Stefan Mross -"stümperhaften Trompeter"

Hier geht`s um die klassischen Stücke,Märsche,Techniken etc.

Moderator: Die Moderatoren

Benutzeravatar
Dobs
Moderator
Beiträge: 4737
Registriert: Dienstag 13. Januar 2004, 16:12
Meine Instrumente ..: Yamaha 6335RC, Jupiter JFH-1100R
Wohnort: Hannover

Beitrag von Dobs »

Schlaui , genau das meine ich, ich stimme Dir 100%ig zu!

Das Musikbusiness ist ein Showgeschäft. Und wenn Mross und seine Manager, Plattenfirmen, Fernsehsender, Konzertveranstalter etc., ect. mit dem, was sie machen, viel Geld verdienen, bitte sehr! Er gibt den Leuten, was sie verlangen. Und wenn sich einer hier darüber beschwert, soll er es ihm doch nachmachen.

Wie? Keine Lust? Volksmusik ist sch*iße? Na gut, aber dann bitte nicht über Mross beschweren, der, und das behaupte ich mal ganz frech mittlerweile wahrscheinlich besser Trompete spielt als wenigsten 80% der Leute, die sich hier im Forum herumtreiben und mit großer Sicherheit verdammt hart arbeiten muss, um alte Omis glücklich zu machen und damit viel Geld zu verdienen.

Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Ich mag Volksmusik á la Mross nicht, deshalb höre ich sie nicht und kaufe nicht seine Platten. Aber wenn andere daran Gefallen haben, bitte sehr!

Es ist in der professionellen Unterhaltungsmusik im übrigen absolut üblich mit Studiomusikern zu arbeiten und so zum Beispiel bei Volksmusiktiteln mehrere Stimmen übereinander zu legen. Und stellt euch vor, die Trompeter, die das machen, werden sogar dafür bezahlt.

Alexandre Malempre (=ex HR Big Band), der das Verfahren gegen Mross angestrengt hat, hat im übrigen auch Volksmusik CDs herausgebracht, natürlich total erfolglos. Aber dann soll er nicht wie ein kleines Kind, dem man die Trommel wegnimmt auf Stefan Mross herumhacken, wenn er Geld damit verdient.

Malempre wusste daß seine Einspielung für eine Mross CD verwendet wird und ist auch dafür bezahlt worden. Bei dem Prozess ging es schliesslich einzig und allein darum nach dem Erfolg von Mross und weil Malempre nicht gut genug verhandelt hat, noch mehr an Lizenzgebühren für seine Einspielung herauszuholen, was ich verständlich finde. Es geht nicht um die Würdigung der Kunst von Alexandre Malempre, sondern nur um (noch mehr) Kohle.

Nebenbei bemerkt durfte das Gutachten von Max Sommerhalder im Prozess nicht verwendet werden. Er ist wegen Befangenheit abgelehnt worden. Meines Wissens sollte Prof. Helmut Erb (Würzburg) ein neues Gutachten erstellen. Ich weiss gar nicht, wie der Prozess ausgegangen oder immer noch läuft. Wahrscheinlich hat man inzwischen einen Vergleich erziehlt, Mross hat seine Ruhe, und Malempre macht mit der Kohle Urlaub an der Copa Cabana, und auch das sei ihm vergönnt.

NACHTRAG

Es gab offenbar vor kurzem tatsächlich eine außergerichtliche Einigung:
http://www.sz-online.de/nachrichten/art ... id=1185595
Zuletzt geändert von Dobs am Donnerstag 21. September 2006, 11:48, insgesamt 1-mal geändert.
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
Benutzeravatar
Dobs
Moderator
Beiträge: 4737
Registriert: Dienstag 13. Januar 2004, 16:12
Meine Instrumente ..: Yamaha 6335RC, Jupiter JFH-1100R
Wohnort: Hannover

Beitrag von Dobs »

Anonym0925 hat geschrieben:Wer keine Ahnung von der Trompete und null Talent zum Musikmachen hat, sollte besser kein Profitrompeter werden
Und warum?
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
kuhlo
Unverzichtbar
Beiträge: 949
Registriert: Donnerstag 13. Oktober 2005, 14:17

Beitrag von kuhlo »

@ Dobs

Da kann man aber auch ganz anderer Meinung sein.

