Brandt Nr.22

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TimTrompete
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Brandt Nr.22

Beitrag von TimTrompete »

Hallo Leute,
Habe mir die Brandt Etüden für Orchestertrompeter vorgenommen. Mitlerweile bin ich bei 22 angekommen und habe mal ne Frage zur Dynamik in dem Stück. Zumindest in meiner Version steht da drunter: mfr und fr. Mein Lehrer konnte mir auch nichts dazu sagen aber ich würds gerne wissen!
Lg
doc_trumpet
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Re: Brandt Nr.22

Beitrag von doc_trumpet »

Wenn du die ersten 21 Etuden spielen kannst, ..... Respekt ! Dann ist es m.E. egal, welche Dynamik du für die Nr. 22 spielst. Beide von dir genannten dürften sinnvoll sein.
Chapeau
TimTrompete
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Re: Brandt Nr.22

Beitrag von TimTrompete »

Ein Kollege meinte heute es könnte Mezzoforte/Forte risoluto heißen! Also ohne große Spielereien in der Lautstärke durchspielen!
Was meint ihr? Kann das sein?
Lg
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Miss Trumpet
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Re: Brandt Nr.22

Beitrag von Miss Trumpet »

Mein Brandt ist bei MCA Publishing (Hal Leonard) mit Copyright von 1965 erschienen, editiert von William Vacchiano - und bei Etüde 22 gibt es folgende Dynamikeinträge:

Takt 1: mf
Takt 5: f (davor cresc.)
Takt 13: mf dolce

Bezüglich der "risoluto"-Annahme: Ich halte grundsätzlich nichts davon, ganze Etüden mit voller Kraft "durchzuschweißen", gerade bei Brandt ist diesbezüglich die Verlockerung häufig sehr groß. Es klingt nicht gut, kostet unnötig Substanz, wird schnell anstrengend für den Zuhörer und wird auch in der Orchesterliteratur viel seltener benötigt bzw. sinnvoll praktiziert, als das manche Trompeter gerne hätten.

Ich denke der Eintrag "mf" im ersten Takt sagt schon viel darüber aus, wie die Etüde angelegt werden soll - ich würde noch "leggiero" hinzufügen. Weiters sind die Einträge als Beispiele (!) für alle folgenden Phrasen zu verstehen: Grundlautstärke ist mezzoforte, zum Phrasenschluss hin ein crescendo ins forte (und abphrasieren); Takt 13 bis 26 wechseln sich dolce-Takte mit "Fanfaren"-Takte ab.

Das Grundprinzip sollte immer musikalisches Arbeiten sein, nicht ein "beamtisches" Durchexerzieren des Notentexts auf Punkt und Beistrich genau. Das Ergebnis geht sonst nämlich weit an dem vorbei, was es eigentlich sein sollte. Bei schlechten Editierung - zu welchen ich meine Brandt-Ausgabe nicht zähle - ist es häufig auch notwendig, Einträge einfach zu ignorieren.

LG, Miss Trumpet
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TimTrompete
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Re: Brandt Nr.22

Beitrag von TimTrompete »

Danke für die ausführliche Antwort Miss Trumpet!!!
Ich habe dann wohl eine andere Ausgabe! Erschienen ist sie bei Boosey und Hawkes unter Simrock Original Edition! Es steht noch ein Vorwort von Franz Herbst drin, aber editiert hat er anscheinend nichts! Verlesen habe ich mich jedenfalls nicht mit den seltsamen Angaben! Es fängt an im mfr und geht dann mit crescendo zum fr im Takt 5. Im Schlussteil wird das ganze trotz gleicher Noten nicht wiederholt!

Ich halte es auch für schlecht für die Musik alles resolut durchzupeitschen! War halt nur ne Idee von nem Kollegen ins Blaue hinaus ohne, dass er die Etüde kannte! Macht hier nur gerade im Zusammenhang mit den dolce Teilen wirklich keinen Sinn! Die einzige Idee die ich noch von einem Forumsmitglied per PN bekommen habe war es als "mäßig frei im Vortrag" und "frei im Vortrag" zu deuten! Aber leider passt dann das Crescendo im Takt 4 was aufs "fr" abziehlt kaum zu der Deutung! (Auch er schrieb, er kenne die Etüde nicht!)

