Haydn-Konzert - Hilfe, mein Trompeter hats eilig...

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Geigenfritz
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Haydn-Konzert - Hilfe, mein Trompeter hats eilig...

Beitrag von Geigenfritz »

Hallo,

als praktizierender Geiger und Orchesterleiter eines Laien-Kammerorchesters wage ich mich nächstes Jahr an das Haydn-Konzert. Mein Solo-Trompeter (sehr guter Amateur) möchte allerdings den ersten Satz des Konzert in einem wesentlich schnelleren Tempo spielen (Viertel ca. 130) als ich das gern hätte (Viertel 112). Mal abgesehen davon, dass meine Streicher dann langsam technische Probleme bei den Sechzehntel-Passagen in Es-Dur bekommen, gefällt mir das schnelle Tempo auch deshalb nicht, weil da sehr viele Feinheiten verlorengehen. Er "rammelt" einfach bloß über die Passagen drüber, und ein Sechzehntel-Lauf wird dann auch fast ein Glissando. Also - Präzision nicht so toll. Technisch (von der Höhe her) hat er es drauf. Wie finden wir hier einen Kompromiss? Er sagt, langsamer sei es viel schwerer. Seht ihr das auch so?

Ich empfehle übrigens als Referenzaufnahme (Haydn) die mit den Dresdner Kapellsolisten unter Helmut Branny und Peter Lohse an der Trompete.

Danke für eure Antworten.

Viele Grüße,
der Geigenfritz
MonkeRules
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Beitrag von MonkeRules »

Tja, Höhe ist eben nicht alles (auf das klingende Des''' kann ich gern verzichten, wenn sonst alles sehr schön gespielt ist).
Wenn der Rest nur noch musikalisch verwaschen rüberkommt, ist niemandem damit gedient. Alle 16tel müssen einwandfrei zu verstehen sein. Wenn dein Trompeter das Konzert dem Hummelflug gleichsetzt, hat er das Stück schlichtweg nicht verstanden. Dein Tempo ist allerdings auch etwas an der Untergrenze angesetzt. Trefft euch in der Mitte. Ach ja: es ist davon auszugehen, dass in der Konzertsituation das Tempo sowieso nach oben tendiert. Als Solist würde ich mich nicht trauen, das Konzert aufzuführen, wenn ich es nicht auch in langsameren Tempo sicher "durchstehe".
Im Zweifelsfall:
Mach ihm einfach klar, dass er noch nicht soweit ist! Das ist ja auch keine Schande. Das Haydn-Konzert ist nicht umsonst das Pflichtstück für die erste Runde im Probespiel. Und nur zum "richtige-Noten-Abliefern" ist das Stück viel zu schade.
Falls er Piccolotrompete spielt, mach was in dieser Richtung.

Schöne Feiertage noch,
Michael
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Nettietrompettie
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....

Beitrag von Nettietrompettie »

das professionelle am solisten macht vor allem zusätzlich zur eigenen begabung und umsetzung auch die kommunikation zum orchester und dirigenten aus. ich habe es selbst schon gespielt und finde es sehr wichtig, ein laienorchester nicht zu überfordern.
sofern er nicht in der lage ist, sich innerhalb den von dir angegebenen tempoangaben flexibel zu bewegen, sollte er es eigentlich bleiben lassen.
deine tempovorstellungen für dein orchester sind nicht utopisch....
ich habe gerade eben vor einer stunde deine unterste tempo-vorstellungen umgesetzt (habe mir die kavierbegleitung in mein clavinova selbst eingespielt und kann sie flexibel langsam oder schnell abspielen....) und finde sie völlig in ordnung und wunderbar tragbar. übrigens bin auch ich kein voll-profi, sondern studiere noch...
ich hasse nichts mehr, wie ein vom orchester "runtergerotztes" solokonzert, in dem der trompeter nicht musikalisch genug ist, sich auf ein für beide genehmes tempo zu einigen.
ich mag mir gar nicht vorstellen, in welchem tempo er den zweiten satz aus hummel "zocken" würde...

schreibe mal, wie es dir weiter ergangen ist!

liebe grüße von
Nettie
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Nettietrompettie
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...

Beitrag von Nettietrompettie »

PS:

ich möchte noch anmerken, dass ich das konzert mit einem guten laienorchester gespielt habe (hauptsächlich schüler) und auch bei mir sicher nicht alles stimmte. der dritte satz war - aufgrund von sehr sehr sehr trockener verheizter luft im saal - durch hustenreiz nicht so abgeliefert, wie ich es mir gewünscht hätte und der zweite satz war etwas zu langsam, da langsamer als abgesprochen gespielt...
jedoch war mir sehr wichtig, meine vorstellungen und die des orchesters unter einen hut zu bringen. und das ist die beste voraussetzung für ein gelungenes konzert. ich bin selbst noch nicht weit genug, um alle voraussetzungen für mich alleine bestimmen zu können...
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Geigenfritz
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Beitrag von Geigenfritz »

Danke für eure Antworten.

