Deine Begeisterung für die Naturtrompete will dir hier gewiss niemand nehmen.Robert Mai hat geschrieben:Jeder nach seiner Fasson!
Die Wahl des bevorzugten Instruments ist eine freie Entscheidung; sie fügt niemandem Schaden zu.
Man schuldet daher für die getroffene Wahl auch niemandem Rechenschaft.
Was ich dir nehmen möchte, ist dein Standpunkt (und dessen Verbreitung), Spieler "Lochloser" gäben genauer den gestalterischen Willen der Barockkomponisten wieder, seien die "kritischeren" Hörer und überhaupt "authentisch(er)".
Während die Streichinstrumente des Barock meines Wissens technisch bereits vollkommen ausgereift waren, standen die Blechblasinstrumente jener Zeit noch am Anfang ihrer Entwicklung.
Die Erfindung des Monsieur Périnet stand noch bevor, und für die Spielbarkeit von Tonleitern auf Trompeten war eine (im Vergleich zu heutigen Instrumenten) erheblich größere Rohrlänge vonnöten - mit den bekannten Folgen für Intonation und Klang.
Die Naturtrompete ist schlichterdings ein blechbläserisches "Holzbein".
Hätten die Komponisten und Spieler des Barock Zugriff auf Ventiltrompeten gehabt, wären sie vor Begeisterung und Dankbarkeit nach meiner persönlichen Einschätzung vollkommen ausgeflippt (und hätten den insgesamt helleren Klang möglicherweise sogar gefeiert).
Sie hatten aber nicht die Wahl.
Die Idee, dass die Blechblasvirtuosen des Barock zur Vermeidung eines verschärften Wettbewerbs die Verbreitung von Ventiltrompeten bewusst unterdrückt hätten, entspringt m.E. einem desorientierten Sportlerhirn.
Dass jemand "sein Holzbein feiert", ist für mich grundsätzlich vollkommen in Ordnung.
Dies ist schließlich ein freies Land.
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