altkatholische Griffweise

Hier geht`s um die klassischen Stücke,Märsche,Techniken etc.

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blechmusikant
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altkatholische Griffweise

Beitrag von blechmusikant »

Kann mir irgendjemand sagen, was es mit dieser sogenannten "altkatholischen Griffweise" auf sich hat. Dass erstes und zweites Ventil vertauscht sind weiß ich. Aber wozu? Gibt´s das nur in Deutschland? Sind das die "Gegeninstrumente" zu den evangelischen Posaunenchören? Oder was hat das für einen Hintergrund?
lg
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Lucius
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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von Lucius »

Die von Dir genannte Anordnung der Ventile stammt aus der Frühzeit der Ventiltrompete und ist seit den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts bei bayrischen Modellen belegt. Es handelt sich dabei nicht um im eigentlichen Sinne vertauschte Ventile, sondern um eine von vielen verschiedenen Ventilanordnungen aus dem Experimentierstadium der damaligen Instrumentebauer. Näheres und Bilder sind beispielsweise zu finden bei: Herbert Heyde, Das Ventilblasinstrument. Leipzig 1987.

Bei eBay werden - wie auch derzeit wieder - immer wieder mal Trompeten oder Flügelhörner mit dieser Ventilanordnung angeboten. Hier findet sich dann im Angebotstext regelmäßig der Bezug zum religiösen Kontext. So wurde einmal vom Verkäufer behauptet, die bayerische Griffweise (bzw. die Trompeten mit den vertauschen Ventilen) sei erfunden worden, um den Evangelischen das Mitspiel in der Dorfkapelle zu verunmöglichen. Beim o.g. Angebot ist nun statt von bayrischer von altkatholischer Griffweise die Rede.

Soweit mein Kenntnisstand. Von wem, wo und wie lange solche bayerischen Modelle gebaut und gespielt wurden und warum sie sich offensichtlich bis ins 20. Jahrhundert gegen die ja schon früh weitverbreitete Form mit unserer heutigen Ventilanordnung gehalten haben würde auch mich interessieren.

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haynrych
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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von haynrych »

gibt's in bayern altkatholiken?
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Lucius
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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von Lucius »

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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von blechmusikant »

Das war´s?
Gibt´s vielleicht in Bayern wen, der mehr darüber weiß? Dass in den Anfangszeiten mit den Ventilen der Blechblasinstrumente experimentiert wurde, kann ich mir schon vorstellen. Aber irgendeinen Grund muss es doch gehabt haben, dass von diesen Instrumenten mehrere und über längere Zeit gebaut wurden. Da könnte es doch auch noch Notenmaterial oder Schulen geben wo sich diese "bayerisch-religiöse" Griffweise nachweisen lässt und somit auch der Anwendungsbereich feststellen lässt.
Gibt es in alten Instrumentenkatalogen irgendeinen Nachweis, wer solche Instrumente gebaut hat?
Ich will ja nicht lästig sein, ich find´s einfach nur interessant darüber mehr zu erfahren.

Anton
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haynrych
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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von haynrych »

ich vermute, dass es sich um eine alte, katholische griffweise handelt, die einige zeit in bayern verwendet wurde, um sich von den protestantischen bläsern besser abzugrenzen. offensichtlich ohne grossen erfolg.

der ebay-verkäufer könnte dann daraus altkatholisch gemacht haben, vielleicht sogar ohne zu wissen, dass altkatholiken und katholiken unterschiedliche glaubensrichtungen sind.
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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von Deakt_20120717 »

haynrych hat geschrieben:ich vermute, dass es sich um eine alte, katholische griffweise handelt, die einige zeit in bayern verwendet wurde, um sich von den protestantischen bläsern besser abzugrenzen. offensichtlich ohne grossen erfolg.

der ebay-verkäufer könnte dann daraus altkatholisch gemacht haben, vielleicht sogar ohne zu wissen, dass altkatholiken und katholiken unterschiedliche glaubensrichtungen sind.
Ich glaube, auch das "katholisch" ist anektotisch da reingewandert! Ich kenne/kannte einige Trompeter die tatsächlich noch solche Instrumente gespielt haben (Tanzlmusik). Die sind bis anfang letzten Jahrhunderts in Bayern so hergestellt worden.
Auch im Instrumentenfundus (Wanddekoration) bayrischer Blaskapellen fand ich im letzten Jahrhundert noch solche Trompeten!
Wie es zu dieser, ansich logischeren, Ventilanordnung kam, und warum diese nur in Bayern, dort nur in Blaskapellen, geläufig war, weiss ich nicht!
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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von Deakt20091109 »

Da bleibt doch nur zu hoffen, dass
-nicht plötzlich ein toller Trompeter diese Modelle empfiehlt und gleichzeitig auf der Titelseite von Sonic abgebildet ist
-interessante Studien über die Vorteile der Anordnung erscheinen
-deutsche Edelschnmieden (ohne chinesische Anbauteile) eine Marktlücke entdecken

Sonst müssen wir alle nochmal umlernen
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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von trompeterli »

Lucius hat geschrieben:Immerhin 11 Gemeinden - genau so viele wie in Österreich!
Hallo Lucius,
dürfen in diesen Gemeinden die kath. Priester heiraten?
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haynrych
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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von haynrych »

... wenn sie davor aus der katholischen kirche austreten vermutlich schon.
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mac
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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von mac »

ja, sie dürfen. schau hier:http://www.alt-katholisch.de/informatio ... index.html
aber du solltest die alt-katholische kirche nicht in den gleichen topf mit der röm.-katholischen kirche werfen.
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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von Blechnase »

So, anstatt einen neuen Thread aufzumachen, hänge ich mich da einfach mal hinten dran - ist ein bisschen TF Archäologie zum Jahresende :D

Folgende Frage: kann man Instrumente mit katholischer Ventilanordnung auf klassische Anordnung umbauen? Oder gibts da Probleme, die auftreten können und die ich in meiner simplen Sichtweise nicht erkenne? Eigentlich müsste man doch „nur“ die Ventilzüge 1 und 2 austauschen. Ich frage bewusst nach den technischen Möglichkeiten, nicht nach dem Preis :schock:
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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von Singvögelchen »

Na wenn man das auf einer "normalen" zeitgenössischen Drehventiltrompete macht, dann kommen sowohl beim ersten und zweiten Ventil jeweils ein Ganzton raus. Liegt an der langen Hülse vom ersten Ventil, wo der zweite Bogen zum Schluss genauso lang rausschaut wie der eigentlich dafür gedachte.

Dieses Zügevertauschen hat aber schon öfters mal Anwendung gefunden, wenn ein tiefes "F" irgendwo zu spielen war...
Liebe Grüße vom Singvögelchen!


"Blas schön rein, dann kommts schön raus!"
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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von Blechnase »

Nein, ich meinte, wirklich die beiden Züge baulich tauschen. Also Aussenzüge weg löten, tauschen und am anderen Ventil wieder anlöten, so dass am zweiten Ventil dann der Halbton zu liegen kommt und am ersten Ventil der Ganzton. Dass das reine umstecken klappt, ist ja klar, wenn beide Rohre denselben Durchmesser haben.
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Re: altkatholische Griffweise

Beitrag von Bixel »

Bei Perinetventilern lassen sich in der Regel erster und dritter Ventilzug vertauschen.
Mein Eindruck: griechisch-römisch, mit andeutungsweise neo-buddhistischer Haptik. :|
Rausgehen ist wie Fenster Aufmachen, nur viel krasser.
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