kann
ich diesen Einwand von dir so nicht akzeptieren. Fuer mich sind die Unterschiede zwischen
weiten und engen Blechblasinstrumenten nicht so gross, dass ich dabei von komplett unter-
schiedlichen Instrumentengruppen reden wuerde ...
Benutzeravatar
orlando_furioso
Unverzichtbar
Beiträge: 1154
Registriert: Montag 10. Oktober 2005, 23:42
Meine Instrumente ..: J*B*S - tp B
J*B*S - flh B
YTR 946 Vorserie
YTR 6810
etc.

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von orlando_furioso »

Hi,

bin wieder da. Ist ja interessant, was sich da so an Meinungen angesammelt hat.

Von meiner Seite noch folgende Ergänzungen:

Obschon mein musikalischer Schwerpunkt im Blasorchester liegt, mache ich Musik in ganz verschiedenen Gruppierungen und alle möglichen Genres - von der Gottesdienstuntermalung mit Piccolo und Orgel bis hin zum Jazz in der Big-Band. Ich möchte bei aller Diskussion die sich hier hoffentlich noch entspannt auf jeden Fall eines klarstellen: Es liegt mir fern PC gegen Blasorchester auszuspielen, geschweige denn PC zu diskreditieren. Aber vergleichen wird man wohl noch dürfen - und muss man ja auch. Ich habe verschiedentlich in PC ausgeholfen bin in der Beziehung also nicht ganz unbeleckt. Und was ich so in meinem Umfeld an PC sehe - ouahauera ...

Und das steht und fällt alles mit der Ausbildung. Ist die nicht qualifiziert genug, dann ist der PC auch nicht in der Lage etwas anderes als die "Kirchenschlager" des 18. Jh. zu spielen - entsprechend mies ist die Motivation - und das hört man.

Und wenn ich dann die Bilder vom Kirchentag sehe fällt mir dazu nur eines ein: Masse ≠ Klasse.

Ein Gedanke von mir: die PC müssten zuallererst die klingende Spielweise aufgeben. So wäre ein einfacherer Austausch mit den anderen Musikgruppen und -verbänden möglich. Dann könnte man die Jugendlichen auch gemeinsam ausbilden und Synergien schaffen.

J*B*S - Trumpet - Flugelhorn - Cornet - Mouthpiece
jilse
PowerPoster
Beiträge: 70
Registriert: Montag 4. August 2008, 17:06
Meine Instrumente ..: Tenorposaune, Bassposaune,Tuba, Diskantposaune

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von jilse »

orlando_furioso hat geschrieben:Ich hau jetzt mal eine provozierende These raus:

-- Posaunenchöre sind ein Auslaufmodell --

-> PC sind hinsichtlich der musikalischen Bandbreite viel zu stark festgelegt


Das muss nicht so sein, und bei meinem "heimischen Chor" ist das auch nicht so.

orlando_furioso hat geschrieben: -> PC haben die Enwicklung in der Aus- und Fortbildung der Musiker (D-C-B-Lehrgänge) verpennt


Und? Diese Moeglichkeit ist deiner Ansicht nach die einzige Moeglichkeit? Ich sehe das anders.

orlando_furioso hat geschrieben: -> Die musikalische Qualität und die Ausbildungsqualität ist in der Regel "bescheiden"


Auch das muss nicht zwangslaeufig so sein (und "schlechte Musiker" findet man nicht nur
bei Posaunenchoeren, ebenso wie man gute Musiker nicht ausschlieslich ausserhalb von
Posaunenchoeren antrifft).

orlando_furioso hat geschrieben: Die Abgrenzung E-/U-/Kirchen-Musik gehört in die Mülltonne der Geschichte.


Richtig, aber was hat das nun mit Posaunenchoeren zu tun? Mein "heimischer Chor"
spielt nicht nur Choraele und "alte Musik". Die strikte Trennung muss auch beim
Posaunenchor nicht zwingend vorhanden sein.

orlando_furioso hat geschrieben: Sollten wir nicht froh um jedes Kind sein, das sich gegen die Playstation und für die Musik
entscheidet. Und die Kinder können wir nur halten, wenn wir attraktive und qualitativ
hochwertige Musik machen.