Die Initiative für das Haydn-Konzert ging von mir aus, einfach, weil ich denke, dass er dazu in der Lage ist, es zu spielen. Wir haben dieses Jahr die Wassermusik gespielt (2. Suite), er hatte die erste Trompete (Piccolo), war echt Klasse und astrein. Außerdem spielt er im Landesjugendblasorchester und macht auch sonst viel Musik, ist sympathisch und und und. Die Rahmenbedingungen stimmen. Er ist noch recht jung, 23 glaub ich, ein übelster Spaßvogel und ein "Hau drauf", der das Leben relativ locker sieht (beneidenswert).

Ich könnte im Tempo schon noch etwas zugeben, aber viel mehr will ich einfach nicht, aus den oben beschriebenen Gründen. Im letzten und im langsamen Satz stimmen wir tempomäßig auch überein. Nur der erste... Ich habe das Gefühl, er will das Konzert eher im"barocken Duktus" spielen, also lautstärkenmäßig eher alles auf einer Linie bzw "Terrassendynamik". Leider hat er keinen Unterricht mehr, trainiert alles selbst. Ich werde mich vielleicht noch ein paar mal im stillen Kämmerlein mit ihm treffen und versuchen, ihm meine Vorstellung näher zu bringen. In den Proben kostet das zu viel Zeit.

Bei mir im Orchester sind ausnahmslos Amateure, alles ehemalige Musikschüler zwischen 20 und Mitte 30, und einige jüngere. Der jüngste (Cellist) ist 14.

Viele Grüße,
der Geigenfritz
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Miss Trumpet
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Beitrag von Miss Trumpet »

Hallo,

meine Meinung zum Thema: 112 ist zu langsam und entspricht auch nicht meinen Vorstellungen von "allegro" in Kombination mit Haydns Trompetenkonzert. 130 finde ich in Ordnung, wenn die 16tel dann nach glissando klingen, ist das natürlich ein Problem (welches der Trompeter beheben sollte!).

Bei Viertel=112 finde ich, dass es einfach "steht", jeglicher "Zug" verloren geht. Meinem Empfinden nach sollte der erste Satz Haydn durchaus ein bisschen in Halben schwingen, nicht bloß an den Vierteln kleben, aber das ist Geschmackssache. Wenn dein Trompeter sagt, in diesem Tempo ist es schwerer, kann ich das durchaus nachvollziehen, da es für einen Blechbläser ungemein wichtig ist, den Atem am fließen zu halten (um das mal etwas bildhaft zu umschreiben), und wenn das Tempo nicht zur eigenen Interpretation passt, wird das schon mal sehr schwer und kräfteraubend.

Grundsätzlich sollte es so sein, dass der Solist sich Gedanken über die Interpretation gemacht hat, bevor er das Werk mit dem Orchester überhaupt zu proben anfängt, und diese auch mit dem Dirigenten vor dem Einstudieren abklärt. Wenn diesbezüglich die Voraussetzungen stimmen, sollte sich eigentlich das Orchester nach dem Solisten richten, und nicht umgekehrt. Ist das nicht möglich bzw. stimmen die Voraussetzungen nicht, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: ein musikalischer Kompromiss :? oder ein anderes Werk wählen.

LG, Miss Trumpet
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Geigenfritz
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Beitrag von Geigenfritz »

Hallo Miss Trumpet,

danke für die Hinweise, als Geiger steht man da ganz schön blöd da, von wegen Atem und so.

Ich denke, mein Trompeter versucht momentan, die Aufnahme, die er im Ohr hat (Ludwig Güttler als Solist) "nachzuspielen". Von eigener Interpretation kann momentan noch keine Rede sein, Hauptsache "durch" und das hohe Des getroffen. Das ist aber nicht das, was ich will. Meine Gestaltungsvorschläge (bin ja selber Laie) sind von ihm gut angenommen worden ("Ach,so ist das gemeint?") und wir haben ja noch Zeit bis Mitte März. Beim Tempo bin ich allerdings anderer Auffassung, Viertel=130 ist mir wirklich zu schnell, ich denke, wir werden uns bei Viertel=120 treffen.

