Einwürfe/Signale in der traditionellen Blasmusik

Hier geht`s um die klassischen Stücke,Märsche,Techniken etc.

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Sandu
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Einwürfe/Signale in der traditionellen Blasmusik

Beitrag von Sandu »

Hallo zusammen,
ich hoff hier sind n paar Leute, die wissen auf was ich hinaus will. Jeder der schon mal Blasmusik gemacht hat, kennt doch die übliche Figur (2 Sechzehntel + 2 Achtel), die in der ersten Trompete an Übergängen und Wiederholungen steht und bei der man oftmals ganz allein ist.
Bei dieser Figur gibt es ja schon fast Philosophien darüber, ob man diese Figur "in time" spielen muss oder ob und wie stark man sie verzögert oder die Sechzehntel eher zu Zweiunddreisigstel macht usw. usw. .....
Wie steht denn ihr dazu, die ihr bestimmt auch schon solche Signale gespielt habt? Wie handhabt ihr das?
Mfg sandu
camp
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Beitrag von camp »

Ich spiel den Übergang immer als quasi Auftakt für die Wiederholung -
und so spät dass alle glauben ich habe ihn verpasst...
Interessante Variante ist auch einfach die beiden letzten Achtel zu binden -kann man dann so lange halten bis auch die letzten das Wiederholungszeichen gefunden haben!
Herzlichst
camp
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dozen73
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Beitrag von dozen73 »

Die Figur kommt ja haupsächli. bei böhmischer u. mährischer Blasmusik vor. Bei meiner "Egerländerbesetzung" spielen wir bei böhmischen Stücken sehr oft diese Verzögerung, jedoch nicht immer, weil sonst das Gewisse etwas schnell zur Routine wird.
Ist dieses Signal vor einer Wiederholung o. Da Capo etc., spiel ich die beiden Sechzehntel ein bisschen nach der eigentlichen Zählzeit und dafür etwas schärfer und kurz (meistens Doppelzunge). Die erste Achtel versuche ich immer genau auf Zählzeit zu spielen und verzögere dann die letzte Achtel.

Handelt es sich um den Schluß eines Stückes, wird oft ein rit. von allen gemacht. Da führt dann das Schlagzeug.

Bei mährischen Stücken passt das m.E. nicht , da die ja meistens viel schneller sind u. eben eine andere Stilistik als böhmische haben. Dort hört sich eine Verzögerung oft "fehl am Platze" an.

Gruß, dozen73
|\___---____
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Miss Trumpet
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Beitrag von Miss Trumpet »

Die "böhmische Verzögerung" bei besagtem Einwurf hat meiner Meinung nach in Märschen nichts zu suchen. Ich sehe hier immer eine Verbindung zum Nachschlag (akkordische Begleitung auf der "und", sollte der Begriff in Deutschland nicht bekannt sein): bei einem Marsch sollte diese nicht hinten nach hängen, bei einer Polka darf sie das schon, entsprechend auch die Einwürfe. Ich finde es ganz interessant, diesen Einwurf je nach Stück wenn passend etwas zu variieren, z.B.:

16tel "in time" oder später und knapper
16tel "schmissig" oder sehr deutlich mit viel Projektion
8tel "in time" oder die zweite 8tel etwas verzögert
auftaktig zu den zwei 8teln oder zur nächsten "1"
Betonung (dezent) im Fluß auf der Zählzeit oder synkopig auf einer "und"
Oktaven darunter dazu für mehr Präsenz und einen fetteren Sound
...

Wichtig ist vor allem, dass alle an einem Strang ziehen, und nicht jeder spielt wie er gerade Lust dazu hat - sonst kommt nur Chaos heraus.

LG, Miss Trumpet
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Viperman
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Beitrag von Viperman »

kannst dir ja mal die brinpolka von Mnozil Brass (smoke live oder Seven-DVD) anhören. da kommt die figur in verschiedenen (ziemlich) verzögerten varianten vor... natürlich mit nem gewissen augenzwinkern ;)
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MBS D@v!d
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Beitrag von MBS D@v!d »

Bei Märschen und mährischen Sachen verzögere ich auf keinen Fall (es sei denn wir sind im Bierzelt und der Alkoholspiegel und der Funfaktor sind hoch :mrgreen: ).