Gute Eigenvermarktung hin oder her, er verkauft sich gerne als Supertrompeter, der er definitiv nicht ist.
Dobs hat geschrieben:Es ist in der professionellen Unterhaltungsmusik im übrigen absolut üblich mit Studiomusikern zu arbeiten und so zum Beispiel bei Volksmusiktiteln mehrere Stimmen übereinander zu legen. Und stellt euch vor, die Trompeter, die das machen, werden sogar dafür bezahlt.
Nur weil das üblich ist, muß man es aber nicht richtig finden.
Dobs hat geschrieben:Malempre wusste daß seine Einspielung für eine Mross CD verwendet wird und ist auch dafür bezahlt worden. Bei dem Prozess ging es schliesslich einzig und allein darum nach dem Erfolg von Mross und weil Malempre nicht gut genug verhandelt hat, noch mehr an Lizenzgebühren für seine Einspielung herauszuholen, was ich verständlich finde. Es geht nicht um die Würdigung der Kunst von Alexandre Malempre, sondern nur um (noch mehr) Kohle.
Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Sicher wollte Malempre mehr Geld, er wurde allerdings nur für seine "Begleitung von Mross" bezahlt und nicht als "Stunttrompeter" (den Begriff sollte sich jemand schützen lassen). Mross hat die Aufnahmen Malempres ja als seine eigenen ausgegeben.

Soll er seine Kohle verdienen, aber er bleibt ein an starker Wahrheitsverzerrung leidender Wald- und Wiesentrompeter.
Benutzeravatar
Dobs
Moderator
Beiträge: 4737
Registriert: Dienstag 13. Januar 2004, 16:12
Meine Instrumente ..: Yamaha 6335RC, Jupiter JFH-1100R
Wohnort: Hannover

Beitrag von Dobs »

kuhlo hat geschrieben:Gute Eigenvermarktung hin oder her, er verkauft sich gerne als Supertrompeter[...]
Das stimmt nicht! Er hat nie von sich selbst behauptet, mehr zu können, als ein gewöhnlicher Tanzmusiktrompeter.
kuhlo hat geschrieben: Nur weil das üblich ist, muß man es aber nicht richtig finden.
Ja, und ich finde es auch nicht richtig, daß kleinen Kindern weiss gemacht wird, den Weihnachtsmann gäbe es wirklich. Aber das Publikum will es so.
Überhaupt, was bitte soll daran "falsch" sein, solange alle Musiker, die involviert sind, dafür bezahlt werden und das Publikum glücklich damit ist? Aber, ok, natürlich muss man es nicht "richtig" finden (was auch immer das heissen mag). Aber dann kauft einfach keine Mross oder Walter Scholz-Platten (da wird das nämlich auch gemacht), sondern irgendeine andere Scheibe mit handgemachter Musik.
kuhlo hat geschrieben: Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Sicher wollte Malempre mehr Geld, er wurde allerdings nur für seine "Begleitung von Mross" bezahlt und nicht als "Stunttrompeter" (den Begriff sollte sich jemand schützen lassen). Mross hat die Aufnahmen Malempres ja als seine eigenen ausgegeben.
Behauptet Malempré...
kuhlo hat geschrieben: Soll er seine Kohle verdienen, aber er bleibt ein an starker Wahrheitsverzerrung leidender Wald- und Wiesentrompeter.
Was ist denn nun schon wieder ein Wald- und Wiesentrompeter und was ist daran so schlimm? Sommerhalder ist unter anderem wegen dieser Behauptung, die in kein wissenschaftliches Gutachten gehört, für befangen erklärt worden.
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
Benutzeravatar
duden
ExtremPoster
Beiträge: 468
Registriert: Donnerstag 29. Dezember 2005, 15:14

Beitrag von duden »

Dobs, bist Du nicht Jurist? Dann darf ich Dich mal an den § 263 StGB erinnern:


(1) Wer in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, daß er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.