Was hat das mit Posaunenchoeren zu tun? Ich kenne durchaus Blaeser und Blaeserinnen,
die man mit Polkas, Walzer und Maerschen nicht mehr anlocken koennte, als mit z.B.
einem Bach-Choral oder einem Stueck von Purcell oder Haendel, eher im Gegenteil.
Du lehnst die Unterteilung in E-Musik und U-Musik oder Kirchenmusik und weltliche
Musik ab, bei genauer Betrachtung benutzt du aber genau diese Unterteilung selbst
(wobei du allerdings die sogenannte "ernste Musik" zusammen mit der "Kirchenmusik"
in die Kathegorie "fuer junge Leute unattraktive Musik" stpfst, was aber durchaus nicht
fuer alle jungen Leute so zutrifft ...).

orlando_furioso hat geschrieben: Musik, die den Kindern Spaß macht. Welcher 12-jährige spielt wohl mit Begeisterung
"Was Gott tut, das ist Wohl getan" am Sonntag früh um 10 in einer a...kalten Kirche
vor 24 Omas und Opas?


Das muss ja auch nicht unbedingt die Hauptbetaetigung des Posaunenchors sein.
Ich habe (OK, da war es kein Posaunenchor, sondern das "Titus-Orchster" der
Titus-Kirchengemeinde in Hannover/Vahrenheide) vorletztes Wochenende mit
dieser Truppe in einem Konfirmations-Gottesdienst gespielt. Es kam glaube ich
im ganzen Gottesdienst nur ein einziger "klassischer Choral" vor, alles andere
waren andere Stuecke (zu Beginn z.B. "Hmyn" von BARCLAY JAMES HARVEST,
zu Ende des Gottesdienstes "I will follow him" aus "Sister Act", dazwischen u.a.
auch der Gospel-Song "I've got Peace like a River" oder auch "Mul of Kintyre"
von Paul McCartney und den Wings). An Gemeindeliedern waren es auch fast
alles neuere Kirchenlieder (zum Abendmahl z.B. "komm, sag es allen weiter").
Ich wuesste nicht, warum so etwas mit einem Posaunenchor nicht ebenso moeg-
lich sein sollte.

orlando_furioso hat geschrieben: Der Posaunenchor nach Kuhlo'schem Vorbild und Dogma ist ein Relikt aus einer vergangenen Zeit - Friede seiner Asche!


Und das ist so, weil du dir das so vorstellst?

orlando_furioso hat geschrieben: Vor 100 Jahren, als der Herr Lehrer noch bei der sonntäglichen Messe die Orgel bediente, war die Kirchenmusik das was die Kinder an musikalischer Bildung mitbekommen haben. Dabei selbst mitzumachen war kein schwerer Schritt. Aber das ist heute ganz anders. Deshalb muss der Weg in die Kirchenmusik heute anders verlaufen. Erst muss man den Kiddies über die aktuelle Musik Spaß am musizieren machen, um Ihnen dann die traditionellen Werte nahe zu bringen: klassische Musik, Kirchenmusik, volkstümliche Musik etc. - und zwar ALLE!


Ich wuesste nicht, weshalb das im Posaunenchor unmoeglich sein sollte (es ist dort nicht
unmoeglich, wie ich aus eigener Erfahrung weiss).
jilse
PowerPoster
Beiträge: 70
Registriert: Montag 4. August 2008, 17:06
Meine Instrumente ..: Tenorposaune, Bassposaune,Tuba, Diskantposaune

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von jilse »

pit hat geschrieben: Ein Tipp: Bemühst Du einfach einmal Google und suchst nach Posaunenchören. Du wirst Dich wundern, wie viele da erscheinen, und, was die so an Aktivitäten an den Tag legen. Auch die PC-Landesverbände sind im Internet vertreten. Hier findest Du jede Menge Informationen, auch bezüglich Fortbildung. In diesen Landesverbänden arbeiten hauptberufliche Musiker (Landesposaunenwarte), deren Ausbildung ist wahrlich nicht von schlechten Eltern. Guckst Du einfach.
Ja, durchaus. Was ich allerdings vermisse (vermutlich gibt es so etwas nicht) ist eine moeglichst
komplette Auflistung aller Posaunnchoere in einer Gegend. Auch die Seiten der Posaunenwerke
helfen da nur bedingt weiter, weil man auch dort keine "aktuellen Listen von Posaunenchoeren"
findet. Schade eigentlich, denn manchmal koennte man (nach einem Umzug oder wenn man mal
zwischenzeitlich in einer anderen Gegend ist) sehr viel leichter und schneller einen passenden
Posaunenchor finden, wenn es denn solche Listen gaebe ...
orlando_furioso hat geschrieben: Den Posaunenchören gehen aus meiner Sicht nicht so schnell die Lichter aus.
Das hoffe ich zumindest.
orlando_furioso hat geschrieben: Das bedeutet allerdings nicht, sich zurück zu lehnen und alles so zu belassen wie es derzeit ist. Auch die Posaunenchöre werden sich immer wieder den modernen Strömungen stellen und anpassen müssen.
Zweifellos, aber das ist weder etwas neues noch etwas, was erst ganz frisch von einigen Choeren
angegangen wuerde: das gibt es doch schon seit Jahrzehnten.
pit
Moderator
Beiträge: 183
Registriert: Samstag 18. Oktober 2008, 11:58
Meine Instrumente ..: Bach Stradivarius 180-37
Selmer Hoch B/A