Noch eine Idee wäre das "r" als rubato zu deuten! Geht dann auch in die Richtung eines freien Vortrags!

lg,Tim
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Miss Trumpet
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Re: Brandt Nr.22

Beitrag von Miss Trumpet »

TimTrompete hat geschrieben:[...] Es fängt an im mfr und geht dann mit crescendo zum fr im Takt 5. Im Schlussteil wird das ganze trotz gleicher Noten nicht wiederholt!
Wozu auch, diese Angaben sind wie erwähnt als Beispiel am Anfang der Etüde angegeben. Wenn im Schlussteil ohne weitere Angaben das gleiche nochmal steht, versteht es sich von selbst, dass es genauso gespielt werden soll, wie am Anfang.
TimTrompete hat geschrieben:[...] Noch eine Idee wäre das "r" als rubato zu deuten! Geht dann auch in die Richtung eines freien Vortrags!
Das wage ich auszuschließen. Erstens bezieht sich "rubato" auf das Tempo, also warum sollte es gemeinsam mit der Dynamik abgekürzt werden? Und zweitens würde das bei dieser Etüde musikalisch überhaupt keinen Sinn machen.

Ich habe diverse Online-Lexika und auch den dtv-Atlas zu Rate gezogen und konnte keinerlei Anhaltspunkte für eine sinnvolle oder gar eindeutige Erklärung des "r" finden. Gut möglich, dass es ein Druckfehler ist. Auf alle Fälle würde ich es ignorieren.

LG, Miss Trumpet
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Re: Brandt Nr.22

Beitrag von TimTrompete »

Miss Trumpet hat geschrieben: Auf alle Fälle würde ich es ignorieren.
Hab ich notgedrungen auch getan!
Schade, dass ich nichts gefunden hat und auf jeden Fall vielen Danke für deine Bemühungen!!
LG
Tim
buddy
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Re: Brandt Nr.22

Beitrag von buddy »

TimTrompete hat geschrieben:Schade, dass ich nichts gefunden habe...
Wundert dich das, wenn die vermeintliche Bezeichnung mit Musik offensichtlich gar nichts zu tun hat?
Dann schau' deine gesammelten Noten einmal kritisch durch. Dabei kannst Du feststellen, dass Druckfehler gar nicht allzu selten sind.

Das betrifft nicht nur Tempo und Dynamik, sondern alle möglichen Elemente, die notiert werden. Also auch Phrasierungsbögen, Artikulationszeichen, Notenwerte, Tonhöhen und Versetzungszeichen. Nur auffallend falsche Tonarten sind mir jetzt nicht in Erinnerung, dafür aber kuriose Taktarten.

Es fällt natürlich am ehesten dann auf, wenn man den Titel bereits durch "amtliche" Interpretationen oder andere "bewährte" Ausgaben kennt oder wenn der Fehler ein auffallend klingendes Ergebnis erzeugt und oder vom "Schema" abweicht, wie z.B. in meiner Ausgabe der Clarke Technical Studies, #57, Takt 7 (notiert wurde zweimal a2 statt des zutreffenden b2).
Oder so, wie ich in deinem Zitat einen Schreibfehler gefunden/korrigiert habe. :mrgreen:
TimTrompete
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Re: Brandt Nr.22

Beitrag von TimTrompete »

War aber anders gemeint! Nämlich als "Schade, dass <s>ich nichts gefunden hat"
Und so wirds dann von Interpretation zu Interpretation immer schlechter ;-)

Die Probleme von Druckfehlern sieht man ja öfters! Vor ein Paar Jahren habe ich schonmal den zweiten Satz von Neruda gespielt... Momentan im Studium spiel ichs nochmal und eine andere Ausgabe. Völlig andere Melodietöne teilweise... Mein Lehrer hat es mir so erklärt:
Edward Tarr hat auf irgendnem Dachboden mal wieder alte "Originale" gefunden, die alles ändern!
Fand ich witzig :-D Aber soll ja tatsächlich irgendwie so gewesen sein!
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