Tatsache ist, dass die meisten Mross-Fans aus Unwissenheit oder Egal der Meinung sind, er würde selbst spielen -> Irrtum. Und weil sie das so goldig finden, kaufen sie Platten und Konzertkarten -> Vermögensschaden. Würden sie das auch tun und somit die Mrosschen Taschen füllen, wenn sie wüssten, dass da nur ein Schauspieler die Lippen spitz macht? Ich denke nicht. Also ist die Täuschung Bestandteil des Geschäfts und damit des Betrugs. Sich einfach darauf zurückzuziehen, dass das halt so üblich sei, halte ich für zu kurz gedacht. So ließe sich vieles andere auch für legal, weil üblich erklären, Korruption oder Gammelfleisch z.B.
I didn't try to be primitive, I just had bad microphones.
kuhlo
Unverzichtbar
Beiträge: 949
Registriert: Donnerstag 13. Oktober 2005, 14:17

Beitrag von kuhlo »

Dobs hat geschrieben:
kuhlo hat geschrieben:Gute Eigenvermarktung hin oder her, er verkauft sich gerne als Supertrompeter[...]
Das stimmt nicht! Er hat nie von sich selbst behauptet, mehr zu können, als ein gewöhnlicher Tanzmusiktrompeter.
Na da scheinst Du Dich ja ganz besonders gut auszukennen. Normalerweise hätte ich bei so einer Aussage auch Probleme bekommen entsprechende Beweise im Internet zu finden, aber nichts leichter als das. Und bei längerer Suche finde ich da auch bestimmt noch mehr, aber dazu habe ich keine Lust.

Ich zitiere von der offiziellen Homepage http://www.hitfamily.de

Stefan Mross ist ein Meister seines Fachs. Darüber hinaus ein witziger unkomplizierter und hoch geschätzter Kollege in der Musikbranche. Dass er ein Tausendsassa ist, der nicht nur sein Instrument ausgezeichnet beherrscht, beweist er auf zahlreichen Tourneen, nicht nur mit der "Hit-Family". Als Duett-Partner von Stefanie oder Eberhard Hertel hat er mittlerweile oftmals seine Sangeskunst gezeigt. Und in jüngster Zeit feiert er mit seiner eigenen TV-Show "Stefan auf Touren" Erfolge als Moderator.
kuhlo hat geschrieben: Nur weil das üblich ist, muß man es aber nicht richtig finden.
Ja, und ich finde es auch nicht richtig, daß kleinen Kindern weiss gemacht wird, den Weihnachtsmann gäbe es wirklich. Aber das Publikum will es so.
Überhaupt, was bitte soll daran "falsch" sein, solange alle Musiker, die involviert sind, dafür bezahlt werden und das Publikum glücklich damit ist? Aber, ok, natürlich muss man es nicht "richtig" finden (was auch immer das heissen mag). Aber dann kauft einfach keine Mross oder Walter Scholz-Platten (da wird das nämlich auch gemacht), sondern irgendeine andere Scheibe mit handgemachter Musik.
Ich bin auch das Publikum und ich will es nicht so. Ich mag halt nur Musiker, die ihre Leistung auch auf der Bühne live wiederholen können. Dies übrigens auch im Bereich Pop und Rock. Nur weil die Masse das gut findet, muß ich das noch lange nicht. Ich vertrete daher auch offen meine Meinung über "Künstler" die sich anders verhalten.
kuhlo hat geschrieben: Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Sicher wollte Malempre mehr Geld, er wurde allerdings nur für seine "Begleitung von Mross" bezahlt und nicht als "Stunttrompeter" (den Begriff sollte sich jemand schützen lassen). Mross hat die Aufnahmen Malempres ja als seine eigenen ausgegeben.
Dobs hat geschrieben:Behauptet Malempré...
Richtig, und weil die Behauptung wohl nicht ganz falsch war, hat er dafür eine Menge Geld bekommen. Das Management von Stefan Mross war sicher nicht so blöd, eine Vertragsklausel zu vergessen. Sie sind halt nicht damit durchgekommen, gut so.
kuhlo hat geschrieben: Soll er seine Kohle verdienen, aber er bleibt ein an starker Wahrheitsverzerrung leidender Wald- und Wiesentrompeter.
Dobs hat geschrieben:Was ist denn nun schon wieder ein Wald- und Wiesentrompeter und was ist daran so schlimm? Sommerhalder ist unter anderem wegen dieser Behauptung, die in kein wissenschaftliches Gutachten gehört, für befangen erklärt worden.
Schlimm ist daran nichts, ich bin ja auch nur einer und kein besonders guter. Ich behaupte aber auch nicht ein Meister meines Fachs zu sein. Wenn sich Sommerhalder auch nicht an das verquere Juristendeutsch gehalten hat, so hat er aber kurz und prägnant den Sachverhalt richtig dargestellt.
Benutzeravatar
Dobs
Moderator
Beiträge: 4737
Registriert: Dienstag 13. Januar 2004, 16:12
Meine Instrumente ..: Yamaha 6335RC, Jupiter JFH-1100R
Wohnort: Hannover