Ich richte mich gern in Phrasierungs- und Artikulationsfragen nach dem Solist. Wenn ich aber merke, dass das Konzert lediglich "abgespielt" wird und ich probe mir mit dem Orchester in seperaten Proben ohne Solist einen Wolf (Dynamik, Phrasierung, Artikulation), dann erlaube ich mir, meinem Solisten Vorschläge zu unterbreiten. Er ist eben auch Laie, gewöhnt, im Bläserchor erste zu spielen, alles richtet sich nach ihm. Zur Prüfung hat er übrigens das Arutjunjan-Konzert geblasen. Ein Sehr gut. Wo liegen dort die Schwierigkeiten? Als Geiger und vom bloßen Hören und Mitlesen der Partitur kommt mir das viel schwerer vor als der Haydn. Wahrscheinlich ist es wie immer: Für die Klassik braucht man eben die gewisse Leichtigkeit, mit der die - vergleichsweise einfachen - Noten gespielt werden müssen, damit es "perlt" und locker klingt. Und das ist so verdammt schwer, auch für uns Streicher.

Übrigens - das Artjunjan-Konzert finde ich toll, aber leider für "mein" Orchester zu schwer.

Viele Grüße,
der Geigenfritz
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Miss Trumpet
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Beitrag von Miss Trumpet »

Ja, wie gesagt: wenn die Voraussetzungen beim Solisten nicht stimmen wird's schwer --> musikalischer Kompromiss oder anderes Stück. Aber wenn er sich eh was sagen lässt, dann könnt ihr das hoffentlich noch hinbiegen.

LG, Miss Trumpet
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Beitrag von kuhlo »

Geigenfritz hat geschrieben:Ich denke, mein Trompeter versucht momentan, die Aufnahme, die er im Ohr hat (Ludwig Güttler als Solist) "nachzuspielen". Von eigener Interpretation kann momentan noch keine Rede sein, Hauptsache "durch" und das hohe Des getroffen. Das ist aber nicht das, was ich will. Meine Gestaltungsvorschläge (bin ja selber Laie) sind von ihm gut angenommen worden ("Ach,so ist das gemeint?") und wir haben ja noch Zeit bis Mitte März. Beim Tempo bin ich allerdings anderer Auffassung, Viertel=130 ist mir wirklich zu schnell, ich denke, wir werden uns bei Viertel=120 treffen.
Hallo Geigenfritz,

dein Trompeter wird bei seinem Abschluß ja nicht nur die Aufnahme von Güttler kennen. Geht doch einmal die Einspielungen verschiedener Trompeter zusammen durch. Maurice André wäre sicherlich als Kontrast zu Güttler schon empfehlenswert. Anhand der Einspielungen lässt sich dann schon wesentlich konkreter Deine Vorstellung vermitteln, was gefällt mir, was nicht. Man wird es sicher nicht genauso wie einer dieser Profis machen oder machen können, aber die eigene Interpretation voranbringen wird es auf jeden Fall.

Gruß Kuhlo
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Beitrag von trp »

hallo,

aus "Le Concerto de Haydn pour trompette" erschienen im Brass Bulletin

auszugsweise

Tempi 1. Satz

Andre 116
Delmotte 136
Dokschitzer 136
Scherbaum 128
Stevens 132
Wobisch 144 !!

bei den 144 von Wobisch hats mich jetzt ordentlich geschreckt.

wäre mir etwas zu schnell.

für jene die Wobisch nicht kennen.

ehemaliger Solotrompeter der Wiener Philh. und Begründer des Carinthischen Sommers. (ja, der von dem die berühmte "Wobisch" Kadenz ist.)

Mir persönlich würde ein Tempo um die 126 gefallen.

lg trp
Geigenfritz
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Beitrag von Geigenfritz »

Na, da lieg ich mit meinen 112 doch sehr am unteren Ende der Skala. Also 120 sind gesetz.

Danke für eure Antworten.

Der Geigenfritz
kuhlo
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Beitrag von kuhlo »

trp hat geschrieben: Scherbaum 128

Mir persönlich würde ein Tempo um die 126 gefallen.

lg trp
Der gute alte Adolf Scherbaum läßt grüßen. Leider war die Aufnahmetechnik seinerzeit noch nicht ganz so gut wie heute.

Gruß Kuhlo
Paul
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Haydn Konzert: tempi

Beitrag von Paul »

Mehr Informationen zum Haydn Konzert, auch tempi, sind zu finden unter

[url]
http://www.exetermusic.talktalk.net/Haydn%20Project.pdf
[/url]
mkuess24
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Beitrag von mkuess24 »

weiß nicht, Haydn Konzert...
Da hört doch jeder nur aufs es''', da kann der rest sch*** gespielt sein!

Ich persönlich würde eher das Hummel-Konzert empfehlen (ist halt eine mords Plagerei für die Streicher 8) ), klingt auch besser wie der Haydn, ehrlich gestanden...


@trp: Wie schafft es der Wobisch Tempo 144 zu spielen??? :shock:
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Dobs
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Beitrag von Dobs »

MonkeRules hat geschrieben:Wenn dein Trompeter das Konzert dem Hummelflug gleichsetzt, hat er das Stück schlichtweg nicht verstanden.
Wer kann mir denn beibringen, wie ich das Haydn Konzert verstehen darf?
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
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