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von pit »

Hallo orlando_furioso,

Du mußt ja tatsächlich von schaurigen PC umgeben sein bzw. in solchen ausgeholfen haben. :wink:

Vielleicht bist Du aber auch aufgrund Deiner musikalischen Ausbildung überqualifiziert und willst Dich nicht oder nicht mehr auf die Ebene eines PC begeben. Das ist absolut nicht böse gemeint. Wäre ja verständlich, wenn Du den Kollegen im PC total überlegen bist, dann macht das auf Dauer natürlich keinen Spaß.

Stell´Dir vor, die PC würden auf einmal Big Band Literatur spielen oder sich an Blasmusik ran machen. ......?!? Das würde aber geschmeidige Kommentare nach sich ziehen. :argh:

Was wäre die Musiklandschaft (Blechbläser) langweilig, wenn alle das gleiche spielen. Da kann doch nichts bei rauskommen.

Ich kenne einige PC und in keinem wird nur Musik aus dem 18. Jahrhundert gespielt. Diese Chöre spielen motiviert moderne Literatur. Selbstverständlich ist das Niveau der Chöre unterschiedlich ausgeprägt. Das liegt aber in der Natur der Sache.

Ach ja, warum sollten die PC denn die klingende Spielweise aufgeben? Ich sehe keinen wirklichen Grund hierfür. Allerdings läßt sich darüber natürlich trefflich Streiten. Und ... ändern wird sich doch nichts. :wink:

Für mich ist das so und so kein Problem. B oder C, das stellt für mich in der Regel kein Problem dar. Kenne auch noch einige Trompeter aus PC die sowohl in B und in C spielen können. Sollte nur ein kleine Seitenhieb sein. :wink:

Bis denne.

pit
jilse
PowerPoster
Beiträge: 70
Registriert: Montag 4. August 2008, 17:06
Meine Instrumente ..: Tenorposaune, Bassposaune,Tuba, Diskantposaune

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von jilse »

orlando_furioso hat geschrieben: Obschon mein musikalischer Schwerpunkt im Blasorchester liegt, mache ich Musik in ganz verschiedenen Gruppierungen und alle möglichen Genres - von der Gottesdienstuntermalung mit Piccolo und Orgel bis hin zum Jazz in der Big-Band. Ich möchte bei aller Diskussion die sich hier hoffentlich noch entspannt auf jeden Fall eines klarstellen: Es liegt mir fern PC gegen Blasorchester auszuspielen, geschweige denn PC zu diskreditieren. Aber vergleichen wird man wohl noch dürfen - und muss man ja auch. Ich habe verschiedentlich in PC ausgeholfen bin in der Beziehung also nicht ganz unbeleckt. Und was ich so in meinem Umfeld an PC sehe - ouahauera ...
Solche Posaunenchoere habe ich zugegebenermassen auch schon erlebt, aber es waere ein
schwerer Fehler, von diesen Choeren auf alle anderen schliessen zu wollen ...
orlando_furioso hat geschrieben: Und das steht und fällt alles mit der Ausbildung. Ist die nicht qualifiziert genug, dann ist der PC auch nicht in der Lage etwas anderes als die "Kirchenschlager" des 18. Jh. zu spielen - entsprechend mies ist die Motivation - und das hört man.
Inwiefern soll das beim Blasorchester, bei der Oldtime Jazz Band oder bei der Bigbgand anders sein?
Im Gegenteil ist es dort oft sogar noch schlimmer, weil teils die "wirklich einfachen Stuecke fuer
den Einstieg von Anfaengern" nicht in so reichlicher Zahl vorhanden sind ...
orlando_furioso hat geschrieben: Und wenn ich dann die Bilder vom Kirchentag sehe fällt mir dazu nur eines ein: Masse ≠ Klasse.
Es war vom Bundes-Posaunen-Tag die Rede, bei der ca. 18000 Blaeser beteiligt waren.
Bei den Kirchentagen sind es bei der Abschlusskundgebung meistens "nur" zwischen
2500 und 5000 ... Obwohl ich beim Posaunen-Tag nicht dabei war (andere Termine
hatten mich davon abgehalten) kann ich aus Erfahrung mit den Kirchentagen nur
sagen, dass es ein fast unglaubliches Erlebnis ist, in einer solchen Masse gemeinsam
zu musizieren.
orlando_furioso hat geschrieben: Ein Gedanke von mir: die PC müssten zuallererst die klingende Spielweise aufgeben.
Warum, weil du sie nicht magst?
orlando_furioso hat geschrieben: So wäre ein einfacherer Austausch mit den anderen Musikgruppen und -verbänden möglich.
Vielleicht muessten ja auch die anderen Gruppierungen die transponierende Schreibweise
aufgeben, zumal diese ausgesprochen unlogisch ist: im Violin-Schluessel wird transponierend
notiert, ausser bei den Blockfloeten, die wieder trotz unterschiedlicher Stimmungen der
verschiedenen Blockfloeten doch die klingende Notation bevorzugen. Im Bassschluessel
dagegen wird immer klingend notiert (ausser bei einigen Noten im Elsaesser oder Schweizer
Kulturkreis, wo es tatsaechlich auch solche Gemeinheiten wie "Noten im Bassschluessel in Bb"
gibt ...). Was soll an diesem Chaos denn logisch sein?
orlando_furioso hat geschrieben: Dann könnte man die Jugendlichen auch gemeinsam ausbilden und Synergien schaffen.
Geht es den Blasorchestern wirklich so schlecht, dass sie glauben, sich Blaeser aus den
Posaunenchoeren rekrutieren zu muessen? :wink:
pit
Moderator
Beiträge: 183
Registriert: Samstag 18. Oktober 2008, 11:58
Meine Instrumente ..: Bach Stradivarius 180-37
Selmer Hoch B/A