Beitrag von Dobs »

Jetzt bin ich in die ungewollte Situation geraten, Stefan Mross zu verteidigen:

1.
Wenn auf seiner Homepage steh, er sei ein "Meister seines Fachs", ist das eine werbende Anpreisung, die keinen Tatsachengehalt enthält, den man überprüfen kann. So ähnlich wie: "Die beste Lead Trompete aller Zeiten".

2.
Stefan Mross spielt tatsächlich Trompete. Ob er es gut oder schlecht kann ist letztlich eine Geschmacksfrage. Die Frage, die das Gutachten beantworten sollte, war, ob er technisch in der Lage ist, daß zu spielen, was er auf der CD behauptet zu spielen.

3.
Die CD, bei der Einspielungen von Malempre verwendet werden, ist nicht auf Stefan's Mist gewachsen, sondern dem seines Managements.

4.
Kuhlo, Du schreibst: "Ich bin auch das Publikum und ich will es nicht so. Ich mag halt nur Musiker, die ihre Leistung auch auf der Bühne live wiederholen können. " Das ist legitim und ich mag auch nur Musiker, die ihre Leistung auf der Bühne wiederholen können. Unter anderem deshalb kaufen wir beide keine Mross CD's. Aber ich gestehe dem Rest des Publikums zu, daß sie den lustigen, netten, jungen Mann mit der goldenen Trompete so haben wollen, wie er ist. Stefan Mross ist ein Markenprodukt.

5.
Die Tatsache, daß ein Vergleich zustande gekommen ist, heisst noch lange nicht, daß die Behauptung von Malempré nicht so ganz falsch gewesen sein kann. Ein Vergleich ist kein Schuldeingeständnis und kann aus vielen Gründen geschlossen werden. Ich vermute aber, daß Management hat sich tatsächlich die Urheberrechte an Malempres Aufnahmen nicht in ausreichendem Masse abtreten lassen und für die weitere Verwendung wollte Malempre jetzt (legitimerweise) mehr Geld sehen.

6.
Es geht nicht darum, ob Sommerhalder sich an "verqueres Juristendeutsch" hält oder nicht, es geht darum, ein objektives Gutachten abzuliefern. Wenn er Stefan Mross als "Feld- Wald- und Wiesentrompeter" bezeichnet stellt er nicht den Sachverhalt "prägnant und richtig dar", sondern dann ist das reine Polemik. Warum? Das hat Sommerhalder doch überhaupt nicht nötig?