Bei bömischer Blasmusik verzögere ich ganz gerne den "Pecker".
Also die zwei Sechzehntel etwas später als auf die Zählzeit, dafür aber sehr scharf und sehr schnell. Die erste Achtel auf die Zählzeit, die zweite verzögert. Das mach ich aber nicht immer, da sich das Ganze sonst, wie schon von dozen73 gesagt, nach Routine anhört.
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Bernhard
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Beitrag von Bernhard »

Diese Variante hier finde ich recht gelungen:

http://media.putfile.com/borsicka
Pappnase

Beitrag von Pappnase »

Hallo Bernhard.
Wirklich ein gutes Beispiel, das gefällt mir sehr gut.

Noch was Allgemeines:
Bei solchen besagten "Einwürfen" kommt es aber auch immer auf die Polka bzw. auf das Stück an. Bei der "Marta-Polka" kann man den Einwurf nicht so verzögern wie z.B. bei den "Morgenblüten".
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Beitrag von panoma »

Walter Scholz bezeichnet sich selbst als den Erfinder des verzögerten Signals. Er hat es angeblich bei einer Schallplattenaufnahme ausprobiert und Mosch muss so begeistert davon gewesen sein, dass diese Art des Einwurfs öfter zur Verwendung kam. Und sich ja bis heute durchgesetzt hat.

Aber ob die Geschichte stimmt, ist unklar. Ich kann mir gut vorstellen, dass die alten Böhmen das schon einige Zeit früher drauf hatten.
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MBS D@v!d
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Beitrag von MBS D@v!d »

LOL ein Erfinder des verzögerten Nachschlags? Das ich nicht lache. Das macht soweit ich das gesehen habe fast jeder Trompeter instiktiv.
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Deakt_20120717
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Beitrag von Deakt_20120717 »

Am meisten Spass machst, etwas verspätet/verzögert einzusetzen;
dann hat der Dirigent immer eine Schreck 100stel Sekunde, weil er glaubt der Einsatz kommt nicht!
Wenn das ganze Register mitzieht ist der Funfaktor riesig.
Allerdings gehts im Allgemeinen nur bei Standkonzerten!
Im Bierzelt bei steigendem Alkoholpegel klapps immer weniger und man vergeigt dann tatsächlich die Einsätze!
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Beitrag von goozi »

oktave drunter schmettern bringt voll fun und hört sich geilo an ^^ .... ich gehe auch eher nach gefühl und stück .... manche übergänge erfordern halt einen fließenderen auftakt, manche wollen "mit 4 fermaten" eingeläutet werden ;)
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DaTrumpet
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Beitrag von DaTrumpet »

Ich finde diese Einfwürfe müsse immer sauber gespielt werden!! Ich erlebe oft Trompeter, die die Doppelzunge nicht richtig beherrschen und die 2. Sechzentel verschlucken. :shock: Des hört sich schrecklich an.

@ goozi
Ich finde nicht das es sich schön anhört wenn man z.B. einen C3 Einwurf runteroktaviert und so reinbläst, dass die Ventile aus den Fassungen springen!

Wegen der Verzögerung:
Bei Märschen sind sie absolut fehlplatziert!
Bei Polkas passen sie manchmal ganz gut, da sollte man allerdings aufpassen das die Einwürfe nicht zu monoton werden!
Ich finde eine Verzögerung bei einem D.S ganz schön, wenn man das Trio dann auch langsamger beginnt.

Bei böhmischen, schnellen Polkas spiele ich die 2 sechzentel etwas kürzer und verzögert, dabei sollte man aber aufpassen, dass die nachfolgenden 2 Achtel wieder in Time kommen sonst hört sich der Einwurf gehetzt an!


So far...

Roland
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Beitrag von goozi »

ich rede ja nicht von runter oktavieren ... sondern ich kenne viele stücke, wo son einwurf halt inna 2. oder 3. tromp in den noten ne oktave tiefer steht ... c2 - c1 .... und bis jetzt hört es sich auch immer ganz gut an ... muss ja nicht heißen, dass es überall passt, wenn´s nich in oktaven gesetzt is, wird sich der komponist schon was bei gedacht haben ...
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Schlaui
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Beitrag von Schlaui »

Dieser Thread ist eine Offenbarung für mich!
Ich habe solche Stellen oft gefühlsmäßig mit Doppelzunge und späten 16teln gespielt. Nur unser Diri hat immer verlangt, mit einzeln angestoßenen 16teln im Metrum wie eine Maschine zu spielen.
Endlich jemand, der mich versteht! Danke, Danke, Danke!!
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