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von pit »

Hallo jilse,

am schnellsten fündig wirst Du auf der Seite eines Landesverbandes. Z.B. auf der Homepage des Landesverbandes Bayern sind alle PC aufgelistet, die eine eigene Homepage haben. Außerdem kannst Du ja jederzeit eine Anfrage an den Verband stellen und ich bin überzeugt, Du wirst eine vernünftige Auskunft erhalten. Auch ein Anruf in der Kirchengemeinde deines temporären Wohnortes wird dich weiter bringen. :wink:

P.S.: Kann es sein, dass du Ausschnitte aus meinem Posting orlando_furioso zugeordnet hast? :mrgreen:
Benutzeravatar
well-blech
Unverzichtbar
Beiträge: 966
Registriert: Donnerstag 17. März 2005, 20:53

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von well-blech »

Zum Thema des breiten Spektrums dessen, was in den Posaunenchören so gespielt wird, gibts ein paar Beispiele:
http://www.ohrenblickmal.de
dort auf >>> SPASS&SPECIALS >>> JUKEBOX
Da finden sich Einspielungen aller Coleur und verschiedenster Qualitäten. Einfach mal durchscrollen, reinhören und selbst ne Meinung bilden!!!

well
blech
Benutzeravatar
buccinator
Unverzichtbar
Beiträge: 872
Registriert: Dienstag 18. Oktober 2005, 20:20
Meine Instrumente ..: Piccolotrompete, Trompete, Flügelhorn
Wohnort: Ostwestfalen

Re: Holzblasinstrumente im Posaunenchor?

Beitrag von buccinator »

Über Posaunenchöre ist m. E. hier mittlerweile genug gesagt worden, dazu möchte ich jetzt nicht noch mehr beitragen.
Ich möchte nur darauf hinweisen, dass sich viele hochkarätige Profibläser führender Orchester aus dem Posaunenchorwesen herauskristallisiert haben....Ich sage nicht, dass diese ihre AUSBILDUNG im PC erworben haben, aber ein großer Teil ihrer MOTIVATION, Blechbläser zu werden, ist sicherlich durch ihre Mitwirkung im PC entstanden.

Im überregionalen Bereich stehen in allen Landeskirchen unter der Leitung kompetenter LPWs oft erstaunlich gute Auswahlensembles bereit, um talentierte Bläser weiter zu fördern.

Die Arbeit, die in und für PC verbandsseitig geleistet wird, sollte man nicht gering achten !

Alles in allem sehe ich angesichts dieser Tatsachen keinesfalls einen Untergang des Posaunenchorwesens.... :wink:
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 10 Gäste