7.
@Duden
Bist Du Jurist? Mit der Analyse von § 263 StGB wärst Du in einer Strafrechtsklausur mit Pauken und Trompeten durchgerasselt. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt sieht das offensichtlich genauso, sonst hätte sie ein Ermittlungsverfahren gegen die Plattenfirma von Mross eingeleitet.

Zum Abschluss:
Ich kenne Stefan Mross nicht und bin kein Freund seiner Musik. Ich finde es nicht besonders toll, daß auf seinen Plattenaufnahmen für das Publikum der Eindruck erweckt wird, der Trompetensound, der da zu hören ist, ist (ausschliesslich) von ihm. Aber diese Mross Hetzjagd geht mir auf den Geist.

Nebenbei: Wusstet ihr, daß Britney Spears nicht immer selbst singt. Das macht in Wirklichkeit eine schwedische Sängerin, die aber nicht ganz so photogen ist.
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
kuhlo
Unverzichtbar
Beiträge: 949
Registriert: Donnerstag 13. Oktober 2005, 14:17

Beitrag von kuhlo »

@ Dobs

Zu einigen Punkten möchte ich mich noch gerne äußern.

zu 1.: Er behauptet ein Supertrompeter zu sein und das Zitat belegt das, Feierabend.

zu 6.: Das ist dann wieder eine rein juristische Sichtweise, bringt Dein Beruf sicher mit sich. Dem überwiegenden Teil der Trompeter hier brauche ich aber keine Definition für "Feld-, Wald- und Wiesentrompeter zu liefern", die wissen dann alle, was damit gemeint ist. Von daher ist es eine prägnante und richtige Darstellung, wenn auch vielleicht nicht juristisch korrekt und für einen amtlichen Gutachter unangemessen. Sicher hätte man die Aussage in mehrere wissenschaftlich klingende Absätze packen können, das Ergebnis des Gutachtens wäre aber nicht anders ausgefallen und so versteht es wenigstens jeder. Aber bei gerichtlichen Formulierungen schießt man ja immer gerne von hinten durchs Knie in den Ofen.

Ich verwehre mich auch gegen den Begriff "Hetzjagd". Seine eigene Meinung zu den Dingen zu haben und nicht mit der Masse zu laufen, ist keine Hetzjagd.
Benutzeravatar
duden
ExtremPoster
Beiträge: 468
Registriert: Donnerstag 29. Dezember 2005, 15:14

Beitrag von duden »

Nein, ich bin kein Jurist, sondern von gesundem Menschenverstand. Und ich habe ja auch nicht gesagt, dass die Angelegenheit justitiabel ist - sonst hätte natürlich die StA ermittelt. Aber aus einer moralischen Sicht halte ich es dennoch für Betrug am Hörer und am Käufer.
I didn't try to be primitive, I just had bad microphones.
Benutzeravatar
Dobs
Moderator
Beiträge: 4737
Registriert: Dienstag 13. Januar 2004, 16:12
Meine Instrumente ..: Yamaha 6335RC, Jupiter JFH-1100R
Wohnort: Hannover

Beitrag von Dobs »

Ho, Ho! Jetzt beruhigt Euch mal wieder alle.

Ein moralischer "Betrug" am Publikum, mag das vielleicht sein. Leider funktioniert das so oder ähnlich quer durch alle Medien. Nimm eine xbeliebige Biographie eines xbelibigen Prominenten. Meint hier auch nur einer, der hat die selbst geschrieben? Sänger bedienen sich Backup-Artists, die dann plötzlich auf der CD als die Stimme auftauchen. Hinter Modern Talking stand Thomas Anders und Nino de Angelo, Milli Vanilli und Boney M sind schon genannt werden. Das Leben, das uns in Realityshows im Fernsehen vorgegaukelt wird, ist in allen Einzelheiten inszeniert. Übrigens, auch auf den CD'S von Walter Scholz tauchen andere Trompeter auf, deren Namen wir wahrscheinlich nie erfahren werden, wenn nicht einer aus der Versenkung hervortritt und mehr Geld für seinen Einsatz haben möchte.

Es geht darum, das Massenpublikum zu befriedigen und damit so viel Geld wie möglich zu verdienen. Das Publikum bekommt letztlich ein Produkt, nach dem es verlangt. Man kann das bedauern oder verteufeln und als den Untergang des Abendlandes verteufeln, aber ein Großteil der Menschen verlangt danach und wenn jemand daraus Kapital schlägt, finde ich das nur verständlich und vollkommen legitim. Darüber muss man sich eben im klaren sein und dann kann man über solche Sachen, wie den "Trompeterkrieg" nur schmunzeln.

Die Medienlandschaft hat einige Kunstfiguren produziert, auf die ich sehr gut verzichten könnte: "Dieter Bohlen, Verona Poth, Daniel Küblböck, die zahllosen Frauen, die sich für nichts zu schade sind, um einen Auftritt in der Bild Zeitung zu bekommen." Ich kann es nicht ändern, ich kann nur sagen: "Mein Geld bekommt ihr nicht."

Man kann sich bei all dem als intelligenter Verbraucher entspannt zurücklehnen und darüber durchaus amüsieren. Schlimm ist nur, daß viele Menschen leider nicht mehr zwischen der Realität oder dem, was sie dafür halten unterscheiden können. Unglaublich aber war: Es gibt Leute, die etwa in die Lindenstrasse einziehen wollen, wenn dort eine Wohnung frei wird.

Es ist wohl leider so: Die Medien machen die Schlauen schlauer und die Dummen dümmer. Das ist das eigentliche Problem, daß das Landgericht Frankfurt aber nicht lösen kann. Das ist ein häßliches Ergebnis unserer übersättigten Wolstandsgesellschaft aber auch schlechter Bildung und unzureichender Erziehung. Daran hat am wenigsten Stefan Mross Schuld, als er als 13jähriger den Grand Prix gewonnen hat und in eine gnadenlose Musikindustrie hineingeschmissen wurde.
"Musik und Bier sind Themen, die traditionell sehr eng miteinander verbunden sind." - Sch.-Hausbrandt (Herri Bier)
Benutzeravatar
Schlaui
Unverzichtbar
Beiträge: 784
Registriert: Mittwoch 7. Dezember 2005, 15:16

Beitrag von Schlaui »

@Dobs: Super Post. Ich habe eben mehrere Anläufe unternommen, etwas ähnliches zu sagen, es aber nicht ohne ausufernde Polemik hinbekommen und die wollte ich uns ersparen. Nagel auf den Kopf getroffen.
trp
Unverzichtbar
Beiträge: 636
Registriert: Donnerstag 31. März 2005, 09:25

Beitrag von trp »

@ dobs :gut: :gut: :gut:

sehe das auch so.

ich hab mal eine zeitlang im studio genau solch einen quatsch aufgenommen.
für die lustigen.. oder die fidelen......

irgendwann kam dann der zeitpunkt wo ich die "musik" einfach nicht mehr ausgehalten hab.
seitdem machs ich nicht mehr.

seht das geld das mross verdient bitte als schmerzensgeld.

der arme kerl muss das jeden tag hören!!!!

lg trp
kuhlo
Unverzichtbar
Beiträge: 949
Registriert: Donnerstag 13. Oktober 2005, 14:17

Beitrag von kuhlo »

Dobs hat geschrieben:Ho, Ho! Jetzt beruhigt Euch mal wieder alle.
Ich bin die Ruhe selbst.

Zu Deinem letzten Beitrag:

Man kann sich über diese Umstände amüsieren und unbeteiligt zusehen und zurücklehnen, oder offen seine Meinung dazu vertreten. Man wird dann zwar oftmals als Spielverderber oder Querulant angesehen, aber damit kann ich eher leben, als mit einer gedankenlosen Masse in einen Topf geworfen zu werden.

Wenn man diese Mißstände oft genug anprangert, dann wird sich vielleicht auch etwas zum Positiven verändern.

Gerade hier im Trompetenforum, wo man es, ob nun Laien oder Profis, durchweg mit Musikern zu tun hat, sollte mit Kritik an solchem Verhalten nicht gespart werden. Auch wenn Du Herrn Mross nicht kritisieren möchtest, billigst Du sein Verhalten trotzdem nicht. Wir alle würden ein solches Verhalten in unserem direkten Umfeld nicht dulden, warum also in der "Medienlandschaft".

Nur zur Klarstellung: Soll er sein Geld weiterhin bekommen. Ich werde mich auch nicht weiter über ihn auslassen, aber gutheißen werde ich sein Verhalten auch nicht. Ich beneide ihn auch nicht, denn im Grunde ist er sicherlich selbst mit der Situation mehr als unzufrieden, seine Alkoholabstürze bringen mich da schon zum Nachdenken.
Benutzeravatar
duden
ExtremPoster
Beiträge: 468
Registriert: Donnerstag 29. Dezember 2005, 15:14

Beitrag von duden »

Nein, nein, nein. Weißt Du, ich bin Journalist (bei einem sogenannten "seriösen" Medium), kenne natürlich die Praktiken der Kollegen vom Boulevard und ärgere mich jeden Tag wieder darüber, dass das meiste von dem, was da als Riesen-Neuigkeit verkauft wird, in Wirklichkeit doch nur aus Inszenierungen besteht. Und das Arguemnt der Kollegen, das sei kein Journalismus, sondern Unterhaltung, das akzeptiere ich nicht. Denn der Großteil der Leute durchblickt das eben ganz und gar nicht, sondern nimmt - entweder - als wahre Münze, was da so geschrieben und gesendet wird. Oder - andererseits - flüchtet in einen Fatalismus: Journalisten sind eh alles Schweine. Das betrifft dann wieder mich, wenn ich versuche ernsthaft zu recherchieren und auf Leute stoße, die ganz selbstverständlich annehmen, sie könnten mich korrumpieren und gängeln, weil das ja bei den anderen auch locker möglich ist.

Und da gibt´s durchaus eine Parallele zur Musik. Durch Trompetendarsteller wie Mross bekommen die Leute einen völlig falschen eindruck davon, wie schwer das eigentlich ist - wenn´s schon ein 13-jähriger kann, ohne auch nur ein bisschen rot im Gesicht zu werden? (Ich hab diesen Grand-Prix-Auftritt damals übrigens gesehen und sofort gesagt, dass der Pimpf nie im Leben selber spielt.) Und das diskreditiert jeden Live-Musiker - wenn die Leute nur noch CD-Qualität zu hören bekommen, dann werden sie von einem Konzert ohne Playback immer enttäuscht sein, weil´s halt nicht so perfekt sein kann.

Ich bleib dabei: Für mich ist es Betrug am Zuhörer und schädlich für uns Musiker.
I didn't try to be primitive, I just had bad microphones.
TomTrom
Newbie
Beiträge: 2
Registriert: Donnerstag 21. September 2006, 16:24

Beitrag von TomTrom »

Hallo Dobs,
Du schreibst:
"Übrigens, auch auf den CD'S von Walter Scholz tauchen andere Trompeter auf, deren Namen wir wahrscheinlich nie erfahren werden, wenn nicht einer aus der Versenkung hervortritt und mehr Geld für seinen Einsatz haben möchte."

Kannst Du das konkretisieren? Spielen da "Stunttrompeter" für Walter Scholz? Würde mich wirklich interessieren.
Viele Grüsse
Tom Trom
Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: Bing [Bot] und 18 Gäste